Dämpfer für die Diagnostik-Branche

Im Rahmen des Labordiagnostik-Forums präsentierte der Diagnostikverband VDGH die Ergebnisse seiner Mitgliederumfrage und diskutierte damit verbundene politische Forderungen: Dr. Manfred Partsch (GKV), Dr. Karl-Heinz Büscher (VDGH), Dr. Andreas Bobrowski (BDL), Dr. Dieter Auch (KBV), Dr. Peter Kühne (BDU). <ic:message key='Bild vergrößern' />
Im Rahmen des Labordiagnostik-Forums präsentierte der Diagnostikverband VDGH die Ergebnisse seiner Mitgliederumfrage und diskutierte damit verbundene politische Forderungen: Dr. Manfred Partsch (GKV), Dr. Karl-Heinz Büscher (VDGH), Dr. Andreas Bobrowski (BDL), Dr. Dieter Auch (KBV), Dr. Peter Kühne (BDU). Quelle: Schacht

07.02.2013  - 

Diagnostika erscheinen gerade wegen der großen Fortschritte in der Molekularbiologie als Zukunftstechnologie. Eine ganz andere Sichtweise legen die Hersteller der Laborschnelltests selbst an den Tag. Bei der Vorstellung seiner Jahresstatistik 2012 Ende Januar in Berlin gab der Diagnostikverband VDGH einen negativen Ausblick. Laut der Mitgliederbefragung sinkt der Umsatz im größten Teilmarkt Europas. Bei der Erstattung von in vitro-Diagnostika werde zunehmend gespart, so der Verband. Zudem sei ein vor drei Jahren angestoßenes „beschleunigtes Erstattungsverfahren“, das innovative Tests schneller zum Patienten bringen solllte, bisher nicht umgesetzt worden.

Laut der Unternehmensbefragung, an der sich 48 der 70 Hersteller von in vitro-Diagnostika (IVD) beteiligten, schrumpfte der deutsche Markt im vergangenen Jahr um rund 1,5 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro. Das Negativwachstum geht vor allem auf Verluste beim Verkauf von Blutglukoseteststreifen zurück, die Gewinne (+2,9 Prozent) bei der klassischen Labordiagnostik nicht ausgleichen konnten. Seit Oktober 2011 werden die Blutzuckertests nur noch erstattet, wenn Diabetiker Insulin spritzen müssen, also nicht mit oralen Antidiabetika behandelt werden können.

Mehr auf biotechnologie.de

NewsLophius sammelt vier Millionen Euro ein 

Wochenrückblick: Qiagen baut Test-Palette aus

News: Bioanalytik: Zweite Chance für Krebsarzneien

Gedämpfte Geschäftserwartungen

Der Negativtrend schlägt sich auch in gedämpften Geschäftserwartungen der Diagnostikanbieter für das aktuelle Geschäftsjahr nieder. Gut ein Zehntel der Unternehmer erwarten laut der Studie, dass sich ihre wirtschaftliche Situation weiter verschlechtern wird. 54 Prozent sehen ein stagnierendes Geschäft und nur 35 Prozent rechnen 2013 mit besseren Umsätzen. Zum Vergleich: Noch im Vorjahr erwarteten mehr als 56 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung ihrer Geschäfte. „Insgesamt sehen wir eine Stimmungslage, die pessimistischer ist als im letzten Jahr“, erläuterte VDGH-Vorstandsmitglied Dr. Karl-Heinz Büscher von Siemens Healthcare Diagnostics in Berlin. Die Umsatzsituation ist laut VDGH-Geschäftsführer Dr. Martin Walger indes nicht auf Deutschland beschränkt. „Mit Belgien, Schweiz und Großbritannien weisen nur noch drei der der größeren Märkte in Europa ein positives Wachstum auf.“

Hintergrund

Der VDGH vertritt als deutscher Wirtschaftsverband die gemeinsamen Interessen der Diagnostica und Diagnostica-Gerätehersteller.

Zur Homepage: hier klicken

Enlassungen und Investitionen sollen steigen

Mit 10,6 Prozent planen zwar doppelt so viele deutsche Diagnostikunternehmen als im Vorjahr, Mitarbeiter zu entlassen. Etwa die Hälfte wird nicht neu einstellen. Doch auf die Investitionsbereitschaft wirkt sich dies nicht aus. Mehr als 54 Prozent der IVD-Hersteller will mehr investieren, immerhin 28 Prozent genauso viel Geld ausgeben wie 2011. Auch die F&E-Rate von rund 10 Prozent bleibt konstant. Gut die Hälfte der Unternehmen plant sogar mehr Geld in die Forschung zu stecken – und das, obgleich die Erstattung von Laborinnovationen aus Sicht des VDGH viel zu lange auf sich warten lässt (mehr...). „Die Aufnahme von neuen Labortests in den Erstattungskatalog EBM ist nahezu zum Stillstand gekommen“, erklärte Walger. Martin Partsch vom GKV-Spitzenverband räumte in Berlin ein, dass es „zu bedauerlichen Verzögerungen“ bei der Umsetzung des 2010 beschlossenen verkürzten HTA-Verfahren gekommen, das eine schnelle Erstattung von Labortest-Innovationen zum Ziel hat. Ärzte und Testanbieter können danach neue Tests zur Erstattung vorschlagen. Doch noch sei nur einer der insgesamt 13 Kandidatentest in Begutachtung bisher positiv bewertet worden. Neun Tests warten immer noch auf Begutachtung.

Innovationen belohnen

Dabei sei es sowohl für Unternehmen als auch Patienten wichtig, dass Laborinnovationen rasch erstattet und damit überhaupt vermarktet würden. Walger kritisierte auch, dass die Vergütung für Labordiagnostik bis Sommer 2013 um mehr als 10 Prozent abgesenkt werden solle. Mit Blick auf die Personalisierte Medizin sei es wichtig, ein Erstattungsverfahren für sogenannte Companion Diagnostics zu finden, mit denen die Wirksamkeit und Nebenwirkungen einer Therapie vorhergesagt werden können. Bislang spielen diese in vitro-Diagnostica wirtschaftlich noch keine große Rolle. Perspektivisch schätzen aber mehr als 50 Prozent der befragten IVD-Unternehmen ihre Rolle als mittel bis hoch ein. 

© biotechnologie.de/tg

Videos

Kurzfilme zur Biotechnologie in unserer Videorubrik

Ob Medizin, Landwirtschaft oder Industrie - in unserer Videorubrik finden Sie eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die Sie leicht verständlich in die Welt der Biotechnologie einführen. 


Zur Rubrik Videos

TV-Glossar

Kreidezeit - Begriffe aus der Biotechnologie

Von A wie Antikörper bis Z wie Zellkultur - die Kreidezeit erklärt Begriffe aus der Biotechnologie kurz und knapp an der Tafel. Alle Videos finden Sie in unserem Filmarchiv.


Zur Rubrik Kreidezeit