Notiz: GO-Bio-Projekt Pluriselect gewinnt erste Investoren

Forscher arbeiten sehr häufig mit Zellkulturen, aus denen sie einzelne Zellen für weitere Analysen isolieren müssen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Forscher arbeiten sehr häufig mit Zellkulturen, aus denen sie einzelne Zellen für weitere Analysen isolieren müssen. Quelle: Universität Oldenburg

17.03.2009  - 

Biowissenschaftler sind bei ihren Untersuchungen sehr oft auf ganz bestimmte Zellen angewiesen. Diese müssen aber zunächst aus Flüssigkeiten wie Blut oder Zellkulturen isoliert werden. Jan-Michael Heinrich hat hierfür eine ganz spezielle Siebtechnik entwickelt und damit bereits die Jury des GO-Bio-Wettbewerbs überzeugt. Das hatte ihm im Jahr 2006 1,5 Millionen Euro Fördergelder vom Bundesministerium für Bildung und Forschung beschert. Nun sind der HighTech-Gründerfonds und der Technologiegründerfonds Sachsen bei seiner in Leipzig angesiedelten Firma Pluriselect mit 600.000 Euro eingestiegen.

 

Angefangen hatte alles mit einer Idee seines Vaters Hans-Werner Heinrich, der selbst in den 90er Jahren die Bioanalytik-Firma Bioserv in Rostock gegründet hat und sich mit Verfahren zur Blutwäsche beschäftigt. Irgendwann fragte er sich: Warum Zellen aus dem Blut nicht einfach sieben? Wie bei Aschenbrödel im Märchen, die einen hierhin und die anderen dorthin. Sohn Jan-Michael Heinrich, der als Humanbiologe in der Forschung arbeitete, bietet er das Konzept mitsamt Patent als Start für eine eigene Firma an. Nach anfänglichem Zögern greift der Junior zu.

GO-BIO-Projekt Pluriselect

Zunächst startete Heinrich sein Start-up unter dem Namen climecs, inzwischen ist Pluriselect daraus geworden.

zum GO-Bio-Projekt: hier klicken

zur Webseite des Unternehmens: hier klicken

Unterstützt mit Startkapital von der Familie entwickelt der Jungunternehmer ein Verfahren, mit dem sich Zellen, Bakterien, Eiweiße und Viren aus einer beliebig komplexen Stoffprobe wie Blut oder anderen Körperflüssigkeiten sowie Zellkulturen heraustrennen lassen. Anders als bei bisherigen Methoden gelingt dies schneller und mit geringerem apparativen Aufwand. Zudem können damit gleichzeitig verschiedene Zellen aus einem Gemisch herausgefischt werden. „Jeder Forscher erhält damit die Möglichkeit, seine Ziele schnell und ohne teures Equipment zu isolieren“ sagt Heinrich, Geschäftsführer der pluriSelect GmbH. Langfristig ist für den Unternehmer aber vor allem der Diagnostikmarkt attraktiv. „Momentan entwickeln wir ein diagnostisches System, mit dessen Hilfe der Immunstatus von HIV-Patienten in der dritten Welt leicht analysiert werden kann, um deren Behandlung zu optimieren. Da unser System keine Infrastruktur benötigt, ist es sehr kostengünstig und kann praktisch überall zum Einsatz kommen“, betont Heinrich.

GO-Bio-Wettbewerb

Heinrich ist einer von 22 GO-Bio-Preisträgern, die das BMBF bei der Gründung von Unternehmen unterstützt. In mehreren Auschreibungsrunden stehen bis zu 150 Millionen Euro zur Verfügung.

Mehr Infos: www.go-bio.de

Mit Fängermolekülen fischen gehen 

Zum Auffinden der jeweils gewünschten Zielzellen oder Zielmoleküle dienen Antikörper, die gezielt bestimmte Zellen oder Partikel binden können. Diese Fängermoleküle sind wiederum mit funktionalisierten Partikeln chemisch fest verbunden, die sich durch eine genau definierte Größe auszeichnen. Bei der Analyse einer Probe werden diese Partikel in das zu untersuchende Gemisch hineingegeben und docken innerhalb weniger Minuten an die gewünschten Zellen oder Partikel. Im Anschluss muss die Flüssigkeit ein Sieb passieren, bei dem nur diejenigen Partikel hängen bleiben, die durch die Bindung der Zielzellen an Größe zugenommen haben. Nicht beladene Partikel fallen wie bei einem normalen Sieb auch durch die Maschen hindurch. Durch Verwenden verschieden großer Fängerpartikel können durch eine Siebkaskade zeitgleich unterschiedliche Zielzellen abgetrennt werden. Die auf diese Weise isolierten Zellen stehen nach dem Ablösen vom Fängerantikörper der weiteren Analyse zur Verfügung. 

Diese Technik hatte 2006 auch die Jury des BMBF-Wettbewerbs GO-Bio überzeugt, der damals in seine erste Runde ging (mehr...). Um die 1,5 Millionen Euro Fördergelder zu erhalten, musste Heinrich jedoch ein Eigenkapitalanteil von 30 Prozent bereitstellen. Zunächst übernahm die Universität Leipzig, wo das Unternehmen im Interdisziplinären Zentrum für klinische Forschung (IZKF) untergebracht ist, die Finanzierung für die ersten acht Monate. Dann sprang – wie bereits zur Unternehmengründung – die Familie als Geldgeber ein. Nun sind mit dem High-Tech Gründerfonds und dem Technologiegründerfonds Sachsen erstmals Risikokapitalgeber an Bord. Nicht ungewöhnlich - denn für viele junge Biotech-Unternehmen ist der HTGF eine erste wichtige Finanzspritze (mehr...). Auch für Heinrich soll das Geld vor allem die Basis dafür schaffen, weitere Investoren für die Firma zu interessieren.

Videos

Kurzfilme zur Biotechnologie in unserer Videorubrik

Ob Medizin, Landwirtschaft oder Industrie - in unserer Videorubrik finden Sie eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die Sie leicht verständlich in die Welt der Biotechnologie einführen. 


Zur Rubrik Videos

TV-Glossar

Kreidezeit - Begriffe aus der Biotechnologie

Von A wie Antikörper bis Z wie Zellkultur - die Kreidezeit erklärt Begriffe aus der Biotechnologie kurz und knapp an der Tafel. Alle Videos finden Sie in unserem Filmarchiv.


Zur Rubrik Kreidezeit