GV-Mais verändert Kühe nicht

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Eine wie die andere. Ob Kühe gv-Mais fressen oder herkömmliches Futter, macht keinen Unterschied, sagen Münchner Forscher. Quelle: jokerbomber / pixelio.de

26.03.2009  - 

Milch von Kühen, die mit gentechnisch verändertem Mais gefüttert werden, unterscheidet sich nicht von der Milch herkömmlich gefütterter Artgenossen. Das hat eine Studie der Technischen Universität München ergeben, die der Bayerische Landtag in Auftrag gegeben hatte. Bei einem zweijährigen Langzeit-Fütterungsversuch fanden die Wissenschaftler weder in der Milch noch in den Kühen selbst Spuren des in den Mais eingebauten genetischen Materials.  "Ein Gefährdungspotenzial von gentechnisch verändertem Mais MON810 in der Verfütterung an Milchkühe ist aus unseren Studienergebnissen nicht ersichtlich", bilanziert Studienleiter Heinrich Meyer.
 
Kühe, die mit gentechnisch verändertem (gv) Mais gefüttert werden, unterscheiden sich nicht von ihren Artgenossen, die konventionellen Futtermais in ihrem Trog vorfinden. Auch in der Milch, die sie geben, ist nichts von dem veränderten Erbgut zu finden. Und auch das Protein, dass der gv-Mais zusätzlich erzeugt, ist für den Pansen der Kühe keine Herausforderung: Es wird ohne großes Aufhebens verdaut wie alle anderen Pflanzenbestandteile auch.  Es existieren also offenbar keinerlei Hinweise auf einen Transfer genetisch veränderter Komponenten in das Lebensmittel Milch.

Bisher umfangreichste Fütterungsstudie mit gv-Mais

Das berichteten Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) und der Bayerischen Landesanstalt für Ernährung am 25. März vor dem Agrarausschuss des Bayerischen Landtags. Die Erkenntnisse stammen aus der weltweit bisher umfangreichsten Fütterungsstudie mit gv-Mais und Milchkühen.

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25 Monate lang wurden insgesamt 36 Kühe auf dem Versuchsgut Grub mit Mais gefüttert und engmaschig überwacht. Die eine Hälfte der Versuchstiere bekam konventionell gezüchteten Futtermais, die andere Hälfte fraß einen sogenannten Bt-Mais, den zum Beispiel der amerikanische Agrarkonzern Monsanto unter dem Handelsnamen MON810 vertreibt. Bt-Mais heißt so, weil er auf biotechnologischem Wege zusätzlich mit dem Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis versehen wurde. Das eingefügte Gen "cry1Ab" lässt die Maispflanze ein Eiweiß produzieren, dass für einen weitverbreiteten Schädling, den Maiszünsler, giftig ist.

Die Idee dahinter: Da der Mais sich selbst gegen den Maiszünsler verteidigt, muss das der Landwirt nicht mehr tun und kann Pestizide sparen. Gut für den Geldbeutel und die Umwelt, sagen die Befürworter der Technik. Kritiker befürchten, dass die artfremden Gene unerwartete Auswirkungen auf die Umwelt haben könnten.

Empfindliche Testmethoden

Auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion starteten die Wissenschaftler im Mai 2005 mit der Langzeitstudie. Die grundlegende Frage der Arbeitsgruppe um Heinrich Meyer vom TUM-Lehrstuhl für Physiologie in Weihenstephan war dabei, wie das cry1Ab-Protein und die cry1Ab-DNA aus dem Bt-Mais in Milchkühen abgebaut wird. Um Futter von vergleichbarer Qualität zu erhalten, bauten die Wissenschaftler den herkömmlichen und den gv-Mais gleich selbst an - auf getrennten Feldern, doch unter exakt den gleichen Bedingungen. Nach einem vorher festgelegten Ernährungsplan bekamen 18 Milchkühe anschließend den gv-Mais, 18 Kühe die gleiche Menge an traditionellem Futter.

Während der folgenden 25 Monate nahmen die Forscher monatlich Proben von Blut, Milch, Exkrementen sowie wöchentlich vom jeweiligen Futter. Zur Analyse entwickelten sie spezielle DNA-Extraktionsverfahren und eine besonders empfindliche Methode zum Aufspüren des cry1Ab-Proteins. „Aufgrund dieser Verbesserungen der Methodik konnten wir die Nachweisgrenzen viel niedriger ansetzen als alle Wissenschaftler bisher“, so Meyer in der Mitteilung der TUM.

Die Versuchskühe unterscheiden sich nicht

Insgesamt haben die Forscher von TUM und der Bayerischen Landesanstalt für Ernährung bei den 36 Kühen mehr als 38.000 Werte gemessen. Dabei zeigte sich zunächst: Die verfütterte Maissorte macht in der körperlichen Entwicklung der Tiere keinen Unterschied. Egal, was die Tiere im Langzeit-Experiment fraßen, Milchleistung, Kondition und Gewicht waren bei allen 36 Tieren vergleichbar. Auch bei näherem Hinsehen scheinen Gesundheit und Fruchtbarkeit - getestet anhand diverser Stoffwechselparameter und dem Gehalt von Schwangerschaftshormonen - stabil: Trotz der relativ hohen Aufnahme an Cry1Ab-Protein von rund 5,3 mg pro Tag zeigten die mit gv-Mais gefütterten Kühe weder in der Organfunktion noch in der Fruchtbarkeit Unterschiede zur Kontrollgruppe.

Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung

Heinrich Meyer leitet die Abteilung Physiologie am Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung in der Weihenstephaner Filiale der Technischen Universität München
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Doch kann das cry1Ab-Protein oder die cry1Ab-DNA aus dem gentechnisch veränderten Mais vielleicht in den Organismus der Kuh übertreten – und damit auch in das Lebensmittel Milch? Die Forscher fanden trotz neuentwickelter und extrem empfindlicher Nachweismethoden keine Hinweise darauf: Das Protein ist nicht „stabiler“ im Tier als andere Eiweiße, sondern sogar eher leichter verdaulich, schreiben die Wissenschaftler. Keine der insgesamt 450 Blutproben zeigte einen Transfer der fremden cry1Ab-DNA oder des cry1Ab-Proteins vom gv-Mais zum Tier an.

Insgesamt 900 Milchproben beider Versuchsgruppen lassen ebenfalls keine Unterschiede erkennen. Selbst mit der niedrigen Nachweisgrenze von einigen Billionstel Gramm pro Milliliter wurden keine Rückstände des gv-Mais in der Kuh oder ihrer Milch gefunden. "Ein Gefährdungspotenzial von gentechnisch verändertem Mais MON810 in der Verfütterung an Milchkühe ist aus unseren Studienergebnissen nicht ersichtlich", bilanziert Meyer. Damit steht er im Gegensatz zu den Argumenten von Umweltverbänden wie Greenpeace, die schon seit Jahren vor dem Verzehr von Milch warnen, die von Kühen stammt, die mit gv-Futtermitteln ernährt werden.

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