Wochenrückblick KW 12

28.03.2011

Startschuss für neues Fraunhofer-Institut in Lübeck

Jetzt ist es offiziell: Aus der Forschungseinrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft in Lübeck wird ein Institut für Marine Biotechnologie.

Dies teilte Charli Kruse, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie (EMB) Lübeck beim Frühjahrsempfang der Forschungseinrichtung mit. Das geplante Institut wird eine bereits bestehende Forschungseinrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft  erweitern und ihr den offiziellen Status eines Fraunhofer-Instituts verleihen.

Kruse und sein Team erforschen seit sechs Jahren adulte Stammzellen. Mittlerweile kooperiert die Lübecker Fraunhofer-Mannschaft mit 40 Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. In nur sechs Jahren mussten die Wissenschaftler schon zweimal die Räume wechseln, von zunächst acht Quadratmetern in der Universität Lübeck auf 450 Quadratmeter im Multifunktionscenter auf den Campus. Jetzt arbeitet die Forscher-Crew auf 1100 Quadratmetern mitten im Hochschulstadtteil.

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Das EMB war 2008 in Lübeck eröffnet worden. Seine bis zu 50 Mitarbeiter sind in der Erforschung von Stammzelltherapien und Aquakulturen tätig. Aus diesen Arbeiten, die teilweise in Kooperation mit der Industrie entstanden sind, hat das Institut bisher 15 Patente angemeldet. Die wissenschaftlichen Erfolge der Einrichtung sind der Grund für die Entscheidung, auf dem Campus ein Institut einzurichten. Bereits jetzt investiert das EMB jährlich über eine Million Euro in neue Geräte und Anlagen.

Der Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) hofft auf eine weitere Aufwertung Lübecks als Wissenschaftsstandort. „Lübeck ist eine Stadt der Wissenschaft “, sagte er in seinem Grußwort. Die Entwicklung einer Forschungseinrichtung zu einem Fraunhofer-Institut innerhalb von fünf Jahren sei „rekordverdächtig“.

In den kommenden Wochen sollen die ersten Architektenentwürfe für den Neubau vorgelegt werden. Das neue Institut soll am Campus der Universität Lübeck entstehen und 23 Millionen Euro kosten. Das Geld kommt von EU, Land und Bund. Der Baubeginn ist in diesem Jahr geplant, 2013 sollen bis zum 140 Wissenschaftlern dauerhaft hier forschen.

Nationale Anbauverbote für gv-Mais könnten fallen

Das Anbauverbot für gentechnisch veränderte (gv-) Pflanzen in Frankreich und Deutschland könnte bald vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) gekippt werden.

In seinem Schlussplädoyer vor dem Europäischen Gerichtshof nannte EU-Generalanwalt Paolo Mengozzi am 22. März das Verbot „unzulässig“. Das Plädoyer gilt als richtungsweisend, bisher folgte der EuGH in den meisten Fällen in seiner Entscheidung dem Antrag des Generalanwalts.

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wie der Maissorte MON810 ist in der Schweiz bisher verboten.Lightbox-Link
Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wie der Maissorte MON810 ist in der Schweiz bisher verboten.Quelle: samossi / pixelio.de
In dem Verfahren geht es um ein Ende 2007 von Frankreich erlassenes Anbauverbot für den vom US-Konzern Monsanto entwickelten und in der EU zugelassenen gv-Mais MON810. Die französische Regierung berief sich bei dem Verbot auf eine „Schutzklausel“, die es den EU-Mitgliedsstaaten erlaubt, unter bestimmten Umständen Sofortmaßnahmen zu ergreifen, d.h. den Anbau von in der EU zugelassenen gv-Pflanzen in ihrem Land zu verbieten. Der französischen Regierung zufolge hatte „eine Neubewertung der vorliegenden Informationen auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse berechtigten Grund zu der Annahme“ gegeben, dass von MON810 „ eine Gefahr für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt“ ausgeht. Als Begründung verwies Frankreich auf einzelne wissenschaftliche Studien, in denen sich Hinweise auf solche Gefährdungen fanden. Auch Deutschland hatte sich auf diese Studien bezogen und 2009 den Anbau verboten.

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In seinem Schlussantrag kritisierte EU-Generalanwalt Mengozzi das Vorgehen der Franzosen. Für den Erlass derartiger Maßnahmen sei es „erforderlich, dass ein nicht nur hypothetisches Risiko festgestellt wurde“, so Mengozzi. Außerdem monierte der Anwalt die Dauer der Anbauverbote. Es sei unzulässig, sie über Jahre aufrechtzuerhalten, ohne die Wahrscheinlichkeit eines Schadens zu belegen.
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird diesen Sommer erwartet. Sollte der EuGH darin dem Schlussantrag des Generalanwalts folgen, würde das eine Neugestaltung des Zulassungsverfahrens bedeuten. Bisher lässt die Europäische Kommission gentechnisch modifizierte Pflanzen zu. Dabei stützt sie sich auf die Empfehlung von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), welche eine rein wissenschaftliche Sicherheitsprüfung durchführt.

Das Urteil hätte auch Auswirkungen auf die zuletzt stockenden Gespräche zwischen EU-Kommission und Mitgliedsländern, die derzeit verhandeln, die Entscheidung über Anbauverbote an die Mitgliedsländer zurück zu geben. Im Februar hatte EU-Kommissar John Dalli vorgeschlagen, den Mitgliedstaaten ein nationales Anbauverbot  wegen kultureller, sozioökonomischer oder ethischer Aspekte zu erlauben. Mehrere nationale Umweltminister hatten Dallis Vorstoß kritisiert.

Hamburger Biotech-Firma Evotec erstmals profitabel

Mit der Bekanntgabe des Geschäftsergebnisses 2010 konnte die Hamburger Evotec AG erstmals schwarze Zahlen präsentieren.

Im vergangenen Jahr wurden unterm Strich 3 Mio. Euro verdient, 107% mehr als im Vorjahr. Der Umsatz lag bei 55,3 Mio. Euro (+29%), wie Evotec-Chef Werner Lanthaler auf der Bilanzpressekonferenz am 24. März mitteilte.

Bei Evotec geht es aufwärts: Erstmals in der Firmengeschichte ist das Unternehmen auf Jahressicht profitabel. Lightbox-Link
Bei Evotec geht es aufwärts: Erstmals in der Firmengeschichte ist das Unternehmen auf Jahressicht profitabel. Quelle: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Für die guten Zahlen machte er vor allem den starken Basisumsatz aus Forschungsallianzen und zahlreiche erreichte Meilensteine verantwortlich. Aber auch die erst im Juli 2010 übernommene Develogen AG hat bereits 0,8 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet.

Die Hamburger Biotech-Firma Evotec arbeitet als Forschungsdienstleister. Ihr Kerngeschäft ist die Entwicklung von Wirkstoffen bis zur klinischen Phase im Auftrag forschender Pharmaunternehmen wie Novartis, Pfizer und AstraZeneca. Infolge der Wirtschaftskrise haben viele Pharmaunternehmen bei der eigenen Forschung gekürzt und geben jetzt bis zu 30 Prozent ihres Budgets für Forschung und Entwicklung bei externen Dienstleistern aus. Diese Entwicklung kommt Evotec entgegen. Das Unternehmen hat dafür in den vergangenen beiden Jahren die Ausgaben für eigene Projekte radikal um mehr als 70% auf 6,1 Mio. Euro gekürzt. "Die strategische Leistung war es, zu sagen: Wir machen keine eigenen Medikamente", erklärte Evotec-Chef Lanthaler. Dafür orientiert das Unternehmen seine Forschung an den Produktideen der Kunden.

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Klinische Programme werden inzwischen grundsätzlich gemeinsam mit einem Pharma-Partner vorangetrieben. Wichtige Projekte laufen derzeit für das Diabetesmittel Diapep277 (Phase III, Teva), für das Antidepressivum EVT101 (Phase II von FDA genehmigt, Roche) sowie das Schlafmittel EVT201 (Phase II, Jingxin Pharma). In diesem Jahr sollen durch die kürzlich erfolgte Übernahme des Münchner Konzerns Kinaxo sowie durch die Kooperation mit der Harvard Universität neue Umsatzpotentiale erschlossen werden. Forschungschef Cord Dohrmann kündigte an, dass auch für das Jahr 2011 unter dem Strich ein Gewinn stehen soll.

Mikrobiologie-Sparte von Biotest geht an Merck

Die Biotest AG will ihr Geschäft des mikrobiologischen Monitoring mit Sitz in Dreieich an die Darmstädter Merck KGaA verkaufen.

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Mit erfolgsabhängigen Prämien und übernommenen Verbindlichkeiten könnte der Kaufpreis 101 Mio. Euro erreichen, teilte ein Merck-Sprecher am 22. März mit. Nach Angaben von Biotest zählte der Geschäftsbereich 2010 etwa 290 Mitarbeiter.

Merck-Millipore will nun zwei Produktionsstandorte in Deutschland, Tochtergesellschaften in Frankreich, Japan und den USA sowie weitere Aktivitäten und Mitarbeiter in mehreren Ländern Europas übernehmen. Sollten die Kartellbehörden in Deutschland und Österreich zustimmen, könnte die Transaktion noch im zweiten Halbjahr 2011 abgeschlossen werden.

Künftig konzentriert sich die Biotest AG auf Plasmaproteine und Biotherapeutika.Lightbox-Link
Künftig konzentriert sich die Biotest AG auf Plasmaproteine und Biotherapeutika.Quelle: Biotest AG

Die ehemaligen Biotest-Töchter Hycon und heipha Dr. Müller GmbH sollen bei Merck Millipore Teil der Sparte Lab Solutions werden. Das dort bereits bestehende Sortiment an Nährböden und Testsystemen wird damit ergänzt durch Fertig-Nährböden und Instrumente zum Hygienemonitoring. Diese Produkte finden vor allem bei der Qualitätssicherung in der Pharma-, Nahrungsmittel- und Körperpflegeindustrie Verwendung. Hier sieht Merck Millipore Wachstumschancen, wie Klaus Bischoff, Leiter des Geschäftsbereichs Lab Solutions, erklärte: „Aufgrund steigender Qualitäts- und regulatorischer Anforderungen bei gleichzeitig erhöhtem Effizienzdruck in den relevanten Industrien verschiebt sich die Nachfrage derzeit deutlich in Richtung Fertig-Nährböden und Komplett-Lösungen.“ Bei Biotest will man sich hingegen auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Biotest-Vorstandsvorsitzender Gregor Schulz sagte: „Mit dem Verkauf des Mikrobiologie-Geschäfts konzentriert sich Biotest weiter auf sein Kerngeschäft.“ Nachdem die Biotest AG Anfang Januar 2010 die Aktivitäten im Bereich Transfusions- und Transplantationsdiagnostik an die Bio-Rad Laboratories, Inc. veräußert hat, ruht das Geschäft der Dreieicher nun nur noch auf zwei Säulen: Plasmaproteine und Biotherapeutika.

ISAS darf Leibniz-Institut bleiben

Das Leibniz-Insitut für analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund ist nach Einschätzung des Leibniz-Senats wieder auf Erfolgskurs: Der Senat hat auf seiner Sitzung Mitte März empfohlen, die Bund-Länder-Förderung des Instituts fortzusetzen.

Im Jahr 2000 wurde das ISAS durch den Wissenschaftsrat negativ evaluiert. Daraufhin musste sich das Institut komplett neu aufstellen, um weiterhin Teil der Leibniz-Gemeinschaft zu bleiben. In dem 2003 vorgelegten Restrukturierungskonzept erweiterte das materialwissenschaftliche Institut sein Fachspektrum um die Lebenswissenschaften. Der Leibniz-Senat, eine extern besetztes Gutachtergremium, wacht über die wissenschaftliche Exzellenz und Förderungswürdigkeit der 87 Leibniz-Einrichtungen. Mit dem nun abgegebenen Votum sichert er den Verbleib des ISAS in der gemeinsamen Förderung des Bundes und der Länder. Das Institut wird in den höchsten Tönen gelobt: Es sei „international sichtbar und in Europa einzigartig“ und habe „eine ausgezeichnete Perspektive für die Zukunft“. Offenbar verfängt das Lob inzwischen auch an der Spitze der Leibniz-Gemeinschaft: „Wenn es dann noch heißt, es herrsche „eine dynamische, engagierte und positive Arbeitsatmosphäre am Institut“, dann ist das ein Lob für die Institutsleitung, wie man es sich kaum besser wünschen könnte“, betont Leibniz-Päsident Karl Ulrich Mayer.

ISAS

Das Leibniz-Institut für analytische Wissenschaften ISAS e. V. ist ein unabhängiges Forschungsinstitut für physikalisch-chemische Analytik mit Schwerpunkten in der Bioanalytik, Materialanalytik und Spektroskopie.

zur Homepage des ISAS: hier klicken

Zu drei weiteren Instituten nahm der Senat ebenfalls Stellung: Dem Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM) in Saarbrücken und dem Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) in Berlin wurde eine internationale Wettbewerbsfähigkeit ebenso bescheinigt wie die wissenschaftliche Exzellenz. Beide sollen weiter gefördert werden. Dem Berliner Fachinformationszentrum Chemie droht allerdings das Aus in der Leibniz-Gemeinschaft, da seine Arbeitsergebnisse insgesamt hinter den Erwartungen zurückblieben. Zuletzt wurde das Institut für Arterioskleroseforschung in Münster wegen mangelnder Exzellenz aus der Förderung entlassen. Das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf wechselte ebenfalls im vergangenen November in die Helmholtz-Gemeinschaft (mehr…).

Micro-RNA begünstigt Entstehen von Diabetes

Übergewichtige Mäuse bilden in ihrer Leber eine kleine RNA namens miRNA-143, die das Entstehen von Diabetes mellitus Typ 2 begünstigen kann.

Wie Forscher von der Universität Köln und das benachbarte Max-Planck-Institut für neurologische Forschung in der Fachzeitschrift Nature Cell Biology berichten, hat die kurze RNA miRNA-143 eine fatale Wirkung auf das Blutzucker-System (Onlineveröffentlichung, 27. März 2011). Indem miRNA-143 das Protein AKT hemmt, hebelt sie indirekt die Regulation des Blutzuckerspiegels aus. „AKT ist wichtig für den Glukosetransport in der Zelle und für die Hemmung der Zuckersynthese in der Leber“, erklärt Jens Brüning, der Direktor am MPI in Köln den Mechanismus. „Wird das Enzym gehemmt, läuft Insulin ins Leere. Der Blutzuckerspiegel bleibt erhöht.“

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Die kurzen microRNAs sind erst in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Sie werden inzwischen mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung gebracht. Brüning beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit der Erforschung des Diabetes ( mehr…). Wie er gemeinsam mit seinen Kollegen herausfand, scheinen sie auch bei der Entstehung von Diabetes eine Rolle zu spielen. Typ-2-Diabetiker können Insulin zwar in ausreichender Menge bilden, die Zellen sind dafür jedoch unempfindlich – das Hormon kann seine Aufgabe nicht erfüllen. Unbehandelt schädigt die Krankheit durch erhöhte Blutzuckerwerte die Gefäße, was zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann. Wie die Forscher um Brüning nun zeigen konnten, bilden übergewichtige Mäuse in der Leber doppelt soviel miRNA-143 wie ihre normalgewichtigen Artgenossen. Demgegenüber ist die Menge des Proteins ORP8 herabgesetzt. ORP8 bewirkt, dass Insulin AKT aktivieren und den Zuckergehalt im Blut senken kann. Fehlt ORP8, kann Insulin seine Wirkung nicht entfalten und AKT bleibt inaktiv. Warum normal- und übergewichtige Tiere unterschiedliche RNA- und Proteinmengen bilden, wissen die Forscher noch nicht. „Wenn wir die Signalwege in der Zelle aufklären, die zur Bildung von miRNA-143 führen, könnten wir hier ansetzen, um neue Medikamente gegen Typ-2-Diabetes zu entwickeln“, hofft Brüning.