Wochenrückblick KW 22

04.06.2012

DKFZ: Antikörper für Krebsdiagnostik wird vermarktet

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das zur Roche-Gruppe gehörende US-Unternehmen Ventana Medical Systems wollen gemeinsam einen neuen diagnostischen Antikörper zur Früherkennung von Krebs vermarkten.

Das DKFZ, Ventana und das Universitätsklinikum Heidelberg schlossen dazu am 1. Juni eine Lizenzvereinbarung. Der neue Antikörper weist eine krebstypische Veränderung des BRAF-Proteins nach. BRAF steuert wichtige Wachstumsfunktionen der Zelle und gilt als Indikator für Krebs: bei der Vielzahl aller Melanome, Schilddrüsen- und Darmkrebs ist das Signalprotein fehlerhaft aktiviert. In 90 Prozent der Fälle handelt es sich dabei um die sogenannte V600E-BRAF-Mutation. Bisherige immunohistochemische Nachweisverfahren konnten nicht zwischen normalem und krebstypisch verändertem BRAF unterscheiden. Die Heidelberger Forscher haben einen Antikörper entwickelt, der den Unterschied erkennt. Dieser besteht nur in einem einzigen Aminosäurebaustein. „Mit diesem Antikörper können Pathologen klinisch relevante Mutationen direkt auf den Gewebepräparaten nachweisen“, sagt Andreas von Deimling, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropathologie am Universitätsklinikum Heidelberg, der den Antikörper mit entwickelt hat.

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News: Personalisierte Medizin drängt auf den Markt

News: Ethikrat informiert sich über die Zukunft der Gendiagnostik

„Wir hoffen, dass unsere Entwicklung dazu beiträgt, die Diagnose und Wahl geeigneter Therapien für Krebspatienten zu verbessern.“ Die Forscher prüfen jetzt, ob der Mutationstest die Diagnose, Prognose und Bewertung von Therapieansätzen bei den häufigsten Krebsarten verbessert. Dazu zählen neben Darm- und Schilddrüsenkrebs auch Hirntumoren und Non-Hodgkin-Lymphome.  Der spezifische Nachweis der V600E-BRAF-Mutation ist für die Roche-Tochter Ventana  auch deshalb von Relevanz, weil die Firma Roche mit dem Medikament Zelboraf seit kurzem ein zielgerichtetes Medikament gegen aggressiven schwarzen Hautkrebs auf dem Markt hat. Zelboraf mit dem Wirkstoff Vemurafenib wurde Ende Februar 2012 von der EU zugelassen (mehr...) und wirkt nur bei vorhandener BRAF-Mutation.

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Helmholtz-Enterprise-Fonds fördert Biotech-Ausgründungen

Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert sechs neue Ausgründungsprojekte von Wissenschaftlern aus den eigenen Reihen mit einer Anschubfinanzierung, auch Biotech-Vorhaben profitieren.

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Wochenrückblick: Helmholtz-Enterprise-Fonds: Anschubfinanzierung für Biotech-Ausgründung

Wochenrückblick: Helmholtz-Enterprise-Fonds: Anschubfinanzierung für zwei Biotech-Ausgründungen

Mit der Fördersumme von jeweils 100.000 Euro aus dem Helmholtz-Enterprise-Fonds (HEF) und noch einmal der gleichen Summe aus dem jeweils angeschlossenem Helmholtz-Zentrum stehen den künftigen Unternehmen damit für ein Jahr zusätzliche Mittel zur Finanzierung von Personal in der Ausgründungsphase zur Verfügung. Zu den Ausgründungsprojekten gehören drei Vorhaben aus dem Bereich Lebenswissenschaften und ein Informatikprojekt, das ebenfalls Bezug zur Biomedizin aufweist.

Die vier Biotech-Ausgründungen im Einzelnen:

  • Projekt Peicuris – Wirkstoffentwicklung Herz-Rhythmus-Störung
    Das Projekt Peicuris vom Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin will sich auf die vorklinische und frühe klinische Entwicklung von niedermolekularen Wirkstoffen zur Behandlung und Prävention von Vorhofflimmern konzentrieren.
  • MarNaS – Marine Naturstoff-Synthese
    Das Projekt MarNaS des Alfred-Wegener-Institus für Polar- und Meeresforschung ist ein kommerzielles Syntheselabor für naturidentische Stoffe aus dem Meer. Eines der ersten Produkte ist ein ph-abhängiger Floureszenzfarbstoff, der sich ohne Nebenwirkungen an Zellen und Tieren besonders für in-vivo Untersuchungen eignen soll. 
  • BioBASE – Biochemikalien zur Funktionalisierung von Oberflächen
    Das Projekt BioBASE vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf hat eine neuartige Methode zur Beschichtung von Oberflächen wie Kunststoff, Glas oder Metall mit Nanopartikeln entwickelt, die umweltfreundlicher und effizienter als bisher übliche Methoden sein soll.
  • SurgeryPad – Darstellung der Patientenanatomie auf dem Tablet-PC
    Das Projekt SurgeryPad des Deutschen Krebsforschungszentrums bietet ein computergestütztes Navigationssystem an, das eine gezielte Gewebepunktion und Therapie ermöglichen soll. Mit Hilfe von erweiterter Realität könnten Eingriffe so sicherer, schonender und kostengünstiger werden.

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Tomatengenom sequenziert

Das Erbgut der domestizierten Tomate und ihrer verwandten Wildformen ist sequenziert.

Beliebtes Nachtschattengewächs: Das Erbgut der Tomate wurde jetzt entschlüsselt.Lightbox-Link
Beliebtes Nachtschattengewächs: Das Erbgut der Tomate wurde jetzt entschlüsselt.Quelle: Luigi Chiesa
Die Ergebnisse  der Genomanalyse hat das Tomato Genome Consortium (TGC) im Fachmagazin Nature (2012, Online-Vorabpublikation) veröffentlicht. An dem Konsortium waren auch das Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln, die Universität Bonn und das Helmholtz Zentrum München beteiligt. Die Genanalysen wurden in einer internationalen Partnerschaft von verschiedenen Bioinformatikgruppen durchgeführt, die jeweils für einen Schritt der Analyse verantwortlich waren. Zusammen umfassen die vorgestellten Sequenzen ungefähr 35 000 Gene. Sie bieten den bisher detailliertesten Blick auf das Erbgut der Tomate. Die Sequenzen sollen den Forschern helfen, Beziehungen zwischen den Eigenschaften und den Erbanlagen der Tomate herzustellen. Sie eröffneten auch Einblicke in die Diversifizierung der Tomate und die Anpassung an neue Umweltbedingungen.

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News: Naturforscher fordern Turbo für die Artenbestimmung

Wochenrückblick: Genom der Zuckerrübe entziffert

So wird sichtbar, dass sich das Tomatengenom vor etwa 60 Millionen Jahren abrupt verdreifacht hat. Obwohl ein großer Teil dieser Gene beim damals ebenfalls stattfindenden Massenaussterben der Arten verloren ging, sind einige bis heute erhalten. Sie bestimmen Festigkeit, Färbung und Reifung der Frucht. Mit der Entschlüsselung des Erbguts der domestizierten Tomate und ihrer nächsten Verwandten haben die Forscher eine wichtige Grundlage zur Optimierung der Tomatenproduktion gelegt. Diese beschäftigen sich vor allem mit Resistenzen gegen bestimmte Schädlinge, Krankheiten und Trockenheit - Eigenschaften, die mit der Züchtung in den vergangenen Jahrhunderten verloren gegangen sind. Tomaten wurden zunächst in Amerika domestiziert und seit dem sechzehnten Jahrhundert nach Europa exportiert. Heute zählen die Nachtschattengewächse, die zur gleichen Familie wie Kartoffeln und Paprika gehören, zum beliebtesten Gemüse der Deutschen.

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EPO aus dem Moos-Bioreaktor

Freiburger Forschern ist es gelungen, das Eiweißhormon EPO im Moosbioreaktor zu produzieren.

Der Moosbioreaktor in Freiburg produziert verschiedene Proteine.Lightbox-Link
Der Moosbioreaktor in Freiburg produziert verschiedene Proteine.Quelle: Ralf Reski
Wie sie im Plant Biotechnology Journal (2012, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, haben sie das Kleine Blasenmützenmoos (Physcomitrella patens) gentechnisch so verändert, dass es rekombinantes menschliches asialo-EPO produziert. Erythropoietin (EPO) ist ein menschliches Eiweißhormon, das vorwiegend in den Nieren produziert wird, und spielt eine wichtige Rolle in der Ausbildung von roten Blutkörperchen. Traurige Berühmtheit erlangte es deshalb als Dopingmittel, mit dem der Sauerstofftransport im Blut erhöht werden kann. Als Therapeutikum wird es jedoch vor allem gegen Anämie bei Nierenleiden und Krebs verabreicht. Mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro im Jahr ist es das führende Biopharmazeutikum weltweit. Asialo-EPO ist eine spezielle Variante des Hormons, das mit bestimmten Zuckerstrukturen versehen ist. Dadurch erhöht sich dessen Halbwertzeit, es kann das Gewebe schützen ohne die roten Blutzellen zu stimulieren.

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Förderbeispiel: Kleines Moos mit großer Zukunft

Video: Neue Wirkstoffe aus Moosen

Asialo-EPO gilt deshalb als sicheres Arzneimittel, das nicht für Doping verwendbar ist. „Asialo-EPO lässt sich in tierischen Zellkulturen nur schwer herstellen“ sagt Eva Decker vom Lehrstuhl für Pflanzenbiotechnologie an der Universität Freiburg. „Dagegen hat die gentechnische Modifikation des Mooses weder das Wachstum noch die Leistung der Pflanzen verändert.“ An dem Institut hat man bereits Erfahrung mit dem Moosbiorekator, die Forscher haben mit dessen Hilfe bereits erfolgreich therapeutische Eiweiße gegen Netzhauterkrankungen (mehr...) und Lungenversagen (mehr...) produziert. Kürzlich wurde gezeigt, dass EPO bei Sauerstoffmangel in unterschiedlichen Geweben im menschlichen Körper hergestellt wird, wenn die Sauerstoffzufuhr zum limitierenden Faktor wird. In diesem Fall schützt das Hormon die Gewebe durch Hemmung der Apoptose. In diesem Zusammenhang bietet asialo-EPO eine potenzielle Behandlung für Hirnschlag, durch Diabetes verursachte Augenschäden sowie Schädigungen des peripheren Nervensystems.

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Forschung an biobasiertem Klebstoff

Westfälische Fraunhofer-Forscher arbeiten an zwei neuen Rezepturen für Klebstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen.

Dieser Klebstoff basiert auf dem nachwachsenden Rohstoff Polymilchsäure.Lightbox-Link
Dieser Klebstoff basiert auf dem nachwachsenden Rohstoff Polymilchsäure.Quelle: Heike Holthausen, Westfälische Hochschule Recklinghausen
Bisher werden Klebstoffe vor allem auf Erdölbasis hergestellt. Erst langsam bietet die Industrie auch Klebstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke, Cellulose, Dextrinen und Proteinen an. Am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT entwickeln die Forscher in zwei Projekten neue Rezepturen. Gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule, Standort Recklinghausen und den Unternehmen Jowat, Logo tape und Novamelt entwickeln die Oberhausener Forscher einen Haftklebstoff für industrielle Anwendungen. Haftklebstoffe sind unter anderem in Heftpflastern, selbstklebenden Etiketten oder Klebebändern im Einsatz. Sie müssen bei Raumtemperatur permanent klebfähig bleiben. Mit leichtem Anpressdruck sollen sie auf fast allen Substraten haften und sich dennoch rückstandsfrei wieder ablösen lassen. Die Basis der Haftklebstoffe bilden die Rückgratpolymere. Sie geben den Klebstoffen ihre innere Festigkeit. Aufgabe der UMSICHT-Forscher ist es nun, ein Rückgratpolymer aus dem Rohstoff Polymilchsäure zu entwickeln. Da Milchsäure im industriellen Maßstab produziert wird, lässt sie sich günstig herstellen. „Allerdings unterscheiden sich die Eigenschaften der Polymilchsäure komplett von denen der bisher eingesetzten Polymere wie Polyacrylate und styrolbasierte Blockcopolymere“, räumt Stephan Kabasci, der das Geschäftsfeld Nachwachsende Rohstoffe am UMSICHT leitet, ein.

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Wochenrückblick: Superklebstoff aus Meereskrebsen

Menschen: Wilhelm Barthlott: Bionik-Pionier verpasst Schiffen ein Luftpolster

Daher müssen die Forscher eine völlig neue Modellrezeptur entwickeln. In einem zweiten Projekt entwickeln UMSICHT-Wissenschaftler im Verbund mit den Firmen Achilles Papierveredelung Bielefeld, Jowat und Deckert Management Consultants Klebstoffsysteme für kaschierte Folien. Die Forscher setzen dafür auf überwiegend wasserbasierte Dispersionsklebstoffe. Zu einer anderen Möglichkeit, biologische Klebstoffe zu entwickeln, führt der Rankenfuß-Krebs Dosima. Er produziert einen Klebstoff, mit dem er sich fest an Treibgut verankert. Der Superklebstoff ist so stark, dass er sich kaum mit den üblichen Lösungsmitteln in seine Bestandteile zerlegen lässt. Weitere Besonderheit: Er härtet sogar unter Wasser aus. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen versuchen jetzt herauszufinden, aus welchen Aminosäure-Bausteinen die Proteine aufgebaut sind. „Ist das gelungen, werden wir in einem zweiten Schritt die klebenden Proteine im Labor nachbauen“, sagt Ingo Grunwald, Experte für biologische Klebstoffe am IFAM. Solche Bioklebstoffe können Schnittwunden verschließen oder Nägel und Schrauben bei Knochenbrüchen ersetzen oder unterstützen.

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Fotos zur Infektionsforschung gesucht

Für den Fotowettbewerb „Infektiös“ werden Motive zum Thema Infektionsforschung gesucht.

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News: Bilder der Forschung 2010

Wochenrückblick: Mäusegehirn in Hochauflösung

Für die vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und dem Braunschweiger Haus der Wissenschaft organisierte Fotopreis können drei- bis fünfteilige Bildserien eingereicht werden. Als Motive können beispielsweise Erreger, zelluläre Veränderungen aufgrund von Infektionen, biologische Prozesse in infizierten Organen oder Geweben dienen. Bilder, die die Arbeit in einem Infektionsforschungslabor beispielhaft zeigen oder den Alltag von Betroffenen widerspiegeln, sind ebenfalls zulässig. Die besten Aufnahmen werden mit Preisgeldern prämiert, der Hauptpreis beträgt 5000 Euro. Die ausgezeichneten Arbeiten dienen darüber hinaus als Exponate in einer Fotoausstellung, die ab Mitte Dezember 2012 im Haus der Wissenschaft Braunschweig zu sehen sein wird. Fotografen, Künstler und Mitarbeiter von Forschungseinrichtungen sind eingeladen, durch neue Blickwinkel, technische Meisterschaft, ästhetische Ausdruckskraft und emotionale Bildmomente neue Einblicke in das Forschungsfeld zu gewähren. Einsendeschluss ist der 31.August 2012.

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