Wochenrückblick KW 22

03.06.2013

Medigene findet taiwanesischen Partner für Endotag

Die jahrelange Suche nach einem Partner für die Weiterntwicklung des Krebswirkstoffs Endotag-1 ist für Medigene in Taiwan erfolgreich zuende gegangen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die jahrelange Suche nach einem Partner für die Weiterntwicklung des Krebswirkstoffs Endotag-1 ist für Medigene in Taiwan erfolgreich zuende gegangen. Quelle: medigene.de

Der taiwanesische Pharmakonzern Syncore sichert sich die globalen Rechte an dem Krebswirkstoff Endotag-1 der Martinsrieder Medigene.

Für Medigene endet damit eine jahrelange Suche. Das zur Sinphar Pharmaceutical-Gruppe gehörende taiwanesische Unternehmen Syncore Biotechnology Co., Ltd. hatte sich bereits im vergangenen Sommer den Zugriff auf den Krebswirkstoff für die asiatischen Märkte sowie Australien und Neuseeland gesichert. Jetzt wurde der Lizenzdeal auf alle anderen Regionen der Welt ausgedehnt. Im Gegenzug übernimmt Syncore die vollständige Finanzierung der geplanten Phase III-Studie mit Endotag-1. Das Martinsrieder Unternehmen Medigene erhält von Syncore eine Vorabzahlung in ungenannter Höhe sowie Meilensteinprämien und Lizenzzahlungen aus Umsatzbeteiligungen nach Marktzulassung. Zudem erwirbt Syncore für 2,4 Millionen Euro neue Aktien von Medigene und wird so der größte Einzelaktionär des bayerischen Unternehmens.

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Im zweiten Halbjahr 2014 könnte eine zulassungsrelevante Phase III-Studie mit Endotag-1 starten, stellen die beiden Partner in Aussicht. Syncore wird mit einem Anteil von mehr als 6 Prozent künftig einer der größten Einzelaktionäre der Münchner sein und soll als „Türöffner für unsere Aktivitäten im asiatischen Raum“ dienen, so Peter Llewellyn-Davies, Finanzvorstand der Medigene AG. Der Wirkstoff Endotag-1 soll unter anderem gegen dreifach rezeptor-negativen Brustkrebs eingesetzt werden. Die Paclitaxel-Lipid-Kombination wanderte 2004 im Rahmen der Insolvenz von Munich Biotech ins Portfolio von Medigene. Spätestens seit 2008 kamen am Markt immer wieder Gerüchte über einen Lizenzdeal für die Substanz auf. Zwischenzeitlich wurden Roche oder Pfizer als Interessenten gehandelt – Spitzenumsätze von mehr als 1 Milliarde Euro und dreistellige Millionengewinne aus Lizenzvereinbarungen wurden damals erwartet. Zugegriffen hat aber schließlich erst im Sommer 2012 Syncore – mit einem deutlich schmaleren Budget.

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ALS: Stoffwechsel-Protein beschleunigt Nervenleiden

Amyotrophe Lateralsklerose ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Die Schäden an den Nervenzellen sind irreversibel und führen zu Lähmungen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Amyotrophe Lateralsklerose ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Die Schäden an den Nervenzellen sind irreversibel und führen zu Lähmungen. Quelle: Sebastian Kaulitzki/fotolia.com

Verlauf und Beginn der Nervenkrankheit ALS werden offenbar entscheidend durch den Stoffwechselfaktor PGC-1 alpha beeinflusst. Das haben Ulmer Forscher bei männlichen Patienten nachgewiesen.

Die Wissenschaftler berichten über die Ergebnisse ihrer Studie im Fachjournal Human Molecular Genetics (2013, Online Vorabveröffentlichung).Die Krankheit Amyotrophe Lateraklsklerose (ALS) kann sehr unterschiedliche Verläufe aufzeigen. Prominentestes Beispiel ist der Physikprofessor Stephen Hawking, der seit Jahrzehnten mit der neurodegenerativen Krankheit lebt, während andere Betroffene nach wenigen Monaten sterben. ALS löst eine Degeneration der Motoneurone aus und verursacht somit Lähmungen und Muskelschwund. Ulmer Forscher haben zusammen mit ihren Berliner Kollegen enträtselt, welche Rolle  das Protein PGC-1 alpha beim Krankheitsverlauf spielt: Verschiedene Varianten des entsprechenden Gens (SNPs) zeigen einen krankheitsbeschleunigenden Effekt – allerdings nur bei Männern. Die Forscher analysierten genetische Proben von 590 deutschen ALS-Patienten (237 Frauen, 353 Männer) und fanden heraus, dass Patienten mit einer bestimmten PGC 1 alpha Variante im Schnitt 8 Jahre früher starben und offenbar auch früher erkrankten.

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Das PGC 1 alpha Protein ist nicht zufällig ins Fadenkreuz der Mediziner geraten. Varianten des Proteins beeinflussen offenbar auch Krankheitsverlauf und Dauer der neurodegenerativen Krankheit Morbus Huntington. „Bei Frauen hatte die Genvariante keine Auswirkung“, erklärt Patrick Weydt von der Universitätsklinik für Neurologie in Ulm. Den beschleunigenden Effekt wiesen die Forscher auch im Mausmodell nach - wieder nur bei männlichen Tieren. Diese Erkenntnis kann möglicherweise neue Ansätze für Behandlungsmöglichkeiten liefern. „Bisher werden betroffene Männer und Frauen gleich behandelt. Vielleicht sollte über eine geschlechtsspezifische Therapie nachgedacht werden“, so Weydt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede auf eine Interaktion des PGC 1 alpha mit androgen- oder östrogenähnlichen Rezeptoren und einen Zusammenhang mit dem Wachstumsfaktor VEG-F A zurückzuführen sind. Ein weiterer Ansatzpunkt für künftige Studien: Der PGC1 alpha Einfluss scheint bei der sporadischen ALS größer zu sein, als bei der familiären Variante mit erblicher Komponente.

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Bill Gates steigt bei Researchgate ein

Publikationen aus Medizin und Biologie machen den Hauptanteil der Inhalte auf researchgate.com aus. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Publikationen aus Medizin und Biologie machen den Hauptanteil der Inhalte auf researchgate.com aus. Quelle: researchgate.com

Microsoft-Gründer Bill Gates will nach Berichten des Wallstreet Journal Deutschland offenbar in das Berliner Start-Up Researchgate investieren.

Das Berliner Unternehmen Researchgate gilt als Facebook für Forscher. Die Internettplattform vernetzt nach eigenen Angaben weltweit bereits 2,9 Millionen Wissenschaftler und dient ihnen unter anderem zur Publikation von Fachartikeln und Rohdaten. Viele wissenschaftliche Institutionen nutzen weltweit das Netzwerk als Plattform für Kommunikation zwischen Mitgliedern und Teilnehmern. Der bekannteste deutsche Kunde ist die Max Planck-Gesellschaft. Das Start-Up mit Sitz in Boston und Berlin hat in seiner jüngsten Finanzierungsrunde rund 20 Millionen Dollar (15,4 Millionen Euro) eingeworben. Das hat die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) Anfang Mai bekannt gegeben. Einer der Investoren sei Bill Gates, wie das Wall Street Journal Deutschland am 31. Mai aus Insiderkreisen erfahren hat. Weitere Investoren seien Matt Cohler, Vizepräsident des Produkt-Managements bei Facebook, der sich mit seinem Benchmark Capital Fonds beteiligen wird, der erste Facebook-Investor Accel Partners und der Founders Fonds von Peter Thiel, der schon früh in Paypal und Facebook investiert hatte.

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Zum Webportal ResearchGate: hier klicken

biotechnologie.tv: ResearchGate in der Auslese

Researchgate und Pressesprecher von Bill Gates haben auf Anfragen des Wall Street Journals Deutschland bisher keine Stellung genommen. Researchgate-Gründer und CEO Ijad Madisch, seines Zeichens Arzt und Wissenschaftler, hatte bereits Anfang dieses Jahres in einem Interview mit sandhill.com verlauten lassen, er sei an einem Treffen mit Gates interessiert, da dieser sich an der Bekämpfung von Krankheiten beteilige und Bildung vorantreibe. Am 6. Juni will Researchgate in einer Pressekonferenz in Berlin die Investoren und Finanzierungssummen bekanntgeben. Microsoft-Gründer Bill Gates ist mit einem geschätzten Vermögen von 72,9 Milliarden US-Dollar (56,6 Milliarden Euro) der reichste Mann der Welt, wie aus dem Bloomberg Milliardärs Index hervorgeht.

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Grüne Gentechnik: Monsanto plant keine weiteren EU-Zulassungen

Die Bemühungen Monsantos, Zulassungen zum Anbau von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen in Deutschland zu erreichen, erwiesen sich als Kampf gegen Windmühlen und endeten in einer Sackgasse. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Bemühungen Monsantos, Zulassungen zum Anbau von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen in Deutschland zu erreichen, erwiesen sich als Kampf gegen Windmühlen und endeten in einer Sackgasse. Quelle: Bernd Sterzl/pixelio.de

Der US-Saatguthersteller Monsanto beantragt keine weiteren Zulassungen für gentechnisch veränderte Pflanzen in Europa.

Die Deutschland-Chefin von Monsanto Ursula Lüttmer-Ouazane begründete die Entscheidung gegenüber der Süddeutschen Zeitung mit der geringen Nachfrage seitens der Bauern und dem breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen die grüne Gentechnik in Europa. „Solange die Landwirte unser Saatgut nicht einsetzen wollen und die breite Öffentlichkeit sich gegen die Gentechnik stellt, macht es keinen Sinn, gegen Windmühlen anzukämpfen“, so Monsanto-Sprecherin Ursula Lüttmer-Ouazane. Damit bestätigte Sie einen Bericht in der taz. Die Lobbyarbeit in Europa wird der Saatgut-Konzern in Europa hingegen nicht einstellen. „Das Unternehmen steht weiterhin weltweit voll hinter seinen Produkten“, sagte sie. In Deutschland gibt es derzeit keinen kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen.

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News: Gentechnik-Mais: Pollen schadet Bienen nicht
Wochenrückblick: Monsanto investiert in Niedersachsen

Der Monsanto-Bt-Mais Mon 810 war lange die einzige Gentechniksorte, die in der EU zugelassen war. 2009 wurde der Anbau in Deutschland untersagt, nachdem mehrere EU-Staaten wegen Umwelt-Bedenken ein Anbauverbot ausgesprochen hatten. Angesichts der Proteste in der breiten Bevölkerung und der Feldzerstörungen durch Aktivisten haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend deutsche Politiker von der grünen Gentechnik distanziert. Die Umweltorganisation Greenpeace begrüßte den Schritt des Konzerns. Er mache „den Weg frei für echten Fortschritt und innovative Lösungen für die Probleme der Landwirtschaft“ sagte Dirk Zimmermann, Gentechnik-Experte bei Greenpeace der Süddeutschen Zeitung. Monsanto ist nicht der erste Konzern, der die Etablierung der grünen Gentechnik auf europäischen Feldern aufgibt. Bereits Anfang 2012 verlegte die BASF die Biotechnologie-Sparte von Limburgerhof in Deutschland in die Vereinigten Staaten (mehr...).

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