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Jan Gläscher: Vom Entschluss, Entscheidungen zu erforschen

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Gewinner des 1,25 Millionen Euro dotierten Bernstein-Preises 2009: Der Psychologe Dr. Jan Gläscher Quelle: privat

28.12.2009  - 

Mit "Zuckerbrot und Peitsche“ und der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie (fMRT) untersucht Psychologe Jan Gläscher das menschliche Entscheidungsverhalten. Gläscher wird im Frühjahr 2010 von Kalifornien nach Hamburg zurückkehren und sein exotisches Wissensgebiet – die Erforschung der Entscheidungsfindung - mitbringen. „Dank des erst kürzlich erhaltenen Bernstein-Preises habe ich optimale Startbedingungen für den Aufbau meiner eigenen Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf“, so der 36-Jährige. Der mit 1,25 Millionen Euro dotierte Preis des BMBF wird jährlich an exzellente Wissenschaftler aus dem Bereich der Computational Neuroscience vergeben.

Den Einstieg in die Neurowissenschaften fand der gebürtige Hamburger während seiner Diplomarbeit an der University of Iowa bei Ralph Adolphs. In seiner anschließenden Promotion bei Christian Büchel und Bernd Dahme an der Universität Hamburg führte er seine ersten Studien am fMRT durch und erforschte, wie Belohnung und Bestrafung vom Gehirn gelernt werden. „Ein sehr spannendes und faszinierendes Thema, das mich bis heute nicht mehr losgelassen hat,“ so Gläscher. Nach der Promotion zog Gläscher im Jahr 2004 wieder in die Staaten – und ist seitdem als Nachwuchswissenschaftler am California Institute of Technology tätig.

Bei einer Fehlentscheidung wird die Striatum-Region im Gehirn (gelb markiert) aktiviert: Der Proband lernt aus seinen Fehlern.Lightbox-Link
Bei einer Fehlentscheidung wird die Striatum-Region im Gehirn (gelb markiert) aktiviert: Der Proband lernt aus seinen Fehlern.Quelle: Gläscher

Entscheidungen messbar gemacht

In Kalifornien befasst sich Gläscher ausgiebig mit dem menschlichen Entscheidungsverhalten und stellt dies in Zusammenhang mit Lernprozessen im Gehirn. Wie treffen wir Entscheidungen? Diese recht komplexe Fragestellung wird von Gläscher reduziert – aber messbar – im fMRT nachgestellt. „Damit meine Probanden die richtige Motivation für die wissenschaftlichen Experimente mitbringen, werden sie für jede richtige Antwort mit Bargeld belohnt,“ betont er mit einem Schmunzeln. In seinen Experimenten konfrontiert Gläscher die Versuchspersonen mit einfachen Symbolen. Entscheiden Sie sich für das richtige Symbol, erfolgt eine Belohnung. Bei falscher Entscheidung geht die Versuchsperson leer aus.

Der „Gehirnscanner“ namens fMRT misst parallel, welche Regionen des Denkapparats während der einfachen Entweder-oder-Fragen aktiviert werden. Parallel werden mathematische Modelle des Entscheidungsverhaltens erstellt. Gläschers Studien ergaben, dass verschiedene Bereiche im Gehirn für das menschliche Entscheiden verantwortlich sind: Der sogenannte orbitofrontale Kortex, ein Teil des präfrontalen Kortex, der direkt über den Augen liegt, wird beispielsweise aktiv, wenn die Versuchsperson für die aktuelle Entscheidung ein positives Ergebnis erwartet. Das Striatum hingegen bildet einen Vorhersagefehler ab, der auch als Motor des Lernens betrachtet werden kann. Man lernt demnach aus eigenen Fehlern, um in der Zukunft bessere Vorhersagen treffen zu können „Unser Gehirn errechnet einen Abgleich zwischen Erwartung und Ergebnis, Entscheidungen zu treffen hängt demnach sehr eng mit dem Lernprozess zusammen,“ fasst Gläscher zusammen.

Bernstein-Preis

Seit 2006 zeichnet das BMBF jährlich exzellente NachwuchswissenschaftlerInnen mit herausragenden Forschungsideen mit dem „Bernstein Preis für Computational Neuroscience“aus. Der Preis wird international ausgeschrieben und ist mit 1,25 Millionen Euro über 5 Jahre dotiert.

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Rückkehr nach Hamburg mit neuen Ideen im Gepäck

Dem Gewinner des international ausgeschriebenen Bernstein Preises winken 1,25 Millionen Euro Preisgeld – damit steht dem Aufbau von Gläschers eigener Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nichts mehr im Wege. Im Frühjahr 2010 ist es soweit: Gläscher will neben seinem im Kalifornien erworbenen Know-How auch viele neue Forschungsideen mit nach Deutschland bringen. „In Zukunft möchte ich erforschen, in wie weit unser Entscheidungsverhalten von sozialen Aspekten geprägt ist“, erklärt Gläscher. „Weiterhin möchte ich herausfinden, ob bestimmte genetische Faktoren unser Entscheiden beeinflussen“. Was zunächst etwas abstrakt klingt, verdeutlicht er an einem Beispiel: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Ihrem Chef und Kollegen in die Kantine essen. Beeinflusst deren Essensauswahl auch die Ihre? Oder spielt Ihre genetische Konstitution eine Rolle dabei?“ Diese soziale Komponente will Gläscher mit ins Spiel bringen, indem er der unter dem fMRT liegenden Versuchsperson eine Entscheidungsfrage stellt. Bevor der Proband sich jedoch für eine Antwort entscheidet, will Gläscher ihm bereits gefällte Entscheidungen anderer Versuchspersonen zeigen. Die Ergebnisse seiner Arbeiten könnten zukünftig helfen, die Entstehung von Suchtkrankheiten – deren Grundlage falsches Entscheidungsverhalten ist – besser zu verstehen, und zukünftig diesen schiefgelaufenen Lernprozess wieder rückgängig zu machen.

Jan Gläscher selber hat keine Probleme damit, selber Entscheidungen zu treffen. „Ich entscheide mich wie jeder ander auch. Die Entscheidung, wieder nach Deutschland zurückzukehren, habe ich sofort nach Erhalt des Bernsteinpreises getroffen.“ Im vergangenen Jahr hatte Susanne Schreiber den Preis gewonnen, auch sie ist auf biotechnologie.de porträtiert (mehr...).

 

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