Wochenrückblick KW 49

09.12.2013

BASF für Alternative zu Tierversuchen ausgezeichnet

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An verschiedenen Haut- und Zellmodellen prüfen die BASF-Wissenschaftler die Toxizität von Substanzen. Quelle: BASF

Für ein Hautmodell zur Überprüfung von chemischen Substanzen hat ein Team der BASF den Forschungspreis für Alternativmethoden zu Tierversuchen des Bundeslandwirtschaftministeriums erhalten.

Mit ihren neuen Testmethoden können die BASF-Forscher die Hautsensibilisierung, Augenreizung und Hautreizungen durch Substanzen ohne Tierversuche prüfen. Hierfür erhielten sie nun den mit 15.000 Euro dotierten „Forschungspreis zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen“. Der Preis wurde bereits zum 32. Mal vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) vergeben. Die Methode soll so verlässlich sein wie die bisherige Experimente an Tiermodellen. Dabei verwenden die Toxikologen unter anderem Hautmodelle, die aus Hautzellen gewonnen werden, sowie künstliche Membranen und Zellkulturen. Diese drei Testsysteme werden in den BASF-Labors kombiniert, um die hautsensibilisierende Wirkung zu testen.

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Offenbar wird dabei die allergische Wirkung zu 94 Prozent korrekt vorausgesagt. Zudem hat die BASF in diesem Bereich zur Validierung und Weiterentwicklung einer von der OECD anerkannten Ersatzmethode von 2010 beigetragen. Für den Bereich der Augenreizungen hat die BASF das sogenannte Opacitometer entwickelt. Die Test-Apparatur ersetzt den Versuch an den Augen lebender Kaninchen durch die Anwendung von isolierter Rinder-Hornhaut. Diese wird in dem Gerät eingespannt. Nach dem Aufbringen einer Substanz wird die Trübung, die die gereizten Zellen verursachen, anhand der Lichtdurchlässigkeit gemessen und in elektrische Signale umgewandelt. Auch gezüchtete Gewebemodelle, die der menschlichen Hornhaut entsprechen, werden hierbei eingesetzt. „Wir haben die Methoden nicht nur entwickelt, sie wurden auch von uns validiert und wir nutzen sie inzwischen bei unseren Routineprüfungen“, sagt Robert Landsiedel, Leiter der Einheit Toxikologische Kurzzeit-Prüfungen bei der BASF. Nach eigenen Angaben werden rund ein Drittel aller toxikologischen Studien bei dem Chemiekonzern mit Ersatz- und Ergänzungsmethoden durchgeführt. „Durch die neuen Alternativmethoden und die Verbesserung der Aussagekraft von Tierstudien konnten wir die Zahl der eingesetzten Tiere bereits deutlich senken“, erläutert Landsiedel.

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Leibniz-Preise 2014 an vier Biowissenschaftler

Die Leibniz-Preisträger 2014 aus den Lebenswissenschaften. Von links nach rechts: Nicole Dubilier, Irmgard Sinnig, Lars Zender und Brigitte Röder. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Leibniz-Preisträger 2014 aus den Lebenswissenschaften. Von links nach rechts: Nicole Dubilier, Irmgard Sinnig, Lars Zender und Brigitte Röder. Quelle: MPI Bremen, Uni Heidelberg, Uniklinik Tübingen, UHH/Arvid Mentz, Montage: biotechnologie.de

Die DFG hat die elf Träger des hochrangigsten Deutschen Forschungspreises bekanntgegeben. Vier der Leibniz-Preisträger stammen aus den Biowissenschaften.

Zudem werden am 12. März 2014 drei Forscher aus den Geistes- und Sozialwissenschaften und vier Ingenieurswissenschaftler in Berlin geehrt. 129 Forscher waren diesmal als potenzielle Preistäger vorgeschlagen worden. Neun der Ausgezeichneten dürfen sich über ein Preisgeld von jeweils 2,5 Millionen Euro freuen. Zwei weitere Forscher teilen sich das Preisgeld. Es steht ihnen zur Finanzierung von Forschungsarbeiten frei zur Verfügung. Seit 1986 wurde die begehrte Auszeichnung an 320 Wissenschaftler verliehen. 

Folgende vier der gekürten Forscher arbeiten im Bereich Biomedizin:

Nicole Dubilier (56), MPI für Marine Mikrobiologie Bremen und Universität Bremen

Nicole Dubilier ist Mikrobiologin und Spezialistin im Bereich der Symbioseforschung. Seit Oktober 2013 ist die Biologin Direktorin am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen. Sie beschäftigt sich mit den ökologischen und evolutionären Anpassungen zwischen Bakterien und wirbellosen marinen Lebewesen in besonders nährstoffarmen Habitaten. Im darmlosen Wurm Olavius algarvensis klärte Dubilier hier eine besonders komplexe Vergesellschaftung mit gleich zwei Klassen bakteriellen Partner zur Energiegewinnug mit Sulfid auf.

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Brigitte Röder (46), Biologische Psychologie/Neuropsychologie, Universität Hamburg

Röders Forschungsarbeiten bewegen sich an den Schnittstellen von Kognitionspsychologie, Entwicklungspsychologie und kognitiver Neurowissenschaft. Insbesondere Mechanismen zur Anpassung des Gehirns an altersbedingte Veränderungen, wie der Verlust von Sinnen, sind Kernthemen ihrer Forschung. Ihre Experimente und hierfür neuentwickelten Methoden sind über die Grundlagenforschung hinaus für die Entwicklung von Bildgebungs- und Rehabilitationsprogrammen von großer Bedeutung. 

Irmgard Sinning (53), Strukturbiologie, Universität Heidelberg

Irmgard Sinning kombiniert in ihren Studien Biochemie, Biophysik und die Strukturbiologie. Der Transport von Membranproteinen zu den Bestimmungsorten durch spezielle Proteinkomplexe ist ihr Fachgebiet. Hier hat Irmgard Sinning zur Aufklärung eines der wichtigsten Transportmechanismen beigetragen: des durch das sogenannte SRP („Signal Recognition Particle") vermittelten Transportwegs. Die studierte Lebensmittelchemikerin ist seit 2000 als Professorin für Biochemie am Biochemiezentrum (BZH) in Heidelberg tätig

Lars Zender (38), Hepatologie/Onkologie, Universitätsklinikum Tübingen

Der jüngste Leibniz-Preisträger von 2014 forscht an Mechanismen zur Regeneration der Leberfunktion. Das zweite zentrale Forschungsgebiet des Gastroenterologen ist die Aufklärung der Rolle, die die Seneszenz, also die Zellalterung, bei der Entstehung von Krebs spielt. Hier konnte Zender nachweisen, dass das „Anschalten" der Seneszenz die Entstehung von Tumoren aus prämalignen Leberzellen verhindert und somit einen wichtigen Schutzmechanismus darstellt. Seit 2012 leitet der Mediziner an der Universität Tübingen die Sektion für translationale gastrointestinale Onkologie.  

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Roche geht milliardenschwere Allianz ein

Darpins sind künstliche Proteine, die etwa zehn mal leichter als Antikörper sind. Sie können Antigene erkennen und an sie binden. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Darpins sind künstliche Proteine, die etwa zehn mal leichter als Antikörper sind. Sie können Antigene erkennen und an sie binden. Quelle: Jawahar Swaminathan, Europäisches Institut für Bioinformatik / wikipedia.org

Der Pharmakonzern Roche und die Züricher Molecular Partners AG haben eine milliardenschwere strategische Partnerschaft zur Entwicklung neuartiger Wirkstoffe beschlossen.

Wie die beiden Unternehmen am 4. Dezember vermeldeten, wollen sie Wirkstoff-Konjugate herstellen, die toxische Substanzen mit den DARPin-Proteinmolekülen von Molecular Partners kombinieren. Die sogenannten Designed Ankyrin Repeat Proteins sind Gerüstproteine mit hoher Spezifität. Anders als etwa Antikörper können die kleinen Moleküle tief in Tumore eindringen und transportieren den konjugierten Wirkstoff direkt an den Bestimmungsort. Die Spezifität der Molekülkomplexe sei höher als bei Antikörper-Drug-Konjugaten (ADCs), so die Unternehmen.

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In ihrem Lizenzvertrag legen die Partner fest, dass Roche auf der Basis der DARPins mehrere Produkte entwickeln und vermarkten darf. Im Gegenzug bekommt Molecular Partners Sofortzahlungen in Höhe von 55 Millionen Schweizer Franken. Eine weitere Milliarde Schweizer Franken an Meilensteinzahlungen kann folgen, sofern alle Ziele erreicht werden. An künftigen Produktumsätzen sind die Züricher zudem im zweistelligen Prozentbereich beteiligt. „Wir freuen uns über diese Zusammenarbeit, weil die DARPin-Plattform unsere eigenen Kompetenzen im Bereich der großen Moleküle ideal ergänzt“, so Sylke Poehling, Leiterin des Bereichs Large Molecule Research von Roche. Diese Kombination von technischem und wirtschaftlichem Know-how könne die Entwicklung von DARPin-basierten Produkten enorm beschleunigen, fügt Christian Zahnd, der Chief Executive Officer von Molecular Partners hinzu. Auf lange Sicht sollen die kleinen Moleküle Antikörper in vielen Anwendungen ersetzen.

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Lübeck: Neues Zentrum für Seltene Krankheiten

Bis zur Diagnose einer Seltenen Erkrankung müssen Patienten viele Untersuchungen über sich ergehen lassen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Bis zur Diagnose einer Seltenen Erkrankung müssen Patienten viele Untersuchungen über sich ergehen lassen. Quelle: ZSE Lübeck

Die Universität zu Lübeck und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein haben ein Zentrum für Seltene Erkrankungen auf dem Campus eingerichtet.

Hierfür führen die beteiligten Institute und Kliniken ihre Experten aus den Bereichen Humangenetik, Jugendmedizin, Dermatologie, Allergologie, Venerologie zusammen. Damit ist es das bisher einzige derartige Zentrum in Norddeutschland. Die Themenschwerpunkte des neuen Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZSE) sollen auf seltenen genetischen und neurogenetischen Syndromen, Bewegungsstörungen und neurodegenerativen Erkrankungen, Störungen der Geschlechtsentwicklung, seltenen Hauterkrankungen und der Versorgungsforschung liegen. Die Forschungsarbeiten sollen dabei einen betont interdisziplinären und altersübergreifenden Charakter haben. Zudem soll es als Anlaufstelle für Patienten mit unklarer Diagnose dienen.

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„Unser Ziel ist es, die Zukunft der Patienten mit seltenen Erkrankungen besser zu gestalten“, sagt  der Neurogenetiker Alexander Münchau, Sprecher des Zentrums. „Wir wollen sie qualitativ hochwertig betreuen und behandeln. Auch die grundlagenorientierte und klinische Forschung auf dem Gebiet seltener Krankheiten sind für uns von großer Bedeutung.“ Erkrankungen werden als selten definiert, wenn fünf pro 10.000 Personen oder weniger von dieser Krankheit betroffen sind. In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer seltenen Erkrankung. Ein wichtiger Motor für die Gründung des ZSE war die im Frühjahr 2013 eingerichtete Stiftungsprofessur „Bewegungsstörungen und Neuropsychiatrie bei Kindern und Erwachsenen“ am Institut für Neurogenetik. Durch sie ist es gelungen, die über viele Jahre entwickelte Idee eines fächer- und altersübergreifenden klinisch-neurowissenschaftlichen Zentrums zur Betreuung und Erforschung von oft ungewöhnlichen neurologischen und neuropsychiatrischen Erkrankungen zu realisieren. Die Einrichtung von spezialisierten Zentren ist auch ein Ziel des Nationalen Aktionsplans "Seltene Erkrankungen", den die Bundesregierung kürzlich vorgestellt hat (mehr...).

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