Grüne Gentechnik: Akademie setzt auf die neue Generation

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Jeder der gentechnisch veränderten Reissetzlinge in einem Versuchs-Gewächshaus der BASF ist mit einem Strichcode versehen. So können sie jederzeit genau identifiziert und ihre Entwicklung dokumentiert werden. Quelle: BASF

14.06.2013  - 

In der molekularen Pflanzenforschung zählt Deutschland weltweit zur Spitze. Der kommerzielle Anbau von gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen bleibt hierzulande jedoch problematisch – derzeit werden gar keine solchen Gewächse angepflanzt. Wie die Pflanzenbiotechnologie trotz dieses Dilemmas derzeit aufgestellt ist und welche Entwicklungen zu erwarten sind, beleuchtet ein neuer Bericht der interdisziplinären Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht  der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), der am 10. Juni vorgestellt wurde. Darin fordert das Expertengremium, die vielversprechenden und zukunftsorientierten Anwendungen der Grünen Gentechnik einer neuen Generation öffentlich zu fördern.

Vor genau 30 Jahren wurde die erste transgene Pflanze hergestellt, und seit dieser Zeit hat sich die grüne Gentechnik äußerst dynamisch entwickelt: Weltweit werden auf mehr als 170 Millionen Hektar Ackerfläche gv-Pflanzen angebaut (mehr...). Seit 2005 beobachtet die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht der BBAW diese Entwicklungen. Nun hat die 11-köpfige Expertengruppe zum dritten Mal einen Themenband zur „Grünen Gentechnologie“ veröffentlicht, der die Entwicklungen in Wissenschaft, Technik und Gesellschaft der vergangenen vier Jahre unter die Lupe nimmt. Damit verbunden spricht die Arbeitsgruppe auch Handlungsempfehlungen aus.

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Viele neue Technologien

Der Potsdamer Pflanzenmolekularbiologe Bernd Müller-Röber, Sprecher der Arbeitsgruppe, erläuterte bei der Vorstellung des Berichtsbandes in Berlin, wie rasant sich die Methoden in der Pflanzenzüchtung in den vergangenen Jahren entwickelt haben. „Ultraschnelle Sequenziertechniken haben einen Quantensprung für die Genomanalyse bewirkt“, so Müller-Röber. Aber auch andere Technologien hätten den Blick auf und in die Pflanze auf ein neues Niveau gehoben. Dazu zählten etwa bildgebende Verfahren, wie sie in Phänotypisierungs-Studien im großen Stil zum Einsatz kämen, immer ausgereiftere bioanalytische Methoden und neuartige molekulare Präzisionswerkzeuge. „Der Pflanzenzüchtung steht eine große Vielfalt an biotechnologischen Methoden zur Verfügung, das ist viel mehr als bloß Gentechnik“, so Müller-Röber. Durch Systembiologie und Bioinformatik gelinge es zudem immer besser, eine „prädiktive“ Pflanzenzüchtung zu erreichen. Eine neue Generation von Pflanzentechnologien biete neuartige Lösungsansätze,  etwa Gewächse, die widerstandsfähig gegen Schädlinge sind, Wasser effizienter nutzen oder eine verbesserte Nährstoffzusammensetzung aufweisen.  „Ob die neuen Wege und Ziele aber auch in Deutschland zu einer besseren Verbaucherakzeptanz führen, ist offen“, so Müller-Röber.In dieser Folge der Kreidezeit erklären wir, wie man mit Smart Breeding Pflanzen mit ganz bestimmten Eigenschaften züchten kann.Quelle: biotechnologie.de

Plädoyer an die Politik

Die Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht plädiert dafür, dass die zukunftsorientierten Anwendungen der grünen Gentechnik in Deutschland öffentlich gefördert und weiterentwickelt werden sollten. Lange Zeit habe es an einer konsistenten Politik für die Förderung der Grünen Gentechnologie gefehlt. „Mit der 2010 gemeinsam von BMBF und BMELV aufgelegten Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie zeichnet sich jedoch eine deutliche Verbesserung ab“, schreibt die Arbeitsgruppe in ihren Handlungsempfehlungen. Gerade bei der Anwendungsforschung zur grünen Gentechnik drohe Deutschland bei internationalen Forschungsprogrammen abgekoppelt zu werden. Das wissenschaftliche und personelle Know-how müsse als Motor zukünftiger Innovationen langfristig in Deutschland gesichert werden.

Gentechnologiebericht

Zur Kurzfassung des Themenbands "Grüne Gentechnologie" der interdisziplinären AG Gentechnologiebericht der BBAW: pdf-Download

Zur Website der AG Gentechnologiebericht: hier klicken

Patente nur auf Erfindungen

Der Themenband beleuchtet auch die Frage der Risikowertung von gv-Pflanzen sowie ökonomische, patentrechtliche und ethische Aspekte der Grünen Gentechnik. Die Arbeitsgruppe kommt hier zu dem Schluss, dass sich das gängige Verfahren –die Überprüfung möglicher gesundheitlicher Risiken durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA - bewährt habe. An der wissenschaftlichen Qualität der Expertise der EFSA seien keine konkreten Fehler zu bemängeln. „Wissenschaftliche Transparenz und politische Entscheidung müssen transparent unterschieden werden“. Zur Frage der Patentierung von pflanzenbiotechnologischen Entwicklungen unterstreicht die Arbeitsgruppe, es müsse „sichergestellt bleiben, dass Patente allein auf Erfindungen erhoben werden dürfen, nicht aber auf die bloße Gensequenz“.

© biotechnologie.de/pg

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