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Thorsten Eggert: Der Enzym-Optimierer

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Thorsten Eggert, habilitierter Mikrobiologe und Gründer von Evocatal. Quelle: Evocatal

23.11.2012  - 

Eigentlich hat Thorsten Eggert zwei Familien: Eine besteht aus seiner Frau und seiner Tochter. Doch die, das gibt er unumwunden zu, „stehen eigentlich immer etwas zurück.“ Von Montag bis Freitag hat nämlich die andere Familie Vorrang: Evocatal. 2006 gründete der gebürtige Essener in Düsseldorf seine eigene Firma. Nachdem er als Forscher niemanden gefunden hatte, der seine Idee zur Marktreife weiterentwickeln wollte, nahm der Sohn einer Unternehmerfamilie die Sache selbst in die Hand. Aus dem Wissenschaftler wurde ein Firmenlenker.

Thorsten Eggert hat es nicht gerade hinaus in die weite Welt gezogen. 1972 in Essen geboren, Studium der Biologie und Promotion in Bochum, Aufbau der Arbeitsgruppe „Directed Evolution“ in Jülich – die Heimat allein formte aus dem Sohn einer Unternehmerfamilie einen erfolgreichen Wissenschaftler. Nach der Promotion am Bochumer Institut für Mikrobiologie lief seine akademische Karriere im Bereich Enzymoptimierung gut an. Eggert leitete eine eigene Arbeitsgruppe am Institut für Molekulare Enzymtechnologie in Düsseldorf, doch nach einigen Jahren machte sich eine gewisse Unzufriedenheit breit: „Ich wollte nicht einfach nur forschen, sondern am Ende auch ein fertiges Produkt in den Händen halten.“ Etliche Kooperationen mit Industriepartnern verliefen vielversprechend. Trotzdem traute sich keiner, jene neuen Enzyme auch bis zur Marktreife zu entwickeln.

Hintergrund

Die Evocatal AG ist spezialisiert auf die Entwicklung maßgeschneiderter Enzyme und die biotechnologische Produktion von Feinchemikalien.

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Mehr als Forschung

So war es Eggert selbst, der 2006 die Zügel in die Hand nahm. „Von der ersten Sekunde an gab es gar keinen Zweifel daran, dass unsere Geschäftsidee funktionieren würde“, so Eggert. Das vorläufige Ende seiner akademischen Karriere stellt seine Habilitation 2007 an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf dar. Bereits ein Jahr zuvor gründete er die Evocatal GmbH mit, deren Geschäftsführer er seitdem ist. Der Firmensitz befindet sich in der Nähe von Ruhr und Rhein im Düsseldorfer Life Science Center.

Engagement und Leidenschaft

Das Leitungstrio um Geschäftsführer Eggert, den zweiten Geschäftsführer Michael Puls und den wissenschaftlichen Leiter Christian Leggewie kennt sich schon seit Jahren. „Ich freue mich immer wieder, dass ich mit Menschen zusammenarbeiten kann, mit denen ich gern zusammen bin“, sagt Eggert. Wenn er das unkomplizierte Miteinander auf Dienstreisen lapidar beschreibt, könnte das seine Ehefrau – wenn sie denn wollte – leicht falsch verstehen: „Mit Herrn Leggewie und Herrn Puls habe ich schon so manches Zimmer geteilt.“ Dass aber Eggerts Frau seine Leidenschaft für die eigene Firma versteht und ihn voll unterstützt, macht ihn stolz und glücklich zugleich.

Doch nicht nur auf der Leitungsebene stimmt die Chemie. Als bei einer Lieferung eines Lohnherstellers klar wurde, dass die Qualität des Materials für eine Auslieferung an den Endkunden nicht ausreicht, wurde es kurzerhand im Dreischichtbetrieb aufbereitet, um den geforderten Spezifikationen zu genügen. Das Besondere: Die Lieferung kam an einem Freitagabend, der Versand war für den Montag darauf geplant. Für den Erfolg des Unternehmens opferte das Team wie selbstverständlich das Wochenende. Im Gespräch mit Eggert spürt man, dass er auch darauf stolz ist.

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Zunächst konzentrierte sich Evocatal allein auf maßgeschneiderte Enzyme. 2010 kam mit der enzymbasierten Produktion von Feinchemikalien ein zweites Standbein hinzu. Eggert sieht sein „zweites Kind“ daher keinesfalls als klassische Forschungsfirma: „Evocatal ist in erster Linie ein produzierendes Unternehmen, das in der Lage ist, die geforderten Enzyme oder Feinchemikalien auch im Tonnenmaßstab herzustellen.“ 

Expansion geplant

Derzeit beschäftigt Evocatal 23 Mitarbeiter. Eggert plant aber, „die Mannschaft zu vergrößern und den Vertrieb stärker zu internationalisieren.“ Für 2014 steht das Erreichen der Gewinnschwelle fest im Kalender. Momentan profitiert die Firma vom Bioökonomie-Trend. So ist Evocatal federführend an einer strategischen Allianz „Funktionalisierung von Polymeren“ beteiligt, die vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung gefördert wird (mehr...). Hier sind zum Beispiel neue Betonzusatzmittel gefragt. Durch Enzyme sollen natürliche Polymere wie Lignine und Cellulose derart aufgewertet werden, dass sie die erdölbasierten Zusatzmittel ersetzen können. Man ahnt, dass sich an der Priorisierung seiner zwei Familien in den nächsten Jahren wohl kaum etwas ändern wird. Auf etwaige Hobbys angesprochen, erklärt Eggert fast etwas entschuldigend: „Dafür bleibt gerade keine Zeit.“ Eigentlich lese er sehr gern, besonders Thomas Mann hat es ihm angetan. Darüber hinaus nennt er vier Süßwasseraquarien sein Eigen. Trotzdem: „Die freie Zeit, die ich habe, versuche ich, mit meiner Familie zu verbringen.“ 

Autor: Martin Laqua

 

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