Wochenrückblick KW 39

01.10.2012

Morphosys: Studienerfolg mit Rheuma-Antikörper

Ein Antikörper-Präparat der Morphosys AG zur Behandlung von rheumatoider Arthritis hat in einer klinischen Phase II-Studie alle Zielpunkte erreicht. 

Der Antikörper MOR 103 soll zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt werden. Um die Verträglichkeit und Wirksamkeit zu testen, wurde der Medikamentenkandidat in einer Phase Ib/IIa-Studie untersucht. In allen verabreichten Dosierungen erwies sich das gegen das Zytokin GM-CSF gerichtete Molekül als sicher und gut verträglich.

Beim wichtigsten eigenen Medikamentenkandidaten ist Morphosys AG ein Studienerfolg gelungen. Lightbox-Link
Beim wichtigsten eigenen Medikamentenkandidaten ist Morphosys AG ein Studienerfolg gelungen. Quelle: Morphosys
"Wir sind sehr begeistert von den Ergebnissen der Studie", sagte Arndt Schottelius, Entwicklungsvorstand bei Morphosys. Damit könnte MOR103 der erste Vertreter einer neuen Therapieklasse für RA-Patienten werden. Zum ersten Mal ist es den Martinsriedern gelungen,  für einen der selbstentwickelten Antikörper aus der HUCAL-(Human Combinatorial Antibody Library) Bibliothek einen Konzeptbeweis zu erbringen. Diese Sammlung von Morphosys enthält mehrere Milliarden unterschiedlicher menschlicher Antikörper. Ziel ist es, wirksame Antikörper schnell und spezifisch für die Anwendung zu finden.

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Im Rahmen der Studie wurden 96 Patienten mit leicht bis mittelschwer ausgeprägter rheumatoider Arthritis MOR103 in vier wöchentlichen Dosen verabreicht. Die Mehrzahl der Studienteilnehmer wurde parallel mit Antirheumatika behandelt, welche ebenfalls den Krankheitsverlauf beeinflussen. Primärer Endpunkt der Studie war die Evaluierung der Sicherheit und Verträglichkeit von MOR103. Zusätzlich wurden die Auswirkungen des Präparats im Körper und mögliche Immunantworten auf den Wirkstoff untersucht. Zuletzt wurden, die klinischen Symptome bei Patienten mit entzündlicher Arthritis untersucht und wie der Wirkstoff hilft, sie zu lindern. Die Ergebnisse seien „hervorragend“, betonte der medizinische Leiter der Studie, Harald Burkhardt. „In Anbetracht der Kürze der Studie, in der der Wirkstoff erstmals an Patienten untersucht wurde, zeigte MOR103 eine sehr vielversprechende klinische Aktivität und schnell einsetzende Wirkung mit sehr positiven Sicherheitsdaten.“ Die Wirksamkeit wurde mit Hilfe sogenannter Krankheits-Scores gemessen. Bei diesem Verfahren wird durch die Anzahl druckschmerzempfindlicher und geschwollener Gelenke, einer Schmerzskala sowie weiterer Parameter die Schwere der Krankheit abgeschätzt wird. Die besten Ergebnisse wurden mit der Dosierung 1,0 Milligramm pro Kilogramm erzielt. Nach vier Wochen verbesserten sich bei mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Patienten die klinischen Symptome merklich.

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Streit um EU-Förderung zur Stammzellforschung

Wissenschaftler und Politiker streiten über die künftige Vergabe von EU-Fördergeldern zur Forschung an humanen embryonalen Stammzellen (ES-Zellen).

Über die Verteilung der Fördermillionen aus dem nächsten EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 bahnt sich Streit an. Der gesundheitspolitische Sprecher der europäischen Christdemokraten, Peter Liese, fordert, die Forschung mit menschlichen Embryonen und menschlichen embryonalen Stammzellen komplett aus der europäischen Förderung zu streichen.

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Dossier: Regenerative Medizin: Heilen mit Zellen

Unterstützt wird er dabei von Bundestagsabgeordneten unterschiedlicher Fraktionen. Zur Begründung verweist die Gruppe auf ein des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) aus dem Oktober vergangenen Jahres, in dem klargestellt wurde, dass humane embryonale Stammzelllinien in der Regel nicht patentiert werden können (mehr...). 

Die EU-Förderung für die Forschung an embryonalen Stammzellen soll gestrichen werden, fordern EU- und Bundespolitiker. Mit diesem Ansinnen stoßen sie bei Wissenschaftlern auf Widerstand.Lightbox-Link
Die EU-Förderung für die Forschung an embryonalen Stammzellen soll gestrichen werden, fordern EU- und Bundespolitiker. Mit diesem Ansinnen stoßen sie bei Wissenschaftlern auf Widerstand.Quelle: wikipedia
Bei ihren Planungen für Horizon 2020 hatte die Europäische Kommission ursprünglich beabsichtigt, ihre derzeitige Praxis beizubehalten. Demnach wären die Arbeiten an den menschlichen Embryonen selbst nicht förderwürdig, wenn diese dabei zerstört würden. Einen Stichtag für die Forschung an embryonalen Stammzelllinien wie in Deutschland gibt es jedoch nicht. „Das heißt, dass deutsche Steuerzahler über den Umweg Europäische Union Forschung finanzieren, die in Deutschland bei Strafe verboten ist“, sagte der deutsche EU-Abgeordnete Liese und wirbt für einen vollständigen Ausstieg aus der Forschungsförderung auf diesem Gebiet. Gegen diesen Vorschlag regt sich allerdings Widerstand bei Stammzellforschern. Deutschland verfüge im europäischen Vergleich über besonders strenge Vorgaben zum Embryonenschutz. Die bisherige Förderpolitik der EU trage „der heterogenen Rechtslage in den Mitgliedsstaaten Rechnung“, betont das Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW in seiner Stellungnahme: „Die Abgeordneten ziehen nun ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes in einer Patentangelegenheit heran, um offenbar diese förderpolitische Linie zu ändern.“ Dabei habe der EuGH in seinem Urteil explizit herausgestellt, „dass die Richtlinie nicht zum Gegenstand hat, die Verwendung menschlicher Embryonen im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen zu regeln.“ Die im Netzwerk zusammengeschlossenen Wissenschaftler werben daher für eine Beibehaltung der bisherigen Regelungen: „Das Stammzellgesetz stellt einen sorgfältig erwogenen Krompromiss zwischen Forschungsfreiheit, Embryonenschutz und der Möglichkeit der Entwicklung von Therapien für eine Vielzahl von Erkrankungen dar“, heißt es von ihrer Seite.

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Förderinitiative Forschungscampus: Zwei Gewinner aus der Biomedizin

Das Bundesforschungsministerium hat zehn Gewinner in der Förderinitiative „Forschungscampus“ gekürt, zwei der geförderten Konzepte sind aus den Lebenswissenschaften.

Innerhalb eines Forschungscampus schließen sich Hochschulen, Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen zusammen - etwa gemeinsam am Campus der Universität - um gemeinsam Forschungsthemen zu bearbeiten. „Mit dem Forschungscampus haben wir einen Typ von Kooperationszentren geschaffen, der die Kompetenzen und Aktivitäten von Wissenschaft und Wirtschaft langfristig zusammenführt“, so  Bundesforschungsministerin Annette Schavan zur Idee der Initiative. Die Gewinner können nun pro Jahr mit bis zu zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von maximal 15 Jahren rechnen. „Mit der auf einen langen Förderzeitraum angelegten Initiative bieten wir der Wirtschaft einen Anreiz, sich direkt und verbindlich in der wissenschaftlichen Forschung zu engagieren“, erklärte Bundesforschungsministerin Annette Schavan bei der Veröffentlichung der Gewinner am 25. September. Unternehmen erhalten Zugang zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Anwendungen, während die Hochschulen einen stärkeren Praxisbezug und Drittmittel erlangen. Bis zur Deadline am 15. Februar wurden über 90 Bewerbungen eingereicht.

Zwei Kooperationen aus den Lebenswissenschaften überzeugten dabei mit ihren Konzepten:

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Infectognostics (Jena): Innerhalb des Forschungscampus Infectognostics engagiert sich die Friedrich-Schiller-Universität Jena mit sieben weiteren Kernpartnern, darunter etwa die Alere Technologies. Der Einsatz neuer Vor-Ort-Analysesysteme soll mit Hilfe der Kooperation über die Wände von Krankenhäusern hinaus angewendet werden. Das Aufspüren von Keimen in der Nahrungsmittelproduktion, Tierhaltung oder auch der Nachweis von Malaria- und HIV-Erregern in Entwicklungsländern und Krisengebieten gehört ebenfalls zu den Zielen der Zusammenarbeit.

M2OLIE (Mannheim): Die Partner im Forschungscampus „Mannheim Molecular Intervention Environment“ wollen den Operationssaal krebstauglicher machen. In interdisziplinärer Zusammenarbeit wollen sie den „einfachen“ Operationssaal durch eine neue Art des Therapieraums ersetzen. Dabei soll es möglich sein, alle verfügbaren Kompetenzen und Einrichtungen zur Diagnose und Therapie heranzuziehen.

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Boehringer eröffnet Forschungszentrum für Tierimpfstoffe

Mit dem Europäischen Forschungszentrum für Tierimpfstoffe hat der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim in Hannover seinen vierten deutschen Standort eingeweiht.  

Rund vier Jahr Planungs- und zwei Jahre Bauzeit brauchte es, um das 40 Millionen Euro teure Gebäude fertigzustellen. Außerdem musste Boehringer Ingelheim in Hannover viel Überzeugungsarbeit leisten: Erst

Mit dem Europäischem Forschungszentrum für Tierimpfstoffe in Hannover eröffnet Boehringer Ingelheim den vierten deutschen Standort.Lightbox-Link
Mit dem Europäischem Forschungszentrum für Tierimpfstoffe in Hannover eröffnet Boehringer Ingelheim den vierten deutschen Standort.Quelle: Boehringer Ingelheim
blockierten Tierschützer wochenlang den Bauplatz, dann zogen die künftigen Anwohner aus Angst vor gefährlichen Keimen und Viren gegen den ungeliebten Nachbarn vors Gericht (mehr...). Mit einer offenen Kommunikation konnte das Pharmaunternehmen deren Sorgen aber offenbar zerstreuen.

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„Wir durften den Betrieb besichtigen“, sagte Klaus Neudahm, Sprecher der Bürgerinitiative „Wir für Hannover“ gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk . Man habe sich überzeugt, "dass dort sicher gearbeitet wird und viele Ängste unberechtigt waren." Schließlich akzeptierten die Anwohner einen Vergleich: Sie ziehen ihre Klage zurück und im Gegenzug gewährt Boehringer ihnen Einblicke in das Forschungsprogramm und garantiert den Einsatz unabhängiger Gutachter.

Derzeit arbeiten bereits 50 Mitarbeiter daran, innovative Impfstoffe für Nutztiere zu entwickeln. Bis 2016 sollen insgesamt 80 Beschäftigte in den mehr als 50 Laboren und der angeschlossenen Tierhaltung des "Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center" (BIVRC) tätig sein. „Die Tiergesundheit ist für uns von grundsätzlich strategischer Bedeutung und hat 2011 mit rund einer Milliarde Euro signifikant zum Gesamtumsatz des Unternehmens beigetragen“, sagte Hubertus von Baumbach, der in der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim verantwortlich für Finanzen und Tiergesundheit ist.

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