Wochenrückblick KW 21

27.05.2013

Wirbel um fehlerhafte Klon-Publikation

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Ein Foto der Stammzellen, die aus geklonten menschlichen Embryonen gewonnen wurden. Doch dasselbe Foto taucht im Fachartikel gleich mehrfach auf. Quelle: Tachibana et al., Cell

US-Klonforscher um Shoukhrat Mitalipov haben Fehler bei der Bebilderung ihres Fachartikels zu geklonten Embryonen eingeräumt, beteuern aber die Echtheit ihrer Ergebnisse.

Grund für die Diskussionen ist die kürzlich veröffentlichte Studie des Forscherteams aus Oregon, in der erstmals das Klonen von humanen Embryonen und die Gewinnung von Stammzell-Linien gelungen sein soll (mehr...). Ein anonymer Gutachter hatte auf der Internetplattform PubPeer.com auf Ungereimtheiten in der aufsehenerregenden Studie hingewiesen (mehr...). Die Autoren um Shoukhrat Mitalipov haben Mikroskopie-Aufnahmen mehrfach abgebildet - jedoch zur Beschreibung unterschiedlicher Versuchsansätze. Die Chefredakteurin des Fachjournals Cell, Emilie Marcus, sagte, es handle sich um „geringfügige Fehler der Autoren“. Die wissenschaftliche Erkenntnis per se werde jedoch dadurch nicht beeinflusst, sagte sie auf der Website des Top-Journals. Mitalipov selbst räumt diese geringfügigen Fehler gegenüber Nature News ein. Sie seien im Zuge großer Hektik entstanden. Der Stammzellforscher kündigte eine Korrektur an und beteuerte zugleich die Echtheit seiner Ergebnisse. Zurzeit lässt er seine Stammzell-Linien mehreren Instituten zukommen, damit diese die Ergebnisse reproduzieren können.

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Ferner sorgt der Vorgang der Publikation für weitere Diskussionen. In einem Interview mit der Wirtschaftswoche zeigte sich der deutsche Stammzellexperte Oliver Brüstle erstaunt darüber, dass vom Einreichen des Manuskripts bis zur Annahme nur drei und bis zur Publikation nur zwölf Tage vergingen. Im Allgemeinen vergingen beim Begutachtungsprozess, in dem wissenschaftliche Artikel von unabhängigen Experten beurteilt werden, oftmals etliche Monate. Cell-Chefredakteurin Emelie Marcus sieht in der kurzen Beurteilungsphase keinen Grund zur Annahme, die Gutachter hätten sorglos oder ungenau gearbeitet. Ein Grund für die schnelle Annahme der Studie sei die Zusicherung der Gutachter gewesen, der brisanten Studie Vorrang einzuräumen. Das Misstrauen gegenüber Studien zu menschlichen Stammzell-Klonen wird indes postum durch die gefälschten Publikationen von südkoreanischen Forschern aus den Jahren 2004 und 2005 genährt. Die Wissenschaftler um Hwang Woo Suk gaben vor, ihnen sei gelungen, den Kern einer Körperzelle in eine Eizelle zu verpflanzen und so einen Embryo zu erzeugen. Damals ist man den Betrugsversuchen auch über manipulierte Abbildungen auf die Schliche gekommen.

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Ende für Agennix

Nach mehreren Fehlschlägen mit dem Krebswirkstoff Talactoferrin mussten die Aktionäre die Notbremse ziehen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Nach mehreren Fehlschlägen mit dem Krebswirkstoff Talactoferrin mussten die Aktionäre die Notbremse ziehen. Quelle: Rudolpho Duba/pixelio.de

Die Agennix-Aktionäre haben nach der Talactoferrin-Pleite die Auflösung der Gesellschaft beschlossen.

Der Krebswirkstoff Talactoferrin verlor im August 2012 in einer Phase III-Studie gegen das Kontroll-Placebo, nachdem im Februar bereits eine Phase II/III-Studie des Wirkstoffs gegen Sepsis scheiterte (mehr...). Hohe Verluste für das Unternehmen waren die Folge. Nach Pleiten mit anderen Krebsmedikamenten wurde als Maßnahme bereits das Vorgängerunternehmen GPC Biotech zur Agennix AG verschmolzen. Eine dritte Chance bekommt das Biotech-Unternehmen nicht mehr: Das haben die Aktionäre beschlossen und stimmten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 22. Mai für die Liquidation der AG. Die Hoffnungen, Agennix durch die Fusion mit einem Partner oder den Erwerb eines neuen Projektes retten zu können, haben sich damit zerschlagen.

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Bis zum Schluss hatten sich die Verantwortlichen alle Optionen offengehalten. Für die Hauptversammlung hatten sie zwei Beschlussvorlagen vorbereitet: Entweder eine Kapitalherabsetzung von 20:1 oder eben die Auflösung der Gesellschaft. „Nach Ansicht des Vorstands ist es aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt, insbesondere vor dem Hintergrund unserer sehr angespannten Finanz- und Liquiditätssituation, unwahrscheinlich, in absehbarer Zukunft zum erfolgreichen Abschluss einer strategischen Transaktion zu kommen“, musste Torsten Hombeck, Finanzvorstand und Sprecher des Vorstands nun auf der Hauptversammlung einräumen. Die Aktionäre – allen voran Großinvestor Dietmar Hopp – stimmten daraufhin für die Abwicklung. Die Gefahr ist groß, dass die Agennix-Anlage für die Aktionäre damit zum Totalausfall wird. Im Rahmen der Liquidation werden zunächst alle noch offenen Forderungen bedient. Überschüsse werden dann nach einem Jahr Wartezeit auf die Anteilseigner verteilt. Dass es dazu kommt, erscheint jedoch unwahrscheinlich: Agennix verfügt „zur Zeit nicht über ausreichende Barmittelbestände, um den gesamten Abwicklungsprozess beziehungsweise den Ausgleich ausstehender Verbindlichkeiten zu finanzieren“, warnt der Vorstand auf der Hauptversammlung. Um die Gefahr einer Anschlussinsolvenz zu vermeiden, seien zusätzliche 1 bis 2 Millionen Euro notwendig.

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Neun neue SFB zur Biomedizin

Die Themen der SFB sind breit gefächert. Der neue SFB „Chromatindynamik“ von der Universität München erforscht die Vielgestaltigkeit und Flexibilität des Chromosomenmaterials. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Themen der SFB sind breit gefächert. Der neue SFB „Chromatindynamik“ von der Universität München erforscht die Vielgestaltigkeit und Flexibilität des Chromosomenmaterials. Quelle: Lothar Schermelleh/wikipedia.org

Die DFG fördert zwölf neue Sonderforschungsbereichen (SFB), von denen neun Themen aus den Lebenswissenschaften beackern werden.

Die Gesamtsumme der Förderung beläuft sich auf 94 Millionen Euro, die für zwei Jahre und neun Monate bewilligt werden. Eine 20-prozentige Programmpauschale für indirekte Projektkosten soll zusätzliche Unterstützung liefern. Für 20 alte SFB bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft  eine Verlängerung um jeweils eine Förderperiode. Ab Oktober 2013 fördert die DFG somit insgesamt 232 SFB.

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Folgende neue Sonderforschungsbereiche zu den Lebenswissenschaften werden ab 2013 eingerichtet:

  • Nanocarrier: Architektur, Transport und zielgerichtete Applikation von Wirkstoffen für therapeutische Anwendungen (Sprecher-Hochschule: Freie Universität Berlin)
  • Funktion synaptischer Mikronetzwerke und deren Störungen bei Erkrankungen des Zentralnervensystems (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
  • B-Zellen: Immunität und Autoimmunität (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Krankheitsrelevante Signaltransduktion durch Fettsäurederivate und Sphingolipide (Goethe-Universität Frankfurt/Main)
  • Pathogene Pilze und ihr menschlicher Wirt: Netzwerke der Interaktion (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
  • AquaDiva: Forschungsverbund zum Verständnis der Verknüpfungen zwischen der oberirdischen und unterirdischen Biogeosphäre (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
  • Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
  • Chromatindynamik (Ludwig-Maximilians-Universität München)

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Neues Kapital für Suppremol

In der erweiterten Finanzierungsrunde hat Suppremol eine zusätzliche Finanzspritze von 9,5 Millionen Euro bekommen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
In der erweiterten Finanzierungsrunde hat Suppremol eine zusätzliche Finanzspritze von 9,5 Millionen Euro bekommen. Quelle: GG-Berlin/pixelio.de

Die Münchner Suppremol GmbH hat 9,5 Millionen Euro in der laufenden Finanzierungsrunde eingeworben.

Die neuen Geldgeber sind die alten: Leadinvestoren des zweiten Abschluss dieser Finanzierungsrunde waren einmal mehr die MIG Fonds und die den Brüdern Strüngmann zuzurechnende Santo Holding GmbH. Zu den weiteren Geldgebern gehören der Schweizer Finanzinvestor BioMedPartners, die Max-Planck-Gesellschaft sowie die FCP Biotech Holding GmbH. Zusammen mit den bereits im September 2012 eingeworbenen 6,5 Millionen. Euro beläuft sich die Gesamtsumme Finanzierungsrunde auf nun 16 Millionen Euro. Insgesamt hat das Unternehmen in Regensburg seit 2006 mehr als 50 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt.

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Wochenrückblick: Suppremol wirbt knapp 16 Millionen Euro ein

Wochenrückblick: Frisches Kapital für Rodos

Mit dem frischen Kapital sollen die eigenen Forschungsprojekte weitergeführt werden, kündigte der neue Firmenchef Klaus Schollmeier an. „Die Finanzierungsrunde wird es uns ermöglichen, unsere Phase II-Studien mit unserem am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten SM101 weiter voranzutreiben und unser Wissen über die FcgRIIB-Plattform weiter zu vertiefen." Bei SM101 handelt es sich um eine rekombinante, lösliche Version des menschlichen Fc-gamma Rezeptors IIB, der zur Behandlung der primären Immunthrombozytopenie (ITP) und des systemischen Lupus Erythematodes (SLE) entwickelt wird.

Erst im April löste Schollmeier den langjährigen Firmenchef Peter Buckel ab, der mit Erreichen der Altersgrenze aus dem Unternehmen ausschied. Der Vorsitzende des Beirats, Thomas Hecht, hatte Buckel für dessen „Engagement für den Erfolg von Suppremol“ und die „wertvollen Beiträge beim Aufbau des Unternehmens in den vergangenen Jahren“ gedankt.

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