Wochenrückblick KW 30

30.07.2012

PLANT-KBBE: Vierte Ausschreibung gestartet

Im Rahmen der länderübergreifenden Förderinitiative zur Pflanzengenomforschung „PLANT-KBBE“ ist die vierte Ausschreibungsrunde gestartet.

Für gemeinsame Verbundprojekte  von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den Partnerländern Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal stehen bis zu zehn Millionen Euro bereit. Förderer sind die Forschungsministerien der jeweiligen Länder. Das Kürzel Plant-KBBE steht für „Transnational PLant Alliance for Novel Technologies – towards implementing the Knowledge-Based Bio-Economy in Europe“.

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Seit 2008 sind aus den bisher drei Ausschreibungsrunden insgesamt 54 transnationale Verbünde in den vier Partnerländern hervorgegangen, aus öffentlicher Hand sind 68 Millionen Euro in Projekte der Pflanzengenomforschung geflossen. Im Fokus der vierten Ausschreibungsrunde stehen „Nutzpflanzenerträge und Lebensmittelsicherheit im Kontext des Klimawandels“. Mit Hilfe von Methoden der modernen Pflanzenzüchtung sollen Nutzpflanzen entstehen, die nicht nur ertragreicher sind, sondern auch besser an klimatische Veränderungen angepasst sind. Gleichzeitig sollen die Gewächse auch anspruchsloser werden, was den Bedarf an Nährstoffen, Wasser, Düngemitteln und Pestiziden angeht.

Die transnationale Förderinitiative zur Pflanzengenomforschung stellt diesmal 10 Millionen Euro bereit.Lightbox-Link
Die transnationale Förderinitiative zur Pflanzengenomforschung stellt diesmal 10 Millionen Euro bereit.Quelle: wikimedia commons/southpark
Für die nun angelaufene vierte Runde können sich interessierte Forschungskonsortien bis zum 15. Oktober 2012 mit einer Projektskizze bewerben. Gefördert werden vorrangig transnationale „Public-Private-Partnership“-Verbünde mit Akteuren aus mindestens drei der Partnerländer. Verbünde aus zwei Partnerländern sind ebenfalls möglich, dann sollten jedoch mindestens zwei Unternehmen unter den Verbundpartnern sein. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen  (KMU) sind aufgerufen, sich zu beteiligen.

Für weiterführende Informationen steht der Projektträger Jülich (Ansprechpartner Dr. Büschges, r.bueschges@fz-juelich.de) zur Verfügung. Auf der PtJ-Website zu PLANT-KBBE finden sich der internationale Ausschreibungstext zur vierten Runde („Call for Proposals“), nationale Annexe, sowie weitere Informationen.

 

Zur Ausschreibung auf der BMBF-Website: hier klicken

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Bodenentgiftung: Pilzpipeline transportiert Schadstoffe

Pilzgeflechte können Schadstoffe im Boden bewegen und sie so für abbauende Bakterien zugänglich machen.

Über die Hyphen von Pilzen können Bakterien wie auf Autobahnen durch den Boden reisen. Auch Schadstoffe können über die Pilz-Pipeline befördert werden.Lightbox-Link
Über die Hyphen von Pilzen können Bakterien wie auf Autobahnen durch den Boden reisen. Auch Schadstoffe können über die Pilz-Pipeline befördert werden.Quelle: Susan Foß/UFZ
Ökologen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben eine interessante Fähigkeit der Netzwerke aus feinen Pilzfäden, sogenannter Hyphen aufgedeckt. Demnach können die Pilzgeflechte nicht nur wie bislang bekannt Bakterien, sondern auch Schadstoffe, die im Boden sonst kaum beweglich sind, über weite Strecken transportieren. Ihre Entdeckung haben die Wissenschaftler zusammen mit Kollegen der britischen Lancaster University in der Fachzeitschrift Environmental Science and Technology (2012, Online-Vorabveröffentlichung) veröffentlicht. Besonders interessant wird der Fund im Zusammenhang mit der Sanierung kontaminierter Böden. So gibt es einige Bakterien, die Schadstoffe und giftige Chemikalien in weniger gefährliche Substanzen umwandeln können und auf diese Weise einen Beitrag zur Beseitigung unterschiedlicher Umweltverschmutzungen leisten könnten. Das Problem dabei sei, so Lukas Wick, Leiter der Studie am UFZ, dass die Bakterien die Schadstoffe häufig erst gar nicht erreichten. Wasser– und luftgefüllte Poren im Erdboden verhindern oftmals ein Zusammentreffen der Mikroorganismen mit den meist wasserunlöslichen Stoffen.

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An dieser Stelle kommen die Pilze ins Spiel. Ihre Hyphen bilden Brücken, über die nicht nur Nährstoffe bewegt, sondern sowohl Bakterien als auch Schadstoffe transportiert werden, die so zueinander finden können. „Die Hyphen-Netzwerke sind also nicht nur Autobahnen für Bakterien, sondern auch Pipelines für Schadstoffe“, resümiert Wick. „Pro Stunde kann dabei eine einzelne Hyphe bis zum 600-fachen Gewicht eines einzelnen Bakteriums transportieren“. Die Schadstoffe werden aus dem Boden durch die Zellwand ins innere der Hyphen aufgenommen, wo der Pilz die Stoffe in kleine Bläschen einschließt und anschließend aktiv durch das Netzwerk pumpt. Bei ihren Versuchen testeten die Ökologen unterschiedliche polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – kurz PAK – die häufig in Erdöl und Kohle vorkommen und praktisch bei allen Verbrennungsprozessen freigesetzt werden. Das Fazit der Wissenschaftler: Ein gezielter Einsatz von Pilzgeflechten könnte den Abbau von PAK und anderen wasserunlöslichen Schadstoffen beschleunigen. Dafür muss allerdings die richtige Kombination aus Pilz und Bakterium gefunden werden – eine der nächsten Aufgaben der Forscher.

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Apogenix-Wirkstoff meistert Phase II-Studie

Die Apogenix GmbH hat eine Phase II-Studie mit einem Krebswirkstoff erfolgreich abgeschlossen.

Wie das Heidelberger Biotech-Unternehmen mitteilte, kann der Wirkstoff mit dem Namen APG101 das progressionsfrei Überleben der Patienten deutlich verlängern. Dies bestätigt auch die finale Datenanalyse, zu welcher das Unternehmen am 26. Juli eine Pressemitteilung herausgegeben hat. Grundlage der Daten ist eine im Frühjahr beendete offene Studie.

Der Apogenix-Wirkstoff zeigt in der vorliegenden Studie großes Potenzial im Kampf gegen Glioblastoma Multiforme.Lightbox-Link
Der Apogenix-Wirkstoff zeigt in der vorliegenden Studie großes Potenzial im Kampf gegen Glioblastoma Multiforme.Quelle: wikimedia commons
Dabei wurden 84 Patienten mit Glioblastoma Multiforme (GBM) entweder allein mit einer Radiotherapie oder in Kombination mit dem Antikörper APG101 behandelt. Während die Strahlentherapie allein bei rund 3,8 Prozent der Patienten ein Fortschreiten der Erkrankung für mindestens sechs Monate verhinderte, waren es in der auch medikamentös behandelten Gruppe 20,7 Prozent. Das durchschnittliche progressionsfreie Überleben stieg von 10,8 auf 19,7 Wochen. Damit wurde der primäre Endpunkt der Studie – die prozentuale Anzahl von Patienten mit progressionsfreiem Überleben nach sechs Monaten um mehr als 100 Prozent zu steigern – erreicht. „Zudem weisen alle bisher ausgewerteten sekundären Endpunkte, einschließlich Sicherheit und Verträglichkeit, darauf hin, dass APG101 eine neue wirksame Behandlungsoption mit hervorragendem Sicherheitsprofil für GBM-Patienten darstellt“, heißt es von dem Heidelberger Unternehmen.

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Auch der Studienleiter Wolfgang Wick vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg teilt diese positive Einschätzung. „Dass in einer kontrollierten klinischen Studie mehr als 20 Prozent der Patienten, die zuvor einen Rückfall erlitten hatten, nach sechs Monaten progressionsfrei waren, konnte zuletzt vor zehn Jahren beobachtet werden, als Temozolomid zur Behandlung von Glioblastom-Patienten eingeführt wurde“, so der Mediziner. Apogenix will die Gespräche um eine Auslizenzierung des Medikaments nun vorantreiben, kündigte Medizinchef Harald Fricke an. Das Unternehmen plant für das erste Halbjahr 2013 eine Phase-II-Studie zum Nachweis des Wirksamkeitskonzepts mit APG101 bei myelodysplastischen Syndromen (MDS).

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Immatics-Krebsimpfstoff weiter auf Erfolgskurs

Mit dem Impfstoffkandidaten IMA901 kann durch eine aktive Immunisierung das Gesamtüberleben im Vergleich zu üblichen Krebstherapien deutlich verlängert werden.

Mit dem Impfstoff IMA901 will Immatics die körpereigenen Abwehrkräfte im Kampf gegen Krebs mobilisieren.Lightbox-Link
Mit dem Impfstoff IMA901 will Immatics die körpereigenen Abwehrkräfte im Kampf gegen Krebs mobilisieren.Quelle: immatics
Wissenschaftler der Universität Tübingen und des Biotech-Unternehmens Immatics haben entsprechende Ergebnisse im Fachmagazin Nature Medicine (2012, Online-Vorabveröffentlichung) veröffentlicht. Die Publikation fasst mehrere Phase I– und Phase II-Studien zusammen, bei denen der Impfstoff bereits an Krebs erkrankten Patienten zur Behandlung verabreicht worden war. Im Gegensatz zu herkömmlichen Chemotherapien baut der Ansatz der Krebsspezialisten auf den Fähigkeiten der körpereigenen Abwehrkräfte auf. Mit dem Wirkstoff, der aus zehn synthetischen tumor-assoziierten Peptiden – sogenannten TUMAP – besteht, sollen Killer-T-Zellen gegen den Tumor mobilisiert werden. Offenbar ist dieser Ansatz erfolgversprechend. Die von der Tübinger Immatics Biotechnologies GmbH veröffentlichten Daten zeigen, dass die aktive Immunisierung das Patientenleben stärker verlängert als Chemotherapien – und das bei geringen Nebenwirkungen.

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„Das hier angewandte Prinzip der aktiven Immunisierung gegen Krebsantigene, die zuvor auf Krebszellen identifiziert worden waren, ist auf praktisch alle Krebsarten anwendbar“, sagte Hans-Georg Rammensee, einer der Mitgründer von Immatics und Leiter der Abteilung Immunologie der Universität Tübingen. Der Impfstoffentwickler Immatics testet Wirkstoffe derzeit in den Indikationen Glioblastom, sowie Darm- und Prostatakrebs. Weitere Studien sind in der Vorbereitung.

Ein thematischer Schwerpunkt der neuen Veröffentlichung ist die Identifikation von Biomarkern, die eine Voraussage hinsichtlich der Überlebenszeit bestimmter Patientengruppen nach der Impfung mit IMA901 treffen können. Aus mehr als 300 potentiellen Biomarkern konnten nach einer Analyse solche identifiziert werden, deren Fähigkeit, Immunantwort und Überlebensverlängerung durch IMA901 vorhersagen zu können, aktuell in der derzeit bereits laufenden neuen Phase III-Studie von Immatics bestätigt werden sollen.

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