Notiz: Beeren gegen Depressionen und Parkinson

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Cranberry-Ernte in New Jersey, USA. Die Beere, der man gesundheitsfördernde Wirkung nachsagt, erfreut sich in den letzten Jahren einer steigenden Beliebtheit. Quelle: Keith Weller

17.04.2009  - 

Nahrungsergänzungsmittel werden seit Jahren immer beliebter. Kanadische Cranberries etwa erfreuen sich steigender Nachfrage, ob nun in Tablettenform, als Saftkonzentrat oder als Müslizutat. Das die Farbstoffe der Beeren tatsächlich eine gesundheitsfördernde Wirkung haben können, ist aber erst seit kurzem von Würzburger Wissenschaftlern belegt (mehr...). Jetzt haben Regensburger Forscher Hinweise darauf gefunden, dass die Beerenfarbstoffe sogar bei Parkinson und Depressionen wirken könnten. Auf zellulärer Ebene bewirken sie Ähnliches wie die derzeit dafür verwendeten Medikamente.



 

In den USA sind sie schon lange der Renner: Nahrungsergänzungsmittel, die Gesundheit ohne Anstrengung versprechen. Die "Dreifachstärke"-Cranberry-Kur des Herstellers "Good'n Natural" etwa geht in die Vollen: "Die Powerbeere mit jeder Menge Vitamin C und Antioxidanz zur natürlichen Vitaminversorgung, Zellschutz und Gesunderhaltung von Harnwegen, Herz und Kreislauf mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit auch von Mundhöhle und Magen".

Wissenschaftlich belegt war davon bisher noch nichts. Vor kurzem aber entdeckten Würzburger Forscher, dass die Farbstoffe der Beeren tatsächlich entzündungshemmend wirken. Jetzt haben Regensburger Wissenschaftler nachgelegt: Anthocyane, die für die Blau- und Rotfärbung von Beeren sorgen, aber auch in anderen Nahrungsmitteln wie Rotkohl enthalten sind, wirken ebenso wie Medikamente, die bei Parkinson und Depressionen eingesetzt werden.

Wichtige Rolle im Gehirnstoffwechsel

Wie Mitarbeiter vom Lehrstuhl für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Pharmacological Research (Ausg. 59, Nr. 5, 2009, S. 306-311) berichten, fungieren die Farbstoffe gleichzeitig als Hemmstoffe von zwei Enzymen, die für den Gehirnstoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. In Experimenten an insgesamt 25 verschiedenen Beereninhaltsstoffen fanden sich mehrere Farbstoffe, die eine hemmende Wirkung auf die Monoaminooxidasen (MAO) A und B entfalteten.

MAO-Hemmstoffe zählen seit langem zu den bewährten Medikamenten in der Behandlung von Parkinson und von Depressionen. Zwar erreichten die Beerenwirkstoffe nicht die Effektstärke der handelsüblichen Arzneimitteln, doch können sich die Wissenschaftler durchaus vorstellen, dass ihre Einnahme mit der Nahrung gesundheitliche Vorteile bietet. MAO A und B wirken in den Mitochondrien, den Energiekraftwerken der Zelle. Eine Hemmung des Enzyms führt zum verlangsamten Abbau verschiedener Neurotransmitter wie Noradrenalin, Dopamin und Serotonin sowie einiger Hormone wie beispielsweise Adrenalin. Im Gehirnstoffwechsel stehen dann vermehrt Neurotransmitter zur Signalübertragung bereit. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Stimmung aus, sondern könnte auch die Folgen neurodegerativer Erkrankungen abmildern.

Heidelbeeren und Holunderbeeren sind reich an Anthocyanen

Noch nicht geklärt ist, welche Menge Beeren täglich zu essen ist, um eine messbare Hemmung von MAO A und B in der Praxis herbeizuführen. Besonders reich an Anthocyanen sind Heidelbeeren und Holunderbeeren, die davon je zwischen 600 und 1400 Milligramm pro 100 Gramm enthalten. Zu den übrigen Nahrungsquellen mit hohem Anthocyananteil zählen Weintrauben, Kirschen und Rotkohl oder  Blaukraut.

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