Politik-Thema Nummer eins: Der Mensch und seine Gesundheit

Gaben in Berlin den Startschuss für neue Wege in der Gesundheitsforschung: Bundesforschungsministerin Annette Schavan (Mitte), Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (re) und Charité-Vorstandsvorsitzender Karl-Max Einhäupl(li) ( <ic:message key='Bild vergrößern' />
Gaben in Berlin den Startschuss für neue Wege in der Gesundheitsforschung: Bundesforschungsministerin Annette Schavan (Mitte), Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (re) und Charité-Vorstandsvorsitzender Karl-Max Einhäupl(li). Quelle: biotechnologie.de

14.01.2011  - 

Gleich zum Jahresbeginn rückt die Gesundheitsforschung ins Blickfeld der Öffentlichkeit: Am 20. Januar startet das diesjährige Wissenschaftsjahr mit seinem Fokus auf die Gesundheitsforschung und nicht zuletzt aus diesem Grund war die Charité am 12. Januar auch der Ort, den Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler zur Vorstellung des neuen Gesundheitsforschungsrahmenprogramms ausgewählt haben. Als Herzstück des Programms bezeichnete Schavan die Nationalen Zentren für Gesundheitsforschung, für die allein 475 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. „Dieser strukturelle Neuerung wird Deutschland massiv voranbringen“, sagte Schavan.

Die Gesundheit wird im Jahr 2011 das bestimmende Thema: Unter Federführung des Bundesforschungsministeriums und der Initiative "Wissenschaft im Dialog" will das diesjährige Wissenschaftsjahr noch mehr darüber aufklären, was Deutschlands Forscher in diesem Gebiet leisten und welche Herausforderungen in den kommenden Jahren zu meistern sind. Bereits seit zwölf Jahren steht immer ein Wissenschaftsthema im Mittelpunkt dieser Initiative, für 2011 rückt nun der Mensch und seine Gesundheit ins Zentrum der Debatte. (zur Webseite: www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de)

Jahr der Gesundheitsforschung

Mehr zum Wissenschaftsjahr 2011 mit dem Thema "Forschen für unsere Gesundheit" : hier klicken

Mehr zum Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung: Die 50-seitige Langfassung: pdf download

Mit dem Gesundheitsforschungsrahmenprogramm setzt die Bundesregierung diesbezüglich ein Zeichen und stellt für die nächsten vier Jahre insgesamt 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Das Programm wurde bereits im Dezember vom Kabinett beschlossen und zeigt die Schwerpunkte der Förderpolitik in diesem Forschungsfeld auf. (mehr..) „Wir stehen vor der Herausforderung, dass die Menschen immer älter werden, wir das hohe Leistungsniveau unseres Gesundheitssystems halten wollen, aber gleichzeitig immer weniger Beitragszahler zur Verfügung stehen“, sagte Schavan. Aus diesem Grund seien Investitionen in die Forschung dringend erforderlich. Insgesamt werden im Rahmenprogramm sechs Aktionsfelder benannt: 

  • Gebündelte Erforschung von Volkskrankheiten
  • Individualisierte Medizin
  • Präventions- und Ernährungsforschung
  • Versorgungsforschung
  • Gesundheitswirtschaft
  • Gesundheitsforschung in internationaler Kooperation

In einem Laborraum der Berliner Charité hantierten die beiden Bundesminister mit Pipetten, wie es die Gesundheitsforscher tun.Lightbox-Link
In einem Laborraum der Berliner Charité hantierten die beiden Bundesminister mit Pipetten, den wichtigsten Werkzeugen der Gesundheitsforscher.Quelle: biotechnologie.de

Im Fokus des Programms steht insbesondere der Kampf gegen Volkskrankheiten. Hier setzt die Bundesregierung auf strukturelle Konzentration. „Im Juni werden wir eine Landkarte der sechs Nationalen Zentren der Gesundheitsforschung vorstellen können“, kündigte Schavan an. „Wir wollen Verbindungen zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung herstellen sowie die besten Forscher miteinander in Beziehung bringen“, so Schavan.

Forschung in die ärztliche Praxis bringen

Das Ziel: Forschungsergebnisse schneller in die ärztliche Praxis überführen. Aus ihrer Sicht sind die Zentren Ausdruck dafür, dass sich das ärztliche Selbstverständnis inzwischen immer mehr gewandelt habe und insbesondere Volkskrankheiten zunehmend ganzheitlicher sowie mithilfe vieler verschiedener Disziplinen unter die Lupe genommen werden müssen. Dies bestätigte auch die Schlaganfall-Forscher Ulrich Dirnagl von der Charité Universitätsmedizin. „Grundlagenforscher beschäftigen sich beim Schlaganfall vor allem mit dem Gehirn, dabei ist die Lungenentzündung die Todesursache Nummer eins bei Schlaganfall“, erläuterte der Wissenschaftler. Inzwischen sei klar geworden, dass die Immunologie eine entscheidende Rolle beim Schlaganfall spielt. Nur in Zentren, wo mehrere Disziplinen sowie grundlagen- und anwendungsorientierte Forscher unter einem Dach zusammenarbeiten, könnten solche Entdeckungen aber auch dazu führen, dass schnellstmöglich die richtige Therapie entwickelt wird.

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Zugleich betonte Schavan, dass die Zentren Deutschland als Forschungsstandort auch international deutlich sichtbarer machen werden. Das Deutsche Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sowie das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung haben bereits ihre Arbeit aufgenommen (mehr...). Die vier weiteren Zentren für die Gebiete Infektion, Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs werden im nächsten Jahr gegründet (mehr...). Der Standortwettbewerb hat vor kurzem die Finalrunde erreicht (mehr...).

Wirtschaft an Gesundheitsforschung beteiligen 

Insgesamt 475 Millionen will das BMBF für den Aufbau der Zentren bereitstellen. Weitere 1,5 Milliarden Euro sind für die Projektförderung reserviert. Denn die Etablierung der Zentren soll nicht auf Kosten bestehender Initiativen gehen, betonte Schavan. Mit dem Programm soll aber auch die Gesundheitswirtschaft als Wachstumsmotor für Beschäftigung und Umsatz mit ins Boot geholt werden. „Wir wollen Anreize dafür schaffen, dass sich Unternehmen an Forschung und Entwicklung beteiligen“, so Schavan und nannte unter anderem den Spitzencluster-Wettbewerb als Beispiel. Wie notwendig eine enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft ist, betonte auch Charité-Vorstandsvorsitzender Karl Max Einhäupl. „Ohne die Industrie funktioniert Gesundheitsforschung nicht“, sagte er mit Blick auf die immer schnelleren und damit kostenintensiven Innovationszyklen in der Medizin. Aus diesem Grund begrüße die Charité auf der einen Seite die Bemühungen, dass landes- und bundesfinanzierte Einrichtungen im Rahmen der Zentren künftig besser zusammenarbeiten können, verwies auf der anderen Seite aber auch darauf, dass es sich keine Forschungseinrichtungen mehr leisten könne, nicht mit der Wirtschaft zu kooperieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben strategische Allianzen in den vergangenen Jahren zugenommen.  Erst im November hat sich der britische Konzern GlaxoSmithKline mit dem Münchner Max-Planck-Institut für Biochemie zusammengetan (mehr...),  im Juni gab Einhäupl ein Public-Private-Partnership mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi-Aventis bekannt (mehr...) und seit 2008 arbeiten Bayer Schering und das Deutsche Krebsforschungszentrum eng zusammen (mehr...)

Hoffnung: Individualisierte Medizin 

Große Hoffnungen setzt die Bundesregierung aber auch auf die Individualisierte Medizin - ein Forschungsfeld, das in den letzten Jahren immer mehr Fahrt aufgenommen hat. In München ist erst kürzlich ein Spitzencluster zu diesem Thema gegründet worden (mehr...). Mit dem „Greifswald Approach to individualized Medicine – GANI_MED“  nehmen sich inzwischen aber auch Greifswalder Forscher der Thematik an (mehr...). Derartige Forschungsansätze will das Bundesforschungsministerium auch künftig noch stärker vorantreiben, um Therapien maßgeschneidert einzusetzen und Krankheiten schon früher als bisher zu diagnostizieren. Dies soll auch helfen, die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken und effizientere Strukturen zu etablieren. "Wir brauchen nicht nur Produktinnovationen, sondern auch Prozessinnovationen", sagte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler.

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