Trotz Gegenwind: Biotech-Unternehmen starten optimistisch ins neue Jahr

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Robuste Lage trotz Gegenwind: Die Stimmung der meisten Biotech-Unternehmen ist gut. Quelle: pixelquelle.de

15.01.2008  - 

Das Jahr 2008 beginnt für die deutsche Biotech-Branche mit gemischten Gefühlen. Einerseits herrscht grundsätzlich Optimismus, wie die aktuellen Ergebnisse einer Umfrage belegen, die der Biotechnologie-Wirtschaftsverband BIO Deutschland in Kooperation mit dem Branchenmagazin  |transkript am 15. Januar in Berlin vorgestellt hat. Fast drei Viertel der 195 befragten Unternehmen wollen demnach 2008 weitere Arbeitsplätze schaffen, knapp zwei Drittel schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein. Anderseits zieht angesichts von Gentechnikgesetz-Novelle und flauer Finanzlage beim Wagniskapital düstere Stimmung auf. Die Fraktion derjenigen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschäftsklima als schlecht ansehen, hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Schon zum zweiten Mal haben BIO Deutschland und das Fachmagazin |transkript gemeinsam die aktuelle Befindlichkeit der deutschen Biotech-Unternehmen in einer Umfrage genauer unter die Lupe genommen: Wie beurteilen Sie die derzeitige Geschäftslage? Wie schätzen Sie das aktuelle Geschäftsklima ein? Wie wird das Jahr 2008 gesehen? Soll Personal eingestellt oder abgebaut werden? 

Die Umfrage im Detail
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Ähnlich wie im vergangenen Jahren haben erneut knapp 200 Unternehmen auf diese Fragen beantwortet. Nun wurden die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz am 15. Januar in Berlin vorgestellt. Das Stimmungsbarometer zeigt dabei in zwei Richtungen: Zum einen sind die meisten Unternehmen grundsätzlich optimistisch. Fast drei Viertel (72%) der 195 befragten Unternehmen wollen 2008 Personal einstellen, nur 3% abbauen. 61% schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als gut ein, nur 6% als schlecht. Auch die mittelfristige Entwicklung wird mehrheitlich positiv gesehen: 55% der Firmen beurteilen die zukünftigen Geschäfte günstiger, 45% als gleichbleibend und nur 4% als ungünstiger.

Regionale Verteilung der Biotech-Unternehmen in DeutschlandLightbox-Link
Regionale Verteilung der Biotech-Unternehmen in DeutschlandQuelle: biotechnologie.de
Sie wollen sich über den Biotech-Standort Deutschland informieren? Dann lesen sie Ergebnisse der Firmenumfrage, die biotechnologie.de2007 im Auftrag des BMBF durchgeführt hat. Mehr Informationen

Auf der anderen Seite sind die Unternehmen hinsichtlich des gesamten Geschäftsklimas – also des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeldes – eher pessimistisch. Zwar bezeichnen immer noch 28% der Firmen das Klima als gut. Die Fraktion derjenigen, die es als schlecht ansehen, hat sich jedoch gegenüber dem Vorjahr auf 16% verdoppelt. Angesichts der aktuellen Diskussionen um die Novelle des Gentechnik-Gesetzes sprach Jens Katzek, Vorstandsmitglied bei BIO Deutschland, von einer „Gentechnik-Verhinderungslobby“ in Deutschland, die es den wenigen in der Landwirtschaft aktiven deutschen Biotech-Unternehmen zunehmend erschwere, überhaupt tätig zu sein. „Von der ursprünglichen Koalitionsvereinbarung ist nichts mehr übrig geblieben. Die Novelle ändert nichts im Vergleich zum alten Gesetz“, sagte er.

Angesichts einer solchen politischen Gemengelage wollen sich mehr Firmen mit ihren Investitionen in Forschung und Entwicklung zurückhalten, wie die Umfrage belegt: Planten für 2007 immerhin 56 Prozent der Firmen ihre Investitionen in diesem Bereich zu erhöhen, so sind es im laufenden Jahr 2008 nur noch 47 Prozent. Demgegenüber ist der Anteil der Unternehmen, die an F&E sparen wollen, auf 9% gestiegen.

Pessimistisch wurde auf der Pressekonferenz auch die Lage am Finanzmarkt eingeschätzt. Zwar habe es 2007 erstmals seit 2001 sieben Wagniskapital-Finanzierungen oberhalb von 20 Millionen Euro gegeben, doch vielfach stünde für Biotech-Unternehmen kein frisches VC-Geld zur Verfügung. „Ohne das beispielhafte Engagement der Milliardäre Hopp und der Brüder Strüngmann sähe es bei vielen Unternehmen nicht so gut aus“, betonte Rainer Wessel vom Mainzer Biotech-Unternehmen Ganymed Pharmaceuticals AG als Vorstandsmitglied der BIO Deutschland.

2007: Viel beachtete Tiefschläge, aber auch viele positive Entwicklungen

Dennoch hat es neben den viel beachteten Tiefschlägen im Jahr 2007 um GPC und Paion auch etliche positive Beispiele gegeben, wie transkript-Herausgeber Andreas Mietzsch betonte: Die Idea AG hat den größten Lizenzdeal einer deutschen Firma mit einem US-Pharmakonzern abgeschlossen und ihre Arthritis-Salbe erfolgreich in die Zulassung gebracht. Die Trion Pharma AG ist nach der erfolgreichen Phase III ihres Antikörper Removab gegen Bauchwassersucht dabei, das erste komplett in Deutschland entwickelte Biotech-Produkt auf den Markt zu bringen. Die MorphoSys AG konnte wiederum den weltweit fünftgrößten Pharmadeal der Geschichte mit Novartis abschließen. Darüber hinaus hat das Jahr 2007 etliche große M&A-Aktivitäten gezeigt – etwa bei Roche oder Evotec. Gleichzeitig steigt das Interesse großer Unternehmen, sich in der Biotechnologie zu engagieren – wie bereits in der biotechnologie.de-Umfrage 2007 in den gestiegenen Beschäftigtenzahlen (+36%) abzulesen war. „Für 2008 lassen sich daraus wohl keine Quantensprünge prognostizieren, aber insbesondere abseits der börsennotierten Unternehmen werden die Umsätze und Arbeitsplätze weiter wachsen“, schlussfolgerte Mietzsch.

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