Wochenrückblick KW 30

29.07.2013

Caprotec und Bayer weiten Kooperation aus

Ziel der Kooperation ist es, die Entwicklung und die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln zu optimieren. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Ziel der Kooperation ist es, die Entwicklung und die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln zu optimieren. Quelle: Rainer Sturm/pixelio.de

Bayer Cropscience und die Caprotec Bioanalytics GmbH in Berlin haben ihre Zusammenarbeit im Bereich Pflanzenproteomik ausgeweitet.

Für die Pflanzenschutzsparte des Bayer-Konzerns charakterisiert der Berliner Proteomik-Spezialist ein zweites Zielmolekül aus dem Bereich Agrochemie. Caprotech nutzt dafür die hauseigene Capture Compound Massenspektrometrie (CCMS). Ziel ist eine umfassende Analyse der molekularen Interaktionspartner eines Pflanzenschutzwirkstoffs. Auf diese Weise ließen sich unerwartete Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln früher nachweisen.

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„Wir haben beschlossen, ein zweites Zielmolekül mit dem Team von Caprotec zu untersuchen und profitieren von den engen Arbeitsbeziehung die in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut wurden", sagte Markus Dollinger, der bei Bayer Cropscience die Forschungsarbeiten zur Schädlingsbekämpfung koordiniert. Ein erstes vergleichbares Projekt hatten die beiden Partner bereits im Dezember 2011 gestartet.

CCMS ermöglicht es, über ein trifunktionales Molekül in komplexen biologischen Proben gezielt nach Reaktionspartnern von Wirkstoffen wie etwa Pflanzenschutzmitteln zu screenen. Die beiden miteinander interagierenden Moleküle werden anschließend chemisch stabil verbunden und gezielt aufgereinigt. Zu den Investoren von Caprotech gehören zahlreiche Wagniskapitalgeber, darunter LBBW Venture Capital, Creathor Venture sowie von der IBB Beteiligungsgesellschaft verwalteten Fonds und der ERP Startfonds .

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Gentechnik-Umfrage: offenere Haltung bei Jüngeren

Manche Pflanze kann sich durch gentechnische Veränderungen selbst gegen Schädlinge schützen. Die jüngere Generation scheint das dem Schutz durch Pestizide vorzuziehen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Manche Pflanze kann sich durch gentechnische Veränderungen selbst gegen Schädlinge schützen. Die jüngere Generation scheint das dem Schutz durch Pestizide vorzuziehen. Quelle: BASF

Einem Meinungsbild des Umfrageinstituts Dimap zufolge stehen junge Deutsche der grünen Gentechnik wesentlich positiver gegenüber als die Gesamtbevölkerung.

In Auftrag gegeben hat die repräsentative Umfrage das Forum Grüne Vernunft (FGV). Der Verein setzt sich für die Grüne Gentechnik ein und versucht aktiv, die öffentliche Akzeptanz zu verbessern. In seiner Begründung für den Auftrag gibt das FGV an, dass ein differenzierteres Meinungsbild in der Bevölkerung überfällig sei. Gentechnik-Gegner argumentierten dem FGV zufolge stets mit der pauschalen Ablehnung der Gentechnik durch 80 Prozent der Bevölkerung. Dimap erklärte in seiner abschließenden Bewertung der Umfrageergebnisse, die Grundhaltung der 18 bis 29-Jährigen deute auf einen Meinungswandel der Gesamtbevölkerung in der Zukunft hin. Die erste Frage bezog sich auf die Gentechnik in der Arzneientwicklung und der Pflanzenzucht: „Glauben Sie, dass die Gentechnologie alles in allem eher nützt oder eher schadet?“ Die junge Generation bejahte den Nutzen mit 47 Prozent (schadet eher: 37 Prozent), während die Gesamtbevölkerung die umgekehrte Meinung vertrat (nützt eher: 36 Prozent, schadet eher 47 Prozent).

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Gestützt wird die Position der Jüngeren durch Personen mit Fachhochschulreife oder Abitur (nützt eher: 47 Prozent, schadet eher: 41 Prozent). Dem landwirtschaftlichen Einsatz der Gentechnik stehen die jüngeren Umfrage-Teilnehmer zwar auch positiver gegenüber als die Gesamtbevölkerung. Allerdings ist man in der jungen Generation der Grünen Gentechnik immer noch skeptisch: Zunächst traten nur 33 Prozent für den Einsatz in der Landwirtschaft ein, 65 Prozent waren dagegen. Im Folgenden wurden die Befragten darauf hingewiesen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auf  10 Prozent der weltweiten Ackerflächen angebaut werden. Daraufhin waren die 18 bis 29 Jährigen zu 54 Prozent dafür, dass den deutschen Landwirten freigestellt sein sollte, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen, 46 Prozent votierten dagegen. (Gesamtbevölkerung: ja: 35 Prozent, nein: 62 Prozent). 44 Prozent der jungen Gruppe plädierten für Schädlingsbekämpfung durch gentechnisch veränderte Pflanzen nachdem zuvor dargelegt wurde, dass gv-Pflanzen sich selbst vor Schädlingen schützen könnten. Nur 38 Prozent befürworteten den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. 53 Prozent der jungen Generation scheint auch nicht weiter zu stören, dass 80 Prozent der Lebensmittel in irgendeiner Form mit Gentechnik in Berührung kommen (Gesamtbevölkerung: stört mich: 69 Prozent, stört mich nicht: 28 Prozent). Die ernährungs- und agrarpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Christel Happach-Kasan zeigte sich indes erfreut über die Umfrageergebnisse: „Deutsche Unternehmen sind mit ihren gentechnisch veränderten Pflanzen im Ausland erfolgreich. Es muss gelingen, dass sie die Forschungsarbeiten dafür auch bei uns durchführen können und Freisetzungsversuche nicht mehr zerstört werden“, so die Politikerin in einer Pressemitteilung.

Zu den Ergebnissen der Umfrage auf der FGV-Webseite: hier klicken

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NRW beschließt Bioökonomie-Strategie

Weg von einer Erdöl basierten Wirtschaft, hin zu Nachhaltigkeit und Bio-Raffinerien. Das ist ein Ziel der NRW-Stragtegie für Bioökonomie. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Weg von einer Erdöl basierten Wirtschaft, hin zu Nachhaltigkeit und Bio-Raffinerien. Das ist ein Ziel der NRW-Stragtegie für Bioökonomie. Quelle: Jutta Wieland/pixelio.de

Neben der Bundesregierung hat das Land Nordrhein-Westfalen eine eigene Bioökonomie-Strategie beschlossen.

Das gab das Wissenschaftsministerium auf Anfrage von biotechnologie.de bekannt. Demnach wurde das Papier bereits am 16. Juli in einer Kabinettssitzung beschlossen. Einen Tag später hatte die Bundesregierung ihre Politikstrategie Bioökonomie vorgestellt (mehr...). Auch in NRW steht der Wandel von einer auf Erdöl basierenden zu einer auf nachwachsenden Rohstoffen basierenden Industrie im Fokus der Strategie. „Die Bioökonomie kann fast alle industriellen und wirtschaftlichen Sektoren und ihre dazugehörigen Dienstleistungen betreffen“, heißt es von Seiten der Landesregierung. Eine wichtige Einschränkung macht die NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze jedoch: Der Anbau, die Freisetzung und die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen sind ein absolutes Tabu für eine Landesförderung. Stattdessen setzt das Land auf eine ressortübergreifende Vernetzung und eine intensive Einbeziehung der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften zur Entwicklung „guter Standards“ für die Bioökonomie. Eine vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie bescheinigte dem Land 2010 eine chancenreiche Ausgangsposition (mehr...). Das Land verfüge „über hinreichend nachwachsende Rohstoffe und eine starke wissenschaftliche Basis in bioökonomie-relevanten Bereichen.“  Drei Schwerpunktthemen wurden identifiziert: Biopolymere und funktionalisierte Oberflächen, Bioraffinerien und  Biopharmazeutika, Diagnostika und Medizintechnik.

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Die Vernetzung und Abstimmung mit weiteren Strategien und Maßnahmen zur Bioökonomie seien außerdem ein Ziel. Diese sollten sich ergänzen und gegenseitig unterstützen, heißt es im entsprechenden Eckpunktepapier. Ein weiterer Eckpunkt: Die Technologien sollen trans- und interdisziplinär begleitet und durch rechtliche, ethische und sozialwissenschaftliche Abwägung bewertet werden. Damit soll zu einer besseren Gesellschaftlichen Akzeptanz beigetragen werden. Wissenschaftliche Grundlagen zur Bioökonomie werden interdisziplinär bereits heute im Bioeconomy Science Center (BioSC) gebündelt, das projektbezogen durch das Land mit rund 58 Mio. Euro in den nächsten zehn Jahren gefördert wird (mehr...).

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Bluttest erkennt Spuren von Alzheimer

Für den Nachweis der degenerativen Erkrankung soll eine Blutprobe in Zukunft ausreichend sein. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Für den Nachweis der degenerativen Erkrankung soll eine Blutprobe in Zukunft ausreichend sein. Quelle: ALEXANDER RATHS - fotolia.de

In Zusammenarbeit mit Siemens Healthcare haben Forscher der Universität des Saarlandes einen Bluttest entwickelt, mit dem sich Alzheimer nachweisen lässt. 

Für eine besonders schwere Form der Altersdemenz, der Alzheimerschen Erkrankung, gibt es damit womöglich bald eine sichere und einfach zu handhabende Diagnosemöglichkeit. Ein deutsches Forscherteam unter der Koordination von Petra Leidinger und Christina Backes von der Universität des Saarlandes und Andreas Keller von Siemens Healthcare in Erlangen hat nun einen Test vorgestellt, der einzig und allein eine Blutprobe erfordert. Derzeit erreicht der Test eine Sensitivität von 95 Prozent (von 100 Alzheimer-Patienten werden fünf nicht erkannt) und eine Spezifität von 92 Prozent (von 100 Probanden ohne Alzheimer wird acht die Krankheit fälschlicherweise zugeschrieben). Wie die Wissenschaftler am im Journal Genome Biology (2013, Online-Veröffentlichung) schreiben, kann eine Kombination mit Gehirnaufnahmen diese Werte sogar noch deutlich verbessern. Derzeit sichern spezialisierte Zentren auf Basis von Krankheitsgeschichte, Psycho-Tests, Gehirnaufnahmen und in der Gehirnflüssigkeit vorliegenden Biomarkern die Diagnose.

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Der neue Bluttest basiert auf im Blut zirkulierenden micro-RNAs (miRNAs). Diese Nukleinsäuremoleküle sind für die Medizin von großem Interesse, „weil ihre Zusammensetzung eine spezifische Signatur für beispielsweise eine bestimmte Krankheit ergibt“, erläutert Leidinger. Für den Alzheimer–Test ermittelten die Forscher 12 miRNA-Moleküle, die für eine Abgrenzung der Demenz-Patienten von gesunden Menschen, aber auch von Schizophrenie- oder Depressionspatienten wichtig sind. Bei Multipler Sklerose, Morbus Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen kommt der Test derzeit noch an seine Grenzen. Leidinger ist sich aber sicher, dass er durch eine Verfeinerung der miRNA-Signatur in Zukunft auch hier die Diagnose vereinfachen wird. Die Wissenschaftler haben in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass solche Signaturen auch bei Magenkrebs, Lungenkrebs oder einem Herzinfarkt eine sichere Diagnose unterstützen können. Außerdem stecken die Saarländer hinter einem für alle Forscher kostenlos zugänglichen Webtool zur Analyse von miRNA-Molekülen und deren Funktionen (miRTrail).

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