Curevac gewinnt Impfstoff-Preis der EU-Kommission

Mit seinem RNA-Impfstoffen hat die CureVac GmbH beim Vaccine Prize der EU-Komission gepunktet. Damit gehen zwei Millionen Euro nach Tübingen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mit seinem RNA-Impfstoffen hat die CureVac GmbH beim Vaccine Prize der EU-Kommission gepunktet. Damit gehen zwei Millionen Euro nach Tübingen. Quelle: Josef Muellek/fotolia.com

18.03.2014  - 

Jubel in Tübingen: Das Biotech-Unternehmen Curevac hat den mit zwei Millionen Euro dotierten „Vaccine Prize“ der Europäischen Kommission gewonnen. Die EU hatte den Preis mit dem Ziel ausgelobt, innovative Impfstofftechnologien zu finden, welche beim Transport und der Lagerung der Vakzine ohne Kühlkette auskommen. Curevacs Impfstofftechnologie basiert auf robusten RNA-Molekülen (mRNA), die das Immunsystem im Kampf gegen Krebs oder Infektionskrankheiten ankurbeln sollen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Tübinger mehrfach unterstützt, etwa in der Fördermaßnahme KMU-innovativ.

Biopharmazeutische Innovation „Made in Germany“ hat auf europäischer Ebene gepunktet:  Das Biotechnologie-Unternehmen Curevac GmbH ist der erste Preisträger des „Vaccine Prizes“ der Europäischen Kommission. Die Tübinger dürfen sich damit nicht nur über die stattliche Summe von zwei Millionen Euro für die Firmenkasse freuen, sondern auch über den damit verbundenen Prestige-Gewinn.

Erstmals hat die EU-Kommission einen solchen Innovationspreis ausgelobt, in dem Technologien gefragt waren, die zur Lösung eines Problems beitragen können. Der Preis wurde diesmal verliehen für Fortschritte in der Entwicklung von thermostabilen Impfstoffen, die ohne Kühlung gelagert und transportiert werden können. Solche Vakzine bedeuten gerade in abgelegenen und weniger entwickelten Regionen einen immensen Fortschritt. Da hier die Kühlkette häufig unterbrochen wird, erwärmen sich konventionelle Impfstoffe und werden unwirksam.

Ob Grippe, Keuchhusten oder Kinderlähmung – eine Impfung kann vor Infektionskrankheiten schützen. Wie das genau abläuft, erklärt Jan Wolkenhauer in der neuen Folge von Kreidezeit. Quelle: biotechnologie.tv

RNA-Moleküle müssen nicht gekühlt werden

Die nun ausgezeichnete Impftechnologie namens „RNActive“ beruht auf Boten-RNA-Molekülen (mRNA), die das Immunsystem stimulieren. Curevac hat die eigentlich sehr empfindlichen RNA-Moleküle so verändert, dass sie fortan robust sind, schnell hergestellt und auch bei Raumtemperatur gelagert werden können. Damit wird es möglich, temperaturstabile Impfstoffe gegen beinahe jede Infektionskrankheit zeitnah herzustellen und sie in die entferntesten Gebiete weltweit zu liefern. In vielen Entwicklungsländern könnte die Erfindung des Biotech-Unternehmens aus Baden-Württemberg daher viele Menschenleben retten.

Spektakuläre Finanzierungsrunden

Curevac hat mit seiner RNA-Impftechnologie bereits mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Im Jahr 2000 vom heutigen Chef Igmar Hoerr mitgegründet, zählt die Biotech-Firma zu einem der bestfinanzierten Unternehmen der deutschen Biotech-Branche. Hauptinvestor ist SAP-Milliardär Dietmar Hopp, der über seine Investmentfirma dievini in mehreren Finanzierungsrunden insgesamt bereits mehr als 130 Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt hat. 2012 wurde mit der Rekordsumme von 80 Millionen Euro die höchste Finanzierungsrunde vermeldet, die seither in Deutschland und Europa zustande gekommen ist (mehr...). Auch das BMBF hat die Weiterentwicklung der RNA-Impftechnologie gefördert, so zum Beispiel in der Fördermaßnahme „KMU-innovativ Biotechnologie“ von 2010 bis 2013 mit rund einer Million Euro.

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Einen Schwerpunkt bei der Medikamentenentwicklung hat Curevac auf die Krebsimmuntherapie gelegt. Die Hoffnung: Mittels geimpfter RNA soll das Immunsystem darauf geeicht werden, Krebszellen besser von gesunden Zellen zu unterscheiden und diese gezielter zu attackieren. Ob ihre RNA-Impfung gegen Prostatakrebs bei Menschen funktioniert, testen die Tübinger derzeit in einer klinischen Studie der Phase II. Aber auch gegen Infektionskrankheiten wie Tollwut und Grippe haben die Tübinger Biotechnologen RNA-Impfstoffkandidaten in der Pipeline. Zudem ist Curevac mit großen Pharmakonzernen wie Sanofi oder Johnson& Johnson Kooperationen eingegangen. Das Preisgeld will das Biotech-Unternehmen nun nicht nur für immunologische Grundlagenforschung einsetzen. Wie Ingmar Hoerr dem Newsportal Science Insider verriet, soll damit auch eine Ausstellung zu Ehren des Tübinger Molekularbiologie-Pioniers Friedrich Miescher entstehen.

© biotechnologie.de/pg

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