HELDIVNET: Analyse der genetischen Variabilität des Magenbakteriums Helicobacter pylori
Projektkoordinator:
Prof. Dr. Sebastian Suerbaum
Hannover Medical School (MHH)
Institute of Medical Microbiology and Hospital Epidemiology
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Germany
Tel.: +49 511 5326769
Email: suerbaum.sebastian@mh-hannover.de
Helicobacter pylori ist ein spiralförmiges Bakterium, das etwa jeder zweite Mensch in sich trägt und erst vor einigen Jahren als Verursacher von Magengeschwüren, Magenschleimhautentzündungen und Magenkrebs entdeckt wurde. Um im sauren Magenmilieu zu überleben, bildet es unter anderem in hohem Maße das Enzym Urease. Damit wird eine schützende Ammoniakschicht um das Bakterium herum gebildet, worauf der Magen wiederum mit einer verstärkten Magensäureproduktion reagiert. Wann und warum dieser Prozess so entgleitet, dass Geschwüre, Entzündungen oder Krebs entstehen, ist noch längst nicht im Detail geklärt. Rätselhaft ist insbesondere , dass eine Besiedlung allein offenbar noch keine krankhaften Symptome hervorruft. Eine Hauptursache dafür sehen Wissenschaftler in der genetischen Diversität und Variabilität von H. pylori-Stämmen: Im Laufe einer Infektion kann sich ein H. pylori-Genom durch den Austausch von Erbinformationen mit nichtverwandten H. pylori-Stämmen in rasanter Geschwindigkeit verändern. Der genetische Aspekt steht deshalb auch im Mittelpunkt des HELDIVNET-Konsortiums. Insgesamt sieben Forschergruppen aus vier Ländern haben sich hier unter dem Dach des ERA-NET PathoGenoMics zusammengeschlossen, um zum besseren Verständnis von Helicobacter-Infektionen und ihren genetischen Ursachen beizutragen. So widmet sich eine Forschergruppe der evolutionären genetischen Entwicklung von H. pylori-Stämmen. Neueste Untersuchungen haben hier ergeben, dass das Bakterium den Menschen schon mindestens seit etwa 60 000 Jahren begleitet und es seinen Ursprung in Afrika hat. Anhand weiterer genetischer Analysen soll nun die historische Entwicklung aller wesentlichen H. pylori-Populationen nachgezeichnet werden – mit dem Ziel einer Karte der globalen genetischen Diversität des Bakteriums. Gleichzeitig sollen die Auswirkung dieser genetischen Vielfältigkeit auf das Krankheitspotential des Bakteriums herausgefunden werden. Darüber hinaus wollen die Forscher in vergleichenden Genomanalysen mit weniger gefährlichen, aber verwandten Stämmen die wesentlichen krankheitsverursachenden Faktoren entschlüsseln. Eine andere Gruppe widmet sich wiederum der genetischen Aktivität des Bakteriums bei chronischen Krankheitsverläufen, um mögliche Anpassungsstrategien an die Wirtsumgebung aufzuklären. Ein Teilprojekt wird sich mit einem speziellen Tiermodell – der mongolischen Wüstenrennmaus – beschäftigen, mit dessen Hilfe die krebsverursachenden Faktoren des Bakteriums zutage gefördert werden sollen.