Curevac: Ausbau der US-Präsenz

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Curevac setzt auf RNA-basierte Technologien im Kampf gegen Krebs und Infektionskrankheiten. Der Vorteil: die Impfstoffe sind temperaturstabil und können ohne Kühlkette in alle Gegenden der Welt problemlos geliefert werden. Quelle: Curevac

11.09.2015  - 

Es war ein Ritterschlag für deutsches Biotech-Know-how: Die auf RNA-Therapien spezialisierte Curevac GmbH in Tübingen hatte im März von der Gates-Stiftung und seinem Hauptinvestor Dietmar Hopp 67 Millionen Euro eingeworben. Dieses Geld soll vor allem in die Entwicklung von Therapien im Kampf gegen Infektionskrankheiten fließen, von denen die ärmsten Menschen der Welt betroffen sind. Nun will die Firma seine Präsenz in den USA stärken: Ein Standort in Boston wurde eröffnet sowie eine Kooperation zu HIV-Impfstoffen mit der gemeinnützigen International AIDS Vaccine Initiative (IAVI) verkündet.

Seit März hält die Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung rund 6 Prozent an dem mRNA-Spezialisten in Tübingen.  Ob Grippe, Keuchhusten oder Kinderlähmung – eine Impfung kann vor Infektionskrankheiten schützen. Wie das genau abläuft, erklärt Jan Wolkenhauer in der neuen Folge von Kreidezeit. Quelle: biotechnologie.tvInvestiert wird vor allem in die Entwicklung und klinische Erprobung von bei Curevac entwickelten Impfstoffen – etwa gegen HIV, Rotavirus, Ebola und Tuberkulose (mehr...). Im Gegenzug verpflichtete sich Curevac, jeden mit Geldern der Stiftung entwickelten Impfstoff für Länder der Dritten Welt zu einem angemessenen Preis zu produzieren.

Hierfür werde auch ein Teil der Kapazität einer neuen Produktionsanlage reserviert, die in der Nähe von Tübingen entstehen soll. Für die entwickelten Länder behält Curevac alle Rechte und kann die Impfstoffe entweder selbst vermarkten oder auslizenzieren. 

US-Standort wichtiger Pfeiler in globaler Wachstumsstrategie

Nun will das Tübinger Unternehmen mehr Präsenz in den USA zeigen und verkündet die Gründung eines Standortes in Boston. „Die Gründung unserer Tochtergesellschaft in den USA ist ein wichtiger Schritt im Zuge von CureVacs Wachstum, da sie uns den Zugang zu zahlreichen Forschungs- und Geschäftsmöglichkeiten eröffnet. Wir haben damit eine wichtige Grundlage geschaffen, um dem großen Interesse der US-Amerikaner an unserer Technologieplattform gerecht zu werden. Ich freue mich, dass wir nun unsere Aktivitäten in der klinischen Entwicklung unserer Impfstoffe in den USA verstärken können“, betont Ingmar Hoerr, Mitgründer und Geschäftsführer von Curevac. Geleitet wird der US-Standort wird von Karen Slobod, der ehemaligen Leiterin des Maternal Immunization Franchise bei Novartis Vaccines. Sie und ihr Team werden sich vorrangig auf die klinische Weiterentwicklung der prophylaktischen Impfstoffe fokussieren. Die schnell wachsende Pipeline beinhaltet Programme zu Rotavirus, RSV, HIV und Influenza, die teilweise in Kooperation mit der Bill & Melinda Gates Stiftung, IAVI und Johnson & Johnson durchgeführt werden.

Neue Kooperation zu AIDS-Impfstoffen

Gerade erst wurde eine Kooperation mit der gemeinnützigen International AIDS Vaccine Initiative (IAVI) haft zur Beschleunigung der Entwicklung von AIDS-Impfstoffen vermeldet. Dabei sollen neuartige, von IAVI und ihren Partnern entwickelte Immunogene durch die innovative mRNA-Technologie von Curevac rasch in die klinische Entwicklung gebracht werden. Projekte wie diese erfordern auch neues Personal. Auch vor diesem Hintergrund hat sich Curevac für einen US-Standort entschieden, der bislang vier Mitarbeiter hat. "Wir bekommen nicht alle Experten hier nach Tübingen“, so Hoerr gegenüber dem Schwäbischen Tagblatt. „Viele haben Familie und wollen in den USA bleiben.“ Mit einer Niederlassung in Cambridge könne man diese möglicherweise für Curevac gewinnen. Auch der Kontakt zu US-Pharmafirmen und Investoren sei mit einer Niederlassung vor Ort einfacher.

Impfstofftechnologie für Dritte Welt einsetzbar

Bei den Amerikanern trifft  Curevas Technologie auf besonders Interesse, weil die damit hergestellten Impfstoffe temperaturunempfindlich sind – sie taugen sowohl für einen Einsatz in der Sahara als auch am Nordpol. Die Impftechnologie namens „RNActive“ beruht auf Boten-RNA-Molekülen (mRNA), die das Immunsystem stimulieren. Curevac hat die eigentlich sehr empfindlichen RNA-Moleküle so verändert, dass sie fortan robust sind, schnell hergestellt und auch bei Raumtemperatur gelagert werden können. Damit wird es möglich, temperaturstabile Impfstoffe gegen beinahe jede Infektionskrankheit zeitnah herzustellen und sie in die entferntesten Gebiete weltweit zu liefern. In vielen Entwicklungsländern könnte die Erfindung des Biotech-Unternehmens aus Baden-Württemberg daher viele Menschenleben retten. Denn bisherige Impfstoffe haben stets Probleme mit einer aufwendigen Kühlkette. Für diesen Ansatz wurden die Tübinger im März 2014 mit dem Vaccine Prize der Europäischen Kommission ausgezeichnet (mehr...).  „Wenn wir den Körper dazu anleiten können, seine eigene Abwehr zu bilden, können wir die Behandlung und Prävention von Krankheiten revolutionieren“, betonte Bill Gates. „Technologien wie mRNA geben unserer Stiftung die Zuversicht für große Investitionen in die Zukunft.“

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Steiniger Start der Firma

Für Firmengründer Ingmar Hoerr – lange Zeit selbst als forschender Biologe im Labor aktiv – ist die bisherige Firmenentwicklung die Belohnung eines langen Weges. 2012 sorgte der SAP-Gründer Diemar Hopp mit einer Investition von 80 Mio. Euro für eine der größten Wagniskapitalfinanzierungen in Deutschland (mehr...). Inzwischen hat Hopp 145 Mio. Euro in Curevac investiert. Und auch die Pharmaindustrie ist inzwischen an Bord: Mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi entwickelt Curevac Impfstoffe, mit dem US-Konzern Johnson&Johnson tüfteln die Tübinger an neuen Grippemitteln. Erst im Herbst 2014 hatte Ingmar Hoerr auf seine Firma aufmerksam gemacht und einen großen Lizenzdeal mit Boehringer Ingelheim vermeldet, die via Curevac ins heiße Feld der Krebsimmuntherapien einsteigen wollen (mehr...). Für Dietmar Hopp gehört Curevac zu den großen Hoffnungsträgern in seinem 17-Biotech-Firmen-Portfolio. Dem Wirtschaftsmagazin Capital sagte Hopp, man strebe mittelfristig sogar einen Börsengang des Tübinger Unternehmens an.

© biotechnologie.de/sw

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