US-Konzern Baxter kauft Suppremol für 200 Millionen Euro

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Suppremol stellt kleine Eiweißmoleküle (blau) her, die fehlgeleitete Antikörper im Körper von Autoimmunpatienten abfangen können. Quelle: Screenshot aus Video Biotechnologie - Made in Germany (BMBF 2012)

05.03.2015  - 

In der deutschen Biotech-Branche kündigt sich ein heißes Frühjahr an: Das Martinsrieder Unternehmen Suppremol wird vom US-Konzern Baxter für die beachtliche Summe von 200 Millionen Euro gekauft. Es handelt sich um die größte nur mit Bargeld finanzierte Übernahme eines deutschen forschenden Biopharma-Unternehmens seit 2009. Die Pipeline der Martinsrieder soll in dem neuen Geschäftszweig Baxter Bioscience aufgehen. Der US-Konzern erhält so etwa Zugriff auf SM101, ein immunregulatorisches Therapeutikum, welches in einer  klinischen Phase IIa erprobt ist. Der Standort in München soll erhalten bleiben. Suppremol wurde mehrfach vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.

Suppremol ist als biopharmazeutisches Unternehmen auf neuartige Therapieansätze von Autoimmunerkrankungen und Allergien spezialisiert. Dabei setzen die Martinsrieder auf therapeutische Eiweißmoleküle, sogenannte lösliche Fc-Rezeptoren. Sie sind in der Lage, die gegen körpereigene Strukturen gerichteten Antikörper abzufangen. So bremsen sie überschießende Immunreaktionen ab. Der Wirkstoffkandidat SM101 wurde bereits bei zwei Krankheitsbildern, der primären Immunthrombozytopenie (ITP),  einer Blutkrankheit sowie der Autoimmunerkrankung Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) erprobt. Suppremols präklinische Pipeline umfasst zudem zwei Antikörperprogramme, die sich den inhibitorischen Effekt von FcgRIIB zunutze machen und die für alternative Behandlungsstrategien bei Autoimmunerkrankungen und Allergien geeignet sind.

Standort bleibt erhalten
Neben dem Portfolio wird Baxter auch Suppremols Standort in der Nähe von München erwerben und weiterbetreiben. „Im Laufe der Übernahmeverhandlungen zeigte Baxter sich an all unseren Programmen sehr interessiert“, sagte Suppremol-Chef Klaus Schollmeier dem Branchenmedium transkript.de. Er gehe davon aus, dass zunächst alle Entwicklungsprogramme weitergeführt würden. Auch Entlassungen seien nicht geplant. In seinen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten wurde Suppremol in den vergangenen Jahren mehrfach vom BMBF unterstützt, so im Rahmen der Förderinitiative „KMU-innovativ“ und als Partner im Münchner Spitzencluster m4, insgesamt beläuft sich die Fördersumme auf mehr als 3 Millionen Euro.

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Attraktiver Exit für die Investoren
Die größten Investoren bei Suppremol waren bisher die Santo Holding, die den Strüngmann-Brüdern zuzurechnen ist, sowie die MIG-Fonds mit jeweils rund 30 Prozent. Weitere Mittel stellten BioMedPartners AG, FCP Biotech Holding GmbH, die KfW, Bayern Kapital GmbH, Max-Planck-Gesellschaft sowie die spanische Z-Cube bereit. Insgesamt konnte Suppremol in vier großen Finanzierungsrunden etwas mehr als 50 Millionen Euro an Eigenkapital einwerben. Allein die Gesamtinvestition der sieben beteiligten MIG-Fonds belief sich auf rund 17 Millionen Euro. Bei dem Exit konnte die Wagniskapitalgesellschaft insgesamt etwa 65 Millionen Euro vereinnahmen. Es handelt sich um den größten Exiterlös sowie den höchsten Rückfluss aus dem Verkauf eines MIG-Portfoliounternehmens. „Wir haben Suppremol seit 2008 begleitet und freuen uns, dass unser Beteiligungsunternehmen in Baxter einen attraktiven Käufer gefunden hat“, sagte Matthias Kromayer, Vorstand der MIG AG und für das Portfolio im Bereich Life Sciences zuständig.

Deutsches Know-how im Visier der US-Konzerne

Der Suppremol-Kauf markiert einen weiteren diesjährigen Höhepunkt für die deutsche Biotech-Branche und könnte ein heißes Frühjahr einläuten. Dass Know-how aus deutschen Biotech-Firmen hochattraktiv für US-Konzerne ist, hatte bereits im Januar die Phenex Pharmaceuticals AG gezeigt. Der Biotech-Riese Gilead blättert bis zu 400 Millionen Euro für ein Leber-Wirkstoffprogramm der Ludwigshafener hin (mehr...). Zu den spektakulären Übernahmen der vergangenen Jahre zählt der Kauf von Corimmun durch Johnson & Johnson im Jahr 2012 (mehr...).  Im selben Jahr hatte sich der US-Gigant Amgen das vor allem in München forschende Unternehmen Micromet mit 800 Millionen Euro einverleibt (mehr...). Für den einst von Micromet entwickelten Krebsantikörper Blinatumomab gab die US-Arzneizulassungsbehörde FDA vor wenigen Monaten grünes Licht (mehr...).

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