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Michael Weyand: Zwischen Labor und Businessplan

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Dr. Michael Weyand Quelle: Weyand

02.01.2008  - 

Tagsüber forschen, abends Finanzpläne entwerfen – über mangelnde Abwechslung kann sich Dr. Michael Weyand vom Chemical Genomics Centre Dortmund nicht gerade beklagen. Zusammen mit drei Kollegen hat der Chemiker den Weg vom Labor in die Businesswelt beschritten. Die Geschäftsidee, ein neuartiges Pflanzenschutzmittel, hat nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Jurys mehrerer Gründerwettbewerbe überzeugt. Im Jahr 2006 kam der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgelobte GO-Bio-Preis hinzu. Damit soll aus der Idee demnächst Realität werden.

Dass es ihn eigentlich in die Anwendung zieht, weiß Weyand schon lange. „Ich möchte, dass hinterher bei der wissenschaftlichen Arbeit auch was rauskommt“ erklärt er seinen Hang zum Unternehmertum. Dennoch hatte der 40jährige schon als Student einen Sinn für das Grundlegende. “Chemie hat mich einfach gefesselt, weil sich alles, was wir sind, im Grunde auf Chemie reduziert“ erzählt Weyand. Das Chemiestudium beginnt der gebürtige Braunschweiger in Clausthal-Zellerfeld, kehrt dann zurück nach Braunschweig ans heutige Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (damals Gesellschaft für biotechnologische Forschung, GBF) und bleibt auch für die Promotion dort. Er spezialisiert sich auf Kristallographie und Röntgenstrukturanalyse von Biomolekülen – dass er sich jemals mit Pflanzenschutzmitteln beschäftigen würde, hätte er damals nicht gedacht.

Bereits im Herbst 2006 wurden die zwölf Siegerteams der ersten GO-Bio-Runde von Bundesforschungsministerin Annette Schavan geehrt. 

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Vor fast zehn Jahren landet Weyand dann als Postdoc am Max-Planck-Institut (MPI) für molekulare Physiologie in Dortmund. Später macht er als Laborleiter in einer Ausgründung des MPI´s erstmals Erfahrung in der Wirtschaft – und findet Geschmack an der Sache. „Damals, 2001, habe ich mir gesagt: die akademische Laufbahn ist nichts für mich“, erzählt Weyand. Nicht nur die Anwendung reizt den Unternehmer in spe, auch die Aussicht auf Unabhängigkeit findet er verlockend. Am MPI Dortmund findet sich die richtige reaktive Personenmischung, aus der ein konkreter Plan für ein Unternehmen entsteht. „Vier Leute kamen da zusammen“ erinnert sich Weyand, „die Chemie und die Rollenverteilung passte“. Auf das Team und die Zusammenarbeit legt er großen Wert. „Wir sind alle gleichberechtigte Partner, wir ergänzen uns“ erklärt er. Später kommt ein fünftes Mitglied hinzu, um, so Weyand, die wissenschaftliche Expertise um „betriebswirtschaftliches Knowhow“ zu ergänzen.

Die Idee, ein Pflanzenschutzmittel zu entwickeln, bringt ursprünglich der Pflanzenphysiologe Dr. Christian Ottmann ein. Konkret geht es dabei um ein Proteinsystem namens 14-3-3. Diese Proteine können an bestimmte Zielproteine binden und dadurch deren Funktion verstärken. Ein solches Zielprotein ist eine Protonenpumpe, die in der Pflanze den Wasserhaushalt reguliert. Wird die Pumpe durch 14-3-3 Proteine unkontrolliert angeregt, verliert die Pflanze zu viel Wasser und vertrocknet. Dieses Prinzip haben sich die Forscher von dem Pilzgift Fusicoccin abgeschaut, welches Pflanzen genau mit diesen Mechanismus abtötet. Da Fusicoccin teuer ist, suchen Weyand und Kollegen nach einer vergleichbaren Substanz, die aber kostengünstig hergestellt werden kann. Für diese Entwicklungsarbeit nutzen die Forscher die Infrastruktur des MPI´s und Räumlichkeiten im BioMedizin-Zentrum Dortmund. „Die Ausstattung ist phänomenal“ schwärmt Weyand. Und auch bei dem Weg durch die Deutsche Vorschriftenlandschaft gibt es vom MPI Unterstützung. Das spricht für den Standort „Wir haben uns ganz bewusst für Dortmund entschieden“ erklärt Weyand.

Mit einem Projekt zur Entwicklung innovativer Wirkstoffe für den Pflanzenschutz hat sich Michael Weyand an der ersten Runde des GO-Bio-Wettbewerbs erfolgreich beteiligt.

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Die Idee fand übrigens in der Wirtschaftswelt schon mehrfach Anklang. 2004 bringt es ihr Business-Plan, der unter dem Namen „AmbAgon“ firmiert, beim Start2Grow-Gründungswettbewerb unter die zehn besten, ein Jahr später beim Venture Cup von Science4Life. Schließlich wird die Idee 2006 für den Deutschen Gründerpreis nominiert. „Das sind eindeutige Zeichen dafür, dass die Idee verstanden wurde. Jetzt liegt es an uns, daraus was zu machen“, sagt Weyand unternehmungslustig. Mit der Go-Bio Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die im Herbst 2006 erfolgreich eingeworben wurde, wollen die Forscher den ersten Schritt dazu tun. „Wenn alles gut läuft, gründen wir nächstes Jahr“, hofft Weyand. Die weitere Zukunft des Unternehmens sieht er aber ganz realistisch: „wir unterliegen dem gleichen Gesetz wie alle anderen: nur etwa einer von hundert kommt durch. Das ist normal.“

Dem zweifachen Vater und frischgebackenen Hausbesitzer fehlt es auch sonst nicht an Beschäftigung. Neben Familie, Heimwerkern und der ein oder anderen Schachpartie bleibt für Sport und Bücher kaum mehr Zeit. „Der Tag hat eben nur 24 Stunden“ sagt er lachend. Wo er recht hat, hat er recht.


Autorin des Textes: Miriam Ruhenstroth

 

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