Max-Planck-Gesellschaft stellt Forschungsfelder mit Zukunft vor

Die Erforschung von molekularen Prozessen in der Zelle, wie hier der Aufbau des Cytoskeletts, ist für die Max-Planck-Gesellschaft eines der zukunfstträchtigen Themen der biomedinischen Forschung <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Erforschung von molekularen Prozessen in der Zelle, wie hier der Aufbau des Cytoskeletts, ist für die Max-Planck-Gesellschaft eines der zukunfstträchtigen Themen der biomedizinischen Grundlagenforschung. Quelle: MPI für Biochemie / Sara Wickstroem

19.10.2010  - 

Alternsforschung, die Systembiologie und die vergleichende Genomik sind nur einige der 36 Themen der Grundlagenforschung, die die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in den kommenden Jahren vorantreiben will. Dazu hat die Wissenschaftsorganisation am 18. Oktober in Berlin die Broschüre „Forschungsperspektiven 2010 +“ vorgestellt. Erstellt von mehr als einhundert Direktoren von Max-Planck-Instituten benennt die Agenda Themen,  die die MPG als besonders zukunftsträchtig für die Natur- und Geisteswissenschaften einschätzt. „Dabei geht es nicht nur um den Erkenntnisgewinn, sondern die Grundlagenforschung ist zugleich der zentrale Innovationstreiber“, erklärte der Präsident der MPG, Peter Gruss. Allein 15 der identifizierten Themenfelder berühren Gebiete aus den Lebenswissenschaften. Das Gesamtwerk ist auf der eigens eingerichteten Webseite www.perspektiven.mpg.de nachzulesen.

Das Perspektivpapier mit den wichtigsten Forschungstrends für die MPG erscheint  zum dritten Mal. Im Jahr 2000 war die Zukunftsschau vom damaligen MPG-Präsidenten Hubert Markl initiiert worden. Seitdem präsentiert die Max-Planck-Gesellschaft ihre Forschungsperspektiven im Fünf-Jahres-Rhythmus. Darin sollen Schwerpunkte der künftigen Forschungsarbeit in den insgesamt 81 Instituten der Wissenschaftsorganisation ausgelotet werden. Für den amtierenden Präsidenten der MPG, Peter Gruss, geht es vor allem um Transparenz: „Wir haben Instrumente und Verfahren entwickelt, um genau jene Forschungsfelder zu identifizieren, die als besonders aussichtsreich gelten, wo rasante Umbrüche zu erwarten sind- schlicht wo der maßgeblich größte wissenschaftliche Ertrag zu erwarten ist“, sagt Gruss.

120 Max-Planck-Direktoren benennen vielversprechende Trends

An den nun vorgelegten Forschungsperspektiven 2010+ haben mehr als 120 Max-Planck-Direktoren als Autoren mitgewirkt. Sie gehören den Perspektivkomissionen der drei MPG-Sektionen (Biologie und Medizin; Chemie, Physik und Technik; Geistes, Sozial- und Humanwissenschaften) an. „Erfolge in der Wissenschaft sind kaum planbar“, sagte Ludwig Kronthaler, der neue Generalsekretär der MPG bei der Vorstellung der Broschüre vor Journalisten in Berlin, „denn oft ist der Zufall im Spiel. Mit den Forschungsperspektiven haben wir einen Strauß an Ideen parat, ohne ein enges Korsett einer Programmplanung schnüren zu wollen.“ Insgesamt haben die Spitzenforscher 36 Themenfelder identifiziert. Sie sind in einer Broschüre in deutscher oder englischer Sprache zusammengefasst, die Interessierte bei der MPG-Pressestelle (presse@gv.mpg.de) bestellen können. Erstmals gibt es auch eine eigene Webseite, die Kurzfassungen der Texte zu den einzelnen Themenfeldern auf Englisch aufführt (www.perspektiven.mpg.de).

Forschungsperspektiven 2010+

Die Forschungsperspektiven 2010+  der Max-Planck-Gesellschaft sind auf einer eigenen Webseite in Englisch nachzulesen.

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MPI in Mühlheim wird umgewandelt

Typisch für die Strategie der MPG ist eine ständige Überprüfung des Forschungsauftrags der einzelnen Institute. Sind bestimmte Forschungsdisziplinen etwa an den Universitäten angekommen, wird über eine Neuausrichtung nachgedacht. So kündigte Kronthaler bei der Pressekonferenz an, das bisherige Max-Planck-Institut für Bioanorganische Chemie in Mühlheim werde voraussichtlich in ein Institut für Chemische Energiewandlung umgewidmet. Fokus soll die Erforschung chemischer Energiespeichermethoden sein, die für die Stromversorgung mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien unverzichtbar seien.

Die Lebenswissenschaften spielen bei den MPG-Forschungsperspektiven 2010+ eine zentrale Rolle. Mehr als 15 der ausgemachten Zukunftsthemen haben unmittelbar einen Bezug zu den Biowissenschaften. Einen Fokus soll die Erforschung von natürlichen Alterungsprozessen bilden. An dem 2007 neu gegründeten MPI für die Biologie des Alterns in Köln werden grundlegende Vorgänge erforscht, die Organismen gesund altern lassen. Linda Partridge, eine von vier Direktoren am Kölner Institut, stellte in Berlin die Forschungsziele ihrer Arbeitsgruppe vor. Die Britin will an Modellorganismen wie der Fruchtfliege Drosophila melanogaster und an Mäusen die komplexen Alterungsprozesse studieren. Unter anderem will sie dabei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer auf die Spur kommen. „Ein wichtiges Fernziel unserer Arbeit ist es, Ansatzpunkte zu finden, wie man über Medikamente Menschen länger gesund hält und sie vor altersbedingten Erkrankungen schützen kann“, so Partridge. 

Themenschwerpunkt Neurobiologie

Einen themenübergreifenden Schwerpunkt in der Sektion Biologie und Medizin bildet die Neurobiologie: Die Max-Planck-Experten sehen in der modernen Hirnforschung und der molekularen Psychiatrie großes Potenzial, sich den komplexen natürlichen und krankhaften Vorgängen des Gehirns weiter zu nähern. Dabei helfen soll die Optogenetik, die molekulare Schalter entwickelt, die mit  Licht ein- und ausgeschaltet werden können.  „Diese Technologie birgt das Potenzial für biomedizinische Anwendungen und bahnbrechende Behandlungstrategien“, schreiben die Autoren.

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Die Genomik wird nach Ansicht der MPG-Experten neue Wege in der Pflanzenforschung, der Erforschung der Biodiversität und der menschlichen Evolution eröffnen. Wichtige Themen sind auch die detaillierte Erforschung der Proteinfaltung sowie der Arbeitsweise zellulärer Maschinen.

Synthetische Biologie und Bioinformatik

Je präziser das Verständnis der Vorgänge in der Zelle beschrieben werden kann, desto besser werden Forscher in die Lage versetzt, einzelne komplexe Prozesse im Reagenzglas nachzuahmen. „Für die nächsten zehn Jahre erwarten wir nichts weniger als umfassende Blicke in Organismen, indem wir mit einer Zoomfunktion jede Zelle nicht nur in ihren Einzelheiten und im Zellgefüge betrachten, sondern auch in ihrer zeitlichen Entwicklung verfolgen“, heißt es in der Broschüre. Die Biologie der Selbstorganisation in der Zelle ist ein weiteres aussichtsreiches Forschungsgebiet, das die MPG durch Forschungsanstrengungen in der Synthetischen Biologie, der Bioinformatik und der Systembiologie weiter vorantreiben will.

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