Katharina Zimmermann: Alzheimer-Expertin aus der Industrie an die Hochschule

Katharina Zimmermann ist seit Sommer 2010 Professorin für Molekulare Pharmakologie und Biochemie an der Hochschule Biberach. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Katharina Zimmermann ist seit Sommer 2010 Professorin für Molekulare Pharmakologie und Biochemie an der Hochschule Biberach. Quelle: Zimmermann

18.08.2010  - 

An renommierten Adressen fehlt es Katharina Zimmermann in ihrem Lebenslauf nicht. Und das, obwohl die Biochemikerin gerade erst einmal 37 Jahre alt ist. Neben ihrer universitären Karriere hat sie Erfahrung in großen pharmazeutischen Unternehmen wie Sanofi-Aventis und Boehringer-Ingelheim gesammelt. Doch mit dem Wechsel an die Hochschule Biberach kann Zimmermann endlich all ihre Vorlieben vereinen: Die Lehre, die  Zusammenarbeit mit jungen Wissenschaftlern und die Forschung. Dort hat sich die Professorin eine der größten Herausforderungen der Medizin angenommen: Alzheimer. Besonders wichtig ist die Früherkennung - molekulare Marker und die Etablierung von frühen Nachweismethoden bilden dabei die Grundlage.




 

Seit Sommer 2010 ist Katharina Zimmermann eine von drei neu berufenen Professoren an der Hochschule Biberach. „Die Stellenausschreibung der Hochschule las sich wie mein Lebenslauf,“ erinnert sich die frisch ernannte Professorin für Molekulare Pharmakologie und Biochemie. Mit dieser Stellung verwirklichte sie einen Traum, nämlich Forschung und Lehre beruflich zu vereinen. Nach Diplomarbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Promotion an der Universität Frankfurt ging Zimmermann als Marie-Curie Stipendiatin nach Frankreich.

Katharina Zimmermann mit einer der Mäuse, die Alzheimer mit viel Bewegung und Gehirnjogging bekämpften.Lightbox-Link
Katharina Zimmermann mit einer der Mäuse, die Alzheimer mit viel Bewegung und Gehirnjogging bekämpften.Quelle: Zimmermann

Völlig unbedarft, wie sie es heute lachend beschreibt, ohne ein einziges Wort Französisch zu sprechen. „Doch meine Stationen bei Sanofi-Aventis und am Inserm in Frankreich waren eine schöne und interessante Zeit,“ erinnert sie sich. Zurück in Deutschland, bei Boehringer Ingelheim, merkte sie, dass ihr die Arbeit mit jungen, wissbegierigen Nachwuchsforschern gut gefällt. “Ich habe viel und gerne mit Studenten im Unternehmen zusammengearbeitet, sie ausgebildet und mich sehr für deren Belange eingesetzt.“ Das hilft ihr jetzt bei ihrer Arbeit als Professorin.

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Neben der Lehre aber schlägt das Herz von Katharina Zimmermann aber auch für die Forschung. Schon früh hat sie sich dabei mit Alzheimer auf eine der am weitesten verbreiteten neurodegenerativen Erkrankungen spezialisiert. Bei Sanofi-Aventis etablierte Zimmermann ein pharmakologisches Tiermodell, um damit die Alzheimer Krankheit beim Menschen zu imitieren. Die Alzheimer-Mäuse behandelte sie mit NGF (Nerve Growth Factor), einer nervenwachstumsfördernden Substanz – der anderen erkrankten Gruppe verordnete sie Sport.

Die körperliche Ertüchtigung der Mäuse wird simpel umgesetzt: In einem sogenannten „enriched environment“, also einem Käfig mit Zusatzausstattung, sollen die Tiere im Einstreu nach Futter buddeln, klettern und im Laufrad joggen. Auch finden die Tiere ihr Futter ständig an anderen Stellen und werden so zur körperlichen Fitness und zum Gehirnjogging aktiviert. Bei diesen Untersuchungen stellte Zimmermann fest, dass nicht nur NGF einen positiven Effekt ausübte – auch die anregende Umgebung trug dazu bei, den geistigen Abfall im Alzheimer-Modell zu vermindern. „Wir kennen diesen Effekt auch beim Menschen. Alzheimer fängt nicht als neurologische Krankheit an, sondern als Schieflage spezieller Proteine,“ erklärt die Professorin. „Körperliche oder geistige Fitness verringern das Risiko, an Alzheimer zu erkranken und halten auch das Gehirn fit.“

Prof. Katharina Zimmermann

Katharina Zimmermann ist Professorin für Molekulare Pharmakologie und Biochemie an der Hochschule Biberach.

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Mit molekularen Markern Krankheiten in einem sehr frühen Stadium aufspüren

Neben der Vorbeugung beschäftigt sich Zimmermann auch mit der Diagnose. Je früher eine Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert wird, desto größer sind die Chancen, den Verlauf zu verzögern. Doch bisher gibt es noch keine Methoden, die Erkrankung früh genug zu erkennen. „Wenn Alzheimer festgestellt wird, sind oft schon bis zur Hälfte alle Nervenzellen im Gehirn kaputt. Mit meiner Forschung möchte ich diese Krankheit aufzuspüren, lange bevor Schädigungen eingetreten“, erklärt die Biochemikerin, die unter ihrem Mädchennamen Schindowski publiziert. Der Weg bis zur Entwicklung einer neuen Methode fängt für die gebürtige Frankfurterin mit dem Aufspüren von Proteinen an, die für die Entgleisung aus dem Normalzustand verantwortlich sind. Danach folgt die Entwicklung einer günstigen und einfachen Methode, um die auf die Krankheit hinweisenden Marker, beispielsweise aus einer Blutprobe, zu detektieren. Neben Frühtests zur Alzheimer Diagnose will Zimmermann auch Biomarker für andere, schwere metabolische und endokrinologische Erkrankungen finden.

Neben der beruflichen Laufbahn ist es Zimmermann auch gelungen, eine Familie mit drei Kindern zu gründen. Im Augenblick hat die frischberufene Professorin vorerst viel damit zu tun, Forschungsanträge schreiben, eine gute Lehre vorzubereiten und sich um die Einstellung neuer Doktoranden zu kümmern. Doch neben Familie, Forschung und Lehre bleibt ihr sogar noch ein wenig Zeit, sich die eigenen Forschungsergebnisse zu Herzen zu nehmen und Alzheimer-Vorsorge zu betreiben - mit Sport.


Autorin des Textes: Andrea van Bergen

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