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Dagmar Köhler-Repp: Schutzgöttin von Ente, Huhn & Co.

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Dagmar Köhler-Repp will mit bestandsspezifischen Impfstoffen, den Einsatz von Antibiotika in der Veterinärmedizin reduzieren. Quelle: Ripac-Labor GmbH

23.01.2015  - 

Dagmar Köhler-Repp war Mitte 20, als sie den Sprung in die Selbständigkeit gewagt hat. Gleich nach ihrem Studium gründete die frischgebackene Diplom-Biologin die Tierimpfstoff-Firma Ripac-Labor. Was 2001 als Ein-Mann-Betrieb im Keller der elterlichen Wohnung in Berlin begann, ist heute ein High-Tech-Unternehmen mit Sitz im Wissenschaftspark Potsdam-Golm. 2014 wurde die erfolgreiche Geschäftsfrau und zweifache Mutter als Brandenburgs Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet.

Wenn die Eltern, der Mann und die Studienfreunde eingespannt sind, dann kann mit Fug und Recht von einer echten Familienfirma gesprochen werden. Initiiert und dirigiert wird das Ensemble von Dagmar Köhler-Repp, die 2001 die Tierimpfstoff-Firma Ripac-Labor GmbH gegründet hatte – im Keller des Elternhauses und mit ihr selbst als einziger Angestellten. Ganz allein war sie allerdings doch nicht, wie sie selbst zugibt: „Ich wurde von meiner Familie extrem unterstützt.“ Köhler-Repps Vater ist Tierarzt im Ruhestand und schaut auch heute noch regelmäßig in der Firma nach dem Rechten. „Auch der Firmenname geht auf eine Beratung mit meinen Eltern und meinem Bruder zurück“, erinnert sich die 39-Jährige. In dem Akronym sind die Erreger wichtiger Infektionskrankheiten bei Nutztieren versteckt. So steht zum Beispiel „Ri“ für Riemerella-Bakterien, die bei infizierten Enten zu zentralnervösen Störungen und damit Lahmheit und Apathie sowie zu ernsten Lungenproblemen führen.

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Die Tiergesundheit im Blick

Ripac stellt nach der Diagnose der Art und des Serotyps des Erregers sogenannte bestandsspezifische Impfstoffe her, mit denen zum Beispiel die Tiere einer Entenherde behandelt werden. Der Effekt: Sind die Eltern geimpft, weisen die Jungtiere schützende Antikörper auf und bleiben gesund. Die Infektionswelle ebbt ab. „Mein Vater hatte damals eine Lücke bei der Versorgung der Tierwirte mit derartigen Impfstoffen ausgemacht“, so Köhler-Repp. „Da mich die Selbständigkeit schon immer gereizt hat, habe ich direkt nach meinem Studium diese Nische besetzt.“ Und das ziemlich erfolgreich: Das ehemalige Ein-Frau-Unternehmen beschäftigt heute 22 Angestellte. Neben dem Schutz für Enten und andere Wasservögel entwickelt Ripac Impfstoffe für Hühner, Schweine, Kaninchen und Rinder. Besonders spannend wird es für das Team, wenn ein Tierarzt aus einem Zoo anruft. So wurden zum Beispiel schon Vakzine für Okapis, Robben und Totenkopfäffchen nachgefragt.

Den Bakterien auf der Spur

Zum Kundenstamm Ripacs gehören Tierbetriebe aus ganz Deutschland. Bestandsspezifische Impfstoffe müssen im Gegensatz zu klassischen, vergleichsweise unspezifischen Vakzinen kein langwieriges und teures Zulassungsverfahren durchlaufen. Das hält Entwicklungsrisiko und Kosten niedrig. Außerdem punktet Ripac mit einer schnellen Lieferung: Von der Isolierung des krankheitsauslösenden Bakteriums aus Blut, Kot oder Kadaver der Tiere bis hin zur Bereitstellung des Impfstoffs vergeht etwa ein Monat. „Vor allem die Einführung der Massenspektrometrie-gestützten Bestimmung der Bakterienart hat zu einem enormen Zeitgewinn geführt“, berichtet Köhler-Repp. „Mit dieser Methode können wir derzeit 2.200 Bakterienarten unterscheiden – und das innerhalb eines Tages.“

Impfstoff statt Antibiotika

Ripac bedient hier einen wachsenden Markt. Aufgrund zunehmender Antibiotika-Resistenzen in der Klinik gibt es politische Bestrebungen, Resistenzbildungen durch einen reduzierten Einsatz von Antibiotika auch in der Tierhaltung zu vermeiden. „Um die in der Folge häufiger auftretenden Infektionskrankheiten bei Nutztieren zu bekämpfen, sind Impfstoffe derzeit das Mittel der Wahl. Davon profitieren wir“, erklärt Köhler-Repp den Erfolg der Firma. Dabei war die Brandenburgerin anfangs äußerst skeptisch: „Als ich begann, die ersten Ikea-Regale zu einem mikrobiologischen Labor umzufunktionieren, habe ich mir genau ein Jahr gegeben. Obwohl es später durchaus Durststrecken gab, hatte ich nie das Gefühl, dass ich das Projekt hinschmeißen müsste.“ Zwölf Jahre später schaut die Staatssekretärin des Bundeslandwirtschaftsministeriums persönlich bei Ripac vorbei, um einen millionenschweren Zuwendungsbescheid für ein Förderprojekt zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes abzugeben. Maria Flachsbarth musste dazu auch nicht in den Keller eines Einfamilienhauses gehen. Ripac residiert mittlerweile im zweiten Stock des Gründerzentrums Go:IN des Forschungscampus Potsdam-Golm.

Autor: Martin Laqua

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