BIO-Europe: Speed-Dating im Walzertakt

Nach 2009 kehrte Europas größte Partnering-Veranstaltung BIO Europe in diesem Jahr zum zweiten Mal in Wien ein. Wie vor vier Jahren fand die Konferenz in den Messehallen nahe des weltberühmten Wiener Praters statt. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Nach 2009 kehrte Europas größte Partnering-Veranstaltung BIO Europe in diesem Jahr zum zweiten Mal in Wien ein. Wie vor vier Jahren fand die Konferenz in den Messehallen nahe des weltberühmten Wiener Praters statt. Quelle: Reed Messe Wien / G. Szuklits

07.11.2013  - 

Schauplatz der nach  Angaben der Veranstalter größten europäischen Partnering-Konferenz für biomedizinische Geschäftsideen, die BIO Europe, war in diesem Jahr Wien. Vom 3. bis 6. November trafen sich in den Messehallen am Prater Biotechnologieunternehmer und Pharmamanager zum Tete-a-tete. Mit 3200 Delegierten und 1800 Unternehmen vor Ort übertraf das Interesse die Veranstaltung in Hamburg im vergangenen Jahr deutlich. Auch die Zahl an persönlichen Treffs konnte gesteigert werden und lag am Ende bei etwa 16.000. Welche davon allerdings die Qualität besitzen, um neuen Therapien in Zukunft zum Durchbruch zu verhelfen, kann noch nicht abgeschätzt werden. Obwohl wie in den Vorjahren die schwierige Finanzierungslage in der Branche beklagt wurde, war die Grundstimmung äußerst positiv. Viele Biotechnologie-Unternehmen spürten das ernsthafte Interesse von Pharmaseite an ihren Projekten.

Wohl kaum eine andere Wirtschaftsveranstaltung kann mit solch einem geballten Biomedizinwissen aufwarten. Nicht nur Biotechnologiefirmen und Pharmaunternehmen aus aller Welt loteten auf der BIO-Europe Möglichkeiten zur Zusammenarbeit aus. Auch Patentanwälte und Berater nutzten die Chance, ihre Fachdienstleistungen an den Mann und an die Frau zu bringen. Denn auch bei Firmendeals gilt sinngemäß: „Drum prüfe, wer sich bindet.“ Neben den allgegenwärtigen Fragen zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung sowie von klinischen Studien wurden in der Ausstellungshalle und in den Konferenzräumen auch Themen wie geistiges Eigentum und politische Rahmenbedingungen diskutiert.

Biotech-Hot Spot Wien

Der Veranstalter EBD Group hatte sich für die Organisation die lokale Biotechnologie-Fördergesellschaft Life Science Austria Vienna (LISA vienna) ins Boot geholt. Die Österreicher nutzen das Ereignis, um ihr Land und dabei besonders Wien als leistungsfähigen Biotechnologie-Standort auszuweisen. Die internationalen Gäste dürfte dabei neben den bloßen Fakten zur Wiener Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechniklandschaft – 378 Life Science-Firmen mit einem Umsatz von über 9,1 Milliarden Euro und mehr als 21.000 Beschäftigten – vor allem die rundum gelungene Organisation des Ereignisses überzeugt haben. Zu den Abendempfängen öffnete sich für die Delegierten am Sonntag die Residenz der Habsburger in Wien, die Hofburg, und am Montagabend das Wiener Rathaus. Interessierte konnten sich anhand des vor Ort ausliegenden brandaktuellen Vienna Life Science Reports 2013/2014 davon überzeugen, dass Wien im internationalen Vergleich mittlerweile zu den Top-Adressen der Biotechnologie gehört.

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Parallel zu den in engen Partnering-Kabinen stattfindenden Speed-Datings informierten sich die Teilnehmer in Workshops über aktuelle Aspekte der Personalisierten Medizin, der Translationsforschung und der Wiedererstattung der Entwicklungskosten durch öffentliche Geldgeber.

Erfolgsstory aus den USA

Höhepunkt des ersten Tages war ein Vortrag des ehemaligen Chefs des US-Biotech-Unternehmens Onyx Pharmaceuticals. Tony Coles erzählte die Geschichte des Krebsspezialisten von den Anfängen in den frühen 90er Jahren bis zur Übernahme durch den US-Biotechkonzern Amgen im Sommer 2013.  Mit einem Preis von 10,4 Milliarden Dollar war der Onyx-Kauf damit die fünftgrößte Transaktion der Biotechnologie-Branche überhaupt. Viele der Zuhörer bezweifelten im Anschluss an den beeindruckenden Vortrag allerdings, ob solch eine Erfolgsstory derzeit in Europa geschrieben werden kann. Das läge weniger an den wissenschaftlichen Ideen als vielmehr an der fehlenden Risikobereitschaft. Dieser Vorwurf traf, je nachdem wer ihn äußerte, mal die Jungunternehmer, die oftmals nicht an einem längerfristig angelegten Erfolg einer Firma interessiert seien und das Biotech-Start-up lieber schnell und teuer verkaufen würden. Zum anderen traf er die europäischen Geldgeber, die das Risiko einer Beteiligung an zwar durchaus riskanten aber dafür auch spannenden und zukunftsweisenden Geschäftsideen scheuen würden.

Im kommenden Jahr trifft sich die versammelte Biotech-Prominenz Europas zur BIO Europe in Frankfurt am Main. Vertraut man der hoffnungsvollen Stimmung in Wien, dann dürfte in den nächsten Monaten die eine oder andere aufsehenerregende Abmachung zwischen Biotechnologie- und Pharma-Sektor publik werden.

© biotechnologie.de/ml

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