Spitzencluster-Wettbewerb: 80 Millionen Euro für Biotech-Cluster in Mainz und Leuna

Die glücklichen Gewinner der dritten Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs. In der vorderen Reihe der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel (3.v.r.) und der Jury-Vorsitzende Andreas Barner (2.v.r.). <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die glücklichen Gewinner der dritten Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs. In der vorderen Reihe der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel (3.v.r.) und der Jury-Vorsitzende Andreas Barner (2.v.r.). Quelle: BMBF

19.01.2012  - 

Jubel in Mainz und Leuna: Bei der dritten und letzten Auswahlrunde des Spitzencluster-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) haben überraschend gleich zwei Cluster mit Biotechnologie-Konzepten gepunktet. Die Region Rhein-Main überzeugte die Jury mit dem Medizin-Konzept „CI3-Cluster für individualisierte ImmunIntervention“, während die siegreiche Clusteridee „BioEconomy in Mitteldeutschland“ die Wertschöpfung aus Biomasse vorantreiben will.  Für die nächsten fünf Jahre stellt das BMBF den Spitzenclustern jeweils 40 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt gibt es diesmal -wie auch in den vorangegangenen Runden- fünf Gewinner.

„Mit den heute gekürten Gewinnern des Spitzencluster-Wettbewerbs schließt sich ein Kreis“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF, Thomas Rachel, am 19. Januar in Berlin. Mit der dritten und letzten Runde seien nun insgesamt 15 Spitzencluster in Deutschland ausgewählt worden. „Sie liefern die Ideen, von denen wir morgen profitieren werden und sind damit Wegbereiter für künftigen Wohlstand“, sagte Rachel. Der 2007 gestartete Spitzencluster-Wettbewerb gilt als wichtiges Flaggschiff der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Bis 2017 werden die Spitzencluster vom BMBF insgesamt 600 Millionen Euro erhalten, dazu kommen noch 600 Millionen Euro von den Unternehmen, die in den regionalen Netzwerken eingebunden sind.  

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Hochkarätiges Bewerberfeld

In die dritte Auswahlrunde des Wettbewerbs hatten es diesmal elf Finalisten geschafft, davon drei mit starken thematischen Bezug zur Biotechnologie (mehr...). Die hohe Dichte hochkarätiger Bewerbungen hatte es der mit unabhängigen Fachexperten besetzten Jury bei der Auswahl nicht leicht gemacht. Seit dem 17. Januar hatte das zwölfköpfige Gremium unter Vorsitz von Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, beraten. Die Entscheidung fiel erst kurz vor der Pressekonferenz. Das gleich zwei der fünf frischgebackenen Spitzencluster nun an Konzepten mit biotechnologischem Schwerpunkt gingen, war eine große Überraschung.

Immuntherapien bei Krebs

Ganz besonders freuten sich die Koordinatoren des auf individualisierte Impfstrategien gegen Krebs fokussierten Netzwerks „CI3 –Cluster für Individualisierte Immunintervention“. 

Spitzencluster CI3

In der Clusterregion Rhein-Main will CI3 die auf Patienten maßgeschneiderte Formen der Immuntherapie vorantreiben und international an die Spitze führen  

www.ci-3.de

In der Finalrunde des Wettbewerbs 2009 waren die Mainzer um Özlem Türeci und Ugur Sahin noch leer ausgegangen (mehr...), nun hat sich der erneute Anlauf ausgezahlt. „In diesem Cluster hat uns die klar formulierte Strategie überzeugt“, so der Jury-Vorsitzende Barner. Der Cluster sei diesmal breiter aufgestellt und noch stärker in ein akademisches Umfeld eingebunden. „Im Vergleich zu den anderen Spitzenclustern ist das Risiko besonders hoch, dafür ist aber auch die Fragestellung höchstrelevant.“ Was die Jury weiterhin überzeugt habe, sei die starke Präsenz privater Finanzinvestoren in den Biotech-Unternehmen der Region. Inhaltlich hätte es schon bei der zweiten Runde keine Kritikpunkte gegeben, sagte Özlem Türeci im Gespräch mit biotechnologie.de.

Spitzencluster BioEconomy

Verbundpartner in Sachsen-Anhalt und Sachsen wollen im Cluster BioEconomy in Mitteldeutschland neue Maßstäbe bei der integrierten stofflichen und energetischen Nutzung von Biomasse setzen.

www.bioeconomy.de

„Jetzt haben wir deutlich mehr Erfahrung einbringen können. Zudem wurde das Management gestärkt.“ Clustermanager von CI3 ist Rainer Wessel, der ehemalige Geschäftsführer des Biotechnologie-Unternehmens Ganymed und Vorstandsmitglied des Branchenverbands BIO Deutschland.

Biomasse industriell nutzen in Sachsen-Anhalt

Kräftig Schultern geklopft wurde in Berlin auch bei der Delegation des Clusters BioEconomy in Mitteldeutschland aus dem Raum Leuna. Ziel des Bioökonomie-Verbundes ist die industrielle Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, etwa für die Erzeugung von Chemikalien, Werkstoffen oder Energieträgern. Dabei kommen unter anderem biotechnologische Verfahren zum Einsatz. Kernstück des Netzwerks ist eine Lignocellulose-Bioraffinerie am Chemistandort Leuna, in der die vollständige Verwertung von Holz getestet wird. Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt fördern die Bioraffinerie bereits im Rahmen des Chemisch-biotechnologischen Prozesszentrums (CBP) (mehr...). „Zwar ist der BioEconomy-Cluster selbst noch recht jung, doch der Standort Leuna kann auf eine lange Historie zurückblicken“, sagte Jury-Vorsitzende Barner. Überzeugt habe die enge Zusammenarbeit der Beteiligten, sowohl mit Akteuren aus der Großindustrie wie auch aus kleinen und mittleren Unternehmen. „Wir sind überwältigt“, schwärmte Thomas Hirth, der wissenschaftliche Koordinator des Clusters und Chef des Fraunhofer IGB. „Die monatelange Arbeit, die wir in den Förderantrag gesteckt haben, hat sich gelohnt.“ Der Fraunhofer-Forscher sieht in dem Zuschlag ein wichtiges Signal für das Thema Bioökonomie in Deutschland. 

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„Es ist entscheidend, dass wir den Rohstoffwandel hinbekommen“, so Hirth. „Mit unserem Thema, eine Bioraffinerie für Holzabfälle an einem Chemiestandort aufzubauen, sind wir Exot und Pionier zugleich. Wir wollen Trendsetter für die Bioökonomie werden“, so Hirth. Clustermanager Stephan Witt sagte: „Wir haben auf den bewährten Projektstrukturen aufgesetzt. Immerhin hat unser Projekt 50 mittelständische Firmen an Bord.“ Hirth gab sich überzeugt: „Das ist ein toller Erfolg für die ganze Szene.“

Enttäuschung in NRW

Nicht zum Zuge kam der Cluster „CleanTechNRW“, der sich der Entwicklung von industriellen Klimaschutztechnologien verschrieben hatte. In der für den Wettbewerb eingereichten Cluster-Strategie sollten neben Energie- und Chemieriesen aus Nordrhein-Westfalen auch zahlreiche Biotechnologie-Unternehmen eingebunden werden. Die Nordrhein-Westfalen dürfen sich trotzdem über einen neuen Spitzencluster freuen: Mit "It's OWL" bekam ein Netzwerk aus Ostwestfalen-Lippe den Zuschlag, das sich auf die Schaffung intelligenter technischer Systeme  für die Automobil- und Elektrobranche spezialisiert hat.

Insgesamt hat der Spitzencluster-Wettbewerb schon jetzt in der Biotechnologie-Branche einige Hebel in Bewegung gesetzt, in jeder Auswahlrunde waren bisher Biotechnologie-Konzepte erfolgreich. In der ersten Runde gehörte der Cluster „Zellbasierte & Molekulare Medizin in der Metropolregion Rhein-Neckar (BioRN)“ zu den Gewinnern (mehr ...). In der zweiten Runde war der Biotechnologie-Cluster „m4- eine neue Dimension in der Medikamentenentwicklung“  erfolgreich (mehr...). Vom 23. bis 24. Februar 2012 kommen die Vertreter aller 15 deutschen Spitzencluster in Berlin zusammen, um Bilanz zu ziehen und künftige Strategien vorzustellen und zu diskutieren.

© biotechnologie.de/pg,tg

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