Wochenrückblick KW 34

26.08.2013

Bienenbrut nicht gegen Bakterien gefeit

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Rund einen Millimeter große Varroa-Milben saugen an zwei Bienenpuppen (Drohnenpuppe unten, Arbeiterinnenpuppe oben). Quelle: Helga R. Heilmann

Das Immunsystem von Bienenpuppen bietet keinen Schutz gegen Bakterien, wie Würzburger Wissenschaftler nun herausgefunden haben.

Bakterien gelangen über die Varroa-Milbe in die Brutwaben der Insekten und können so für die Ausrottung ganzer Bienenvölker verantwortlich sein. Bislang wurden für das Bienensterben Viren verantwortlich gemacht, die mit den Milben in den Stock gelangen. In einem Bienenstock leben im Sommer bis zu 50.000 Arbeiterinnen, einige hundert Drohnen und eine Königin auf engstem Raum zusammen – und das in einer warmen und feuchten Atmosphäre, in der auch krankheitserregende Bakterien gut gedeihen. Bienen und Larven sind dagegen aber gut geschützt: Ihr Immunsystem ist bestens gegen bakterielle Infektionen gewappnet. Die Bienenpuppen hingegen sind aber vollkommen schutzlos, da ihr Immunsystem komplett inaktiv ist, wie Würzburger Forscher nun im Fachjournal PLoS ONE (2013, Online-Veröffentlichung) berichten.

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Wie das Forscherteam um Hildburg Beier zeigen konnte, führte der Kontakt mit harmlosen E.coli-Bakterien bereits nach wenigen Stunden zum Tod von Bienenpuppen. „Die Bakterien haben sich in den Puppen massiv vermehrt und so vermutlich deren Absterben ausgelöst“, so Hildburg Beier von der Universität Würzburg. In einem intakten Bienenstock sind die Puppen normalerweise gut vor Infektionen mit Bakterien geschützt, da sie sich in verschlossenen Brutwaben entwickeln. Darum verzichten die Puppen offenbar auf Immunreaktionen. „Das ist biologisch sinnvoll, denn alles andere wäre reine Energie- und Materialverschwendung“, sagt Beier. Der „Verzicht“ auf Immunreaktionen während der Puppenruhe könnte den europäischen Honigbienen nun zum Verhängnis werden. Die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe (Varroa destructor) kann ganze Bienenvölker ausrotten, weil sie krankheitserregende Viren auf die erwachsenen Insekten überträgt. Wie die Würzburger Forscher nun berichten, sind sie allerdings auch für die Puppen eine Gefahr. Die Weibchen der Parasiten dringen in die Brutzellen ein und saugen an den Puppen. Dabei könnten sie Bakterien einschleppen. „Es ist zu befürchten, dass der Varroa-Milbe ein weitaus größeres Bedrohungspotenzial zukommt als bisher angenommen“, so die Wissenschaftler. Eine sorgfältige und flächendeckende Kontrolle dieses Parasiten sei darum eine dauerhafte und zunehmend aufwändige Aufgabe, um die Bestände der Honigbienen zu erhalten.

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Saarland: Spatenstich für Pharmaforschungsbau

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Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen beim ersten Spatenstich. Quelle: Universität des Saarlandes

Bundesforschungsministerin Wanka hat auf dem Campus der Universität des Saarlandes den ersten Spatenstich für den Neubau des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung  (HIPS) gesetzt.

Damit leitete die Ministerin gemeinsam mit Helmholtzpräsident Jürgen Mlynek und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sowie weiteren Verantwortlichen den Bau von Forschungsräumen mit einer Nutzfläche von 4.500 Quadratmetern für 170 Mitarbeiter ein, der 2015 fertiggestellt sein soll. Mit dem Neubau wird dem Institut, das 2009 als Standort des in Braunschweig ansässigen Helmholtz Zentrum für Infektionforschung (HZI) gegründet wurde (mehr...), dringend benötigter Raum bereitgestellt. „Wir wollen, dass bessere Präventions-, Diagnose und insbesondere Therapieverfahren für die Menschen entwickelt werden. Die Wirkstoffforschung nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein und wird sich in dem Neubau hervorragend weiterentwickeln können“, sagte Forschungsministerin Johanna Wanka anlässlich der Feierlichkeiten.

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Das HIPS forscht unter anderem an neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten, die angesichts der rasant zunehmenden Antibiotikaresistenzen bei Krankheitserregern immer dringender benötigt werden. Neben der Wirkstoffsuche forschen die HIPS-Wissenschaftler auch an Wirkstoff-Transportern, die Medikamente über biologische Barrieren hinweg an ihren Wirkungsort bringen sollen. Der Erfolg des HIPS zeichne sich auch in den Prüfungsergebnissen der Pharmazie-Absolventen der Saar-Uni ab, betont Universitäts-Präsident Volker Linneweber. Bereits zum zweiten Mal nacheinander führten sie in den Resultats-Vergleichen von 19 Standorten die Liste an, so Linneweber. Mithilfe der Europäischen Union finanziert das Land Saarland trotz angespannter Haushaltslage die Bauarbeiten. Die Investition lohne sich in vielerlei Hinsicht, weil sie dazu beitrage, das Standortprofil zu stärken und den Strukturwandel voranzutreiben, sagte Saarlands Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer. „Wir schaffen attraktive Arbeitsplätze für Nachwuchswissenschaftler, gerade auch für Frauen, die in der Pharmazie einen hohen Studierendenanteil ausmachen. Gleichzeitig bauen wir eine Brücke in die Wirtschaft“, so die Ministerpräsidentin weiter. Aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Sondervermögens trägt das Land den Neubau mit 25 Millionen Euro. Damit ist das HIPS deutschlandweit das erste außeruniversitäre Pharmaforschungs-Institut, das öffentlich gefördert wird. Die Forschungsaktivitäten des HIPS sollen durch Bund und Länder sowie aus öffentlichen und privaten Drittmitteln getragen werden.

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Fünf Millionen Euro für Epigenomics

Die Epigenomics AG ist ein Berliner Biotechnologie-Unternehmen, das sich auf die Krebsdiagnostik spezialisiert hat. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Epigenomics AG ist ein Berliner Biotechnologie-Unternehmen, das sich auf die Krebsdiagnostik spezialisiert hat. Quelle: Epigenomics

Eine Wandelanleihe über fünf Millionen Euro sichert der Berliner Epigenomics AG dringend benötigtes Kapital von US-Investoren.

Bei einer Wandelschuldverschreibung leiht sich ein Unternehmen Geld von Investoren. Die Besonderheit gegenüber einem gewöhnlichen Kredit: Der Anleger hat das Recht zu entscheiden, ob er eine Bargeldrückzahlung akzeptiert oder sein Geld in einem vorher festgelegten Verhältnis in Aktien tauscht. In den kommenden zwei Jahren kann die Berliner Epigenomics AG also unverzinste Schuldverschreibungen an YA Global Master SPV Ltd. ausgeben.

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Der US-amerikanische Finanzierer hat sich verpflichtet, die Papiere mit einer Laufzeit von neun Monaten zu 95 Prozent ihres Nominalwertes zu zeichnen. Epigenomics kann die Wandelschuldverschreibungen in Tranchen von 500.000 Euro nach eigenem Ermessen begeben. Epigenomics nutzt das Geld, um die Zeit bis zu einer US-Zulassung des Darmkrebstests Epi Procolon zu überbrücken, erläuterte Thomas Taapken, der Vorstandsvorsitzende von Epigenomics: „Wir erwarten diese Entscheidung nach wie vor noch in diesem Jahr.“ Bis dahin werde das Unternehmen jedoch nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Die nun geschlossene Vereinbarung mit der Yorkville-Gruppe spült dringend benötigtes Kapital in die Kasse. Die liquiden Mittel von Epigenomics lagen zum Stichtag 31. Juni bei rund 3,6 Millionen Euro – genug, um das Geschäft bis Anfang 2014 fortzuführen, heißt es von Epigenomics. Bei der Markteinführung des Septin 9-Tests Epi Procolon in Europa und Asien verzeichnete der Diagnostikspezialist zuletzt einige Erfolge. Im ersten Halbjahr 2013 stieg der Gesamtumsatz um 75 Prozent auf 698.000 Euro. Auch dank geringerer Ausgaben sank der Periodenfehlbetrag so im ersten Halbjahr 2013 auf 3,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 5,7 Millionen Euro), legte Epigenomics im jüngsten Halbjahresbericht offen.

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Proteine aus dem Moosreaktor

Die Bioproduktion von Eiweißen mit den Moosbioreaktoren der Freiburger Biotechnologen soll mithilfe der Heilbronner Greenovation GmbH noch stabiler werden. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Bioproduktion von Eiweißen mit den Moosbioreaktoren der Freiburger Biotechnologen soll mithilfe der Heilbronner Greenovation GmbH noch stabiler werden. Quelle: Eva Decker/Wikimedia Commons

Gemeinsam mit einem Heilbronner Unternehmen tüfteln Freiburger Biotechnologen an effizienteren Moosbioreaktoren für die Proteinproduktion.

Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung schloss die Greenovation Biotech GmbH in Heilbronn nun mit dem Lehrstuhl für Pflanzenbiotechnologie der Universität Freiburg. Produktionsstamm in den Reaktoren mit einem Volumen von bis zu 500 Litern ist das Moos Physcomitrella patens. Die Forscher um Ralf Reski hatten im Zuge der Analyse des Moosgenoms genetische regulatorische Elemente entdeckt, die die Proteinproduktion in Moos noch stärker und zuverlässiger machen könnten. Im neuen Kooperationsprojekt wird dieses Wissen mit dem Know-how von Greenovation bei der Großproduktion im Moosbioreaktor verknüpft. „Solche öffentlich-privaten Kooperationen bilden den Kern der Bioökonomie und werden helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte der Freiburger Arbeitsgruppenchef Reski.

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Im Rahmen der Zusammenarbeit gelte es nun „die Produktausbeute des Moosbioreaktors weiter zu optimieren und auf lange Sicht die Bioproduktion noch berechenbarer und stabiler zu machen“, betonte Thomas Frischmuth, Geschäftsführer von Greenovation. Die Firma entwickelt zurzeit mehrere präklinische Programme, unter anderem zu Enzymersatztherapien für die Fabry- und die Gaucher-Krankheit. Im Frühjahr 2014 soll nach Unternehmensangaben die klinische Versuchsphase für die Ersatztherapie mit Alpha-Galaktosidase beginnen. Das Biopharmazeutikum will Greenovation dann selbst unter GMP-Bedingungen in den Moos-Bioreaktoren züchten. Dafür würden genetisch veränderte Moosstämme genutzt, die über einen längeren Zeitraum zuverlässig und in großen Mengen menschliche Proteine in das Nährmedium abgeben. Die Produktion von Proteinen in Moos hat, nach Angaben des Forschers Reski, viele Vorteile gegenüber konventionellen Produktionssystemen, die auf tierischen Zellen basieren: Mooskulturen würden weder aus Tieren gewonnene Komponenten beinhalten, noch Pathogene, die Menschen schaden könnten. Außerdem wüchsen Moose ohne Antibiotika, die eventuell eine Resistenz hervorrufen könnten.

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