Wochenrückblick KW 19

13.05.2013

Wächtergen schützt mannigfach vor Krebs

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Hand in Hand gegen Krebs - Vier p53-Moleküle treten an den türkis hervorgehobenen Bindungsstellen in Kontakt. Quelle: RCSB Protein Data Bank

Krebsforscher aus Marburg und Würzburg haben herausgefunden, dass das als Wächter des Genoms bekannte Protein p53 verschiedenen Krebsarten auf unterschiedlichen Wegen entgegenwirkt.

Die Wissenschaftler um Thorsten Stiewe und Oleg Timofeev von der Philipps-Universität Marburg haben ihre Untersuchungsergebnisse in der frei zugänglichen Zeitschrift „Cell Reports“ veröffentlicht (2013, Online-Vorabveröffentlichung).

Dass das p53-Gen bei der Entstehung von Krebs eine entscheidende Rolle spielt ist schon länger bekannt. Bei mehr als 50 Prozent der Krebspatienten sind Mutationen im p53-Gen selbst oder in Genen, die p53 beeinflussen, vorzufinden. Funktioniert p53 nicht richtig, können Tumore entstehen. Thorsten Stiewe erklärt die verschiedenen Wirkungsweisen, mit denen das Schutzprotein der Tumorbildung entgegenwirkt: „Zum einen fördert p53 die zelleigene Reparatur der Erbsubstanz DNA, wodurch Schädigungen beseitigt werden.“ Zum anderen verhindere das Protein die Zellteilung derjenigen Zellen, die DNA-Defekte aufweisen. „Und falls das Erbgut extrem geschädigt ist, aktiviert p53 sogar ein zelleigenes Selbstmordprogramm, durch das eine bösartig entartete Zelle für immer aus dem Organismus verbannt wird.“ Die Mediziner zeigten, dass mehrere p53-Moleküle im Verbund auf einen Zelltod hinarbeiten. Die bloße zellschützende Wirkung hingegen wird von einzelnen p53-Proteinen bewerkstelligt. Diese zellschützenden und zelltötenden Wirkungen lassen sich experimentell trennen.

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In einem Mausstamm modifizierten die Forscher das p53-Gen dahingehend, dass die Bindungsstelle fehlte, an der die Moleküle normalerweise interagieren. Zwar blieb die zellschützende Funktion in den Mauszellen erhalten, das Zelltod-Programm unterblieb jedoch. Die betroffenen Mäuse starben bereits nach einem Jahr an Krebs.  Mäuse, deren p53-Gen vollständig entfernt wurde starben sogar früher - allerdings an anderen Arten von Krebs. „Die zellschützenden und zelltötenden Funktionen von p53 bewahren dessen Träger vor unterschiedlichen Krebsformen“, erläutert Stiewe dieses Phänomen. „Ein vollkommener lebenslanger Schutz ist nur dann garantiert, wenn alle Funktionen intakt sind.“

Eine pauschale Prozedur, Krebs zu bekämpfen gebe es nicht, schlussfolgern die Mediziner. Therapien müssten individuell auf das Krankheitsbild des Patienten abgestimmt werden. Selbst die Natur nutzt unterschiedliche Wege, um diese Erkrankung zu verhindern. Dieser aktuelle Trend der personalisierten Medizin sei der richtige Ansatz, so die Onkologen. 

© biotechnologie.de/bs

Heimischer Spargel sticht importierten

Der Beelitzer Spargel ist auch überregional bekannt. Eine Metabolom-Analyse offenbart die Qualitätsmerkmale. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Der Beelitzer Spargel ist auch überregional bekannt. Eine Metabolom-Analyse offenbart die Qualitätsmerkmale. Quelle: Erzeugerorganisation Spargel & Beerenfrüchte GmbH

Mittels einer Metabolom-Analyse haben Spargelzüchter die geschmacklichen Unterschiede zwischen deutschem und Import-Spargel aus Peru erklärt.

Spargelfans wissen, dass die jungen Sprossen frisch am leckersten sind. Viele greifen im Supermarkt daher bewusst zum heimischen Gemüse. Die Spargelzüchter der Erzeugerorganisation (EO) Spargel & Beerenfrüchte GmbH stellten das Allerweltswissen auf die Probe. Ihr Auftrag an die Metabolomic Discoveries GmbH aus Potsdam: ein Vergleich von deutschem und peruanischem Spargel auf molekularer Ebene. Das Ergebnis der Massenspektrometrie-Analysen spricht eine deutliche Sprache. Im heimischen Spargel identifizierten die Forscher deutlich mehr Sekundärmetabolite. Diesen Stoffwechselprodukten wird zum Teil eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben, zum Teil beeinflussen sie auch den Geschmack. Der Gehalt an Flavonoiden war mehr als doppelt so hoch wie im Importgemüse, das für den Energiestoffwechsel wichtige Koenzym Q10 war im heimischen Spargel sogar dreimal häufiger enthalten. Auch in Sachen Fettsäuren, Kohlenhydrate, Vitamin C und den Aromastoffen Chinasäure und Zitronensäure hinkt der importierte Spargel dem Lokalstolz hinterher.  

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Das Urteil der Biochemiker ist daher eindeutig: „Es konnten Qualitätsvorteile des deutschen Spargels gegenüber dem peruanischem Importspargel identifiziert werden.“ Die EO Spargel & Beerenfrüchte – ein Zusammenschluss von mehr als 40 Erzeugern aus Brandenburg, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – wird mit diesem Ergebnis in die Vermarktung des deutschen Spargels gehen. Für die Laboranalyse wurden insgesamt 67 Proben untersucht, davon 39 Proben heimischer Spargel von vier unterschiedlichen Feldern in und um Beelitz, der Spargelhauptstadt Brandenburgs. 28 Proben stammten aus Spargellieferungen aus Peru. Jede Probe wurde je nach Verfügbarkeit in drei bis vier Replikaten gemessen. Wie die Unterschiede zustande kommen, bleibt zunächst unklar. Neben anderen Faktoren gelten die verwendete Sorte, die Anbaubedingungen vor Ort, der Erntezeitpunkt und das Alter des geernteten Spargels als bedeutsam.

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Maschmeyer investiert in Diabetes-Wundheilung

Diabetes-Behandlung: Der Multimilionär Maschmeyer investiert in die Cytotool AG, deren Medikament Dermapro zur Heilung von offenen Wunden beim Diabetischen Fuß eingesetzt wird. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Diabetes-Behandlung: Der Multimilionär Maschmeyer investiert in die Cytotool AG, deren Medikament Dermapro zur Heilung von offenen Wunden beim Diabetischen Fuß eingesetzt wird. Quelle: Michael Horn / pixelio.de

Multimillionär Carsten Maschmeyer investiert in eine Biotech-Firma in Darmstadt, die Wirkstoffe gegen offene Wunden bei Diabetiker-Füßen entwickelt.

Carsten Maschmeyer frönt weiterhin seiner Vorliebe für Biotechnologie-Unternehmen. Maschmeyer wurde mit seiner Firma AWD – ein Vertrieb von Finanzprodukten – zum Multimillionär. Seit dem Ausscheiden aus dem AWD tritt er vermehrt als Investor auf. Nach Beteiligungen an einem Fahrradhersteller und einem Klinikbetreiber folgten auch Engagements in der Biotechnologie wie bei der Leverkusener Biofrontera AG und der Münchener HolsboerMaschmeyer NeuroChemie GmbH. Am 6. Mai wurde bekannt, dass sich die Maschmeyer Group mit 5% an der Cytotools AG aus Darmstadt beteiligt hat. Bei der derzeitigen Marktkapitalisierung der Firma entspricht dies einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag. „Die Alterung der Gesellschaft geht einher mit einem immer größer werdenden Bedarf an medizinischer Versorgung. Die Produkte der Cytotools AG sind aufgrund deutlich höherer Heilungschancen bestens geeignet, die bisher am Markt erhältlichen Medikamente abzulösen“, ließ Carsten Maschmeyer verlauten.

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Anleger vertrauen dem Näschen des ehemaligen Medizinstudenten Maschmeyer. Innerhalb eines Tages nach Bekanntwerden des Investments sprang der Preis einer Cytotools-Aktie von etwas mehr als 22 Euro auf knapp 28 Euro. Bei den beiden wichtigsten Produkten handelt es sich um Dermapro und Cardioclean. Dermapro befindet sich bereits in der Studienphase III. Nachdem das Wundheilungsmittel erfolgreich zur Behandlung des diabetischen Fußes eingesetzt wurde, soll die Wirksamkeit nun auch in den beginnenden Phase-IIb-Studien für die Indikation Ulcus cruris („offenes Bein“) geprüft werden. Zukünftig soll der Wirkstoff auch bei einfachen Wunden und oberflächlichen Verletzungen zum Einsatz kommen. Cardioclean ist ein Wirkstoff gegen die Verstopfung von Blutgefäßen, der derzeit noch nicht an Menschen getestet wird.

© laborwelt.de/ml

VFA Bio: Jede fünfte Arznei Biotech-Produkt

In seinem jährlichen Branchen-Report „Medizinische Biotechnologie in Deutschland“ verzeichnet der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA Bio) Umsatz- und Mitarbeitersteigerungen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
In seinem jährlichen Branchen-Report „Medizinische Biotechnologie in Deutschland“ verzeichnet der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA Bio) Umsatz- und Mitarbeitersteigerungen. Quelle: VFA Bio

Laut VFA-Branchenreport sind die Umsätze mit gentechnisch hergestellten Medikamenten im vergangenen Jahr in Deutschland um knapp 11% auf rund 6,0 Mrd. Euro gestiegen.

Zum ersten Mal überhaupt ist mehr als jedes fünfte verordnete Medikament biotechnologisch hergestellt. Der Marktanteil von Biopharmazeutika liegt inzwischen bei 21%, haben die Interessengruppe Biotechnologie im Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA Bio) und die Boston Consulting Group (BCG) in ihrem jährlichen Branchenreport „Medizinische Biotechnologie in Deutschland“ berichtet.

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„Hauptursache für den Umsatzzuwachs der Biopharmazeutika ist ein steigender medizinischer Bedarf, insbesondere bei Patienten mit schweren Erkrankungen, zum Beispiel Rheumatoider Arthritis oder Psoriasis“, erläuterte der Vorsitzende des VFA Bio, Frank Mathias, bei der Vorstellung des Reports am 7. Mai in Frankfurt am Main. Dass Preistreiberei hinter dem Umsatzwachstum steht, ist hingegen auszuschließen: Ein bis Ende 2013 geltendes gesetzlich verankertes Preismoratorium verbietet es den Herstellern, die Preise zu erhöhen. „Darüber hinaus wurden die zugelassenen Anwendungsmöglichkeiten schon eingeführter Biopharmazeutika 2011 und 2012 in mehr als 25 Fällen auf neue Gebiete ausgedehnt“, betonte Mathias. Neuzulassungen hätten hingegen nur eine untergeordnete Rolle gespielt.

Vor allem bei der Therapie von Autoimmunkrankheiten (+18 %) und Krebs (+11 %)  spielen die Biotech-Arzneien eine immer wichtigere Rolle. Hier machen sie inzwischen 74% beziehungsweise 38% des Gesamtumsatzes in der jeweiligen Indikation aus. Erfreulich: Die Beschäftigtenzahl in der medizinischen Biotechnologie stieg leicht um 1% auf rund 36.000 Mitarbeiter. Auch die Zahl laufender Entwicklungsprojekte der VFA-Mitgliedsfirmen für neue Biopharmazeutika ist 2012 weiter auf 578 angestiegen – allerdings verlangsamte sich die Zuwachsrate auf nunmehr 4%. Schwerpunkte in der klinischen Entwicklung sind Krebs- und Autoimmunpräparate sowie Impfstoffe.

 

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