1000 mal der Mensch

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Mindestens tausend menschliche Erbgutsätze sollen analysiert werden. Quelle: National Human Genome Research Institute

29.10.2008  - 

Nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms wollen Forscher jetzt die unterschiedlichen Varianten des Humangenoms katalogisieren. Das Erbgut von mindestens 1000 Menschen aus allen Winkeln des Erdballs soll mit dem „1000 Genome Projekts“ erfasst und werden. Als neunter und bisher letzter Partner hat sich das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik aus Berlin dem ambitionierten Vorhaben angeschlossen. Das BMBF unterstützt das mit 4,9 Millionen Euro.


 

99% der Gene sind bei allen Menschen identisch. Nur 1% des gesamten Erbmaterials variiert zwischen verschiedenen Personen. Wissenschaftler interessieren sich jedoch vor allem für die Unterschiede, da diese nach unserem bisherigen Wissen für die individuelle Empfänglichkeit gegenüber Krankheiten, Medikamenten und Umwelteinflüssen verantwortlich sind. Die Erstellung einer genauen Karte solcher Unterschiede im Erbmaterial verschiedener Individuen ist Ziel des internationalen 1000 Genome-Projekts, das im Januar 2008 gestartet wurde. Erst im August sind die Forscher des Max-Planck Instituts für molekulare Genetik in Berlin dem internationalen Forschungskonsortium beigetreten.


 

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Internationale Schlüsselprojekte essentiell für deutsche Forschungslandschaft

In nur zwei Monaten mussten sie in einer ersten Phase des Projekts 75 Milliarden Basen sequenzieren. Die anderen Partner, die seit Januar 2008 mitmachen, hatten für die gleiche Aufgabe mehr als ein halbes Jahr Zeit. Trotz des engen Zeitplans konnten die Forscher um MPI-Direktor Hans Lehrach schon am 24. Oktober Vollzug melden. Fristgerecht hatten sie die erforderliche Anzahl an Proben untersucht und die Ergebnisse in die Datenbank des 1000 Genome-Konsortiums eingespeist.

"Für die deutsche Forschungslandschaft ist es essentiell, sich an internationalen Schlüsselprojekten wie diesem zu beteiligen", betont Lehrach. "Dadurch gelingt es uns, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Gebiet der krankheitsorientierten Genomforschung zu stärken und in einem Bereich, der sicher enorme Bedeutung für die Medizin der Zukunft haben wird, international an der Spitze zu bleiben."

 

Das 1000 Genome Projekt

Nichs weniger als einen kompletten Katalog mesnchlicher Genomvarianten wollen die neun Partner des 1000-Genome-Projekts erstellen. Ihren Fortschritt dokumentieren sie auch im Interent.

Zur Webseite des Projekts: hier klicken

Yoruba, Massai, Chinesen und Italiener

Ziel des 1000 Genome-Projekts ist es, sämtliche Varianten von Genen in einem Katalog zu erfassen, die mit einer Häufigkeit von mind. 1% im Erbgut der gesamten Menschheit vorkommen. Dafür wollen die Wissenschaftler das Erbgut von mindestens 1000 einzelnen Personen analysieren. Die entsprechenden Proben wurden bei den unterschiedlichsten Volksgruppen gesammelt, unter anderem bei Menschen nord- und westeuropäischer Herkunft in den USA, den Yoruba aus Nigeria, den Massai aus Kenia, bei Japanern aus Tokyo, Chinesen aus Peking und Italienern aus der Toskana. Die Forscher gehen davon aus, dass Kenntnisse über die natürliche Genvariation beim Menschen ihnen in künftigen Projekten mehr über die Rolle der einzelnen Variationen bei der Entstehung von Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Störungen des Herz-Kreislaufsystems verraten.

Die Sequenziertechnik hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Erst vollautomatisierte Sequenzeranlagen wie diese ermöglichen Vorhaben wie das 1000-Genom-Projekt.Lightbox-Link
Die Sequenziertechnik hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Erst vollautomatisierte Sequenzeranlagen wie diese ermöglichen Vorhaben wie das 1000-Genom-Projekt.Quelle: NIH, National Cancer Institute

Knapp dreizehn Jahre dauerte die Entschlüsselung des Humangenoms. Über 1.000 Forscher aus 40 Ländern waren daran beteiligt, etwa drei Milliarden Basenpaare wurden im Rahmen des Projekts entziffert. Seit Abschluss des Humangenomprojektes im Jahre 2003 hat die Sequenziertechnologie jedoch große Fortschritte gemacht. Inzwischen sind neue Technologien verfügbar, die es erlauben, in kurzer Zeit und zu einem Bruchteil der früheren Kosten das Erbmaterial einzelner Individuen detailliert zu charakterisieren. Dies ermöglicht die Konzeption und Durchführung von Projekten, die noch vor zwei Jahren unvorstellbar waren. So gründetet sich im Januar 2008 ein internationales Forschungskonsortium von zunächst fünf Partnern, um eine Karte der genetischen Variation des Menschen in bisher nicht erreichter Qualität zu erstellen.


20.000 Milliarden Basen werden sequenziert

Der Zeitplan der Wissenschaftler ist ehrgeizig. In nur drei Jahren hoffen sie, ihr Projekt abschließen zu können. In den ersten zehn Monaten des Projektes, der sogenannten Pilotphase, ist untersucht worden, wie oft jedes einzelne Gen sequenziert werden muss - Forscher sprechen von Sequenziertiefe - , um das Auffinden von seltenen Varianten sicher zu stellen. Diese Phase ist nun abgeschlossen. Bis Ende 2010 schließt sich jetzt die sogenannte Produktionsphase des Projektes an. Etwa 700 Milliarden Basen sollen allein im MPI für molekulare Genetik sequenziert werden - im Gesamtprojekt werden es etwa 20.000 Milliarden Basen.

Die Ergebnisse werden in öffentliche Datenbanken eingereicht und stehen so der wissenschaftlichen Fachwelt zur Verfügung. Ermöglicht wird das auch durch Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, welches die Beteiligung der Berliner Forscher an dem internationalen Großprojekt im Rahmen des Programms "Integrierte Verbünde der medizinischen Genomforschung NGFN-Plus" mit insgesamt 4,9 Millionen Euro fördert.

GenoMik

GenoMik-Förderung durch das BMBF

Innerhalb des GenoMik-Förderprogramms des BMBF sind drei Kompetenzzentren entstanden, die nun im Rahmen von GenoMikPlus weitergeführt werden.

In Göttingen hat sich das Netzwerk "BiotechGenoMik" etabliert.

In Würzburg wird das Netzwerk "PathoGenoMik" koordiniert.

In Bielefeld haben sich die Netzwerke "AgriUmweltGenoMik" und "MetabolitGenoMik" installiert.