Wochenrückblick KW 37

16.09.2013

Neueste Trends der Zelltechnik in Lübeck

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Die Experten auf dem Lübecker Kongress beschäftigten sich mit aktuellen Trends in der Labortechnik. Hier zu sehen: Eine automatische Multipipette. Quelle: Stefan Rajewski/fotolia.de

Um über aktuelle Trends rund um die Themen Logistik, Implantate und Medikamentensicherheit zu diskutieren, trafen sich 130 Teilnehmer auf dem 4. Kongress Industrielle Zelltechnik vom 12. bis 13. September in Lübeck. 

Drei wissenschaftliche Vortragssessions über die neuesten Entwicklungen in der Zelltechnik bildeten den Hauptprogrammpunkt der Tagung. Sie wird unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein von der Norgenta Life Science Agentur veranstaltet. „Im Bereich Implantate zeigt sich ganz deutlich, dass durch die neuesten Entwicklungen viele komplizierte Operationen zukünftig vermieden werden können“, so Regine Willumeit vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Der Trend verlagere sich hin zu Implantaten, die vom Körper besser angenommen würden, erklärte die Professorin. Die Tübinger Wissenschaftlerin Karin Benz etwa berichtete von biologischen Implantaten, die in der Lage sind die natürliche Regenerationssperre der Knorpelzellen zu überlisten und so eine Heilung zu ermöglichen.

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Damit seien in Zukunft künstliche Gelenke bei Bandscheiben und Knorpelleiden nicht mehr notwendig. Weitere Ansätze verfolgen das Ziel, die Medikamentenentwicklung künftig kürzer und kostengünstiger machen sollen, ohne Qualität und Sicherheit zu gefährden. „Es dauert bis zu 15 Jahre von der Entwicklung bis zur Zulassung eines Wirkstoffes, damit sind natürlich auch hohe Kosten verbunden. Die heutigen Beiträge haben gezeigt, dass es gute Ideen gibt, die herkömmlichen Wege zu erleichtern“, so Matthias Brandenburger von der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie. Die Gesamtheit des menschlichen Organismus auf einem Chip abzubilden, um Wirkungen vorherzusagen und Tierversuche dadurch überflüssig zu machen, ist eine dieser Ideen, an der Uwe Marx von der Tissuse GmbH momentan forscht. In einer weiteren Vortragssession wurden Fragen um kosteneffiziente logistische Lösungen und Methoden diskutiert, mit denen Zellen transportiert und gelagert werden können. „Wir freuen uns, dass sich der Austausch über wichtige Themen der Industriellen Zelltechnik inzwischen als regelmäßiges Treffen etabliert hat und möchten dies auch in Zukunft fortführen“, sagte Tagungspräsident Charli Kruse von der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie in Lübeck zum Abschluss der Veranstaltung.

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Wilex gibt US-Tochter ab

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Die Wilex AG hat sich auf die Entwicklung von Krebswirkstoffen spezialisiert. Die Diagnostika-Sparte hat die Firma mit dem Verkauf der US-Tochter nach zwei Jahren wieder aufgegeben. Quelle: Wilex AG

Die Wilex AG verkauft ihre US-Tochter an den Diagnostikspezialisten Nuclea Biotechnologies.

Damit hat Wilex die Entwicklung diagnostischer Tests nach nur wenigen Jahren wieder aufgegeben. Das US-Unternehmen Nuclea Biotechnologies übernimmt die gesamten Vermögenswerte von Wilex Inc, der ehemaligen Siemens-Tochter Oncogene Science. Außerdem zahlt der Diagnostikspezialist einen 2,5 Millionen US-Dollar umfassenden Kredit, den Wilex der eigenen Tochter gewährt hatte, zurück und beteiligt die Münchner mit einstelligen Beträgen an den Umsatzerlösen der HER-2/neu- und der CAIX-Tests.

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Während der Her-2/neu-Test bereits auf dem Markt ist, soll ein immunhistochemischer Test zum Nachweis von Carboanhydrase IX (CAIX) noch gemeinsam entwickelt werden. Eine entsprechende Zusammenarbeit wurde im Zuge der Übernahme vereinbart. Das CAIX In-vitro-Diagnostikum soll eingesetzt werden um  geeignete Patienten für eine Zulassungsstudie mit dem Krebswirkstoff Rencarex auszuwählen. Es könnte später auch als therapiebegleitendes Diagnostikum in der adjuvanten Behandlung des klarzelligen Nierenzellkarzinoms zum Einsatz zu kommen. Nuclea übernimmt im Zuge der Übernahme die Entwicklungskosten des Diagnostikums CAIX Dx als Sachleistung. Nach eigenen Angaben spart Wilex so mindestens 2,5 Millionen US-Dollar. „Durch diese Transaktion haben wir nicht nur einen Partner für die Entwicklung und Kommerzialisierung des CAIX In-vitro-Diagnostikums gefunden, sondern senken Kosten und können uns auf unsere fortgeschrittene Entwicklungspipeline und die ADC-Technologieplattform konzentrieren“, sagte Olaf Wilhelm, CEO der Wilex Inc. und Vorstandschef der Wilex AG. Ihre US-amerikanische Geschäftseinheit hatte die Wilex AG erst 2010 von Siemens übernommen und in das eigene Geschäft eingegliedert. Die elf Mitarbeiter der US-Tochter übernahmen die Entwicklung und Produktion von diagnostischen Tests. Unter der Marke Oncogene Science wurden ELISA- und immunhistochemische Tests für die In-vitro-Diagnostik vermarktet.  Zum Portfolio gehören Biomarker-Tests zur Messung von Krebsgenen, Wachstumsfaktor-Rezeptoren (HER-2, EGFR) oder Proteasen beziehungsweise Protease-Hemmern (uPA, PAI-1, TIMP-1) und Hypoxie-Marker (CA IX). Das Unternehmen mit Sitz in Cambridge bot auch die GMP-Produktion entsprechender Tests an.

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Stammzelltherapie: Würzburg koordiniert EU-Projekt

Hermann Einsele (vorne, 2. v. r.) mit Mitarbeitern vom Universitätsklinikum in Würzburg. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Hermann Einsele (1. Reihe, 2. v. r.) mit Mitarbeitern vom Universitätsklinikum in Würzburg. Quelle: UKW

Die Universitätsklinik Würzburg koordiniert für die nächsten drei Jahre ein EU-weites Forschungsprojekt zur Krebstherapie mit Stammzellen.

Ziel des Projektes "T-Control" ist es, die Ansprechraten bei Stammzelltransplantationen zu erhöhen und Nebenwirkungen zu senken. Bei der Stammzelltransplantation erhalten Patienten blutbildende Zellen von gesunden Spendern, um das kranke Knochenmark und das Blutbildende System zu ersetzen. „Die Transplantation ist für viele Patienten mit Leukämie, Lymphknotenkrebs oder multiplem Myelom die einzige potenziell dauerhaft heilende Behandlungsoption“, erklärt Hermann Einsele vom Universitätsklinikum Würzburg.

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Mehr als 1800 solcher Behandlungen wurden am 2005 eröffneten Würzburger Knochenmarktransplantationszentrum bisher bereits durchgeführt. Nun soll die Behandlung langfristig noch effektiver gestaltet werden. Beim Projekt „T-Control” werden die T-Zellen, die gegen die Leukämie, die Lymphom- oder Myelomzellen ankämpfen, durch neue, hochmoderne Verfahren identifiziert und aktiviert, um diesen Effekt weiter zu verstärken. T-Zellen sind weiße Blutzellen, die im Knochenmark gebildet werden und eine entscheidende Rolle bei der Immunantwort spielen. Zudem werden im Rahmen des Forschungsprojektes nach dem gleichen Prinzip gezielt T-Zellen stimuliert, die die Patienten vor Infektionen und schädlichen Wechselwirkungen des Immunsystems schützen. „Wir wissen, dass das Knochenmark des Spenders das erkrankte Knochenmark des Patienten nicht einfach ‚nur‘ ersetzt. Zusätzlich attackiert das Immunsystem, das aus dem neuen Knochenmark hervorgeht, aktiv die Leukämiezellen des Patienten”, so der Mediziner. Am Verbundprojekt T-Control arbeiten neben den Deutschen Medizinern auch Kollegen aus Großbritannien und den Niederlanden mit.

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12 Millionen für die Bioökonomie in Baden-Württemberg

Theresia Bauer ist seit Mai 2011 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Theresia Bauer ist seit Mai 2011 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Quelle: MWK

Die Bioökonomie-Strategie des Landes Baden-Württemberg nimmt konkrete Formen an: Nun ist ein 12 Millionen Euro umfassendes Förderprogramm gestartet.

Bereits bei den jüngsten Biotechnologie-Tagen in Stuttgart hatte Landeswirtschaftsminister Nils Schmid eine Bioökonomie-Förderung seiner Regierung angekündigt (mehr...). Jetzt ist das „Forschungsprogramm Bioökonomie Baden-Württemberg“ gestartet. Es basiert auf Empfehlungen von Wissenschaftlern des Strategiekreises Bioökonomie, der 2012 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) des Landes Baden-Württemberg einberufen worden ist. Ziel des Programms ist es, standortübergreifende und transdisziplinäre Kooperationen zu stärken, um das vorhandene Potential besser zu vernetzen.

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„Wir wollen ein innovatives Wirtschaftssystem etablieren, das eine nachhaltige Landwirtschaft und die industrielle Nutzung nachwachsender Rohstoffe ermöglicht, und gleichzeitig Umwelt und Biodiversität schützt“, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Insbesondere Projekte mit „großer Hebelwirkung“ und einem spezifischen baden-württembergischen Profil sind gefragt. Primär soll der Zuschuss der strukturellen Unterstützung der Hochschulen dienen. Insgesamt stehen 12 Mio. Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren zur Verfügung. Ein Hauptteil davon wird auf drei Schwerpunktthemen verteilt: Dem Forschungsfeld „Nachhaltige Wertschöpfungsketten für Biogas“, das auf die langfristige Effizienzsteigerung von Biogasanlagen abzielt, kommen 3 Mio. Euro zu. 5 Mio. Euro sind für die ganzheitliche Wertschöpfung von lignocellulosehaltiger Biomasse vorgesehen. Bei der „Integrierten Nutzung von Mikroalgen“ soll mit weiteren 2 Mio. Euro insbesondere die Bioproduktion von Lebens- und Futtermittelkomponenten durch Mikroalgen weiterentwickelt werden. Die restlichen 2 Mio. Euro stehen für strukturelle Maßnahmen zur Verfügung. Beispielsweise wird ein Lenkungskreis eingerichtet, der die Koordination der Forschungsfelder begleitend unterstützt. Pro Teilprojekt soll die Förderhöhe die Grenze von 250.000 Euro allerdings nicht überschreiten. Interessenten müssen bis zum 1. November eine Bewerbung einreichen.

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