Wochenrückblick KW 29

22.07.2013

Erlebnistruck Biotechnikum wieder auf Tour

Die mobile Erlebniswelt BIOTechnikum ist bundesweit auf Tour. Voll aufgeplustert bietet das Mobil Biotechnologie zum Anfassen auf 100 Quadratmetern Fläche. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die mobile Erlebniswelt BIOTechnikum ist bundesweit auf Tour. Voll aufgeplustert bietet das Mobil Biotechnologie zum Anfassen auf 100 Quadratmetern Fläche. Quelle: biotechnikum.eu

Der Labortruck der Initiative Biotechnikum ist seit Mitte Juli wieder bundesweit unterwegs.

Im Mittelpunkt der Bildungs- und Informationskampagne Biotechnikum, einer Initiative des Bundesforschungsministeriums, steht die mobile Erlebniswelt – ein mit kompletter Laborumgebung ausgestatteter, 17 Meter langer und vier Meter hoher Truck. Auf Messen, Schulen, Marktplätzen, Wissenschaftsnächten und Technik-Events in ganz Deutschland ist die Initiative bereits seit 2008 regelmäßig zu Gast. Visuell und didaktisch neu aufgelegt bietet die mobile Einheit mit ihrem Exponat- und Mitmachangebot „Biotechnologie zum Anfassen“ auf mehr als 100 Quadratmetern. Vor allem Jugendliche und angehende Forscher können in den Alltag eines Wissenschaftlers eintauchen und verschiedene Laborexperimente durchführen.

Initiative Biotechnicum

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Darüber hinaus stehen den Besuchern Themendisplays, interaktive Exponate und Multimedia-Terminals zur Verfügung. Die individualisierte und die regenerative Medizin, die Erforschung der Volkskrankheiten, nachhaltige Agrarproduktion oder Ernährungssicherheit stehen dabei im Mittelpunkt der Ausstellung. Mit dem Multimedia-Lernspiel „Bodymover“ können sich die Nachwuchsforscher allein mithilfe von Gestensteuerung durch eine menschliche oder pflanzliche Zelle navigieren, deren Bestandteile kennenlernen und das eigene Wissen in einem Quiz testen. Das Obergeschoss der mobilen Erlebniswelt bietet Raum für Dialog und Diskussion. Im Biotech-Kino illustrieren zudem Filme die verschiedenen Forschungs- und Anwendungsaspekte der Biotechnologie in ihrer ganzen Bandbreite. Das BIOTechnikum kann ab sofort für einen kostenfreien Besuch angefragt werden.

© biotechnologie.de/bs

Mikroben als Abgasreiniger

Die neue Technologie der neuseeländischen Firma kann nicht nur Abgase reduzieren. Für Stahlwerkbetreiber könnte Sie sich als lukrativ erweisen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die neue Technologie der neuseeländischen Firma kann nicht nur Abgase reduzieren. Für Stahlwerkbetreiber könnte Sie sich als lukrativ erweisen. Quelle: Hermann/pixelio.de

Für eine Technologie zur mikrobiellen Reinigung von Gichtgas hat die neuseeländische Firma Lanzatech ein Entwicklungsabkommen mit Siemens geschlossen.

Ein neuseeländisches Unternehmen will Stahlwerksbetreibern bei der Optimierung ihrer Kohlenstoffdioxidbilanz helfen: Lanzatech aus Auckland hat in den vergangenen Jahren eine Technologie zur Reinigung von Gichtgas entwickelt. In einem Bioreaktor setzen Mikroorganismen die Fabrikabgase in Alkohol um. Aus Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonooxid wird am Ende des Fermentationsprozesses Ethanol, der dann sogar als wertvoller Rohstoff weiterverkauft werden kann. Für die Stahlwerksbetreiber bei immer kleiner werdenden Margen ein interessantes Zubrot. Ende Juni wurde das entsprechende US-Patent veröffentlicht. Aus ihm geht hervor, dass der Reinigungstrupp aus den Bakterienarten Clostridium autoethanogenum, Clostridium ljundahlii und Clostridium ragsdalei besteht.

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Nach einer bestimmten Zeit wird das Ethanol, das mit Wasser vermischt ist, aus dem Reaktor geholt. Die Mikroorganismen werden entfernt und später wie auch das Wasser wiederverwendet. Seit 2008 betreibt Lanzatech in seiner Heimatstadt eine Demonstrationsanlage. 2012 gingen dann bei zwei chinesischen Unternehmen die ersten halbtechnischen Ethanolfabriken in Betrieb. Sowohl Baosteel als auch Shougang können so einen Teil des anfallenden Gichtgases in jeweils 300 Tonnen Ethanol pro Jahr umwandeln. Derzeit errichten die Neuseeländer ebenfalls in China die ersten beiden kommerziellen Anlagen. Ende Juni schloss Lanzatech schließlich mit der Münchener Siemens AG ein zehnjähriges Entwicklungsabkommen über diese Technologie. Siemens bekommt beteiligt sich so an einem sich rasant entwickelnden Industriefeld, Lanzatech profitiert von Siemens’ Erfahrungen in Sachen Prozessintegration und -optimierung. Siemens denkt dabei wohl schon über die Stahlindustrie hinaus: Die Methode kann auch in der chemischen Industrie und bei der Nutzung vieler weiterer Reststoffe eingesetzt werden. So könnten zum Beispiel Müllverbrennungsanlagen aufgerüstet werden.

© biotechnologie.de/ml

45 Millionen für Infektionsforschung in Ostdeutschland

Für viele bakterielle Krankenhausinfektionen sind multiresistente Problemerreger verantwortlich. Hier im Bild: eine Staphylokokken-Kolonie. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Für viele bakterielle Krankenhausinfektionen sind multiresistente Problemerreger verantwortlich. Hier im Bild: eine Staphylokokken-Kolonie. Quelle: CDC/ Janice Carr/ Deepak Mandhalapu, M.H.S.

Das Bundesforschungsministerium fördert das Verbundprojekt InfectControl 2020 mit 45 Millionen Euro, um die Infektionsforschung in Ostdeutschland voranzutreiben.

Mehr als 30 Partner haben sich für den Forschungsverbund „InfectControl 2020 – Neue Antiinfektionsstrategien – Wissenschaft, Gesellschaft,  Wirtschaft“ zusammengetan. Wirtschaftsunternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bilden das multidisziplinäre Konsortium. Aber auch Akteure aus Medien und Patientenvereinigungen wirken mit. Ziel ist es, Infektionskrankheiten umfassend zu vermeiden und effektiv zu bekämpfen. Dies soll durch neue Produkte, Wirkstoffe und gezielte Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden, kündigte Axel Brakhage an, Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena und Sprecher des Konsortiums. Neben der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – 45 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren – sollen auch die beteiligten Industriepartner, etwa die Brahms GmbH oder die Deutsche Lufthansa, Mittel bereitstellen.

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Damit soll nicht nur die Entwicklung neuer Wirkstoffe und Schnelltests bezahlt werden. Auch die Verbesserung von Hygienestandards im Krankenhaus und Alltag wird angegangen. Denn noch immer sind Infektionskrankheiten weltweit Todesursache Nummer eins. Allein in Deutschland sterben jährlich 60.000 Menschen an schweren Infektionen, weltweit sind es 8 bis 10 Millionen. „In einer öffentlich-privaten Partnerschaft wollen wir Infektionsforschung und -bekämpfung zu einem Markenzeichen Ostdeutschlands entwickeln. Wir werden so maßgeblich dazu beitragen, in den neuen Ländern hochqualifizierte Arbeitsplätze in einer Wachstumsbranche zu schaffen“, so Brakhage. Der Forscherverbund ist eine von 10 Initiativen, die im Programm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ des BMBF in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt bis zu 500 Millionen Euro gefördert werden. Das Programm knüpft an die bisherige Initiative „Unternehmen Region“ an, mit dem mehr als 1 Milliarde Euro in den Aufbau wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Kompetenzen in Ostdeutschland investiert wurde.

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Ulmer Zentrum für Peptid-Arzneien eröffnet

Um Immunzellen zu infizieren, dockt das HI-Virus mit Hilfe bestimmter Peptide an den Zelloberflächen an. Diese Moleküle liegen im Fokus der Ulmer Peptidforscher. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Um Immunzellen zu infizieren, dockt das HI-Virus mit Hilfe bestimmter Peptide an den Zelloberflächen an. Diese Moleküle liegen im Fokus der Ulmer Peptidforscher. Quelle: psdesign1/Fotolia

An der Universität Ulm hat ein neues Zentrum zur Erforschung von Peptid-Wirkstoffen seine Arbeit aufgenommen.

Die interdisziplinäre Forschungseinrichtung bündelt die naturwissenschaftlichen und medizinischen Expertisen auf dem Gebiet der Protein- und Peptidwirkstoffe an der Universität Ulm mit dem langfristigen Ziel, aus körpereigenen Wirkstoffen innovative und sichere Medikamente herstellen zu können. Mit der Eröffnung des Ulmer Zentrums für Peptidpharmazeutika (UPEP) am 17. Juli ist an der Universität eine Forschungseinrichtung entstanden, die sich einer ganz besonderen Klasse von organischen Verbindungen widmet: den Peptiden. Die aus Aminosäuren zusammengesetzten Eiweißbausteine sind Bestandteile der körpereigenen Proteine. Das Besondere: sie gewinnen immer mehr pharmakologische Bedeutung als Wirkstoffe gegen eine große Bandbreite von Krankheiten. „Das UPEP bündelt die naturwissenschaftliche und medizinische Expertise auf dem Gebiet der Protein- und Peptidwirkstoffe mit dem langfristigen Ziel, innovative und sichere Pharmazeutika herzustellen“, sagte UPEP-Sprecher und Biotechnologe Frank Rosenau.

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Das UPEP versteht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Industrie und steht sowohl universitären wie auch industriellen Forschungsgruppen als Partner zur Verfügung. Gegründet wurde es von den Virologen Frank Kirchhoff (merh...) und Jan Münch sowie der Chemikerin Tanja Weil und Frank Rosenau. Das Zentrum verfügt über alle Kernexpertisen und Schlüsseltechnologien, die für die Entwicklung von peptid- und proteinbasierten Wirkstoffen nötig sind: von der Isolation und Identifikation der Peptide bis zur Synthese und Optimierung. Neben der antimikrobiellen Wirkung von Peptiden haben Ulmer Forscher bereits neue Strategien im Kampf gegen HIV im Visier: So konnten bereits mehrere Peptide entdeckt werden, die die Infektiösität von HIV beeinflussen. Unter anderem fanden die Forscher Peptide, die den Erreger bei der Ausbreitung hemmen, indem sie das Andocken des Virus an körpereigene Zellen verhindern. Roland Wagner vom Lohnhersteller Rentschler Biotechnologie GmbH wies auf die strategische Bedeutung der UPEP-Gründung hin: „Als Pharmastandort kann Deutschland im internationalen Wettbewerb nur bestehen, wenn wir weiterhin Ideenschmiede bleiben und mit innovativen Wirkstoffen punkten können.“ Das Ulmer Peptidforschungsinstitut sei nicht nur Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendung, auch die Zusammenarbeit zwischen der Universität Ulm und der Hochschule Biberach der pharmazeutischen und industriellen Biotechnologie soll weiter gestärkt werden.

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