Medizinische Biotechnologie mit starkem Ergebnis in 2010

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Die Personalisierte Medizin ist Entwicklungstreiber für die biotechnologische Arzneimittelforschung. So soll jedem Patienten die genau passende Medizin verabreicht werden. Quelle: Takeda

05.05.2011  - 

Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Boston Consulting Group untersucht die Interessengruppe Biotechnologie im Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (vfa.bio) jedes Jahr die Lage ihrer Mitgliedsunternehmen. Die wichtigsten Ergebnisse aus dem aktuellen Branchenreport „Medizinische Biotechnologie“ wurden am 5. Mai vorab in Berlin präsentiert. Sie zeigen: Das Jahr 2010 war ein gutes Jahr für die Biopharmazie - Unternehmenszahlen und Mitarbeiter sind moderat gestiegen, der Umsatz legte sogar deutlich zu. 

Ein genauer Blick ins umfangreiche Zahlenwerk des vfa.bio zeigt: Im vergangenen Jahr zählte der Verband 383 aktive Firmen im Bereich der „Roten“ Biotechnologie (2009: 380), dazu werden sowohl kleine und mittlere Unternehmen als auch biotechnologisch aktive Pharmakonzerne gerechnet. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um zwei Prozent auf 35.460 Beschäftigte (2009: 34.671). Eine deutliche Steigerung gab es bei den Umsätzen: Die Mitgliedsfirmen des vfa.bio haben 2010 satte neun Prozent mehr eingenommen, der Umsatz stieg auf insgesamt 6,17 Milliarden Euro. Bereinigt um den seit Mitte des vergangenen Jahres gesetzlich verankerten Zwangsrabbatt für Arzneimittel  bleibt immerhin noch ein Plus von sieben Prozent auf rund 5,86 Mrd. Euro. „Das Umsatzwachstum beruht allein auf einem gestiegenen medizinischen Bedarf“, betonte vfa.bio-Vorsitzender Frank Mathias bei der Präsentation der Zahlen in Berlin. Das bedeutet: Weil es 2010 keinerlei Preiserhöhungen bei den Medikamenten gab, ist der gestiegene Umsatz allein durch den Verkauf von mehr Arzneimitteln zu erklären. Die Bedeutung der Biopharmazeutika am Pharmamarkt in Deutschland ist damit gestiegen, der Anteil lag 2010 bei 17% (5,2 Milliarden Euro) gegenüber 16% im Jahr 2009 (4,7 Milliarden Euro).

Mit den OECD-konformen Zahlen, die biotechnologie.de im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhoben hat (mehr…), lassen sich die Zahlen des vfa.bio aber nicht vergleichen. Als Branchenverband konzentriert sich der Verband ganz auf die medizinische, „Rote“ Biotechnologie. Die Grundlage der Datenerhebung bilden die vfa-Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland tätig und generell biotechnologisch aktiv sind - unabhängig davon, ob es sich um F&E-Standorte in Deutschland oder Vertriebseinheiten handelt. Darüber hinaus wird beispielsweise die gesamte Pipeline dieser Unternehmen berücksichtigt, egal wo die Präparate entwickelt wurden.

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So hat vfa.bio insgesamt mehr als 500 Studien ihrer Unternehmen gezählt, in denen neue biotechnologisch hergestellte Medikamentenkandidaten derzeit getestet.  Besonders viele Projekte sind im Bereich der Krebsforschung angesiedelt, für dieses Therapiegebiet werden Medikamente in 143 Studien näher untersucht (+16%). Mit 129 klinischen Versuchen (+5%) sind biotechnologisch hergestellte Impfstoffe der zweite wichtige Schwerpunkt der Medikamentenentwicklung.

Nur wenige Neuzulassungen

Ein Rückgang verzeichnet die Studie bei der Zahl der Neuzulassungen biotechnologisch hergestellter Medikamenten in Deutschland. Ein Trend, der auch chemische Wirkstoffe betrifft. „Das vergangene Jahr war ein armes Jahr, gemessen an den Zulassungen“, so Mathias. Nur sechs Biotech-Medikamente seien neu auf den Markt gekommen, darunter jeweils drei Medikamente, die auf Antikörpern oder rekombinanten Proteinen basieren. 2009 waren es noch 12. Dem gegenüber wurden 16 chemische Wirkstoffe 2010 zugelassen (2009: 32). Von den neu zugelassenen Medikamenten ist damit fast jede dritte Arznei (30%) biotechnologisch hergestellt. Dieser Wert blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil, so dass die Gesamtbedeutung der Biopharmazeutika in den kommenden Jahren weiter steigen dürfte. Die Gesamtzahl der zugelassenen Biotech-Medikamente steigt damit auf 198, das sind 17 Prozent aller zugelassenen Arzneimittel in Deutschland.  Wichtigste Indikationsgebiete für Biopharmazeutika - gemessen am relativen Anteil am Gesamtumsatz der jeweiligen Sparte in Deutschland - sind die Immunologie (74%), Stoffwechsel (35%) und Onkologie (32%).  

Megatrend Personalisierte Medizin

In den vergangenen Jahren hat sich vor aber allem der Trend zur personalisierten Medizin als Entwicklungstreiber der Branche entpuppt. Mathias betonte: „Personalisierte Medizin findet heute schon statt“. Durch die gemeinsame Entwicklung von molekularbiologischen diagnostischen Tests und passenden Arzneimitteln sollen Patienten künftig eine individualisierte Behandlung erhalten. So soll sichergestellt werden, dass nur diejenigen Patienten ein bestimmtes Medikament erhalten, die auf die Arznei auch tatsächlich ansprechen. Vor allem Krebsmedikamente werden heutzutage „personalisiert“. Je nachdem, welche Biomarker in einem Tumor vorhanden sind, kommt ein anderes Medikament zum Einsatz. Derzeit  sind schon 20 der in Deutschland erhältlichen Medikamente mit einem diagnostischen Test verknüpft. Branchenexperten erwarten, dass ihre Zahl in den kommenden Jahren stark steigen wird. Auch Biotech-Medikamente dürften künftig häufiger mit einem begleitenden Diagnostiktest verbunden werden. Auf der Pressekonferenz teilte auch der vfa.bio-Chef diese Einschätzung: „Manche sprechen schon von einem Megatrend.“