Erbgut der ersten mehltauresistenten Rebsorte entschlüsselt

Die Rebsorte Regent ist besonders widerstandsfähig gegen Pilze. Die Entschlüsselung des Genoms soll nun dabei helfen, diese Eigenschaften auch in anderen Sorten zu fördern. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Rebsorte Regent ist besonders widerstandsfähig gegen Pilze. Die Entschlüsselung des Genoms soll nun dabei helfen, diese Eigenschaften auch in anderen Sorten zu fördern. Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

26.11.2009  - 

Unter den Rebsorten ist die Regent-Traube ein Jungspund. Erst 1967 entstand die Traube am Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof. Ihre große Stärke ist die Widerstandsfähigkeit gegen verschiedene Pilzkrankheiten. Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts und der SEQ-IT GmbH haben nun Regents Erbgut komplett entschlüsselt. Jetzt soll der Abgleich mit anderen Sorten den Ort der Resistenzgene verraten. Dieses Wissen könnte den langwierigen Züchtungsprozess neuer widerstandfähiger und angepasster Rebsorten um bis zu 10 Jahre beschleunigen, schätzen die Forscher.


Regent-Trauben liefern farbintensive, kräftige Rotweine, die geschmacklich am ehesten mit dem Merlot zu vergleichen sind. Dazu kommt aber noch eine ganz besondere Eigenschaft, die Regent bei Winzern beliebt macht. Regent ist robust. Die Pflanze weist eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen viele Pilzkrankheiten auf wie zum Beispiel den Echten und den Falschen Mehltau, die für Winzer zu den größten Problemen zählen. Beide können im  konventionellen Weinbau nur mit regelmäßigen Fungizidbehandlungen unterdrückt werden.

Institut für Rebenzüchtung

Das Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen ist Teil des Julius Kühn-Instituts. Das traditionsreiche Institut verfügt heute über das größte Sortiment von angebauten Rebsorten auf deutschem Gebiet und beschäftigt sich mit der Züchtung neuer Sorten.

Zur Website des Instituts: hier klicken

Weinstöcke, die mit der robusten Rebsorte Regent bepflanzt sind, kommen jedoch mit erheblich weniger Spritztouren aus. Je nach Untersuchung ist von Reduktionen im Fungizideinsatz von fünfzig bis achtzig Prozent die Rede. Das spart Geld und hinterlässt weniger Spuren im trinkfertigen Wein, ein Argument für den ökologischen Weinbau.

Die Regent-Traube und ihre besonderen Eigenschaften sind in jahrzehntelanger klassischer Züchtungsarbeit entstanden, wobei pilzresistente amerikanische Rebsorten mit qualitativ hochwertigen europäischen Sorten gekreuzt wurden. Die Arbeiten begannen bereits im Jahr 1967. Am Institut für Rebenzüchtung, das heute zum bundeseigenen Julius-Kühn Institut gehört, nahm Gerhardt Alleweldt damals die Sorte Diana, die zuvor selbst aus einer Verbindung zwischen Silvaner und Müller-Thurgau entstanden war, und kreuzte sie mit der Chambourcin-Traube. Nicht zuletzt wegen dieser Neuzüchtung ist Deutschland  weltweit führend in der Züchtung und im Anbau von Reben, die gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähig sind. Die Regent-Traube, weltweit mittlerweile eine der bedeutendsten pilzwiderstandsfähigen Sorten, wurde 1995 in Deutschland zugelassen, derzeit sind zwei Prozent der hiesigen Anbaufläche mit dem Newcomer bepflanzt. Das Beispiel Regent zeigt aber auch, wie schwer es ist, neue Weinsorten mit einer Widerstandsfähigkeit gegen Pilze auszustatten.

Regent

Der Regent erreicht Mostgewichte, die gar die des Spätburgunders übertreffen. Die moderaten Säurewerte lassen den Ausbau milder und samtiger Rotweine zu.

Mehr Informationen beim Deutschen Weininstitut: hier klicken

Die erstaunliche Widerstandsfähigkeit von Regent ist auch der Grund dafür, dass sich die Forscher des Julius Kühn-Instituts (JKI) und der SEQ-IT GmbH  - eine Ausgründung aus dem Institut für Immunologie und Genetik Kaiserslautern - für das Erbgut der Traube interessieren. So lassen sich die für die Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten verantwortlichen Gene schneller auffinden und für weitere Züchtungen nutzen. Wie die Forscher berichten, umfasst das Genom etwa 480 Megabasen. Es ist damit etwa sechsmal kleiner als das menschliche Erbgut. In den nächsten Jahren wollen die Wissenschaftler nun die charakteristischen Mehltauresistenzen auf molekularer Ebene verstehen und die Resistenzmechanismen anhand der Funktion einzelner Gene nachzuvollziehen - diese Arbeit wird auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt (mehr...).

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"Wenn wir begreifen, wie Resistenzmechanismen funktionieren und mehrere Resistenzen auch kombinieren können, erzielen wir schnellere Erfolge", erläutert Reinhard Töpfer, Leiter des JKI-Instituts für Rebenzüchtung auf dem Geilweilerhof. Zwar konnten auch vor der jetzt erfolgten Gesamtsequenzierung einzelne genetische Fingerabdrücke erstellt werden, die halfen, in Kreuzungsnachkommen resistente Reben auszuwählen. "Was bisher jedoch eher empirisch geschah und entsprechend viele langwierige Arbeitsschritte bedeutete, geht künftig zielgerichteter und schneller", so Töpfer. Das systematische Wissen über spezielle Resistenzgene könnte die Züchtung noch widerstandsfähigerer Sorten um bis zu zehn Jahre beschleunigen, so die Hoffnung der Forscher.

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