Wirtswechsel: Wie Hepatitis C auf den Menschen kam

Rötelmäuse wie diese können Viren in sich tragen, die eng mit dem Hepatitis-C-Erreger verwandt sind. Im Blut echter fliegender Mäusen wurden sogar Hepatitis-C Antikörper gefunden. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Rötelmäuse wie diese können Viren in sich tragen, die eng mit dem Hepatitis-C-Erreger verwandt sind. Im Blut von Fledermäusen wurden sogar Hepatitis-C Antikörper gefunden. Quelle: C.Robiller/naturlichter.de/Wikimedia Commons

26.06.2013  - 

Bonner Virologen haben in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherteam den möglichen Ursprung des Hepatitis C-Virus  in einer evolutionsbiologischen Studie aufgespürt. Sie berichten über ihre Erkenntnisse im Fachjournal PLOS Pathogens (2013, Online-Vorabveröffentlichung). Demnach lässt sich die Herkunft des gefährlichen Erregers auf Nagetiere und Fledermäuse zurückführen. Basierend auf einem entsprechendem Tiermodell ergeben sich daraus neue Ansätze für Impfstoffstudien, so die Hoffnung der Forscher.

Weltweit sind mehr als 185 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert, die vor allem über das Blut übertragen wird. Schwere Leberschädigungen wie Leberzellkarzinome oder Leberzirrhosen können die Folge sein. „Diese Infektionskrankheit gehört zu den großen Killern auf der Welt“, sagt Erstautor Jan Felix Drexler vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn.

Wählerisches Virus

Weil der Mensch der einzige natürliche Wirt des Virus ist, gestalten sich experimentelle Untersuchungen extrem schwierig. So seien bisherige Versuche, Impfstoffe zu entwickeln daran gescheitert, weil sich Labortiere nicht infizieren ließen, erklärt Institutsdirektor Christian Drosten. Bei der Virus-Jagd, kann Drosten auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Sein Team ist auch Corona- und SARS-Viren auf den Fersen (mehr...). 

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Wo das Hepatitis C-Virus seinen evolutionären Ursprung hatte, war bislang unklar. Weil Fledermäuse und Nagetiere häufig in engem Kontakt zueinander in größeren Gruppen leben,  sind genau diese Tiere in den Fokus der Wissenschaftler geraten. Infektionen werden in solchen Kolonien stark begünstigt.  Die Wissenschaftler analysierten Proben von 2.939 Fledermäusen und 4.770 Nagern. Außerdem vermuteten die Forscher, dass sich Menschen mit einer ursprünglichen Form des Virus bei Haustieren angesteckt haben könnten und untersuchten auch Proben von 210 Pferden, sowie von 858 Katzen und Hunden. Im Laufe der Zeitgeschichte könnte sich so das für Menschen spezifische Hepatits C-Virus entwickelt haben.

Gleiche Virusfamilie andere Viren

Tatsächlich offenbarten die Blutproben der Fledermäuse Antikörper gegen das Hepatitis C Virus. In den Proben der Nager fanden die Forscher sogar mehrere Varianten von Viren, die mit dem Hepatits-C-Erreger verwandt sind. „Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich diese Virusfamilie im Lauf der Evolution in Kleinsäugern entwickelt hat und dann möglicherwiese auf den Menschen oder andere Tiere übergesprungen ist“, sagt Drexler. Eine Gefahr für den Menschen seien diese Virus-Varianten indes nicht, so der Virologe.

Vielversprechende Anätze für die Impfstoffforschung

Ähnlich wie bei Hepatitis C, rufen die neu entdeckten Nagetier-Varianten ebenfalls Infektionen der Leber hervor. Weil sich die Kleinsäuger leicht im Labor halten lassen, werden zukünftige Impfstoffstudien auf Basis dieser Erkenntnisse erleichtert. Besonders viele in Frage kommende Virus-Formen fanden die Virologen bei Rötelmäusen, die ohnehin als Tiermodell in zahlreichen Labors gehalten werden. Rötelmäuse sind für die Verbreitung anderer Viruserkrankungen in Europa relevant. Beispielsweise übertragen sie Hantaviren auf den Menschen, die schwere Lungen- oder Nierenerkrankungen auslösen können.

In dieser Folge der Kreidezeit erklären wir, was Viren zu gefährlichen Krankheitserregern macht.Quelle: biotechnologie.tv

An vielen Fronten gegen Hepatits C

Eine Impfung gegen Hepatitis C gibt es bisher nicht. Immunologen am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung verfolgen aktuell den Ansatz, eine Immunisierung durch sogenannte Subunit-Impfstoffe zu erreichen (mehr...). Auch Therapien gegen das Leiden sind nur bedingt möglich. Leider geht die übliche Behandlung mit sogenannten Interferonen mit schweren Nebenwirkungen einher und die Viren entwickeln obendrein sehr schnell Resistenzen gegen die Wirkstoffe. Helmholtz-Forscher haben in weiteren Untersuchungen Moleküle gefunden, die bei einer Behandlung die Ausbildung dieser Resistenzen erschweren sollen (mehr...).

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