Alzheimer per Laserscan der Netzhaut erkennen

Die blau angefärbten beta-Amyloid-Ablagerungen sind zwischen den roten Blutgefäßen im Gehirn einer an Alzheimer erkrankten Maus deutlich zu sehen. Per Laserscan wollen die Forscher sie Plaques nun auch in der Netzhaut nachweisen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die blau angefärbten beta-Amyloid-Ablagerungen sind zwischen den roten Blutgefäßen im Gehirn einer an Alzheimer erkrankten Maus deutlich zu sehen. Per Laserscan wollen die Forscher sie Plaques nun auch in der Netzhaut nachweisen. Quelle: LMU München

07.05.2010  - 

Die Symptome einer Alzheimer-Erkrankung sind vielfältig und gerade im Anfangsstadium nur schwer zu erkennen. Bis es zu einer Diagnose kommt, verstreicht deshalb oft wertvolle Zeit. Im Forschungsverbund "MINDE" wollen Wissenschaftler aus Universitäten und Unternehmen zusammen ein Verfahren entwickeln, dass per Augenscan eine schnelle und unkomplizierte, vor allem aber möglichst frühzeitige Diagnose der neurodegenerativen Erkrankung erlauben soll. Dabei wird die Netzhaut mit Laserlicht abgetastet und nach verräterischen Spuren von beta-Amyloid gesucht.


 

Im Jahr 1906 beschrieb der deutsche Neurologe Alois Alzheimer bei seiner Patientin Auguste D. ein Krankheitsbild, das eine auffallende Gedächtnisschwäche mit zunehmender Desorientierung und Halluzinationen verknüpfte. Mehr als hundert Jahre später sind knapp eine Million Menschen in Deutschland von der nach Alzheimer benannten Krankheit betroffen. Die neurodegenerative Erkrankung tritt vor allem bei älteren Menschen auf, weshalb die demografische Entwicklung zu einer weiteren Zunahme führen wird. Die Prognosen reichen von einer Verdoppelung bis zu einer Vervierfachung der Fälle bis zum Jahr 2050.

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Bisheriges Verfahren aufwendig und teuer

Doch wie wird Alzheimer diagnostiziert? Alois Alzheimer stellte bei der Obduktion seiner Patientin fest, dass die Hirnrinde dünner geworden war und sich zudem Albagerungen eigentümlicher Stoffwechselprodukte in Form von Plaques angelagert hatten. Ohne eine Obduktion ist die Diagnose komplizierter und diffuser. Zu Beginn stehen meist Beobachtungen von Angehörigen der Patienten. Dieser Anfangsverdacht wird von den Ärzten in der Folge dann mit kognitiven und Gedächtnistests, mit radiologischen Verfahren wie CT, MRT und PET und schließlich mit dem Ausschluss anderer neurodegenerativer Erkrankungen erhärtet. Diese Vorgehensweise ist nicht nur langwierig, aufwendig und teuer, sondern wird zumeist auch erst in einem fortgeschrittenen Stadium begonnen. Falls es einmal eine Therapie für die bisher unheilbare Krankheit geben sollte, wird sie jedoch umso erfolgreicher sein, je früher damit begonnen wird. So viel ist heute schon sicher.

Im Forschungsverbund "MINDE" (Molecular Diagnosis of Neurodegenerative Disease in the Eye) arbeiten Wissenschaftler aus verschiedenen deutschen Universitäten und Unternehmen zusammen, um ein verbessertes Diagnoseverfahren zu entwickeln, dass nicht nur kostengünstiger als die bisherige Methode sein soll, sondern auch eine weitaus frühere Erkennung ermöglichen soll.

Dabei wird die Netzhaut, die zuvor mit speziellen fluoreszenten Farbstoffen und Kontrastmitteln behandelt wurde, mit Laserscannern abgetastet. In einer Basisversion des Tests, der in Arztpraxen vor Ort durchgeführt werden kann, soll die Abtastung den Nachweis des durch die Farbstoffe markierten beta-Amyloid in der Augenlinse ermöglichen. In einem zweiten Verfahren, das noch empfindlicher reagiert, werden nicht nur die beta-Amyloid-Plaques nachgewiesen, die sich außerhalb der Zellen bilden, sondern auch verräterische Eiweißverbindungen, die innerhalb der Zellen der Netzhaut auftreten. Dieses Verfahren soll nicht nur zur Früherkennung dienen, sondern auch eine Möglichkeit bieten, den Fortschritt der Erkrankung mit relativ einfachen Mitteln zu messen.

Test soll auf den Markt kommen

Im Herbst 2012 endet das 2009 gestartete Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative "Optische Technologien für Biowissenschaften und Gesundheit" mit rund 3,3 Millionen Euro gefördert wird. Von den Projektpartnern kommen noch einmal 1,7 Millionen Euro. Die Methode soll bereits im Projektverlauf im klinischen Umfeld erprobt werden. Die beiden beteiligten Unternehmen Industriepartner Carl Zeiss und Dyomics GmbH wollen das Verfahren nach Abschluss dann auf den Markt bringen. Auf wissenschaftlicher Seite besteht der Verbund aus der Nuklearmedizinischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München, dem Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung der LMU München, dem Clemens-Schöpf-Institut für Organische Chemie und Biochemie der TU Darmstadt sowie der Augenklinik und des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Jena.

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