Neues Helmholtz-Institut für Pharmazie gegründet
25.08.2009 -
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig (HZI) und die Universität des Saarlandes haben am 24. August auf dem Uni-Campus in Saarbrücken das gemeinsame Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) gegründet. Das neue Institut, das zu neunzig Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, soll nicht nur dabei helfen, neue Wirkstoffe zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten zu identifizieren, sondern auch dafür sorgen, dass diese möglichst zügig für die pharmazeutische Anwendung weiterentwickelt und optimiert werden. Das HIPS ist der erste pharmazeutische Forschungsstandort der Helmholtz-Gemeinschaft und wird als dauerhafte Außenstelle des HZI aus drei Abteilungen und drei Nachwuchsgruppen bestehen.
Die Wissenschaftler haben ihre Arbeit in einem Gebäude, das von der Universität des Saarlandes übernommen wurde, schon begonnen. Eines der Teams leitet Rolf Müller, der auch als Direktor des HIPS fungiert. Müller forscht an Myxobakterien, die im Boden vorkommen. Die Mikroorganismen produzieren eine ganze Reihe von Naturstoffen, die als Ausgangsprodukte für pharmazeutische Wirkstoffe dienen könnten.
Rolf Müller gilt mittlerweile als einer der profiliertesten Spezialisten für die Myxobakterien (mehr...). 2003 hat sich der Forscher beim BioFuture-Wettbewerb des BMBF durchgesetzt, durch den er über fünf Jahre hinweg eine eigene Arbeitsgruppe finanzieren konnte. Darüber hinaus entstand an der Universität des Saarlandes ein Myxobakterien-Forschungsschwerpunkt unter dem Dach der BMBF-Initiative „Genomforschung an Mikroorganismen" (GenoMik), das aufgrund des kommerziellen Potenzials inzwischen als GenoMikPlus-Projekt fortgesetzt wird. Müller hat mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung schon länger zu tun. In Braunschweig sammelte sich über die vergangenen Jahre hinweg viel Wissen über Myxoobakterien an. Die Forschung hat unter anderem zu einem Krebsmedikament geführt, das mittlerweile auf em Markt ist (mehr...).
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90 Prozent des Etats kommen vom BMBF
„Wir freuen uns, dass unsere langjährige und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit Rolf Müller jetzt mit dem HIPS ihre Fortsetzung findet“, sagte HZI-Geschäftsführer Jürgen Wehland: „Wir versprechen uns davon ganz konkrete Impulse für die Therapie von Infektionen.“ Am HIPS wollen Müller und seine Kollegen Wirkstoffe aus natürlichen Quellen identifizieren, sie durch Veränderung ihrer chemischen Strukturen für einen pharmazeutischen Einsatz optimieren und den Wirkstofftransport untersuchen. Die schon bestehende Mannschaft am HIPS wird über die nächsten Jahre hinweg nach und nach aufgestockt, bis 2011 schließlich ein Jahresetat von ca. 5,5 Millionen Euro erreicht sein wird. Die Fördermittel für das HIPS stammen ab 2010 zu 90 Prozent aus dem Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die restlichen zehn Prozent werden aus dem saarländischen Landeshaushalt erbracht.
Bei der Unterzeichnung der Gründungsurkunde war neben dem saarländischen Wissenschaftsminister Joachim Rippel, dem Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann, dem Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft Jürgen Mlynek sowie HZI-Geschäftsführer Jürgen Wehland und Universitätspräsident Volker Linneweber auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan anwesend.
Erkenntnisse über Infektionskrankheiten rascher in Arzneimittel umsetzen
Schavan würdigte die Neugründung als wichtigen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitsforschung. „Die Erkenntnisse zu Infektionskrankheiten werden jetzt rascher für den Patienten nutzbar gemacht." Saarlands Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Joachim Rippel verbucht das HIPS als einen der ersten Erfolge der Innovationsstrategie des Bundeslandes, in deren Rahmen bis 2015 insgesamt 110 Millionen Euro in die außeruniversitäre Forschung investiert werden sollen. Damit wird die Riege der außeruniversitären Forschungsinstitute an der Universität des Saarlandes erweitert. Bereits vor Ort sind die Leibniz-Gemeinschaft sowie die Fraunhofer- und die Max-Planck-Gesellschaft.
Neue Institute in bisher vernachlässigten Bundesländern
Der Einrichtung des Helmholtz-Instituts liegt ein Beschluss des Bundestags zugrunde, nach dem gemeinsame Institute der Helmholtz-Gemeinschaft mit Universitäten in solchen Bundesländern gegründet werden sollen, in denen die Helmholtz-Gemeinschaft bislang nicht vertreten ist. Neben der neuen Einrichtung im Saarland wurden schon Institute in Rheinland-Pfalz (Mainz) und in Thüringen (Jena) gegründet. Sie sollen die enge Kooperation von außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Hochschulen verstetigen. „Die Universitäten sind unsere wichtigsten Partner in Forschung und Ausbildung. Mit den drei neu gegründeten Helmholtz-Instituten gehen wir nun einen Schritt weiter und institutionalisieren diese Partnerschaften, um die Zusammenarbeit nachhaltig auszubauen“, sagte Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft.