Grüne Woche 2010: BMBF erstmals mit eigenem Stand dabei

Auf der Grünen Woche werden bis zum 24. Januar 2010 mehr als 400.000 Besucher erwartet. Das BMBF ist in Halle 3.2. mit einem eigenen Stand dabei. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Auf der Grünen Woche werden bis zum 24. Januar 2010 mehr als 400.000 Besucher erwartet. Das BMBF ist in Halle 3.2. mit einem eigenen Stand dabei. Quelle: Messe Berlin

14.01.2010  - 

In Berlin wird heute die 75. Internationale Grüne Woche eröffnet. An der weltgrößten Schau der Agrar- und Ernährungswirtschaft beteiligen sich 1.600 Aussteller aus 56 Ländern. Zum ersten Mal dabei ist in diesem Jahr das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Auf dem 250 m² Stand in der Halle 3.2 geht es auch um viel Biotechnologie. Die Besucher erfahren unter anderem, aus welchen Wildpflanzen unser heutiger Kohl und unser Getreide gezüchtet wurde, wie mit Algen Strom erzeugt wird und wie Salz salziger wird. Im "Grünen Labor" können Schüler selbst zum Forscher werden und eigene "grüne" Experimente durchführen.


Am Donnerstagabend hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Ausstellung eröffnet, ab Freitag sind die Türen der weltgrößten Schau der Agrar- und Ernährungswirtschaft dann für die Besucher geöffnet. Aigner sprach sich bei dem Anlass für eine innovationsgetriebene Landwirtschaft aus. Die Landwirte bräuchten weiterhin "gesicherte Rahmenbedingungen, um in Europa Nahrungsmittel und erneuerbare Energie zu erzeugen", sagte Aigner zum Auftakt in Berlin.

Das BMBF auf der Grünen Woche

Das BMBF ist 2010 zum ersten Mal mit einem Stand auf der Grünen Woche vertreten. In Halle 3.2 werden auf 250 Quadratmetern Beispiele aus Forschungsprojekten im Agrar- und Ernährungsbereich gezeigt.

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Insgesamt 400.000 Menschen werden  in den Hallen unter dem Berliner Funkturm erwartet, darunter auch der insgesamt 30-millionste Besucher seit der ersten Grünen Woche im Jahr 1926. Die Woche zählt in diesem Fall zehn Tage, ein Besuch ist noch bis zum 24. Januar möglich. In der Halle 3.2, auf einem 250m² großen Stand zentral am beliebten "Erlebnisbauernhof" gelegen, präsentiert das BMBF Beispiele aus unterstützten Projekten der Agrarforschung und der Ernährungsforschung. Die Biotechnologie ist prominent vertreten, verstärkt durch das mobile Biotechnikum, das in der Nachbarhalle 4.2 geparkt ist. Annette Schavan wird die Messe und den Stand ihres Ministeriums am Dienstag besuchen.

Am Messestand exklusiv zu haben ist der neue Kalender von biotechnologie.de. Zwölf wunderschöne Fotomotive aus der Mikrowelt der Pflanzen führen durch das Jahr.Lightbox-Link
Am Messestand exklusiv zu haben ist der neue Kalender von biotechnologie.de. Zwölf wunderschöne Fotomotive aus der Mikrowelt der Pflanzen führen durch das Jahr.Quelle: biotechnologie.de

Energiemais und Wasserstoff-Algen

Die Grüne Woche nennt sich zwar Verbrauchermesse, politisch aufgeladene Themen bleiben aber nicht außen vor. So ist die Bioenergie eines der wichtigsten Themen der Messe. Kurz vor der Eröffnung haben hat der Verband der Biokraftstoffindustrie die Regierung aufgefordert, den Steuersatz für Biokraftsotffe rasch wieder auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu heben. "Der Preisabstand von Biodiesel zu fossilem Diesel muss mindestens zehn Cent betragen, dann greifen die Kunden zu", sagte VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann. Bisher ist Landwirtschaftsministerin Aigner allerdings nur auf die Bedürfnisse der Landwirte eingegangen. Diese bräuchten auch künftig "gesicherte Rahmenbedingungen, um in Europa Nahrungsmittel und erneuerbare Energie zu erzeugen", sagte Aigner zum Auftakt der weltgrößten Verbraucherschau für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau am Donnerstagabend.

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Damit Bioenergie wirtschaftlicher wird, spielt moderne Pflanzenzüchtung eine große Rolle. Für 90 Prozent der deutschen Biogasanlagen wird derzeit eine spezielle Maissorte benutzt. Dieser "Energiemais" ist darauf optimiert worden, möglichst viel Biomasse zu produzieren. So erreichen die Pflanzen in kurzer Zeit eine Höhe von  bis zu fünf Metern. Einige Exemplare können auf dem Stand besichtigt werden. Eine zukünftige Quelle für umweltfreundliche Biomasse könnten Algen sein (mehr...). Auf dem BMBF-Stand der Grünen Woche wird ein neuartiger Bioreaktor vorgestellt, in dem derartige Algen so gut wie nie zuvor wachsen sollen. Mit dem Flachplatten-Airlift-Reaktor (FPA) des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik und der Subitec GmbH rückt eine kommerzielle Massenproduktion von Mikroalgen im Freiland in greifbare Nähe. Unter Nutzung von Sonnenenergie und Rauchgasen als CO2-Quelle wachsen die Algen ressourcenschonend heran und können anschließend nicht nur als Grundlage zur Energiegewinnung, sondern auch als Futter- und Nahrungsergänzungsmittel oder als Ausgangsmaterial für die chemische und kosmetische Industrie genutzt werden.

Genome von Weizen und Kohl entschlüsseln

Der BMBF-Stand zeigt auch, wie das BMBF die moderne Pflanzenzüchtung mit Projekten der genetischen Grundlagenforschung unterstützt. Nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms wagen sich Forscher mittlerweile auch an die Dechiffrierung von Nutzpflanzen. Das ist knifflig, weil deren Erbgut über die Jahrtausende in Menschenhand viele Veränderungen und Ausweitungen erfahren hat. So hat Weizen eines der größten Genome überhaupt: Mit 16 Milliarden Basenpaaren ist es mehr als fünfmal so groß wie das Genom des Menschen! Die Ursache für das "füllige" Genom des Brotgetreides ist in deren Familiengeschichte zu finden. Im Laufe der Züchtung kam es zu gravierenden Veränderungen, Dopplungen und Verdreifachungen im Genom der Weizenarten. Der "Urweizen" besaß einen ganz normalen doppelten Chromosomensatz, wie wir Menschen auch. Er wurde bereits als einer der ersten Nutzpflanzen vor 11.000 Jahren kultiviert und  züchterisch bearbeitet. Durch Kreuzungen mit Wildgräsern entstand unter anderem der bekannte Hartweizen, ohne den italienische Pasta undenkbar wäre. Im Forschungsverbund Genomanalyse im biologischen System Pflanze (GABI) unterstützt das BMBF seit 2003 die Sequenzierung mehrerer Nutzpflanzengenome (mehr...). All die verschiedenen Kohlsorten gehen auf einen "Urkohl", den Klippenkohl  zurück. Diesen kann man heute noch auf Helgoland finden. Sein Aussehen erinnert eher an Raps als an Kohl und so blüht es im Frühjahr gelb auf dem roten Felsen. Kohl wurde in der Menschheitsgeschichte bereits sehr früh kultiviert. Weißkohl entstand vor etwa 1000 Jahren, Blumenkohl wenige Jahrhunderte später. Aus dem Wildkohl wurde so durch Menschenhand eine der variantenreichsten Nutzpflanzenarten, die wir kennen. Beide Beispiele - Weizen und Kohl - sind am stand zu begutachten.

Genomanalyse im biologischen System Pflanze

„GABI“ ist ein Förderschwerpunkt des BMBF. Seit 1999  hat sich die Initiative zu einem Grundpfeiler der Genomforschung in Deutschland entwickelt. Im Jahr 2007 ist GABI als GABI-FUTURE „Lebensbasis Pflanze – von der Genomanalyse zur Produktinnovation“ fortgesetzt worden. Bis 2013 stehen damit 50 Millionen Euro für weitere Forschungen bereit.

www.gabi.de

Salziger als Salz

In der Pflanzenzüchtung ist es entscheidend, die besten Varianten schnell zu erkennen. Eine Möglichkeit der sogenannten Phänotypisierung bietet das Fluoreszenz-Screening. Dabei werden Fluoreszenz-Gene an bestimmte Stellen im Erbgut eingebracht. Sie leuchten auf, wenn die mit ihnen asssoziierten Gene aktiviert werden. Je stärker, desto heller. Damit lassen sich bestimmte Stoffwechselaktivitäten sichtbar machen, die mit bloßem Augen sonst nicht zu erkennen sind. Fluoreszenz-Screening wird eingesetzt, um viele Pflanzen automatisiert auf ihre Leistungsfähigkeit unter Stress, z.B. bei Wasser- oder Nährstoffmangel, zu untersuchen. Da dies berührungslos durchgeführt wird, kann eine individuelle Pflanze immer wieder untersucht werden und so ihre zeitliche Entwicklung, ihr täglicher Zuwachs oder ihre Reaktion auf Umweltstress erfasst werden. Wie das funktioniert, können die Besucher live auf dem Stand beobachten.

Im Rahmen der Förderinitiative "Funktionelle Ernährungsforschung" unterstützt das BMBF seit 2003 die Suche nach einem Ersatzstoff für Salz. Schon seit Jahrzehnten sorgt ein zu hoher Salzkonsum für ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf­Erkrankungen. Bis heute bleibt es jedoch eine Herausforderung, einen Salzgeschmacksverstärker zu finden, der universell in verschiedensten Lebensmitteln kommerziell einsetzbar ist. Unter anderem ist Wolfgang Meyerhof, Molekularbiologe am Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam, damit beschäftigt, derartige Salzgeschmacksverstärker in komplexen, aus Lebensmitteln hergestellten Substanzgemischen, aufzuspüren (mehr...). Der BMBF-Stand beitet aber nicht nur einen Einblick in die pure Wissenschaft, sondern auch Tipps für den Alltag. So gibt es Hinweise für eine gesunde Ernährung oder die möglichkeit, einen Diabetes-Risikotest abzuschließen. 

3d-Kiosk mit schwebenden Bildern

Der BMBF-Stand bietet den Besuchern aber auch einige Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Im Grünen Labor kann jedermann zum Pflnzenforscher werden. Vor Ort und ohne Anmeldung haben  Gelegenheitswissenschaftler die Möglichkeit zu kurzen und interessanten Experimenten, wie zum Beispiel  Chlorophyll analysieren oder pflanzliche Inhaltsstoffe wie Fette und Zucker extrahieren. Im sogenannten 3D-Kiosk gibt es eine Prise Science-Fiction. Mit dem vom Fraunhofer Heinrich Hertz-Institut entwickelten Gerät werden Bilder der Molekularbiologie wie DNA, Pflanzen- oder Tierzellen dreidimensional in der Luft schwebend dargestellt. Darüber hinaus können die projizierten Bilder über ebenfalls schwebende virtuelle Bedienelemente manipuliert werden. Eine speziell entwickelte Bildverarbeitungssoftware ermittelt nicht nur die Position der Augen, sondern aus den Videodaten auch die Position der Finger im Raum.

Wer es altmodischer mag, wird am BMBF-Stand ebenfalls auf seine Kosten kommen. Auf einer überdimensionalen Leuchtwand werden die schönsten Bilder aus der mikroskopischen Welt der Pflanzen gezeigt – von den zierlichen Staubgefäßen der Ackerschmalwand bis hin zu den fremdartigen Blatthaaren des Tabaks. Alle Motive zusammen erschienen auf dem Wandkalender, den biotechnologie.de zum ersten Mal zusammengestellt hat. Auf der Messe gibt es die "Kunstwerke des Lebens" kostenlos 2010 zum Mitnehmen.

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