Neue Waffe gegen Masern entdeckt

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Forscher haben einen neuen Wirkstoff entwickelt, der die Ausbreitung des Masernvirus eindämpfen kann. Quelle: Hans R. Gelderblom, Freya Kaulbars. Kolorierung: Andrea Schnartendorff/RKI

17.04.2014  - 

Masern ist eine  hoch ansteckende Infektionskrankheit. Trotz vorhandenem Impfstoff: die Zahl der Masernfälle nimmt wieder rasant zu. Vor allem Kleinstkinder sind davon betroffen. 2013 registrierte das Robert Koch-Institut insgesamt 1.775 derartige Viruserkrankungen. Das sind über zehn Mal mehr als 2012. Auch weltweit sind die Fallzahlen alarmierend. 140.000 Menschen starben 2010 daran. Deutsche und US- Forscher haben nun einen neuen Wirkstoff gegen das Masernvirus entdeckt. Im Fachjournal Science Translational Medicine (2014, Online-Veröffentlichung) berichteten die Wissenschaftler über ihre ermutigenden Studien bei Tieren.

Die Forscher vom Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel am Paul-Ehrlich-Institut (PEI) haben gemeinsam mit Kollegen vom Institute for Biomedical Sciences an der Georgia State University im Bundesstaat Atlanta einen niedermolekularen Hemmstoff namens ERDRP-0159 entwickelt. Dem Team um Veronika von Messling vom PEI ist es dabei erstmals gelungen, die Wirksamkeit eines gegen Masernviren entwickelten Hemmstoffes auch in Tierversuchen nachzuweisen. Das Ergebnis: das Molekül ERDRP-0159 blockiert die für die Vermehrung des Masernvirus notwendige RNA-abhängige RNA-Polymerase. Wird dieses Kopierenzym bei seiner Arbeit behindert, kann das Virus nicht mehr vervielfältigt werden, und lässt sich so eindämmen.

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Die Forscher hatten die in Tablettenform verabreichte Substanz ERDRP-0159 an Frettchen getestet, da deren Zellstoffwechsel dem Menschen ähnlich ist. Für ihr Experiment verwendeten sie einen sehr engen Verwandten des Masernvirus, das bei Tieren auftretende Hundestaupevirus (CDV, canine distemper virus). Wie auch das Masernvirus gehört es zur Familie der Morbilliviren und ist unbehandelt auch für das Tier tödlich.

Die Forscher stellten fest: bei einer 14-tägigen Behandlung mit dem Wirkstoff war  ab Tag drei der Infektion die Überlebensrate der Tiere gleich hundert Prozent. Die Frettchen hatten aber nicht nur überlebt. Sie hatten die Therapie sogar sehr gut vertragen. Außerdem hatten alle Versuchstiere in der Zeit einen Immunschutz gegenüber dem Hundestaupevirus entwickelt, so dass eine erneute Virusinfektion abgeblockt wurde.  Auch wenn der Wirkstoff bisher nur im Tierversuch Erfolg zeigt, die Ergebnisse eröffnen Wege für neue Therapien gegen das Masernvirus. Danach könnte eine Tablette mit dem Hemmstoff im Akutfall die Infektion nicht nur dämpfen, sondern zugleich das Immunsystem dauerhaft gegen neue Attacken von Masernviren wappnen.

© biotechnologie.de/bb

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