Wochenrückblick KW 05

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Sorghum, im Deutschen auch als Mohrenhirse bekannt, wird bis zu fünf Meter hoch und ist erstaunlich widerstandsfähig gegen Trockenheit und Hitze. Quelle: U.S. Department of Agriculture

02.02.2009  - 

biotechnologie.de hat für Sie aktuelle Nachrichten zur Biotech-Branche aus den vergangenen Tagen zusammengefasst:


 

Roche strebt feindliche Übernahme von Genentech an +++ Immatics innovativer als alle anderen +++ Vier Ideen aus den Biowissenschaften bei Exist-Gründerwettbewerb ausgezeichnet +++ Gene bestimmen Verlauf einer HIV-Infektion +++ Eiweiß könnte nebenbei Blutvergiftung verhindern +++ Sorghum-Genom mit deutscher Beteiligung entschlüsselt





Roche strebt feindliche Übernahme von Genentech an: Roche erhöht bei der geplanten Übernahme den Druck auf Genentech. Der Schweizer Pharmakonzern, der schon 56 Prozent an dem amerikanischen Biotechnologie-Unternehmen hält, hat jetzt sein öffentliches Kaufangebot zur Übernahme aller ausstehenden Aktien der US-Tochtergesellschaft auf 86,50 US-Dollar je Aktie gesenkt. Damit sind die einvernehmlichen Übernahmegespräche vorbei, das Klima wird frostiger. Bereits Ende Juli 2008 hatte Roche 89 Dollar je Aktie oder rund 44 Milliarden Dollar geboten, das Genentech-Management zierte sich aber und spielte auf Zeit. "Wir sind enttäuscht, dass die Gespräche zwischen Roche und dem unabhängigen Verwaltungsrats-Ausschuss von Genentech während der letzten sechs Monate nicht zu einer Vereinbarung geführt haben", wird Roche-Verwaltungsratschef und früherer Konzernchef Franz Humer in der Pressemitteilung des Unternehmens zitiert. Der Genentech-Verwaltungsrat wird jetzt gar nicht mehr gefragt, die neue Offerte binnen der kommenden beiden Wochen den Genentech-Aktionären direkt unterbreitet. Der Schweizer Pharmakonzern will sich mit der Übernahme der restlichen 44 Prozent auch in Zukunft den Zugriff auf dessen erfolgreiche Krebsmedikamente sichern.

Zur Roche-Mitteilung: hier klicken



Immatics innovativer als alle anderen: Die Tübinger Firma Immatics Biotechnologies hat den 29. Innovationspreis der deutschen Wirtschaft erhalten. Das Unternehmen wurde in der Kategorie "Start-Up" für seine individualisierten Krebsimpfstoffe unter 350 Bewerbern ausgewählt. Paul Higham, Harpreet Singh, Niels Emmerich und Toni Weinschenk von Immatics nahmen den undotierten Preis am 24. Januar in der Alten Oper in Frankfurt am Main von Bundesforschungsministerin Annette Schavan entgegen. Immatics' Impfstoffe beruhen auf so genannten Tumor-assoziierten Peptiden (TUMAPs) – besondere Strukturen auf der Oberfläche von Krebszellen. Immatics will das Immunsystem von Patienten durch die Verabreichung spezifischer TUMAPs sensibilisieren und somit eine gezielte Immunreaktion des Körpers gegen den Tumor hervorrufen. Identifiziert werden die am besten geeigneten TUMAPs mit der von immatics entwickelten XPRESIDENT-Technologie. Sie kombiniert Methoden aus Massenspektrometrie, Biochemie, Immunologie und Genforschung. Damit kann immatics das Krebsgewebe vieler Patienten auf charakteristische Peptide untersuchen. Diese werden im nächsten Schritt auf ihre Eignung für eine Impfung getestet. Immatics gehört zu den deutschen Biotech-Unternehmen, die vom ehemaligen SAP-Gründer Dietmar Hopp unterstützt werden. Im Jahr 2007 konnten sie mit 40 Millionen Euro die damals größte Finanzierungsrunde einwerben. Veranstalter des Innovationspreises sind der Wirtschaftsclub Rhein-Main e.V. und die WirtschaftsWoche. Schirmherr ist das Bundeswirtschaftsministerium. Der Preis wird seit 29 Jahren jährlich ausgeschrieben.

Zum Innovationspreis und den anderen Preisträgern: hier klicken


Exist-Gründerinitiative

In der zweiten Runde des Exist-Forschungstransfers sind 13 Forschergruppen ausgewählt worden. Sie werden nun maximal drei Jahre mit 150.000 Euro bis zur Unternehmensgründung unterstützt. Die Bewerbungen für die dritte Runde sind schon abgeschlossen.
Zur Exist-Initiative: hier klicken

Vier Ideen aus den Biowissenschaften bei Exist-Gründerwettbewerb ausgezeichnet: In der zweiten Runde der Exist-Forschungstransfer Initiative fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in den nächsten drei Jahren auch vier angehende Gründer aus dem Bereich der Biowissenschaften. Insgesamt werden 13 Arbeitsgruppen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen dabei unterstützt, ihre Forschungsergebnisse möglichst schnell zu marktfähigen Produkten weiterzuentwickeln, die im besten Fall sogar den Kern eines neuen Unternehmens bilden. An der der Universität Tübingen geht es dabei um "Biomimetische Hydrogele für Grundlagenforschung, Arzneimittelentwicklung und Medizintechnik", an der Ruprecht-Karls-Universität um die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Malaria, an der Ernst-Moritz-Unversität in Greifswald sollen unter dem Namen "Baltic BioCats" maßgeschneiderte Biokatalysatoren konstruiert werden (mehr Infos: hier klicken), und am Universitätsklinikum Jena forscht eine Gruppe an "intelligenter siRNA" (mehr Infos: hier klicken). Den EXIST-Forschungstransfer hat das BMWi 2006 parallel zum GO-Bio-Wettbewerb im Bundesforschungministerium aufgelegt. Ähnlich wie bei GO-Bio soll es den für technologieorientierte Gründungsvorhaben risikobehafteten, oft nur schwer finanzierbaren Weg vom Labor zum Markt ermöglichen. Maximal werden die Gewinner nun zwei mal anderthalb Jahre lang mit bis zu 150.000 Euro gefördert: In der ersten Phase entwickeln sie die Produkte bis zum Nachweis der technischen Machbarkeit und arbeiten ihr Geschäftskonzept aus. In der zweiten Phase gibt es einen Zuschuss, um die Durststrecke von Unternehmensaufbau bis zur erfolgreichen Investorensuche zu überbrücken.


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News: Stammzellen drängen HIV zurück
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Gene bestimmen Verlauf einer HIV-Infektion: Eine Mutation in einem bestimmten Gen beeinflusst offenbar, wie schnell sich eine HIV-Infektion im Körper ausbreiten kann und wie stark das Immunsystem die eindringenden Viren bekämpft. Das berichten die Wissenschaftler um Djin-Ye Oh und Ralf Schumann vom Institut für Mikrobiologie der Charite - Universitätsmedizin Berlin, gemeinsam mit den Forschern um Osamah Hamouda vom Robert-Koch-Institut in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift AIDS (Januar 2009, Vol. 23, Ausgabe 3, 297-307). Wie sie berichten, spielen dabei sogenannte Toll-like Rezeptoren eine Rolle, die für das Erkennen und die Abwehr von Bakterien und Viren im Körper zuständig sind. So konnten die Forscher zeigen, dass das HI-Virus diese Rezeptoren aktiviert, die dann wiederum als Reaktion verschiedene interzelluläre Botenstoffe freisetzen. Manche dieser Stoffe bekämpfen das Virus. Andere tragen jedoch auch zu dessen Verbreitung im Körper bei. Die Studie zeigt, dass eine bestimmte Mutation des Toll-like Rezeptors 7 die Freisetzung der Botenstoffe entscheidend beeinflusst. So ist der Stoff Interferon Alpha für die Bekämpfung der Viren zuständig und wird bei Vorliegen der Mutation in deutlich geringerem Maße freigesetzt, die Ausschüttung der anderen Botenstoffe bleibt gleich. Die Folge: Die HIV-Infektion kann sich aufgrund der verringerten Interferonfreisetzung schneller ausbreiten und die Krankheit erreicht wesentlich früher das Endstadium. Die Forscher haben in Zusammenarbeit mit einer großen Berliner HIV- Schwerpunktpraxis insgesamt 1279 Studienteilnehmer untersucht, 734 davon waren HIV-positiv. Ein Viertel aller Probanden wies die spezielle Mutation des Toll-like Rezeptors 7 auf. Diejenigen, die das Virus in sich trugen und die Mutation aufwiesen, hatten einen deutlich beschleunigten Krankheitsverlauf und eine höhere Viruslast. "Mit diesen Erkenntnissen können Risikopatienten rechtzeitig erkannt und eventuell effektiver behandelt werden", sagt Schumann. "Möglicherweise können die Toll-Like Rezeptoren auch potentieller Angriffspunkt für eine Impfung gegen das HI-Virus sein."



Eiweiß könnte nebenbei Blutvergiftung verhindern: Einige Proteine sind wahr Multitalente. Insbesondere jene Proteine, die das Ribosom - die Eiweißfabriken der Zelle - aufbauen, sind dafür bekannt, neben ihrer Haupttätigkeit noch mehrere "Nebenjobs" ausführen zu können.  Ein internationales Forscherteam unter Leitung  von Andreas Meinhardt vom Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universität Gießen und mit der Beteiligung von Kollegen aus Aachen, Stockholm und Yale hat jetzt eine interessante Fähigkeit des ribosomalen Proteins S19 (RPS19) aufgedeckt. Wie die Wissenschaftler im Journal of Biological Chemistry (Online-Vorabveröffentlichung 20. Januar 2009) berichten, kann S19 nicht nur Ribosomen bauen, sondern auch Entzündungen unter Kontrolle halten. Bei Verletzungen kann es vorkommen, dass der Körper zu stark auf die eindringenden Keime reagiert und es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommt, die dem Körper schadet. Schon bekannt war, dass bestimmte Botenstoffe des Immunsystems, auch Cytokine genannt, die Stärke der Immunantwort steuern können. Dazu gehört auch der sogenannte Makrophagen-Migrations-Inhibitionsfaktor (MIF). Experimente hatten gezeigt, dass Mäuse, bei denen das MIF-Gen ausgeschaltet wurde, in den meisten Fällen vor der Entwicklung einer Blutvergiftung geschützt waren, wohingegen normale Mäuse, die MIF produzieren können, in der Regel daran sterben. Soll nun bei einer Entzündung der Infekt begrenzt bekämpft werden, müssten die entzündungsfördernden Eigenschaften von MIF rechtzeitig gehemmt werden - so die Idee der Forscher. Aber wie? Das Wissenschaftlerteam um Andreas Meinhardt konnte jetzt zeigen, dass "RPS19 einen neuen Nebenjob als MIF-Bremser übernehmen kann", wie Jörg Klug, einer der Autoren der Studie, berichtet. So wiesen die Forscher zunächst nach, dass MIF und RPS19 stark aneinander binden. In Anwesenheit von RPS19 kann dann MIF nicht mehr wirksam an seine Rezeptoren andocken und in den Zielzellen seine entzündungsfördernde Wirkung entfalten. Wie andere Untersuchungen gezeigt haben, kann RPS19 von bei einer lokalen Entzündung geschädigten Zellen entlassen werden, um dann, so zeigen es die jetzt veröffentlichten Ergebnisse, in einer "Nebentätigkeit" überschießende Konzentrationen von MIF in Körperflüssigkeiten zu neutralisieren und damit einer unkontrollierten Verstärkung einer Entzündung entgegen zu wirken. Als nächstes soll jetzt überprüft werden, inwieweit sich die Hemmung von MIF therapeutisch nutzen lässt.

Mehr Informationen bei Universität Gießen: hier klicken



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News: 1000 mal der Mensch
News: Das Genom der Gerste im Visier der Wissenschaft 
Menschen: Karin Krupinska: Gerste im molekularen Visier
Wochenrückblick: Soja-Genom entschlüsselt

Sorghum-Genom mit deutscher Beteiligung entschlüsselt: In den trockenen Regionen von Amerika, Asien und Europa wird Sorghum als Nahrung, Tierfutter, Energie- oder Faserquelle angebaut. Im Deutschen auch Mohrenhirse, Durra- oder Besenkorn genannt, zeichnet sich Sorghum vor allem durch seine Trockentoleranz aus. Das heißt, das bis zu fünf Meter hohe Gras gedeiht auch dort, wo andere Getreidearten schon längst verdorrt sind. Jetzt hat ein internationales Wissenschaftler-Konsortium, zu dem auch Forscher des Helmholtz Zentrums München gehören, das Genoms des Dürrekünstlers entschlüsselt. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Nature (29. Januar 2009, Vol. 457, S. 547-548) berichten, ist die Pflanze damit elfte, deren vollständige Gensequenz nun vorliegt. Sorghum ist für die Forscher aber nicht nur aufgrund seiner Trockentoleranz interessant. Das Getreide gilt auch als Modellsystem, weil es näher mit den Hauptgetreidearten tropischen Ursprungs, zum Beispiel Mais, verwandt ist als dies beim Reis der Fall ist, dessen Genom vor vier Jahren entschlüsselt wurde. Zudem hat die Mohrenhirse ihr Genom nicht wie viele andere (Nutz)pflanzen in den vergangenen Jahrmillionen vergrößert. Ihr recht kleines Genom - es ist rund ein Viertel so groß wie das menschliche - gilt als guter Ansatzpunkt zur Erforschung der komplexeren Genome wichtiger Nutzpflanzen wie Mais oder Zuckerrohr, zumal Sorghum wie diese zu den "C4-Pflanzen" zählt. Solche Pflanzen betreiben dank biochemischer und morphologischer Spezialisierungen eine besondere Art der Photosynthese, bei der zunächst ein Molekül mit vier Kohlenstoffatomen entsteht, daher der Name. So können sie Kohlenstoff gerade bei höheren Temperaturen effizienter assimilieren als "C3-Pflanzen" und eignen sich besonders zur Produktion von Biomasse für die Energiegewinnung. Sorghum ist die erste Getreidepflanze mit C4-Photosynthese, deren Genom nun vollständig sequenziert vorliegt. Die Analyse seiner funktionellen Genomik soll neue Einblicke in die molekularen Unterschiede zwischen "C3"- und "C4"-Pflanzen ermöglichen. Außerdem liefert der Vergleich mit der ebenfalls sequenzierten C3-Pflanze Reis Informationen darüber, wie sich diese Getreide im Lauf der Evolution auseinander entwickelt haben.

Mehr Informationen beim Helmholtz-Zentrum: hier klicken

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