Wochenrückblick KW 20

23.05.2011

Wie Leukämiezellen resistent gegen Krebsmittel werden

Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung deutscher Immunologen hat einen Mechanismus aufgeklärt, mit dem sich entartete Leukämiezellen der zerstörerischen Wirkung einer Anti-Krebstherapie entziehen.

Offenbar spielt bei der Entstehung von resistenten Leukämiezellen ein Protein namens BCL6 eine Schlüsselrolle. Die Forscher um Markus Müschen von der University of California, San Francisco (UCSF) und Hassan Jumaa vom Freiburger Exzellenzcluster BIOSS berichten in der Fachzeitschrift Nature (2011, Bd. 473, S. 384). Bei der akuten lymphoblastischen Leukämie vermehren sich Zellen im Blut und Knochenmark unkontrolliert und verdrängen dadurch gesunde Zellen. Sie ist die häufigste Form von Krebs im Kindesalter. Die behandelnden Ärzte sind immer wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass manche Krebszellen den Einsatz der wirksamsten und neuesten Medikamente überleben. Bricht die Krebserkrankung erneut aus, sind alle Tumorzellen gegen die Medikamente resistent. „Die Aktivierung von BCL6 ist eine Art Notfallmechanismus, mit dem Tumorzellen versuchen, einer Medikamentenbehandlung zu entkommen”, sagt Markus Müschen. Die Entdeckung des Proteins könnte den Weg zur Herstellung effektiverer Medikamente weisen.

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 Wochenrückblick: Schlüsselmolekül für die Immunzell-Entwicklung aufgespürt

Wie die Forscher berichten, haben sie Mäuse mit medikamentenresistenter Leukämie geheilt, indem sie ihnen eine Kombination aus konventionellen Krebsmedikamenten in Verbindung mit einem Wirkstoff verabreichten, der die Funktion von BCL6 blockiert. Für ihren Studien haben die Wissenschaftler Tumorzellen einer Krebsbehandlung ausgesetzt. Sie untersuchten, wie sich die Expression von 22.000 Genen verändert, wenn verschiedenen Krebszellen unterschiedliche Medikamente verabreicht werden. „Wir glauben, dass unsere Entdeckung direkten Einfluss auf die Bekämpfung der medikamentenresistenten Leukämie haben wird”, sagt der Freiburger Immunologe Hassan Jumaa. An der Studie waren auch Forscher aus Hamburg und Mannheim beteiligt.

Trockenresistentes Saatgut von BASF und Monsanto vor Zulassung

Eine von der BASF und dem Saatgutkonzern Monsanto entwickelte trockenresistente Maissorte steht kurz vor ihrer Zulassung in den Vereinigten Staaten.

Die Zulassung einer trockenstress-toleranten Maissorte aus den Häusern Monsanto und BASF steht in den USA vor der Zulassung.Lightbox-Link
Die Zulassung einer trockenstress-toleranten Maissorte aus den Häusern Monsanto und BASF steht in den USA vor der Zulassung.Quelle: Richard von Lanzano/pixelio.de
Die US-Landwirtschaftsbehörde USDA kommt in einem nun vorgelegten Gutachten zu einer positiven Einschätzung. Sollte das US-Landwirtschaftsministerium tatsächlich den Anbau von MON87460, so der Name der gentechnisch veränderten Sorte, freigeben, wäre dies gleich eine doppelte Premiere.
Zum einen käme damit die erste kommerziell genutzte gv-Pflanze auf den Markt, die besser mit Umweltstress zurechtkommt. Zum anderen wäre MON87460 das erste Saatgut, welches es im Rahmen der groß angelegtem Kooperation zwischen BASF und Monsanto bis zur Zulassung geschafft hat (mehr...).
Im Erbgut der neuen Maissorte findet sich das ursprünglich aus der Mikrobe Bacillus subtilis stammende Gen „Cold Shock Protein B“ (cspB), welches bei Trockenstress dazu beiträgt, lebenswichtige Zellfunktionen aufrechtzuerhalten. Nach Angaben von BASF und Monsanto soll der Ertrag in Trockenzeiten und ohne zusätzliche Bewässerung zwischen sechs und zehn Prozent höher liegen, als bei vergleichbaren konventionellen Maissorten.

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Wochenrückblick: BASF und Monsanto weiten Pflanzenbiotechnologie-Allianz aus

Wirtschaft: Bakterielle Eiweiße schützen Mais vor Trockenheit

Falls die US-amerikanischen Behörden nach einer abschließenden Prüfung im Sommer dieses Jahres grünes Licht geben, könnte die Markteinführung wohl schon 2012 erfolgen. Damit hätten BASF und Monsanto ihre selbstgesteckten Ziele mehr als erfüllt. Beim Start der Zusammenarbeit im Sommer 2007 verkündeten sie, bis zum Jahr 2015 Samen anzubieten, die bei Trockenheit fünf bis zehn Prozent mehr Ertrag bringen als vergleichbare konventionelle Sorten. „Wir schätzen das Marktvolumen allein für die Merkmale Stress und Ertrag im Jahr 2025 auf zehn Milliarden US-Dollar“, sagte der damalige BASF Plant Science-Chef Hans Kast zum Beginn der Kooperation. Für die beiden Agrobiotechnologie-Konzerne aus Ludwigshafen und St. Louis könnte mit der nun anstehenden Marktzulassung also die Erntezeit in einem Milliardenmarkt beginnen.

Biotechnologietage 2011 in München

Am 25. und 26. Mai trifft sich die deutsche Biotechnologie-Szene in München. Mehr als 500 Akteure aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft werden bei den Deutschen Biotechnologietagen 2011 in der bayerischen Landeshauptstadt erwartet.

Sie erwartet ein buntes Programm, versprechen die Veranstalter BioM Cluster Development GmbH, der Industrie-Verband BIO Deutschland und der Arbeitskreis der BioRegionen. „Symposien mit Querschnittsthemen wie Strukturwandel, Internationalisierung und Technologietransfer wechseln sich ab mit spezialisierten Workshops zu Ernährung, personalisierter Medizin und Weißer Biotechnologie“, sagt Pablo Serrano, bei BIO Deutschland für die Organisation der Veranstaltung zuständig. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Veranstaltung. Bei den Biotechnologietagen soll in teils parallel laufenden Veranstaltungsblöcken über Fragen zur Anwendung biotechnologischer Methoden in der Pflanzenzucht ebenso gesprochen werden, wie über regulatorische Probleme bei der Zulassung neuer biotechnologisch hergestellter Medikamente.

Biotechnologietage 2011

Das vollständige Programm der Deutschen Biotechnologietage vom 25. bis 26. Mai in München: hier klicken

Geplant ist, alle Ergebnisse ganz zum Schluss noch einmal zusammenzutragen und so alle Besucher auf den gleichen Stand zu bringen. „Die in Symposien und Wokshops erarbeiteten Antworten auf die dringlichsten Fragen der Branche sowie Einsichten aus den geplanten Diskussionsrunden sollen abschließend dem Plenum vorgestellt und den politischen Entscheidungsträgern als eine Art ‚mind map’ mitgegeben werden“, so Serrano. Im exklusiven Ambiente des Münchener Hilton-Hotels sollen Biotechnologie-Experten aus ganz Deutschland nicht nur über neue Trends und Entwicklungen informiert werden. Die Veranstaltung bietet auch die Chance zum Einfädeln neuer Kooperationen – nicht umsonst wurde die Eröffnungsveranstaltung unter den Titel „Biotechnologie als Katalysator neuer Partnerschaften von Industrie und Wissenschaft“ gestellt. Im Rahmen des zweitägigen Treffs werden am Donnerstag auch die Preisträger der vierten Runde der Gründungsoffensive Biotechnologie (GO-Bio) ausgezeichnet. Mit dieser Förderinitiative unterstützt das BMBF Forscherteams in den Lebenswissenschaften, die ihre innovativen Projekte in die Anwendung bringen möchten und dazu die Gründung eines Unternehmens anstreben.

Richtfest für das Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns

Das junge Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns in Köln nimmt sichtbar Gestalt an: Der Rohbau des neuen Institutsgebäudes ist fertig, am 18. Mai wurde Richtfest gefeiert.

Bis in dem auf dem Unicampus gelegenen Gebäude die ersten Experimente durchgeführt werden, dauert es aber noch eine Weile. Läuft alles nach Plan, könnte der 60 Millionen Euro teure Neubau im August 2012 bezugsfertig sein. Adam Antebi, der geschäftsführende Direktor des MPIs für Alternsforschung, sehnt diesem Zeitpunkt schon entgegen. Dann fänden engagierte Wissenschaftler in dem Gebäude einen inspirierenden Platz, den sie mit Leben füllen und so der jungen Alternswissenschaft zu Ansehen verhelfen können, so der Forscher. Etwa 100 Wissenschaftler werden dann die biologischen Ursachen der Alterungsprozesse erforschen. Bei der Beantwortung der Frage, welche Moleküle und Faktoren die Zelle im Laufe des Lebens altern lassen, setzen die Forscher auf Modellorganismen wie die Maus (Mus musculus) oder der Fadenwurm (Caenorhabditis elegans).

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Wochenrückblick: 85 Millionen für die Altersforschung in Köln

Wochenrückblick: Aminosäuren-Diät lässt Fliegen gesund altern

Diese Tiere sind dazu besonders gut geeignet, denn sie haben eine relativ kurze Lebenserwartung und ihre Gene sind weitgehend bekannt. Beim Fadenwurm sollen beispielsweise etwa 100 Gene die Lebenserwartung beeinflussen, zudem ist der Insulin-Signalweg an der Zellalterung beteiligt. Ähnliche Vorgänge könnten auch beim Menschen das Altern beeinflussen, vermuten die Wissenschaftler. Unabhängig von den Erkenntnissen der Forscher, schon jetzt ist klar, dass sie zumindest an ihrer neuen Wirkungsstätte die Folgen des Alterns direkt beobachten können werden. Das von den Stuttgarter Büro hammeskrause Architekten geplante Gebäude wird mit Lamellen aus einer Kupfer-Messing-Legierung verkleidet. Die Alterung dieser Tombak-Elemente soll für jedermann sichtbar den Zweck des erst 2008 gegründeten Instituts versinnbildlichen.

Bausteine der Diffusionsschranke in Wurzeln entdeckt

Eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung von Tübinger Entwicklungsbiologen hat aufgeklärt, wie sich in bestimmten Zellen der Pflanzenwurzel eine Diffusionsbarriere aufbaut.

Pflanzenforscher haben ein Protein namens CASP1 (rote Färbung) dingfest gemacht, das am Aufbau einer Diffusionsbarriere in der Wurzelendodermis beteiligt ist.Lightbox-Link
Pflanzenforscher haben ein Protein namens CASP1 (rote Färbung) dingfest gemacht, das am Aufbau einer Diffusionsbarriere in der Wurzelendodermis beteiligt ist.Quelle: Nature
Damit haben sie ein Rätsel um die Entstehung des sogenannten Caspary-Streifen in der Endodermis gelöst. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Nature (2011, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, spielen bei der Entstehung dieser Diffusionsblockade in der Wurzel die sogenannten CASP Proteine eine Schlüsselrolle. Das Team um den Lausanner Pflanzenforscher Niko Geldner und York-Dieter Stierhof vom Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) der Universität Tübingen hat sich verschiedener mikroskopischer Verfahren bedient, um eine Familie von fünf Pflanzenproteinen genauer zu charakterisieren, deren Funktion bisher unbekannt war. Sie nennen diese Proteine CASPs (Casparian Strip membrane Domain Proteins), denn die Proteine markieren Bereiche einer Membran, an der sich sogenannte Casparische Streifen bilden.

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Wochenrückblick: Gib der Wurzel Zucker

Diese Streifen in den Zellwänden der Wurzelendodermis sind grundsätzlich seit langem bekannt; sie wurden benannt nach dem 1887 gestorbenen deutschen Botaniker Robert Caspary. Dort, wo sich diese Streifen bilden, können Mineralstoffe und Wasser nicht mehr ohne weiteres zwischen den Zellwänden hindurch oder durch die Zellwände in den Kernbereich der Wurzel vordringen. Offen bleibt nur noch der Weg durch spezielle Zellen der Endodermis. So wird die Endodermis zu einem Filter, der steuert, welche Nährstoffe der Pflanze zugeführt werden. Defekte Versionen der CASPs führten im Experiment zu einer Desorganisation der Streifen – eine Beobachtung, die belegt, dass die CASPs eine wichtige Rolle bei der Bildung der Streifen haben. Das Protein CASP1 zeigte mehrere Eigenschaften, die für einen Bindungskomplex in Pflanzen entscheidend sind. So kann es zum Beispiel Komplexe mit anderen CASPs bilden und wie ein großes Polymer auf Oberflächen ablagern. Nach Ansicht der Forscher sind die CASPs die ersten molekularen Faktoren, die bei Pflanzen eine extrazelluläre Diffusionsschranke bilden. Sie stellen einen bisher unbekannten Weg der Bildung einer Epithel-Barriere bei höheren Organismen dar.

Curetis AG wirbt 24 Millionen Euro für Markteintritt ein

Der Diagnostikspezialist Curetis AG aus dem schwäbischen Holzgerlingen hat in einer erweiterten Finanzierungsrunde 24,5 Millionen Euro eingeworben.

An der kurzfristig erhöhten Finanzierung beteiligten sich CD-Venture als neuer Investor sowie alle bereits vorhandenen Wagniskapital-Investoren von Curetis, darunter aeris Capital, LSP Life Sciences Partners, BioMedInvest und KfW.

Der Vorstandsvorsitzende von Curetis, Oliver Schacht, will die Zahl der Investoren weiter ausbauen.Lightbox-Link
Der Vorstandsvorsitzende von Curetis, Oliver Schacht, will die Zahl der Investoren weiter ausbauen.Quelle: Curetis
Mehrere Privatinvestoren des Unternehmens nahmen ebenso teil. Diagnostikspezialist Curetis will mit dem Geld die hauseigene Unyvero-Produktplattform marktreif machen. In den USA soll in der zweiten Jahreshälfte 2011 eine entsprechende klinische Studie in den Anwendungsgebieten Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenzen starten, um 2012 den Zulassungsantrag bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA einreichen zu können.

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 Wochenrückblick: Curetis AG sammelt 18,5 Millionen Euro ein

"Das Management-Team hat unter Beweis gestellt, dass es über all die nötigen Fähigkeiten verfügt, um aus Curetis eine erfolgreiche molekulardiagnostische Firma auf dem Gebiet der Diagnose von schweren Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenzen zu machen“, sagte Christoph Boehringer, Geschäftsführer und Partner beim neu hinzugekommenen Investor CD-Venture. Für Curetis ist die Finanzierung erst der Anfang. "Wir können uns vorstellen, unsere Investorenbasis weiter zu verbreitern und erneut zusätzliches Kapital einzuwerben, während wir unsere Pläne umsetzen“, sagte Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der Curetis AG. Die Unyvero-Plattform von Curetis soll die Bestimmung von Krankheitserregern und etwa vorhandenen Antibiotikaresistenzen binnen Stunden ermöglichen. Mit den derzeitigen Methoden dauert eine Analyse noch einige Tage.