Gv-Mais stört Bienenlarven nicht

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Puppen von Honigbienen, kurz vor dem Schlüpfen, in den künstlichen Waben, die von den Würzburger Forschern für ihre Versuche entwickelt wurden. Quelle: Hendriksma/Universität Würzburg

07.02.2012  - 

Es ist schwer, die winzigen Unterschiede von genetisch verändertem und konventionellen Mais zu erkennen. Offenbar auch für Bienen und deren Nachkommen: Wie Wissenschaftler der Universität Würzburg jetzt festgestellt haben, stellt der Pollen von gv-Mais keine Gefahr für Bienenlarven dar, die damit gefüttert wurden. "Weder steigt die Sterblichkeitsrate an, noch weisen die Larven Entwicklungsstörungen auf. Auch die Gewichtszunahme verläuft absolut identisch", sagt Projektleiter Ingolf Steffan-Dewenter. Es war der erste Fütterungsversuch dieser Art, der unter kontrollierten Bedingungen im Feld und im Labor durchgeführt wurde.

Für ihre Versuche setzten Ingolf Steffan-Dewenter, Inhaber des Lehrstuhls für Zoologie III an der Universität Würzburg, und seine Mitarbeiter Stephan Härtel und Harmen Hendriksma eine Technik ein, die es erlaubte Bienenlarven unter kontrollierten Bedingungen im Labor zu züchten und zu untersuchen. Fünf Tage lang haben die Wissenschaftler in einer künstlichen Wabe Bienenlarven mit einer speziellen Diät aus fünf unterschiedlich zusammengesetzten Futtersäften ernährt. Alle enthielten exakt die Menge an Pollen, die auch in der Natur in dem speziellen Futtersaft der Ammenbienen zu finden ist. Drei Larvengruppen erhielten die Pollen unterschiedlicher konventioneller Maissorten. Eine Gruppe bekam Pollen der gentechnisch veränderten Maissorte MON810, die ein für den Maiszünsler giftiges Protein bildet. Eine weitere Gruppe von Bienenlarven erhielt die Pollen einer Maissorte, die gleich drei Gene zur Bekämpfung von Maisschädlingen enthält: Unter anderem gegen den Maiszünsler und den Maiswurzelbohrer.

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Keinerlei Hinweise auf Schädigungen

"Diese Gene sorge dafür, dass die Maispflanzen Proteine produzieren, die Schädlinge bereits im Larvenstadium töten“, erklärt Harmen Hendriksma. Beim MON810 ist es ein Protein, das ursprünglich aus Bacillus thuringiensis stammt, einem Bakterium, das vor allem im Boden, aber auch an Pflanzen vorkommt. Die verschiedenen Thuringiensis-Arten produzieren über 200 verschiedenen sogenannte Bt-Toxine, die bei bestimmten Insekten tödlich wirken. MON810 und anderen gv-Maissorten wurde das Gen für die Bt-Produktion eingepflanzt, um die Pflanze vor Fraßschädlingen zu schützen.

Bei den Schädlingen üben die Bt-Toxine ihre toxische Wirkung im Darm aus. Dort sahen die Würzburger Forscher auch bei den Bienenlarven nach, um einen eventuellen Schaden zu überprüfen. „Zumindest eine geringere Gewichtszunahme müssten dann die Konsequenz sein“, sagt Hendriksma. Dafür fanden die Wissenschaftler in ihren Experimenten allerdings keinerlei Hinweise. Die Bienenlarven entwickelten sich ununterscheidbar von ihren konventionell ernährten Artgenossen. Für die Bienenforscher ist das ein starker Hinweis, dass das Protein aus dem gentechnisch veränderten Mais ohne Probleme im Darm von Bienenlarven verdaut wird. Schon 2009 hatten Fütterungsversuche mit gv-Mais bei Kühen ebenfalls keine Beeinträchtigung ergeben (mehr...).

biosicherheit.de

 Die Webseite biosicherheit.de besteht seit 2001 und wird wie biotechnologie.de durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Seite stellt vor allem Ergebnisse von BMBF-Projekten zur Sicherheitsforschung und Ergebnisse des EU-Projekts BIOSAFENET vorgestellt.

www.biosicherheit.de

Mögliche Risiken minimieren 

„Dieses Ergebnis geht konform mit dem Stand der Wissenschaft“, sagt Stephan Härtel. Eine Überraschung war es deshalb nicht. Dennoch sei die Arbeit von internationaler Relevanz: „Wir betreiben Sicherheitsforschung, um mögliche Risiken der Grünen Gentechnik für die Honigbiene zu minimieren. Unsere Motivation liegt also im Schutz der Bienen“. Weltweit kommen Honigbienen in allen wichtigen Anbaugebieten gentechnisch veränderter Kulturpflanzen vor. Die innovative Studie der Würzburger Forscher ist eine der wenigen unabhängigen Risikobewertungen von gentechnisch veränderten Pflanzen für Honigbienen. „Der Ansatzpunkt der Studie, die theoretisch empfindlichste Phase – das Larvenstadium der Bienen – gegenüber dem Bt-Pollen zu testen, erhöht die Sicherheit des weltweit bedeutendsten Bestäubers“, sagt Härtel.

Künstliche Wabe mit abnehmbaren Böden

Für ihre Untersuchungen haben die Bienenforscher auf eine von Imkern entwickelte Technik zurückgegriffen, die auf einer künstlichen Wabe basiert, in die die Bienenkönigin ihre Eier legt. Die Wabenböden sind abnehmbar und können samt Larven von den Wissenschaftlern aus dem Stock schonend ins Labor getragen werden. Eine direkte Berührung mit den empfindlichen Larven entfällt. Im Labor können die Wissenschaftler anschließend – anders als im Stock – unter kontrollierten Bedingungen den Einfluss von transgenen Pollen auf das Larvenwachstum untersuchen.

Für ihr neues Testverfahren sehen die Bienenforscher noch weitere Einsatzmöglichkeiten. „Unsere Pollenfütterungsmethode eignet sich beispielsweise auch sehr gut dafür, die Wirkung von Insektiziden zu testen“, sagt Hendriksma. Sie biete sich deshalb als ein Standardverfahren für die Risikoforschung an Bienen an. Für die Würzburger Bienenforscher ist die Arbeit mit dem transgenen Mais nicht beendet. In einem neuen von der EU geförderten Projekt (AMIGA) werden in den nächsten vier Jahren die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Kartoffeln und Maispflanzen auf Honigbienen und Wildbienen untersucht.

© biotechnologie.de/cm

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