Wochenrückblick KW 25

27.06.2011

Antikörper bringt Biotest AG 85 Millionen Dollar ein

Ein Lizenzvertrag der Biotest AG mit dem US-Pharmakonzern Abbott Inc. hat für einen Paukenschlag gesorgt: Immerhin 85 Millionen US-Dollar erhält das deutsche Unternehmen mit Sitz in Dreieich vorab für die Rechte an dem Antikörper BT-061. Die beiden Unternehmen wollen das Medikament nun gemeinsam weiterentwickeln.

85 Millionen Euro sind für eine Vorabzahlung eine im Branchenvergleich stattliche Summe. Die Aktionäre von Biotest sind begeistert.

Die Biotest AG erhält vorab 85 Mio. Euro von Abbott für die gemeinsame Antikörperentwicklung.Lightbox-Link
Die Biotest AG erhält vorab 85 Mio. Euro von Abbott für die gemeinsame Antikörperentwicklung.Quelle: Biotest AG
An der Frankfurter Börse stieg nach Bekanntgabe der Vereinbarung am 21. Juni der Kurs des Unternehmens, das die Antikörperentwicklung eigentlich nur als Seitengeschäft betreibt, um annähernd 25 Prozent. Rechnet man alle möglichen Erfolgszahlungen hinzu, könnte der Deal rund 400 Millionen US-Dollar wert sein. Der Jahresumsatz des im S-DAX gelisteten Unternehmens betrug 2010 rund 412 Millionen Euro bei einem Gewinn von 37 Millionen Euro. Eigentlich erwirtschaftet Biotest seinen Umsatz mit der Produktion von Plasmaproteinen, wie etwa Immunglobulinen aus menschlichem Blutplasma. Weltweit beschäftigt Biotest rund 1.600 Mitarbeiter. BT-061 ist ein monoklonaler Antikörper zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis und Psoriasis. Zur Zeit laufen für diese beiden Leitindikationen klinische Studien der Phase II. Darüber hinaus werden präklinische Studien zur Untersuchung des Potenzials von BT-061 in anderen immunologischen Erkrankungen durchgeführt.

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In den bisherigen Phase II-Studien wurde BT-061 in Dosen von 50mg subkutan über acht Wochen hinweg in Kombination mit Methotrexat verabreicht. Bezogen auf den sogenannten ACR50-Score zeigte sich in Woche neun eine Verbesserung von 26 Prozent bei Patienten mit moderater oder schwerer Rheumatoider Arthritis. In der Placebo-Gruppe betrug die Verbesserung der Symptome lediglich 10 Prozent. In die Phase IIb-Studie wurden 176 Patienten aufgenommen. Biotest erwartet, dass sich die erhaltenen Ergebnisseeine Verlängerung des Behandlungszeitraums weiter verbessern lassen. In den vergangenen Monaten hatte sich Biotest bereits von Unternehmensteilen getrennt, um sich auf das Kerngeschäft mit Plasmaproteinen und monoklonale Antikörpern konzentrieren zu können.

Viele Biotechnologen unter den Gewinnern des Science4Life Venture Cups

An guten Geschäftsideen herrscht in der Biotechnologie offenbar kein Mangel – diesen Eindruck vermittelt ein Blick auf die Gewinnerliste des Businessplan-Wettbewerbs „Science4Life Venture Cup“.

Fünf von zehn der am 20. Juni in Frankfurt prämierten Projekte kommen aus der Biotechnologie. Die beiden erstplatzierten des Wettbewerbs stammen allerdings aus der Medizintechnik.

Der Froschkönig ist das Maskottchen des Businessplan-Wettbewerbs.Lightbox-Link
Der Froschkönig ist das Maskottchen des Businessplan-Wettbewerbs.Quelle: Science4Life
 Außerdem schaffte es je ein weiteres Projekt aus den Bereichen Medizintechnik, Chemie und Agrarwissenschaften unter die besten zehn, an die insgesamt 66.000 Euro Preisgeld ausgeschüttet werden. Den mit 30.000 Euro dotierten ersten Preis hat das Unternehmen Nano4Imaging GmbH gewonnen. Es entwickelt Markierungen, um medizinische Geräte bei minimal-invasiven Operationen mit Ultraschall sichtbar zu machen. Für einen elektronisch geregelten Venenstauer zur mechanischen Schmerzreduktion erhielt das zweitplazierte Projekt med4life 15.000 Euro. Das beste biotechnologische Projekt folgt auf dem mit 5.000 Euro ausgestatteten dritten Platz. Das Team Epivios entwickelt epigenetische Krebstests. Derzeit arbeiten die Düsseldorfer an den ersten beiden Verfahren für die Blasen- und Prostatakrebsfrüherkennung. Mit dem hauseigenen UNLICA-Verfahren soll langfristig eine Plattform etabliert werden, die eine Identifizierung von Biomarkern für verschiedene Krebsarten gestattet. Auf dem mit 3.000 Euro dotierten vierten Platz landete die SpreeLabs UG.

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Sie produziert mit dem „DNA-Thermometer“ eine kostengünstige Temperaturreferenzplatte zur Überwachung von PCR-Läufen. Zu den weiteren Venture Cup-Gewinnern gehören ein Biochip-Projekt aus Singapur und der Impfstoffentwickler Imevax aus München. Prämiert wurde auch das Jenaer BianoScience-Projekt, das mittels „intelligenter siRNA“ neuartige Therapiemöglichkeiten für verschiedene Krankheiten ermöglichen will. An der aktuellen Runde des Businessplan-Wettbewerbs beteiligten sich rund 250 Teilnehmer mit insgesamt 78 Geschäftsideen, fast die Hälfte der 53 eingereichten Businesspläne wurde von bereits gegründeten Unternehmen verfasst. Gründer haben schon in Kürze wieder Gelegenheit, ihre Geschäftsideen bei dem bundesweit ausgetragenen Businessplan-Wettbewerb einzureichen: Am 1. September 2011 startet die 14. Wettbewerbsrunde des Science4Life Venture Cups.

Evotec und Roche arbeiten gemeinsam an Biomarkern

Die Hamburger Evotec AG und der Schweizer Pharmakonzern Roche arbeiten künftig bei der Biomarkerentwicklung zusammen.

In den nächsten drei Jahren wird Evotec nach Biomarkern für Krebsmedikamente, die sich bei Roche in der Entwicklung befinden.

Die Schweizer leisten dafür eine Vorabzahlung und erfolgsbasierte Prämien in ungenannter Höhe. „Diese Biomarker sind sehr wichtig für die Entwicklung zielgerichteter Therapeutika für die Krebstherapie“, sagte Mike Burgess, globaler Leiter des Bereichs Onkologie der

Für die Kooperation mit Roche kann sich Evotec auf Technologien der kürzlich übernommenen Firma Kinaxo stützen.Lightbox-Link
Für die Kooperation mit Roche kann sich Evotec auf Technologien der kürzlich übernommenen Firma Kinaxo stützen.Quelle: Roche
Abteilung Roche Pharma Research and Exploratory Development. Sie sollen zur Entwicklung von Begleitdiagnostika genutzt werden. Diese sogenannten Companion Diagnostics ermöglichen eine Abschätzung, welche Patientengruppe am ehesten von einer Behandlung profitieren wird.
Damit hat sich für Evotec der Kauf der Martinsrieder Kinaxo GmbH im Februar gelohnt (mehr...). Die Hamburger können sich nun auf die dort entwickelte PhosphoScout-Technik stützen, die es ermöglicht, Protein-Phosphorylierungsmuster mittels Hochdurchsatz-Massenspektrometrie zu erkennen. Der Phosphorylierungszustand eines Proteins beeinflusst maßgeblich dessen Aktivität. Die beste Dosierung und Wirksamkeit zielgerichtet wirkender Krebsmedikamente bei Patienten, sollen die Biomarker daher besonders präzise vorhersagen können.

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Kinaxo, inzwischen als „Center of Excellence“ integriert, hatte selbst zahlreiche Forschungskooperationen unterhalten – auch mit Roche. Offenbar haben die Schweizer damals gute Erfahrungen gemacht. Die Analysten zeigen sich in einer ersten Reaktion durchaus angetan von der neuen Vereinbarung. „Dass Evotec seine Aktivitäten auf den Bereich der personalisierten Medizin ausweitet und wieder mit dem Krebsspezialisten Roche zusammenarbeitet, sollte den Aktien des Unternehmens einen deutlichen Schub verleihen“, sagte Elmar Kraus von der DZ Bank.

Essay-Wettbewerb zur Gesundheit 2050

Studenten und Forscher sind aufgerufen, sich die Gesundheitsversorgung im Jahr 2050 vorzustellen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die "Welt" laden zu einem Essaywettbewerb zu dem Thema ein.

Wie wird in Deutschland das Krankenhaus der Zukunft aussehen? Welche Rolle wird in den kommenden Jahrzehnten die individualisierte Medizin spielen? Welche Bedeutung werden in den Arztpraxen Gendiagnosen bekommen? Diese und viele andere spannende Fragen stehen im Mittelpunkt des Essay-Wettbewerbs, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit den Zeitungen "Die Welt" und "Welt am Sonntag" ausschreibt. Das Motto des diesjährigen Essay-Wettbewerbs lautet dementsprechend "Gesundheit 2050" - passend auch zu dem derzeitigen Wissenschaftsjahr des BMBF.

Forschung für unsere Gesundheit

 Das Wissenschaftsjahr 2011 soll Ziele, Herausforderungen und Aktionsfelder heutiger Gesundheitsforschung beleuchten.

www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de

Teilnahmeberechtigt sind Studentinnen und Studenten aller Fachrichtungen - vom Erstsemester bis zum Postdoc, das Höchstalter ist 35 Jahre. Einsendeschluss ist der 1. September 2011 (per E-Mail an: weltderzukunft@welt.de). Der erste Preis ist ein Gutschein für ein maßgeschneidertes einjähriges Fitnessprogramm, zum Beispiel die Betreuung durch einen Personal Trainer. Der zweite Preis ist ein Elektrofahrrad GoCycle, das den Fahrer mit einem 250-Watt-Vorderradmotor bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde unterstützt. Der dritte Preis ist ein MacBook Air. Die Gewinner-Essays sollen in der "Welt" oder "Welt am Sonntag" veröffentlicht werden.

Die Jury des Wettbewerbs ist mit bekannten Forscherpersönlichkeiten besetzt:

  • Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
  • Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • Reinhard Hüttl, Präsident von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften
  • Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in München
  • Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im BMBF
  • Norbert Lossau, Leiter der Wissenschaftsredaktion der Welt-Gruppe

Neues Geld für Sirion Biotech

Der RNA-Interferenz-Spezialist Sirion Biotech Gmbh aus Martinsried erhält eine weitere Finanzspritze. Mit beteiligt sind erneut die bestehenden Investoren, der Wagniskapitalfonds Creathor Venture, der Hightech-Gründerfonds, die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie der Fondsgesellschaft Bayernkapital.

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NewsRNA-Interferenz ermöglicht neue Strategie gegen Grippe

Menschen: Frank Buchholz - Kleine RNA-Moleküle nach Wunsch

Menschen: Alexander Heckel - Licht an, Gen aus

Sirion wurde 2005 von Lars Behrend and Christian Thirion gegründet, das Unternehmen entwickelt virale Transporter, die für die Impfstoffentwicklung  und in der Arzneimittelforschung verwendet werden können. Hauptprodukt ist die Q-Tech-Plattform, mit der durch jeweils individuell angepasste kleine siRNA-Stücke gezielt bestimmte Gene stillgelegt werden können. “SIRION hat gezeigt, dass seine Produkte am Markt auf große Nachfrage stoßen und dass die Firma innovative Produkte entwickeln kann“, sagte Karlheinz Schmelig, Partner bei Creathor Venture.

Mit den neuen Mitteln, deren Umfang nicht angegeben wurde, soll unter anderem der Vertrieb der Q-Tech-Technologie im europäischen Ausland und den USA vorangetrieben werden. Ein weiteres Standbein von Sirion ist die Entwicklung einer neuen Vektor-Technologie für die Impfstoffentwicklung. Erste Patente in diesem Bereich konnten 2010 angemeldet werden. Die neue Einschleusemethode für genetische Informationen könnte bei der Forschung an Vakzinen gegen Erreger wie das humane Cytomegalie-Virus, Humanes Immundefizienz-Virus (HIV) oder Tuberkulose-Bakterien nützlich sein.

Genetische Ursache für schleichende Blindheit entdeckt

Bochumer Humangenetiker haben bei Mäusen ein Gen aufgespürt, dass bei degenerativen Netzhauterkrankungen eine entscheidende Rolle spielt.

Die Erbanlage namens CCDC66 ist offenbar besonders oft bei einer speziellen Hunderasse fehlerhaft und führt bei den Tieren zu schleichender Blindheit. Wie die Forscher um Jörg Epplen im Fachjournal Human Molecular Genetics (2011, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, lassen sich die Erkenntnisse möglicherweise auch auf die häufigste erbliche Erkrankung, die Blindheit bei beim Menschen auslöst (Retinitis pigmentosa) übertragen.

Probleme mit der Sicht: Schapendoes-Hirtenhunde werden besonders häufig von erblichen Netzhaut-Erkrankungen geplagt.Lightbox-Link
Probleme mit der Sicht: Schapendoes-Hirtenhunde werden besonders häufig von erblichen Netzhaut-Erkrankungen geplagt.Quelle: Angela van Lieshout/Wikimedia

Anhand der neuen Erkenntnisse haben die Bochumer Forscher für die Hunderasse einen Gentest zur Diagnostik entwickelt, der auch vorhersagend in der Zucht eingesetzt werden kann.

Schapendoes-Hunde sind ursprünglich eine niederländische Hütehund-Rasse, die heute hauptsächlich in Holland, Deutschland, Nordeuropa und Nordamerika gehalten wird. Sie sind auffallend häufig von der erblichen Netzhautrückbildung und Blindheit betroffen. „Da zu Beginn der Arbeiten die Bedeutung des CCDC66-Proteins im Organismus gänzlich unbekannt war, haben wir mit Kollegen aus Wien und Lübeck ein Mausmodell mit einem Defekt im entsprechenden Gen entwickelt“, erläutert Epplen.

 Ziel war zunächst, grundlegende Informationen über die Konsequenzen des CCDC66-Mangels zu erhalten, um daraus Rückschlüsse auf die physiologische Funktion des Proteins zu ziehen. „Glücklicherweise zeigten die Mäuse genau den erwarteten Defekt der schleichend fortschreitenden Seheinschränkung“, so Epplen. „Den Sehdefekt, dessen Verlauf sich bei Mensch und Hund über Jahre erstreckt, konnten wir in seiner gesamten Entwicklung bei der Maus in nur wenigen Monaten anatomisch und funktionell untersuchen.“ In dem Projekt haben die Forscher den Fortschritt der Netzhautdegeneration genau dokumentiert und näher charakterisiert. Epplen: „Interessanterweise ist das CCDC66-Protein zum Beispiel nur in bestimmten Strukturen der Stäbchen lokalisiert“. Die aus den Studien gewonnenen Erkenntnisse der Arbeitsgruppe lassen sich nun anwenden, um die Vorgänge, die diese Erbkrankheit auslösen, besser zu verstehen. Aber auch für den Menschen sind die Forschungsergebnisse möglicherweise von Bedeutung. So untersuchen die Wissenschaftler zurzeit, ob für manche Retinitis pigmentosa-Patienten ebenfalls Mutationen im CCDC66-Gen verantwortlich sein könnten.