Wochenrückblick KW 34

25.08.2014

Mehr Zucker für die Rübe

Forscher identifizierten ein neues Gen der Zuckerrübe, das die Blühzyklus reguliert und somit die Zucht ertragreicherer Winterrüben verbessern könnte. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Forscher identifizierten ein neues Gen der Zuckerrübe, das die Blühzyklus reguliert und somit die Zucht ertragreicherer Winterrüben verbessern könnte. Quelle: Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Kieler Pflanzenforscher haben bei der Zuckerrübe ein weiteres sogenanntes Schossgen entdeckt. Es steuert den Blühzyklus und damit indirekt auch das Speichern von Zucker in der Wurzel.

Die Zuckerrübe ist eigentlich eine zweijährige Nutzpflanze und benötigt längere Kälteperioden, um zu blühen. Beim sogenannten Schossen – hierbei bilden sich Triebe und Blüten aus – wird allerdings die Wurzelmasse und damit auch der Zuckerertrag reduziert. Um das zu vermeiden, werden derzeit Zuckerrüben als einjährige Pflanzen kultiviert und schon vor Wintereinbruch geerntet. Agrarforscher sind sich indes einig: Sogenannte Winterrüben, die im Herbst gesät und erst im darauffolgenden Jahr geerntet werden, könnten den Zuckerertrag beachtlich steigern.  Dafür dürfte die Pflanze aber erst nach dem Winter schossen oder blühen. Wissenschaftler des Instituts für Pflanzenbau und -züchtung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben nach dem Zuckerrübengen BTC1, welches das Schossen reguliert, nun ein weiteres Gen identifiziert, das die Blühzeit steuert und somit die Zucht der ertragsreicheren Winterrübe verbessern könnte. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal PNAS (2014, Online-Veröffentlichung) veröffentlicht.

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Bei der Entdeckung – an der auch Forscher der Universität Bielefeld beteiligt waren – handelt es sich um das Schossgen BvBBX19. Über Monate hatte das Team rund 6.000 Pflanzen zweimal wöchentlich auf äußere Merkmale untersucht. „Wir haben schon damit gerechnet, dass wir am Ende meiner Arbeit das Gen identifizieren, aber wir konnten nun sogar zusätzlich seine Funktion ermitteln“, berichtet Nadine Dally, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung der Universität Kiel. Die Studie belegt, dass in der Zuckerrübe mindestens die beiden Gene BTC1 und BvBBX19 die Blüte regulieren. Denn sobald eines der beiden Gene mutiert ist, und damit offenbar inaktiviert wird, sind die Pflanzen zweijährig und benötigen eine Kälteperiode, um zu blühen. Diese Erkenntnis lässt die Forscher hoffen, dass durch Kombination der beiden rezessiv vererbten Gene die Pflanzen auch nach dem Winter gar nicht oder nur sehr verspätet schossen und somit als Winterrüben angebaut werden können. Das heißt: die Zuckerrübe könnte so länger wachsen und mehr Zucker speichern. Die Forscher rechnen mit einer Ertragssteigerung von rund 25 Prozent. „Damit könnte die Rübe auch eine Alternative zum Mais als Substrat für die Biogasanlagen werden“, sagt Nadine Dally.

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Zelltherapie lindert seltene Lungenkrankheit

Bei der Lungenkrankheit PAP sind die Fresszellen nicht in der Lage, Proteine und Fette abzubauen. (Mikrofoto von Alveolarproteinose) <ic:message key='Bild vergrößern' />
Bei der Lungenkrankheit PAP sind die Fresszellen nicht in der Lage, Proteine und Fette abzubauen. (Mikrofoto von Alveolarproteinose) Quelle: Nephron/Wikipedia CC BY-SA 3.0

Hannoveraner Biomediziner haben mittels einer Zellkur eine seltene Lungenkrankheit erfolgreich behandelt, allerdings zunächst nur im Tierversuch.

Die pulmonale Alveolarproteinose (PAP) ist eine sehr selten auftretende, aber lebensbedrohliche Lungenkrankheit. Eiweiße und Fette sammeln sich hierbei in der Lunge an, weil Fresszellen nicht in der Lage sind, sie abzubauen. Die Folge: der Gasaustausch in der Lunge wird gestört. Betroffene leiden unter schwerer Atemnot, haben ein erhöhtes  Infektionsrisiko und sterben früher. Die einzig etablierte Therapie hierzulande: eine regelmäßige Spülung der Lunge unter Narkose. Der Eingriff lindert zwar die Symptome, ist aber besonders für Kinder belastend und risikobehaftet. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun im Mausexperiment einen neuartigen Therapieansatz zur Behandlung der angeborenen pulmonale Alveolarproteinose (PAP) im Kindesalter entwickelt. Hierfür haben die Forscher Fresszellen-Vorläufer direkt in die Lunge erkrankter Mäuse transplantiert. Über ihre vielversprechenden Ergebnisse berichten sie im Fachjournal Science Translational Medicine (2014, Bd. 6, Ausg. 250, S.113).

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Im Rahmen der Studie wurden zunächst aus patienteneigenen Blutzellen in der Zellkultur gesunde Fresszellen-Vorläufer herausgepickt. Diese Zellen transplantierten die Forscher dann bei einer Lungenspiegelung direkt in die Lunge der Mäuse, wo sie zu funktionsfähigen Fresszellen heranreiften und die Funktion der defekten Zellen übernahmen. „Bei der Zelltransplantation handelt es sich im Vergleich zur Lungenspülung um einen wenig belastenden, risikoarmen Eingriff, der prinzipiell auch ambulant ausgeführt werden kann“, erklärt Christine Happle von der MHH-Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie. Die klinische Umsetzung der Studienergebnisse ist innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe am Cincinnati Children’s Hospital in den USA geplant. „Allerdings muss in den Patientenzellen während der Zellkultur im Labor noch der Gendefekt korrigiert werden, der die Ursache der Erkrankung darstellt“, so Happle. Hierfür will das Team Genfähren einsetzen, die am Institut für Experimentelle Hämatologie entwickelt werden.

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Morphosys erwirbt US-Lizenz für Krebsantikörper

Morphosys  übernimmt die weltweiten Vermarktungsrechte für einen US-Antikörper gegen Prostatakrebs. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Morphosys übernimmt die weltweiten Vermarktungsrechte für einen US-Antikörper gegen Prostatakrebs. Quelle: Morphosys AG

Die Morphosys AG hat vom US-Entwickler Emergent Biosolutions für 138 Millionen Euro die Lizenz für einen Antikörper zur Behandlung von Prostatakrebs erworben.

Die  Martinsrieder Morphosys AG nutzt ihr im Zuge von Kapitalerhöhungen und mehrerer Lizenzdeals gefülltes Bankkonto, um die eigene Forschungspipeline aufzufüllen. Mit dem US-amerikanischen Unternehmen Emergent Biosolutions arbeitet der börsennotierte Antikörperspezialist künftig bei der Entwicklung des Prostatakrebs-Wirkstoffs ES 414 zusammen. Morphosys übernimmt damit die weltweiten Vermarktungsrechte – mit Ausnahme der USA und Kanada. Dafür werden 15 Millionen Euro sofort fällig. Beim Erreichen bestimmter Meilensteine kommen bis zu 123 Millionen Euro hinzu.

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Die weitere Entwicklung finanzieren die Partner gemeinsam: Morphosys zahlt 64 Prozent, Emergent die restlichen 36 Prozent der anfallenden Kosten. Zudem produzieren die US-Amerikaner den Antikörper. Neben den Kosten werden auch künftige Einnahmen aufgeteilt. Emergent erhält „niedrige einstellige Tantiemen“ von den Produktverkäufen in Europa und den anderen Weltregionen. Im Gegenzug beteiligen die US-Amerikaner Morphosys mit bis zu 20 Prozent an den Verkäufen in Amerika. Der bispezifische Antikörper ES 414 – künftig soll er MOR209/ES414 heißen – ist gegen das Prostata-spezifische Membran Antigen PSMA und das Oberflächenmolekül CD3 gerichtet. PSMA sei ein Antigen, das häufig auf Krebszellen gefunden wird, heißt es von Seiten Morphosys. In präklinischen Studien versetzte ES 414 zytotoxische T-Zellen in die Lage, sich gegen Prostatakrebszellen mit PSMA zu richten und diese zu zerstören. Innerhalb der nächsten sechs Monate solle in den USA mit der klinischen Erprobung begonnen werden.

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Evotec unterstützt Suche nach Malaria-Mitteln

Die Evotec unterstützt die Stiftung Medicines for Malaria Venture bei der Verwaltung von Substanzen gegen Krankheiten wie Malaria. (im Bild: Plasmodium im Zytoplasma einer bei Malaria befallenen Zelle). <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Evotec unterstützt die Stiftung Medicines for Malaria Venture bei der Verwaltung von Substanzen gegen Krankheiten wie Malaria. (im Bild: Plasmodium im Zytoplasma einer bei Malaria befallenen Zelle) Quelle: Wikipedia/ CC BY 2.5

Der britische Ableger der Evotec AG und die Stiftung Medicines for Malaria Venture (MMV) wollen künftig gemeinsam die Wirkstoffentwicklung gegen die Tropenkrankheit vorantreiben.

Der Hamburger Screening-Spezialist Evotec übernimmt für die Initiative MMV die Substanzverwaltung für zwei Projekte. Zum einen die „Malaria-Box". Sie beinhaltet 400 Moleküle, die gegen ungeschlechtliche Entwicklungsstadien (Merozoiten) des Malaria-Erregers wirksam sind. Ab Ende 2015 wird es auch eine „Krankheitserreger-Box" geben, die Substanzen enthält, die potenziell auch gegen andere vernachlässigte Krankheiten wirken. Die Stiftung MMV stellt die Boxen Wissenschaftlern weltweit kostenfrei zur Verfügung. Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten werden in einer Datenbank gesammelt oder öffentlich publiziert. 

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Hier kommt Evotec Ltd. Abingdon ins Spiel: Von der Entdeckung über die Entwicklung bis hin zur Bereitstellung von wichtigen Forschungsinstrumenten will Evotec alle Bereiche der Zusammenarbeit systematisieren und unterstützen. Finanzielle Details und die genaue Dauer der Kooperation wurden nicht bekannt. „Gemeinsam möchten wir sicherstellen, dass widerstandsfähige Substanzen in den Forschungs- und Entwicklungsprozess eingebracht und die besten Substanzen zu wirksamen Therapien für gefährdete Bevölkerungsgruppen weiterentwickelt werden", sagt Tim Wells, CSO bei MMV.  MMV ist eine Public-Private-Partnership, die 1999 mit Regierungsgeldern aus der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und Kapital von der Weltbank sowie der Rockefeller Foundation initiiert wurde. Aus der Zusammenarbeit mit anderen Pharmafirmen sind bereits mehrere Publikationen zum Thema Malaria entstanden. Das Projekt Krankheitserreger-Box wird zudem seit 2013 von der Bill&Melinda-Gates-Stiftung gefördert.

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