Wochenrückblick KW 38

23.09.2013

BASF übernimmt US-Enzymhersteller

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BASF auf Einkaufstour in den USA. Quelle: BASF

Für rund 50 Millionen Euro übernimmt der Chemiekonzern BASF das US-Unternehmen Verenium, einen Spezialanbieter von Enzymen in den USA.

Den Zukauf finanziert der Konzern aus Barreserven. Die US-Tochter BASF Corporation soll das Biotechnologie-Unternehmen Verenium Corporation übernehmen. Auf ein entsprechendes öffentliches Angebot hatten sich die Verwaltungsrat und Vorstand der beiden Unternehmen verständigt. Demnach bewertet der weltgrößte Chemiekonzern den Enzymhersteller einschließlich Schulden mit rund  62 Mio. US-Dollar. Im Rahmen der Übernahme ist BASF nun bereit, je Aktie 4 US-Dollar zu zahlen – ein Aufschlag von 56 Prozent auf den volumengewichteten durchschnittlichen Kurs der Verenium-Aktie in den vergangenen sechs Monaten vor Ankündigung der Transaktion.

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Das öffentliche Übernahmeangebot steht unter dem Vorbehalt handelsüblicher Bedingungen, dazu zählt der Erwerb der Mehrheit der zum Ende der Angebotsfrist ausstehenden Verenium-Aktien. Im vierten Quartal 2013 will der Konzern die Übernahme abgeschlossen haben. Verenium hat sich in den USA vor allem als Hersteller technischer Enzyme einen Namen gemacht. Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen San Diego hat im Geschäftsjahr 2012 mit zehn verschiedenen Enzymprodukten einen Umsatz von 57 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Neben Biokatalysatoren zur Herstellung von Bioethanol hat Verenium auch Moleküle für den Einsatz in der Ölindustrie entwickelt. Dort sollen spezialisierte, beim Fracking eingesetzte Cellulasen und Alpha-Amylasen die Ausbeute erhöhen. Außerdem werden die Verenium-Enzyme in der Textil- und Papierindustrie sowie der Tierernährung genutzt.

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Schlauchpilzgenom klärt Evolutionsrätsel

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Pilz-Geflecht aus Zellen von Pyronema confluens. Quelle: Stefanie Traeger

Ein Bonner Forscherteam hat das Erbgut des Schlauchpilzes Pyronema confluens entziffert und damit eine Lücke in der genetischen Landkarte der Pilze geschlossen.

Erstmals zeigten die Wissenschaftler für Pilze, dass sich im gesamten Genom Gene, die während der sexuellen Entwicklung aktiv sind, schneller im Lauf der Evolution verändern als andere Gene. Ein ähnlicher Effekt war für Tiere und Pflanzen bereits beschrieben, bei Pilzen aber kaum erforscht. Das Team aus Deutschland, Spanien und den USA veröffentlichte die Ergebnisse im Fachjournal PLoS Genetics (2013, Online-Veröffentlichung). Von mehr als 250 Pilzen ist das Erbgut bereits bekannt. Von den basalen filamentösen Ascomyceten – einer Gruppe der Schlauchpilze, die Mitglieder wie Trüffeln und Morcheln vereint – ist bislang jedoch nur ein Vertreter analysiert: der Trüffelpilz Tuber melanosporum. „Das Trüffel-Genom ist mit 125 Megabasenpaaren ungewöhnlich groß, kodiert aber nur für relativ wenige Gene, etwa 7.500“, sagt Minou Nowrousian vom Lehrstuhl für Allgemeine und Molekulare Botanik. „Bislang war nicht klar, ob das typisch für basale filamentöse Ascomyceten ist oder an der ‚untypischen‘ Lebensweise des Trüffels liegt.“ Im Gegensatz zu anderen filamentösen Ascomyceten bildet der Trüffel keine oberirdischen, sondern unterirdische Fortpflanzungsorgane, sogenannte Fruchtkörper. Außerdem entwickelt er sich nur in Symbiose mit Pflanzenwurzeln (Mykorrhiza).

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Pyronema hingegen ist ein typischer Vertreter seiner Gruppe. Das Genom von Pyronema confluens umfasst 50 Megabasenpaare und etwa 13.000 Gene; es ist also kleiner als das des Trüffels, aber beinhaltet dennoch mehr Gene. Die Ergebnisse bestätigen somit die Sonderstellung des Trüffels und geben neue Einblicke in die Evolution der Schlauchpilze. „Pyronema confluens ist ähnlicher zu höheren Ascomyceten als zum Trüffel“, resümiert Minou Nowrousian. Trotzdem fanden die Wissenschaftler auch Unterschiede zu den höheren Ascomyceten, zum Beispiel in dem DNA-Abschnitt, der den Bauplan für die Kreuzungstypgene enthält. Diese sind die Hauptregulatoren der sexuellen Entwicklung und zeigen bei Pyronema confluens noch nicht den standardisierten Aufbau, der für höhere Ascomyceten typisch ist. „Pyronema confluens repräsentiert möglicherweise einen Zwischenstand in der Evolution der Kreuzungstypgene“, so die Bochumer Biologin. Eine Besonderheit des untersuchten Pilzes ist, dass er Fruchtkörper nur im Licht produziert. Dazu passend fanden die Wissenschaftler im Pyronema-Erbgut Gene, die die Baupläne für Fotorezeptoren für verschiedene Wellenlängen des sichtbaren Lichts enthalten. Die Aktivität einiger dieser Gene steigt bei Licht an.

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Auf dem Weg zur Algen-Bioraffinerie

Aus Algen möglichst viele Wertstoffe herausholen. Das ist das Ziel des Bioraffinerie-Projekts. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Aus Algen möglichst viele Wertstoffe herausholen. Das ist das Ziel des Bioraffinerie-Projekts. Quelle: FAU

Knapp eine Million Euro aus den Töpfen des Bundesforschungsministeriums erhalten Forscher von der Universität Erlangen-Nürnberg, um Mikroalgen effizienter im Industrie-Maßstab zu nutzen.

Bei dem Projekt Micro algae biorefinery arbeiten die Erlanger Forscher um Rainer Buchholz mit Kollegen des koreanischen Universitätsablegers am Campus Busan, sowie mit der Firma E.ON Hanse zusammen. Ziel ist es, spezielle Algenarten aufspüren und diese effizient zu kultivieren, um daraus verschiedene Wertstoffe zu ziehen. Dazu zählen antibakterielle Substanzen, Farbstoffe und Biowerkstoffe oder Fettsäuren für flüssige Biotreibstoffe. Die Biotechnologen such nach effizienten Verfahren, um die industrielle Nutzung von Algen wirtschaftlich zu machen. Am Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik an der FAU will das Team um Buchholz einen möglichst hohen Effizienzgrad bei der Auswertung der Algenbiomasse erzielen, ähnlich wie es in der Erdölraffinerie inzwischen zur Perfektion getrieben ist. Gleichzeitig sollen neue Algen-Spezies identifiziert werden, die als Wert- und Rohstofflieferanten besonders geeignet sind. „In einem Screening sehen wir uns ganz unterschiedliche Algenarten an – von marinen Algen über Süßwasseralgen“, erklärt Buchholz. Die Salzwasseralge Dunaliella salina zum Beispiel enthält jede Menge Beta-Carotin und sei auch bei hohen Salzkonzentrationen kultivierbar. Andere Sorten wiederum liefern Fettsäuren, die für den Energiesektor von Bedeutung sind.

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Dafür betrachten die Bioverfahrenstechniker vor allem im Freiland kultivierte Algen, deren Produktion relativ billig sein kann. Sie wollen auch untersuchen, ob man das Kohlendioxid aus Abgasen von Kraftwerken als Kohlenstoffquelle einsetzen kann, zum Beispiel in der Anlage, die Kooperationspartner E.on Hanse in Hamburg betreibt. Im Labor an seinem Erlanger Lehrstuhl dagegen hat Buchholz, der auch die Fachgruppe „Algenbiotechnologie“ bei der Fachgesellschaft DECHEMA leitet, eine geschlossene Kultivierungsanlage für Mikroalgen aufgebaut, die mengenmäßig vom Glaskolben über Literanlagen bis hin zu 120-Liter-Reaktor alles bieten kann. Konzipiert für sterile Bedingungen, ist sie der Ort, aus dem die Forscher eher Wirkstoffe für medizinische Anwendungen extrahieren können. Sind schließlich geeignete Spezies gefunden, geht es darum, den größtmöglichen Nutzen aus der Alge zu ziehen – möglichst alle Bestandteile der Algen sollen optimal ausgewertet werden, um verschiedene Bedürfnisse der Industrie zu bedienen. Dieses Projektziel verfolgt die Vision „Bioraffinerie“ und wird mit enger Zusammenarbeit mit den Strömungsmechanikern der FAU geschehen: Antonio Delgado und sein Team wollen mittels strömungsmechanischer Berechnungen die Reaktoren so optimieren, dass selbst in dichten Kulturlösungen aus stark wachsenden Algen alle Einzeller genügend Licht bekommen. Zugleich versuchen die Prozess-Experten, geeignete Verfahren in Reihe zu schalten, um die Alge in einem Bioraffinerieverfahren möglichst effizient zu nutzen.

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Mainzer Galantos verkauft Memogain

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Galantos hat Substanzen mit Wirkort im Gehirn im Programm. Quelle: Monika Torloxten/pixelio.de

Die Mainzer Galantos Pharma GmbH verkauft die Rechte am Alzheimer-Wirkstoff Memogain.

Die kanadische Firma Neurodyn Inc. übernimmt alle zu dem Projekt gehörenden Vermögenswerte.  Bei dem Alzheimer-Wirkstoff Memogain handelt es sich um eine verbesserte Version der bereits seit langer Zeit eingesetzten Substanz Galantamin. Durch eine Formulierung als lipophile Vorstufe (Prodrug) soll das ursprünglich aus Pflanzen gewonnene Galantamin besser verträglich werden. Zudem soll der Esterase-Inhibitor in der neuen Form leichter bioverfügbar sein.

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„Durch die Übertragung von Memogain zu Neurodyn können wir nun das volle Potential des Medikamentenkandidaten nutzen, nicht nur in der Alzheimer-Erkrankung, sondern auch bei Parkinson“, erläuterte Alfred Mälicke, Gründer und Geschäftsführer von Galantos. Er wird künftig beim kanadischen ZNS-Spezialisten Neurodyn die Entwicklung von Memogain weiter vorantreiben. Dessen Firmenchef Kenneth Cawkell betonte, die Substanz sei bereit für den Start der klinischen Entwicklung. Angestrebt wird ein beschleunigtes Zulassungsverfahren, bei dem bereits vorhandene Galantamin-Daten wiederverwendet werden können. Läuft dabei alles nach Plan, könnte das Produkt schon in rund zweieinhalb Jahren am Markt sein. Das Biotech-Unternehmen Galantos wurde 2005 gegründet. Zu seinen Investoren gehören der Hightech-Gründerfonds, die KfW-Bank, sowie öffentliche Wagniskapital-Fonds aus Rheinland-Pfalz. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung wurde das Unternehmen im Rahmen der Initiative KMU-innovativ-2 mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert.

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