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EU-Behörde beurteilt Gentech-Soja als sicher

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Sojaernte in der argentinischen Pampa - In Europa könnte es bald ähnliche Bilder geben, nachdem die EU-Behörde EFSA den Anbau von gv-Soja als sicher erachtet hat. Quelle: wikimedia commons/arpatt

26.06.2012  - 

Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat eine gentechnisch veränderte (gv-) Sojasorte des Agrarkonzerns Monsanto begutachtet, die künftig in Europa angebaut werden soll. Zum ersten Mal hat die in Italien angesiedelte Behörde nun eine positive Stellungnahme dafür abgegeben, nachzulesen im EFSA Journal  (2012, Bd. 10, S. 2753). Damit ist ein erster Schritt in Richtung Zulassung getan. Eine endgültige Entscheidung müssen nun die EU-Mitgliedsstaaten oder die EU-Kommission fällen. Ob deutsche Bauern in Zukunft tatsächlich gv-Soja anbauen, erscheint trotzdem fraglich.

Soja ist eine der wichtigsten Futterpflanzen weltweit. Die Welternte 2010 belief sich mehr als 261 Millionen Tonnen. Die gesamte Anbaufläche betrug mehr als 102 Millionen Hektar. Die größten Produzenten sind dabei die Vereinigten Staaten, Brasilien und Argentinien, die fast ausschließlich gv-Soja anbauen. Ihr Anteil an der Gesamtanbaufläche in den USA betrug 94 Prozent (2011), in Argentinien 97 Prozent (2009) und in Brasilien 77 Prozent (2010). In der Europäischen Union werden hingegen bisher keine gentechnisch veränderten Sojabohnen angebaut. Vor allem als Futtermittel werden trotzdem jedes Jahr große Mengen der Ölsaat importiert.

Soja-Sorte mit Herbizid-Toleranz

Der US-Agrarkonzern Monsanto hatte bereits im Jahr 2005 in den Niederlanden beantragt, eine bestimmte Sojabohne auch für den Anbau als Lebensmittel in Europa zuzulassen. 40-3-2, so die Sortenbezeichnung, enthält zusätzliche Erbinformationen, die eine Resistenz gegen das Pflanzenschutzmittel Glyphosat vermitteln. In den USA wurde die Sorte bereits 1994 zugelassen, Argentinien zog 1996 nach, Brasilien erst 2005. In Rumänien wurde bis zum EU-Beitritt 2007 auch gv-Soja angebaut. Das Breitband-Herbizid Glyphosat wird unter der Bezeichnung „Roundup“ vermarktet. Es stört die Synthese von bestimmten Aminosäuren und ist so für fast alle Pflanzenarten giftig. Mit sogenannten „Roundup Ready“-Sorten hat der US-Konzern Saatgut entwickelt, die dem Herbizid gegenüber unempfindlich sind. Neben Soja gibt es auch Raps-, Baumwoll- und Maissorten, die dank künstlich eingefügter Erbinformation dem Stoff widerstehen können.

Das EFSA-Kommitee für gv-Organismen hat die Sicherheit von Monsantos Soja jetzt positiv beurteilt. In seiner wissenschaftlichen Stellungnahme mahnt das Kommitee aber auch an, dass der Anbau dieser Sorte die Umwelt entlasten soll. So soll laut EFSA die Menge des eingesetzten Pestizids überwacht werden – und nicht nur das: „Wir empfehlen auch das Monitoring der Veränderungen der Kraut- und Strauchbiodiversität und der Entwicklung der Pestizid-Resistenzen in diesen Pflanzen.“

Der US-Konzern Monsanto möchte seine GV-Soja-Sorten der Reihe „Roundup Ready“ auf europäischen Böden anbauen.Lightbox-Link
Der US-Konzern Monsanto möchte seine GV-Soja-Sorten der Reihe „Roundup Ready“ auf europäischen Böden anbauen.Quelle: wikimedia commons/maggilautaro

Auf Basis der EFSA-Empfehlung müssen jetzt die 27 Mitgliedstaaten der EU mit qualifizierter Mehrheit eine Entscheidung fällen. In der Vergangenheit haben sich Befürworter und Gegener von gv-Zulassungen dabei regelmäßig blockiert. Keiner der Gruppen gelang es, genügend Stimmen für ihre Haltung zu gewinnen. In so einem Fall entscheidet dann die EU-Kommission. Sie muss dann ihre in den EU-Verträgen festgelegte Aufgabe wahrnehmen und die geltenden Rechtsvorschriften vollziehen: Danach müssen GVO-Produkte zugelassen werden, wenn sie nach aktuellem wissenschaftlichen Stand sicher sind und bei ihrer Nutzung alle weiteren gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden.

Kritik am EFSA-Gutachten

Kritik am EFSA-Gutachten kommt aus Deutschland. Eine von dem gentechnikkritischen Beratungsinstitut Testbiotech in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Risikobeurteilung von „Roundup Ready“-Soja nicht vollständig ist: „Die Pestizidrückstände auf den Soja-Pflanzen können gesundheitsschädlich sein. Und genau dafür ist kein Monitoring vorgesehen.“ Nach Ansicht von Testbiotech schreiben die EU-Regeln aber ein solches Monitoring vor. „Wird die Zulassung gentechnisch veränderten Sojas auf der Grundlage der bestehenden Risikobewertung erteilt, wäre dies als ein Rechtsbruch anzusehen", sagte Christoph Then, der Geschäftsführer von Testbiotech. Auch der EU-Rechtsexperte Ludwig Krämer moniert in dem beauftragten Rechtsgutachten, die Risiken des Anbaus seien nicht ausreichend geklärt.

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Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens gilt es als fraglich, ob deutsche Bauern künftig großflächig Soja anbauen werden. Das hierzulande herrschende Klima erlaubt keine Spitzenerträge. Optimale Bedingungen herrschen nach Angaben des Informationsportals Proplanta nur an einigen Standorten in Süddeutschland. Auf gerade einmal 4.000 Hektar wurden 2010 in Deutschland Soja-Pflanzen angebaut, berichtet der Deutsche Sojaförderring. Im vergangenen Jahre startete das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ein Forschungsprogramm, mit dem Ziel, den ökologischen Sojaanbau in Deutschland auch über die traditionellen Anbaugebiete im Süden hinaus auszudehnen.

Biologenverband fordert sachliche Debatte

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner steht der Grünen Gentechnik kritisch gegenüber. EU-Pläne, die Nulltoleranz bei gv-Spuren in Lebensmitteln aufzuweichen, lehnt sie ab (mehr…). Auch deshalb hat die EFSA mit ihrer aktuellen Entscheidung die Debatte um gv-Saatgut weiter angefacht. Erst Mitte Juni forderte der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBio), die Diskussion um die Grüne Gentechnik auf Basis wissensbasierter Argumente zu führen. Der Nachweis von Risiken bleibe seit fast zwei Jahrzehnten aus, betonte Verbandspräsident Wolfgang Nellen: „Forschungsergebnisse werden nicht selten ignoriert, Widersprüche ausgeblendet oder es werden – bewusst und unbewusst – falsche Argumentationsketten konstruiert.“ Besonders die Forderung nach Nulltoleranz bei Lebensmitteln und die Ausweisung von „Gentechnikfreien Zonen“ beurteilt der Verband kritisch. Stattdessen sollten Bürger die Chance wahrnehmen „Entscheidungen auf der Basis von Wissen und nicht aufgrund von ‘gefühlten Wahrheiten‘ zu treffen.“

© biotechnologie.de/bk

 

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