Boehringer und Curevac schmieden Krebsimmuntherapie-Allianz

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Boehringer Ingelheim investiert 35 Millionen Euro in einen neuartigen Krebsimpfstoff aus Tübingen: Entwickelt hat ihn das Biotech-Unternehmen CureVac GmbH. Damit positioniert sich Boehringer nun erstmals auch in dem in der Pharmabranche derzeit heißumworbenen Feld der Krebsimmuntherapie. Quelle: Josef Muellek/fotolia.com

19.09.2014  - 

Deutsch-deutscher Millionen-Deal in einem der derzeit wohl heißesten Pharmafelder: Boehringer Ingelheim investiert 35 Millionen Euro in eine Kooperation mit der Tübinger Biotech-Firma Curevac GmbH. Die Partnerschaft dreht sich um einen Krebsimpfstoff namens CV9202. Die auf RNA-Molekülen basierende Vakzine soll nun in klinischen Studien in Kombination mit anderen Therapien gegen Lungenkrebs getestet werden. Insgesamt könnte Curevac durch Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren bis zu 430 Millionen Euro einnehmen. „Eine deutsche Technologie kann nun in Deutschland kommerzialisiert werden“, freut sich Curevac-Chef Ingmar Hoerr im Gespräch mit biotechnologie.de. Die Tübinger wurden mehrfach im Rahmen der Förderinitiative „KMU-innovativ“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.

Mit der Kooperationsvereinbarung sichert sich das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim erstmals den Zugang zu dem Feld der Krebsimmuntherapien. Bei diesem Behandlungsansatz wird das Immunsystem von Krebspatienten durch spezielle Wirkstoffe gezielt angekurbelt und zudem in die Lage versetzt, Tumorzellen im Körper zu zerstören. In den vergangenen Monaten hat dank äußerst vielversprechender Studienergebnisse bei den Pharmaunternehmen ein wahrer Run auf entsprechende Wirkstoffkandidaten aus den Laboren von Biotechnologie-Unternehmen eingesetzt, um die eigene Pipeline damit aufzustocken. Nun wagt also auch Boehringer den Schritt in die aktive Immuntherapie – und setzt dabei auf eine hochinnovative Technologie, die in Deutschland entwickelt wurde.

Immuntherapie gegen Leberkrebs

Ziel der Kooperation ist die Weiterentwicklung des Wirkstoffs CV9202. Es ist ein sogenannter therapeutischer Impfstoff, der zur Behandlung von Lungenkarzinomen eingesetzt werden soll. CV9202 basiert auf natürlichen Ribonukleinsäure-Molekülen (mRNA).

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Eine weitere Besonderheit: Das Präparat CV9202 vereint gleich sechs verschiedene sogenannte Krebs-Antigene, mit denen sich das Immunsystem gezielt auf Krebszell-Attacken trimmen lässt. In diesem „multivalenten Ansatz“ sieht Hoerr einen entscheidenden Vorteil zu anderen in der Pharmabranche entwickelten Krebsimpfstoffen – von denen zuletzt mehrere Schiffbruch erlitten. „Wir haben eine Krebsvakzine 2.0 entwickelt“, so Hoerr. „Wir haben aus jahrelanger Forschung ein tolles Datenpaket zusammen und verstehen mittlerweile sehr gut, wie unser Impfstoff funktioniert.“ In ersten klinischen Studien habe sich die Impfung als sehr gut verträglich und sicher erwiesen.

Kombinationstherapie soll Schlagkraft erhöhen

Die Schlagkraft von CV9202 soll noch zusätzlich gesteigert werden, da der Wirkstoff von Boehringer in Kombination mit anderen Substanzen getestet wird. Boehringer Ingelheim wird CV9202 bei Patienten mit einem fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) gemeinsam mit dem Wirkstoff Afatinib testen. Eine weitere Studie soll die Immuntherapie bei Patienten mit inoperablem NSCLC im Stadium III prüfen, die als Standardtherapie eine Radiochemotherapie erhalten.

Umdenken in der deutschen Pharmabranche

Curevac erhält von Boehringer bereits mit Vertragsunterzeichnung 35 Millionen Euro, und kann meilensteinorientierte Zahlungen von bis zu 430 Millionen Euro sowie eine Umsatzbeteiligung im Fall einer Markteinführung erhalten. Eine Kooperationsvereinbarung mit einem deutschen Pharmaunternehmen in diesem großen Maßstab sei ein echter Meilenstein, so Hoerr. „Hier zeichnet sich ein Umdenken ab, dass in Deutschland nicht nur Pharmaforschung, sondern auch Produktentwicklung funktioniert.“ Kurze Wege, viele persönliche Treffen und auch das gleiche kulturelle Mindset – darin sieht Hoerr die immensen Vorteile der neuen Allianz.

© biotechnologie.de/pg

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