Wochenrückblick KW 47
Rückblick auf Kalenderwoche 47
Für den Zeitraum vom 18. bis 25. November 2013 hat biotechnologie.de für Sie die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche zusammengestellt.
Präzise Schnitte mit bakterieller Kombi-Schere
Braunschweiger Biotechnologen haben neue Nutzungsmöglichkeiten für das Enzym Cas9, einer molekularen Schere, aufgezeigt.
Um sich gegen Viren zu schützen verfügen Bakterien über das Enzym Cas9, das Fremd-DNA erkennen und zerlegen kann. „Das CRISPR-Cas-System ist ein sehr leistungsfähiges Werkzeug für die Gentechnik“, sagt Emmanuelle Charpentier vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Es wird im Labor genutzt um Gene gezielt auszuschneiden oder an definierten Schnittstellen neue Sequenzen einzubauen. CRISPR steht für Clustered Regularly Interspaced Palindromic Repeats, zu deutsch etwa „gehäuft auftretende, gleichmäßig verteilte Wiederholungen, die aus beiden Richtungen gelesen werden können“. Cas ist die Bezeichnung für das damit assoziierte Enzym.
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Wie die Wissenschaftler vom HZI im Fachjournal Nucleic Acids Research (2013, Online-Veröffentlichung) berichten, hat sich das bakterielle Schutzenzym in verschiedenen Bakterienstämmen unabhängig voneinander entwickelt. Das fanden die Forscher durch Vergleiche der Baupläne für Cas9 heraus. Anhand ihrer Ergebnisse können die molekularen Präzisionswerkzeuge nun in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Demnach sind Komponenten des Systems innerhalb der Gruppen austauschbar, über die Gruppen-Grenzen hinaus dagegen nicht. So lassen sich die Enzyme aus völlig unterschiedlichen Bakterien zusammen kombinieren, um gleich mehrere genau definierte Änderungen in der Ziel-DNA vorzunehmen. Ideen, wie ihre Entdeckung für die Behandlung von Krankheiten genutzt werden kann, haben die Forscher bereits: So könnte etwa das Gen für den Rezeptor, den das HI-Virus bei der Infektion menschlicher Zellen benutzt, mit Hilfe des CRISPR-Cas-Systems aus der Immunzellen-DNA ausgeschnitten werden. Ohne den Rezeptor würden Patienten immun gegen das tödliche Virus. Ihre Entdeckung machten die Braunschweiger Biologen eher zufällig: „Ursprünglich haben wir nach neuen Angriffszielen für Antibiotika gesucht. Entdeckt haben wir etwas ganz anderes“, sagt Charpentier.
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Ganymed sichert sich 45 Millionen Euro
In einer neuen Finanzierungsrunde hat die Mainzer Ganymed Pharmaceuticals AG 45 Millionen Euro eingeworben.
Der Großteil des Geldes stammt vom Hauptaktionär ATS Beteiligungsverwaltung GmbH, hinter dem Andreas und Thomas Strüngmann stehen. Weitere Geldgeber sind die MIG-Fonds sowie die FCPB Gany GmbH. Insgesamt hat sich der Antikörper-Spezialist damit in den vergangenen fünf Jahren mehr als 100 Millionen Euro gesichert.
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Die Mainzer Ganymed AG will das eingeworbene Geld in die eigene Forschung investieren. So soll eine Phase II-Studie mit dem derzeitigen Haupt-Entwicklungskandidaten, dem Antikörper IMAB362 gegen Magen- und Speiseröhrenkrebs, vervollständigt und eine Phase III-Studie vorbereitet werden. Der Antikörper bindet spezifisch an das Protein Claudin 18.2, welches in vielen soliden Tumoren überexprimiert wird. Zudem soll ein therapiebegleitendes Diagnostikum klinisch validiert werden, welches eine Vorhersage des Behandlungserfolges ermöglichen könnte. Das klinische Entwicklungsprogramm für Ganymeds zweiten Antikörper, IMAB027 gegen Eierstockkrebs, soll in einer klinischen Phase I/II getestet werden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Fortschritt des Ganymed-Teams in den vergangenen drei Jahren“, sagte Thomas Strüngmann. In allen klinischen Studien habe der Antikörper IMAB362 bisher vielversprechende Daten geliefert. Gegründet wurde Ganymed im Jahr 2001 als Spin-off der Universitäten Mainz und Zürich. Zu den Gründern gehören Özlem Türeci und Ugur Sahin. Die von Ganymed entwickelten „idealen Antikörper“ (IMAB) zeigen eine spezifische Wirkung gegen Antigene, die nur auf Tumoren präsent sind. Dadurch sollen sie nicht an gesunde Zellen binden und weniger Nebenwirkungen entfalten.
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Vier neue SFB aus den Biowissenschaften
Die DFG richtet neun neue Sonderforschungsbereiche (SFB) ein. Vier davon beackern Themen aus den Lebenswissenschaften.
Der DFG-Bewilligungsausschuss hat auf seiner Herbstsitzung in Bonn den neuen SFB insgesamt 64,4 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre und neun Monate zugesichert. Mit im Förderpaket: eine 20-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten. Zudem beschlossen die Ausschussmitglieder die Verlängerung von 23 SFB für eine weitere Förderperiode. Somit unterstützt die DFG ab April 2014 insgesamt 235 SFB.
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Der Bereich „Supramolekulare Chemie an Proteinen“ entwickelt neue Moleküle, die an der unspezifisch ausgebildeten Oberfläche von Eiweißen binden und nicht an den Bindetaschen wechselwirken. Die Forscher der Universität Duisburg-Essen wollen so Mechanismen der Proteinerkennung besser verstehen. Lübecker Forscher beschäftigen sich beim SFB „Essverhalten: Homöostase und Belohnungssysteme“ damit, wie die Nahrungsaufnahme durch Gewohnheiten und die individuelle genetische Ausstattung beeinflusst wird. Sie wollen damit dem Übergewicht zu Leibe rücken. Wie bestimmte Schlüsselproteine spezifische Prozesse bei der Anpassung an Umweltfaktoren beeinflussen, wollen Tübinger Entwicklungsbiologen im SFB „Molekulare Kodierung von Spezifität in pflanzlichen Prozessen“ herausfinden. Sie betrachten dabei strukturelle Veränderungen von Molekülen, Proteinen und Molekülkomplexen. Gemeinsam mit Marburger Kollegen untersuchen Giessener Forscher „Kardinale Mechanismen der Wahrnehmung“. Im Speziellen untersuchen sie, wie das menschliche Gehirn aus den Mechanismen Prädiktion, Bewertung und Kategorisierung übergeordnete Bedeutungen ableitet, um besser verstehen zu können, wie unsere Sinne unser Verhalten beeinflussen.
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TAP-Aktionäre stimmen Übernahme durch Sartorius zu
Die Aktionäre des britischen Bioreaktor-Spezialisten TAP haben dem Verkauf an die Göttinger Sartorius AG zugestimmt.
Die größte Hürde bei der Übernahme von TAP Biosystems plc dürfte Sartorius Stedim Biotech S.A. damit genommen haben. Bis Ende des Jahres könnte die Transaktion abgeschlossen werden, teilte der Göttinger Prozesstechnik-Spezialist mit. Anfang Oktober hatte das Unternehmen sein Barangebot von 33 Millionen Euro öffentlich gemacht (mehr...). Sartorius kann mit der Übernahme sein Bioprozess-Portfolio im Bereich Fermentation weiter ausbauen. Vor allem die von TAP entwickelten kleinvolumigen, multiparallelen Bioreaktoren dürften das Interesse der Göttinger geweckt haben. Dieses Format ist in den vergangenen Jahren bei den frühen Schritten der Produkt- und Prozessentwicklung immer beliebter geworden.
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News: BASF übernimmt US-Enzymhersteller News: Wilex gibt US-Tochter ab |
Das 1987 gegründete Unternehmen TAP Biosystems mit Hauptsitz in Royston, Großbritannien, beschäftigt weltweit etwa 160 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2012/13 einen Umsatz von rund 26 Millionen Euro. Sartorius Stedim Biotech hatte erst kürzlich die Geschäftszahlen für die ersten neun Monate 2013 veröffentlicht. Demnach stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 6 Prozent auf rund 437 Millionen Euro. Mit rund 3.000 Mitarbeitern erzielte das Unternehmen einen Nettogewinn von rund 55 Millionen Euro.
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