Wochenrückblick KW 50

Verfärbtes Oberflächenwasser vor Namibia, das durch die Freisetzung giftigen Schwefelwasserstoffs aus dem Meeresboden entsteht. Satelliten erfassen möglicherweise nur einen Teil dieser natürlich auftretenden Ereignisse, da die von Torben Stührmann entdeckten Bakterien das Sulfid verbrauchen, ehe es die Wasseroberfläche erreicht. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Verfärbtes Oberflächenwasser vor Namibia, das durch die Freisetzung giftigen Schwefelwasserstoffs aus dem Meeresboden entsteht. Satelliten erfassen möglicherweise nur einen Teil dieser natürlich auftretenden Ereignisse, da die von Torben Stührmann entdeckten Bakterien das Sulfid verbrauchen, ehe es die Wasseroberfläche erreicht. Quelle: Jacques Descloitres

15.12.2008  - 

biotechnologie.de hat für Sie aktuelle Nachrichten zur Biotech-Branche aus den vergangenen Tagen zusammengefasst:


 

Förderung für Jungforscher aus neuen Bundesländern +++ Ärztekommission unterstützt Biosimilars +++ Bakterien verzehren tödliche Sulfidwolken +++ Überlebensmechanismus von Krebszellen entschlüsselt +++ Evotec-Chef nimmt seinen Hut +++ Schläfer-Stammzellen wachen nur im Notfall auf





Förderung für Jungforscher aus neuen Bundesländern: Forscherteams an ostdeutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen schneller von der Idee zum Produkt, von der Grundlagenforschung zur Anwendung kommen: Das ist das Ziel des Programms ForMaT (Forschung für den Markt im Team) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). In den kommenden zwei Jahren werden die ausgewählten Projekte mit rund 20 Millionen Euro gefördert. Für diese und die nächsten bedien Förderrunden von ForMaT stellt das BMBF bis zum Jahr 2012 insgesamt 45 Millionen Euro zur Verfügung. Das Programm ist Teil der Innovationsinitiative Unternehmen Region, mit dem das Bundesforschungsministerium regionale Bündnisse in Ostdeutschland mit jährlich rund 90 Millionen Euro unterstützt. Das Ministerium hat mit dieser Initiative bereits rund 2000 Einzelprojekte gefördert. Im vergangenen Jahr hatten sich 30 Forschungsgruppen für die erste Phase von ForMaT qualifiziert, nun sind 13 Konzepte für die Umsetzung ausgewählt worden.

Darunter befinden sich auch vier Vorhaben aus dem Bereich der Lebenswissenschaften:

  • Max Planck Institut für Molekulare Zellbiologie & Genetik (MPI-CBG) Dresen: MIGRATA. Zellbiologische Strategien zur Behandlung  der Alzheimer Krankheit
  • Institut für Biologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Prof. Dr. Karin Breunig. VAKZiNOVA. Neue Produkte und Verfahren für die Impfung von Tieren
  • Technische Universität Dresden, Institut für Strukturphysik. Prof. Dr. Dirk Meyer, BIOMINT, Biomimetische Mineralisation für die  Technik.
  • Biotechnologisches Zentrum der TU Dresden. Prof. Dr. Michael Schroeder. CLSD, Computational Life Science Lab Dresden.

Weitere Informationen zur BMBF-Innovationsinitiative Unternehmen Region finden Sie im Internet: hier klicken



 

Ärztekommission unterstützt Biosimilars: In einer Stellungnahme hat die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) die Verschreibung von Biosimilars empfohlen. Demnach können Ärzte Nachahmerprodukte von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln bei Beginn einer Behandlung ebenso einsetzen wie ein Originalprodukt. Auch der Umstieg auf ein während einer Behandlung sei unbedenklich. Wichtig ist laut AKdÄ, bei der Umstellung eines Patienten andere Dosen, andere Dosierintervalle und unter Umständen auch andere Darreichungswege sowie die zugelassenen Anwendungsgebiete zu beachten. Der Patient müsse zudem in der ersten Zeit nach Umstellung engmaschig wie bei einer Neueinstellung überwacht werden. „Hinsichtlich der Sicherheit der Anwendung befindet man sich in einer vergleichbaren Situation wie mit einem neu zugelassenen Arzneimittel der gleichen Wirkstoffklasse, bei dem das Spektrum der wesentlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen bekannt ist“, hieß es aus der AKdÄ. Über die Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars wurde lange gestritten, da diese Nachahmerprodukte anders als klassische Medikamente mit dem Originalprodukt nicht identisch sind.

Stellungnahme der ÄKdA als pdf: hier klicken



Bakterien verzehren tödliche Sulfidwolken: Manche Meeresbakterien produzieren Schwefelwasserstoff, der für Tiere giftig ist. Bakterien sind es aber auch, die das giftige Gas wieder abbauen können, bevor es zu einem Massensterben in den betroffenen Gebieten kommt. Vor Namibias Küste entgifteten die Mikroorganismen etwa eine 7000 Quadratkilometer große Wolke schwefelwasserstoffhaltigen Wassers, ehe dieses seine ganze tödliche Wirkung entfalten konnte. Das beobachtete eine internationale Gruppe von Forschern vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, dem National Marine Information & Research Centre aus Namibia, dem Institut für Ostseeforschung Warnemünde und der Abteilung für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien. Die Ergebnisse der Forschungsfahrt, die schon 2004 stattfand, wurden jetzt im Fachmagazin "Nature veröffentlicht (Online-Vorabveröffentlichung, 10. Dezember 2008). „Ganz offensichtlich wurde das Sulfid anaerob - also ohne Sauerstoff - oxidiert", erklärt Mitautor Torben Stührmann. "Viele Bakterien brauchen zum 'Atmen' keinen Sauerstoff sondern nutzen stattdessen Nitrat. Und tatsächlich fanden wir überlappende Wasserschichten von Sulfid und Nitrat." Diese Übergangsschicht ist der Lebensraum der entgiftenden Bakterien. Diese sind eng verwandt mit Bakterien von heißen und kalten Tiefseequellen. Mit Hilfe des Nitrats wandeln sie das Sulfid in fein verteilte Schwefelpartikel um, die ungiftig sind. So schaffen die Mikroorganismen eine Pufferzone zwischen dem giftigen Tiefenwasser und der sauerstoffreichen Wasseroberfläche und retten damit Fischen und anderen Meerestieren das Leben und zahlreichen Fischern ihre Fänge. Da die Sulfidwolken bereits in tieferen Wasserschichten abgebaut werden, bleiben sie für die Überwachungssatelliten unsichtbar.  "Wir gehen daher davon aus", erklärt die namibische Meereskundlerin Anja van der Plas, "dass es deutlich mehr dieser sulfidischen Ereignisse gibt, als bisher vermutet. Sie wurden nur mit den konventionellen Methoden übersehen."

Zur Seite des MPI-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen: hier klicken


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News: Zangenangriff auf den Krebs
Dossier: Mit Biotechnologie gegen Krebs


Überlebensmechanismus von Krebszellen entschlüsselt: Jährlich erkranken mindestens 10.000 Menschen an bösartigen Kopf-Halstumoren. Noch immer gibt es große Wissenslücken bei Entstehung und Behandlung dieser Karzinome, die oft durch Chemotherapie erfolgt. Ein Team von Wissenschaftlern um Roland Stauber von der Mainzer Universitäts-HNO-Klinik hat einen molekularen Mechanismus identifiziert, mit dem sich Krebszellen gegen eine Behandlung durch Chemotherapeutika "wehren" und so versuchen, ihr Überleben sichern. Dabei spielen sowohl der Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) als auch das Eiweiß Survivin eine Rolle. Die Ergebnisse der bei Kopf-Halstumoren durchgeführten Studie sind kürzlich im "International Journal of Cancer" (2008, Vol. 68, Nr. 13, S. 5159-66) erschienen. Wie schon bekannt war, stellen die meisten Krebszellen vermehrt NO her und scheinen damit ihre Überlebenschancen während der Chemotherapie zu erhöhen. Wie das genau geschieht, war jedoch bislang unklar. Nun gelang es den Mainzer Forschern nachzuweisen, dass NO bzw. das NO-erzeugende Eiweiß - im Fachjargon iNOS - die Bildung eines weiteren Eiweiß, des so genannten Survivins auslöst. Survivin wiederum scheint den programmierten Zelltod (Apoptose) der Krebszellen zu verhindern. In einer weiteren Veröffentlichung im Sommer diesen Jahres in der Zeitschrift "Cancer Research" (Engels et al., 2008) hatten die Wissenschaftler bereits einen ähnlichen Mechanismus bei Eierstockkarzinomen entdeckt. Dies lässt vermuten, dass es sich bei der "NO/Survivin-Achse" um ein übergeordnetes Prinzip handelt, welches bei verschiedensten Krebsarten eine Rolle spielt. "Dieses neuartige molekulare Verständnis der Abwehrmechanismen von Krebszellen erlaubt es uns nun, gezielter anzugreifen", sagt Stauber.  Erste Ergebnisse an Krebszellen in Kultur, die ebenfalls im Rahmen der aktuellen Studie durchgeführt wurden, zeigten bereits, dass durch den kombinierten Einsatz chemischer iNOS-Hemmern zusammen mit einer Blockade der Survivin-Produktion Tumorzellen effizient in den Zelltod getrieben werden können.



Evotec-Chef nimmt seinen Hut: Jörn Aldag ist nach elf Jahren als Vorstandsvorsitzender der Hamburger Evotec AG zurückgetreten. Er begründete den Schritt mit "ausschließlich persönlichen Gründen". In der Branche wird allerdings darüber gerätselt, ob der Druck des im August eingesetzten Aufsichtsratschefs Flemming Ornskov zu Aldags überraschendem Abgang beigetragen hat. Was er demnächst tun werde, sei noch nicht klar, sagte Aldag. Bis ein Nachfolger feststeht, sollen Finanzchef Klaus Maleck und der für das operative Geschäft zuständige Mario Polywka das Unternehmen gemeinsam leiten. Aldag, der 1997 als Finanzchef zu Evotec gekommen war, leitete die Firma seit 2001. Unter seiner Führung hat sich Evotec in den vergangenen drei Jahren vom Technik-Dienstleister zu einem Biotechnologie-Unternehmen mit eigener Wirkstoffforschung gewandelt. Während Analysten den Schritt lobten, kritisierten Anleger die starke Verdünnung durch zahlreiche Kapitalerhöhungen und Übernahmen, die vor allem in Aktien bezahlt wurden. Zuletzt musste Aldag eine Verzögerung bei der Kommerzialisierung des am weitesten fortgeschrittenen Medikamentenkandidaten einräumen. Eigentlich sollte das hoch gehandelte Schlafmittel EVT201 bereits in diesem Jahr an einen finanzstarken Pharmapartner auslizenziert werden. Der Aktienkurs fiel in dieser Zeit von 4,50 Euro auf derzeit weniger als einen Euro.



 

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News: Vielseitige Stammzellen im menschlichen Hoden entdeckt
News: Sanfte Umprogrammierung der Hautzelle zur Stammzelle

Schläfer-Stammzellen wachen nur im Notfall auf: Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, gibt es Stammzellen im Knochenmark, die offenbar das ganze Leben verschlafen. Erst Verletzungen oder massiver Blutverlust erwecken sie zur Aktivität: Unverzüglich beginnen sie mit der Zellteilung, bis der Verlust an Blutzellen wieder ausgeglichen ist. Das berichten Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, der Ecole Polytechnique Federale und dem Ludwig Institute for Cancer Research in Lausanne in der Fachzeitschrift "Cell" (2008, Vol. 135, No. 6, S. 1118-1129).  Die Forscher bauten in die Stammzellen im Knochenmark von Mäusen leuchtende Marker ein. Bei jeder Teilung schwächte sich die Leuchtkraft ab. So konnten die Forscher indirekt beobachten, wie oft sich die Zellen teilen. So entdeckten sie eine kleine Gruppe von besonderen Blutstammzellen, die sich extrem selten teilen, nämlich nur alle 145 Tage oder 5 Mal im Leben der Maus. Dadurch sind sie vor zufälligen Veränderungen des Erbguts und äußeren Angriffen außerordentlich gut geschützt. Kommt es zu Verletzungen des Knochenmarks oder zu einem plötzlichen Verlust vieler Blutzellen, treten die schlafenden Blutstammzellen in Aktion und werden zu aktivierten Blutstammzellen, welche die Fähigkeit zur Selbsterneuerung und zur Produktion von Millionen reifer Blutzellen haben. Ist die Gefahr gebannt und das System wieder im Gleichgewicht, kehren diese aktivierten Stammzellen in ihre Nischen zurück und schlafen weiter. Die Erkenntnisse wollen die Forscher unter anderem dazu nutzen, Stammzellen im Krebsgewebe gezielt aus ihrem schützenden Schlaf zu wecken und damit die Effizienz von Chemotherapien zu erhöhen.

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