Wochenrückblick KW 44

05.11.2012

HI-STEM erhält 7,5 Millionen Euro für Krebsstammzellforschung

Das Heidelberger Institut für Stammzelltechnologie und Experimentelle Medizin gGmbH (HI-STEM) erhält 7,5 Millionen Euro für seine Forschung an Krebsstammzellen.

Dietmar Hopp (rechts) und DKFZ-Vorstand Josef Puchta (links) freuen sich mit HI-STEM-Geschäftsführer Andreas Trumpp (Mitte).Lightbox-Link
Dietmar Hopp (rechts) und DKFZ-Vorstand Josef Puchta (links) freuen sich mit HI-STEM-Geschäftsführer Andreas Trumpp (Mitte).Quelle: DKFZ

Wie das Institut am 29. Oktober mitteilte, stammt die Summe von der Stiftung des SAP-Gründers Dietmar Hopp. Die Stiftung setzt damit eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) fort. Das 2008 gegründete HI-STEM ist ein Public Private Partnership zwischen der Dietmar-Hopp-Stiftung und dem DKFZ. Die Dietmar-Hopp-Stiftung des SAP-Gründers hatte bereits zum Start eine Förderung von zunächst 7,5 Millionen Euro zugesagt. Mit dem Beginn der zweiten Förderperiode steigt diese Summe nun auf insgesamt 15 Millionen Euro. Ziel von Hi-Stem ist es, Krebsstammzellen im Detail zu erforschen, neue Ansätze für Diagnose und Therapie zu entwickeln und damit die Überlebenschancen von Krebspatienten zu verbessern. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf Patienten, deren Krankheit schon weiter fortgeschritten ist. „HI-STEM ist eines der interessantesten und wichtigsten Projekte meiner Stiftung“, betont Dietmar Hopp. „Langfristiges Ziel ist es, Menschen in oft ausweglosen Situationen wirksame Therapien anbieten zu können.“

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HI-STEM-Geschäftsführer Andreas Trumpp betonte, dass sich das Zentrum in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt habe: „Wir sind enorm gewachsen, haben fünf hochtalentierte Nachwuchsgruppenleiter von internationalen Spitzenforschungsinstituten für Hi-Stem gewonnen, erste spannende Ergebnisse veröffentlicht und konnten uns bereits ein Patent in der Stammzelltechnologie sichern.“ HI-STEM wurde 2008 mit Mitteln der privaten Dietmar-Hopp-Stiftung und des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg gegründet. HI-STEM bündelt die Aktivitäten von Heidelberger Kliniken und Forschungseinrichtungen zur Erforschung von Krebsstammzellen. HI-STEM ist ein  zentraler Partner des Spitzenclusters „Zellbasierte und Molekulare Medizin“ in der Biotech-Region Rhein-Neckar (BioRN), der 2008 den mit 40 Millionen Euro dotierten Spitzencluster- Wettbewerb des BMBF gewonnen hat (mehr...). HI-STEM erhält aus diesem Topf rund 6 Millionen Euro.  

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Neuer Mechanismus für Ribosomenbildung

Wissenschaftler des Biochemie-Zentrums der Universität Heidelberg haben einen neuen Mechanismus bei der Bildung von Ribosomen entdeckt.

Wie sie gemeinsam mit Kollegen aus der Schweiz und Japan in der Fachzeitschrift Science (2012, Bd. 338, S. 666-671) beschreiben, sorgt dabei ein bislang unbekanntes Protein dafür, dass bestimmte für die Bildung der Ribosomen erforderliche Bestandteile in Eukaryoten gemeinsam an den Ort transportiert werden, an dem der Herstellungsprozess stattfindet. Die Bildung neuer Ribosomen vollzieht sich bei Eukaryoten hauptsächlich im Zellkern. Dazu müssen die für die Herstellung erforderlichen r-Proteine aus dem Zellplasma an den Ort im Zellkern transportiert werden, an dem die Ribosomen zusammengesetzt werden. Unklar war bisher, ob Proteine mit ähnlicher Funktion bereits gemeinsam in den Zellkern transportiert oder erst dort zusammen gesetzt werden.

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Das deutsch-japanisch-schweizerische Forscherteam entdeckte jetzt ein Protein, das den gemeinsamen Transport bestimmter r-Proteine in funktionalen Clustern in den Zellkern koordiniert. Es trägt den Namen Symportin1, der den „synchronisierten Import“ bezeichnet. „Symportin1 synchronisiert den Import der beiden r-Proteine Rpl5 und Rpl11 in den Zellkern und unterstützt deren Einbau in die wachsende Ribosomenstruktur“, erläutert Irmgard Sinning, Professorin am Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg (BZH). „Dabei kommt ein logistisches Konzept zum Einsatz, das aus dem Alltag bekannt ist, etwa wenn wir im Auto einen Anhalter mitnehmen.“ Die Heidelberger und Schweizer Forscher haben bei ihrer Forschung eng mit Kollegen der japanischen Universität Osaka zusammengearbeitet und dabei klassische Zellbiologie mit neuen biophysikalischen Ansätzen kombiniert. „Die Kombination verschiedener Methoden war die entscheidende Grundlage dafür, dass wir diesen bisher nicht bekannten biologischen Mechanismus nun detailliert beschreiben können“, betont Ed Hurt, der ebenfalls Mitglied des BZH ist.

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Bayer expandiert in Russland

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will in Zukunft mit dem russischen Arzneimittelhersteller Medsintez in Produktion und Vertrieb kooperieren.

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Wie Bayer am 5. November bekanntgab, konzentrieren sich die beiden Partner für den Anfang auf Arzneien gegen Infektionen und neurologische Krankheiten sowie auf Kontrastmittel. Arzneimittel in dem Land sollen künftig nach westlichen Standards produziert und vertrieben werden. Bereits im kommenden Jahr könnte der gemeinsame Vertrieb starten. Auch in der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente wollen beide Unternehmen zusammenarbeiten. „Die lokale Produktion unserer Präparate wird unsere Geschäftsentwicklung in diesem Wachstumsmarkt vorantreiben“, erklärte Andreas Fibig, Leiter von Bayer HealthCare Pharmaceuticals. Dafür sollen sowohl bestehende als auch neue nach „Good Manufacturing Practice“ (GMP) Standards gebaute Anlagen genutzt werden.

Der Chemie- und Pharmariese Bayer expandiert in Russland.Lightbox-Link
Der Chemie- und Pharmariese Bayer expandiert in Russland.Quelle: Bayer

Neben bereits zugelassenen Substanzen sollen auch „neue Arzneimittel auf Basis von Molekülen, die von russischen Forschungsinstituten entwickelt wurden“ entstehen, so Alexey Podkorytov, CEO von Medsintez. Der Arzneimittelhersteller ist das wichtigste Unternehmen des aus rund 30 Firmen bestehenden Ural-Pharma-Clusters. Die wichtigsten Produkte des Betriebs sind biotechnologisch hergestelltes Insulin sowie Infusionslösungen und Plastikverpackungen für Infusionslösungen. Der Leverkusener Pharmakonzern Bayer hat sein Auslandsgeschäft zuletzt deutlich gestärkt. Erst vor wenigen Tagen wurde die Milliarden-Übernahme des US-amerikanischen Vitaminherstellers Schiff Nutrition bekanntgegeben. Mit dem Strategieprogramm „Pharma2020“ will die russische Regierung die lokale Produktion von Arzneimitteln fördern und die russischen Anlagen modernisieren. So soll die starke Abhängigkeit des Landes von Arzneimittel-Importen sinken. Vielen großen Pharmakonzernen erscheint eine Präsenz in Russland daher derzeit vorteilhaft Neben Bayer sind auch Branchengrößen wie GlaxoSmithKline, Sanofi und Novartis dabei, ihre Aktivitäten im russischen Markt zu verstärken.

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Antikörper lindern Schlaganfall-Folgen

Forscher am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf haben eine mögliche neue Therapie für Schlaganfall-Patienten entdeckt.

In der Fachzeitschrift Blood (2012, Online-Vorabpublikation) berichten die Forscher um Tim Magnus, dass sich durch den Einsatz von Antikörpern nach einem Schlaganfall dessen Folgen mindern können. Der Ansatz beruht auf dem Umgang mit den Entzündungsreaktionen im Gehirn. Bei einem Schlaganfall werden Gehirnzellen zerstört, weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopft. Die Zellen rund um den Infarktherd sind davon ebenfalls betroffen, könnten jedoch noch gerettet werden. Die eigentliche Belastung entsteht für sie erst nach dem Schlaganfall: Dann nämlich reagiert der Körper mit einer Entzündung, die den Infarktherd bekämpft und das umliegende Gewebe vorsorglich ebenfalls angreift. Diese zusätzliche Belastung für die durch den Infarkt angegriffenen Zellen wollen die Hamburger Forscher durch die Gabe von Antikörpern vermeiden. „Die Entzündungskaskade wird an einer entscheidenden Stelle unterbrochen, so dass die Signalwege, die zu einer Verstärkung der Schlaganfall-Symptome führen, nicht mehr angesteuert werden“ erklärt Magnus.

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Jetzt wollen die Forscher versuchen, statt der ganzen Antikörper Fragmente, sogenannte Nanobodies einzusetzen. Anders als Antikörper rufen sie beid en Patienten keinen allergischen reaktionen hervor, erklärt Magnus: „Nanobodies haben die Eigenschaft, Zielstrukturen spezifisch zu erkennen und sind durch ihre geringe Größe optimal daran angepasst“, so Magnus weiter. In einem mit 1,15 Millionen Euro von der EU geförderten Projekt werden nun die Funktionen der Nanobodies weiter untersucht. Dem europaweit vernetzten Forschungsteam gehören neben den Wissenschaftlern des UKE auch Forscher aus Würzburg, Spanien und Italien an. In Deutschland erleiden rund 250.000 Menschen jährlich einen Schlaganfall, bis zu 14.000 bereits in der Altersgruppe zwischen 18 und 50 Jahren Zurück bleiben oft Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder Verwirrung. Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache weltweit.

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